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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie zu  den Texten des 6. Sonntags imAH St.Elisabeth und St. Michael am Sonntag Abend

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Die Freude Gottes bei den Menschen zu wohnen

  • Es gibt zwei Arten sich einem Menschen zu nähern: ich kann mir über ihn Gedanken machen, über ihn reden.
  • Zur Begegnung mit ihm kommt es, wenn ich ihn besuche oder zu mir einlade und mit ihm rede. Nicht über Belangloses wie das Wetter oder das Fernsehen, sondern freudig ihm mitteilend, was er, die Begegnung mit ihm für mich bedeuten.
  • Dies gilt auch für unsere Beziehung zu Gott, unserem Schöpfer, Erlöser und Vollender. Es erfüllt mich trotz aller Sorgen und der Härte des Lebens mit dankbarer Freude, dass ich heute im Tagesgebet zu ihm - der in unserer Mitte gegenwärtig ist - sagen durfte: „Gott, du liebst deine Geschöpfe, und es ist deine Freude, bei den Menschen zu wohnen.“
  • Er will mich beschenken mit den Gaben seiner Liebe und seines Erbarmens. Darum habe ich in meinem und in ihrem Namen ihn gebeten: „Gib uns ein neues und reines Herz, das bereit ist, dich aufzunehmen. Um das bitten wir dich durch Jesus Christus deinen geliebten Sohn im Heiligen Geist.“
 Die Liebe Gottes, die uns als sein Ebenbild erschuf, und die Freude Gottes, bei uns Menschen zu wohnen, ermutigt uns

1 Die von Gott geschenkte Freiheit der Wahl[1]

  •  zum Leben und nicht zum Tod zu gebrauchen. Die erste Lesung sagt uns, „Wenn du willst, kannst du das Gebot halten; Gottes Willen zu tun ist Treue... Keinem gebietet er zu sündigen.“[2]
  • Der Ausspruch Martin Luthers "Sündige tapfer, aber glaube [noch] tapferer und freue dich in Christus, der Sieger ist über Sünde, Tod und Welt!"  stimmt daher nur im zweiten Teil. Die Aufforderung „sündige tapfer“ ist nicht durch die Heilige Schrift gedeckt.
  • Der Antwortpsalm 119 preist die Menschen selig, „die leben nach der Weisung des Herrn.“ Da jeder von uns, wenn er ehrlich ist, mit Papst Franziskus sagen muss „ich bin ein Sünder“, sollten wir uns den Bitten des Psalmensängers anschließen: „Öffne mir die Augen für das Wunderbare deiner Weisung! Herr, weise mir den Weg deiner Gesetzte...Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge und mich an sie halte aus ganzem Herzen."

Wo Gott und seine Liebe angenommen werden und er mit Freude bei den Menschen wohnt, kann

2 Die Torheit der Verkündigung als Weisheit der Vollkommenen[3]

erfahren werden.

2.1  Torheit in den Ohren der Welt

  • ist einmal die Menschwerdung des ewigen Wortes Gottes in Jesus Christus, bewirkt durch den Heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau und der Sühnetod Jesu am Kreuz zu unserer Erlösung und seine leibliche Auferstehung von den Toten.
  • Durch den Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen erhalten wir von Gott dem Vater Anteil an der Sohnschaft Jesu. Wir sind mit Gott versöhnt.
  • In jeder Messfeier wird dieses Geheimnis unseres Glaubens bei der heiligen Wandlung auf dem Altar gegenwärtig. Unsere gläubige Antwort darauf heißt: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit."

2.2 Die verborgene Weisheit Gottes wird offenbar durch die Torheit der Verkündigung.

  • Vom Herrn auserwählte Boten verkünden sie. Ihnen hat Gott seinen Geist gegeben, damit sie in der Lage sind, Gottes Heilsplan zu erkennen. Sie sagen uns:  Gottes Heil ist uns zur unserer Verherrlichung geschenkt.[4]
  • Schwierig ist es zu weltlich gesinnten Menschen von Gott zu reden, sprengt doch die Größe des göttlichen Geschenks den Rahmen jeder menschlichen Erfahrung.
  • Paulus zeigt in Anlehnung an ein Wort des Propheten Jesaja[5] „...wir verkündigen, wie es in der Schrift heißt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben."
  • Für weltlich denkende Menschen ist das Torheit, Illusion, irrationales Geschwätz. Unser Bekenntnis zum Gekreuzigten Jesus Christus ist für die nicht an Jesus glaubenden Juden ein empörendes Ärgernis, für die Heiden eine Torheit.[6]
  • Trotzdem sagt Paulus zu den Christen in Korinth "Als ich zu euch kam, Brüder, kam ich nicht, um glänzende Reden oder gelehrte Weisheit vorzutragen, sondern um euch das Zeugnis Gottes zu verkündigen. Denn ich hatte mich entschlossen, bei euch nichts zu wissen außer Jesus Christus, und zwar als den Gekreuzigten.“ [7]

Menschen, die sich von Gott eine neues und bereites Herz erbitten und schenken lassen, die ihn aufnehmen, macht Gott fähig

3 Die größere  Gerechtigkeit

zu leben, um in das Himmelreich zu kommen.
Wir hören heute ständig Forderungen, was die katholische Kirche alles aufgeben und aufheben müsse, um wieder attraktiver für heutige Menschen zu sein.

