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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie zu Röm 8,8-11  in St. Michael Neunkirchen Sonntag Abendmesse

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Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen
  • Wir leben in einer Anspruchsgesellschaft, wo viele nur haben, aber nicht geben wollen. Uns allen sagt Christus: „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. Heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt.“[1]
  • Wann der Herr in deinem, in meinem Leben Rechenschaft verlangend kommt, wissen wir nicht. Wir kennen weder den Tag noch die Stunde. Aber sie kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.

  • Dann wird alles davon abhängen, ob der Herr zu mir, zu dir sagen kann „Was du dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan hast, das hast du mir getan.“ [2] Alles kommt darauf an, dass wir Gott gefallen.
Paulus zeigt in der 2. Lesung den Christen in Rom und uns:

1 Wer vom Fleisch bestimmt ist kann Gott nicht gefallen.
  • Der Mensch, der nichts hat als sich selber, seinen eigenen Geist und seine Anstrengung im Guten wie im Bösen ist nach der Ausdrucksweise des Apostels „Fleisch“. Er kommt nicht über seine Grenzen hinaus, er entspricht nicht dem, wie ihn Gott gedacht und geschaffen hat. „Er kann Gott nicht gefallen“[3].
  • Der vom Fleisch bestimmte Mensch, der sich nur um sich dreht, hat immer Angst nicht genug zu bekommen. Heute ist dieses Denken bis tief in die Kirche hineingedrungen. Jeder von uns ist heute durch den Mainstream des Denkens in der Gefahr zum "Stamme Nimm" zu gehören.
  • Hellsichtig spricht Papst Franziskus im 81. Artikel seines Apostolischen Schreibens Evangelii Gaudium von dieser Gefahr.[4] In unserem