3.1 Die Kirche hat sich immer als eine "ecclesia semper reformanda" verstanden.

  • Sie muss sich immer wieder erneuern und zwar von ihrem Ursprung her. Gemeint ist nicht nur die Institution Kirche, sondern jeder einzelner Christ, jede Pfarrgemeinde.
  • Das erste Wort Jesu, das wir zu Beginn seines öffentlichen Wirkens hören - es erklingt schon aus dem Mund der alt. Propheten - lautet: "Kehrt um!"[8] Das griechische Wort Μετανοεῖτε heißt übersetzt "Ändert euren Sinn, euer Denken“.
  • Wohin sollen wir unseren Blick, unser Denken richten? Doch zu dem sich nahenden Reich Gottes, zum Himmelreich, das in Jesus anbricht. Es geht darum das Leben radikal auf Jesus und das in ihm kommende Reich Gottes auszurichten. Durch ihn will Gott sein Heil schenken.
  • Das Gehör soll sich auf das Evangelium einstellen. Kehrt um heißt: Hört auf das Evangelium, auf die frohe und befreiende Nachricht, die Gott durch Jesus schenkt.
  • Jeder, der das Apostolische Schreiben »Evangelii Gaudium - Freude des Evangeliums« unseres Papstes Franziskus liest, begegnet dieser Freude auf jeder Seite.

Im heutigen Evangelium hörten wir das Kernstück der Bergpredigt Jesu. Der erste Satz lässt aufhorchen.

3.2  Jesus will nicht aufheben, sondern erfüllen

  • Jesus wehrt das Missverständnis ab, er würde die Gebote, wie Mose sie an das Volk weitergegeben hat, als überholt ansehen. Es ist noch gar nicht solange her, da haben die Nazis ein deutsches Christentum propagiert befreit von allem jüdischen, befreit vom Alten Testament.
  • Jesus aber sagt unmissverständlich: "Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich."
  • Es geht Jesus nicht um Aufheben, sondern um Vertiefen und Erfüllen.
  • Er spricht sogar von der Gültigkeit und Bedeutung des Jota, des kleinsten Buchstaben des Hebräischen.  Jüdische Ausleger nennen das Jota auch liebevoll die „Träne Gottes“, die er weint, wenn die Menschen seine Weisung verachten.
  • Der Begriff „Himmelreich“ bezeichnet die Gegenwart Gottes und die Gemeinschaft des Menschen mit ihm. Es kann hier und jetzt schon erfahren werden, wenn wir mit Jesus vereint als seine Kirche als sein mystischer Leib Gott aus ganzem Herzen lieben und unseren Nächsten, ja sogar unsere Feinde lieben wie uns selbst.
  •  Jesus geht es nicht nur um die äußere Erfüllung der Gebote Gottes, sondern um das Herz des Menschen, um seine innere Einstellung.
  • Die Missachtung und Übertretung der Gebote Gottes beginnt ja im Herzen, in unserem Denken, unseren Gefühlen. Sie äußert sich in unseren Worten, die schließlich zu Taten werden. "Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen."[9]
  • Das Schuldbekenntnis zu Beginn der Heilige Messe erinnert uns immer wieder daran: "Ich habe gesündigt, in Gedanken, Worten und Werken durch meine Schuld.." D.h. ich habe es zugelassen, dass das Böse in mir sich breit machen konnte - in dem Raum, der Gott meinem Schöpfer und Erlöser gehört.
  • Denken wir immer dran: Gott liebt Dich. Es ist für ihn eine Freude bei Dir zu wohnen. Darum bete ich zu ihm am Beginn eines jeden Tages „Gott du liebst mich. Danke für deine Liebe. Wohne heute mit und durch Jesu in meinem Herzen. Gib mir ein neues und reines Herz, das bereit ist dich aufzunehmen. Lass mich Tempel deines Heiligen Geistes sein! Dein Reich komme!“

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[1] 1. Lesung Sir 15,15-20


[2] V 15 und 20


[3] 2. Lesung 1 Kor 2,16


[4] Vers 7


[5] Jes 64,3


[6] 1 Kor 1,23


[7] 1 Kor 2,1f.


[8] Mt 3,2; 4,17 Mk 1,15


[9] Mt 15,18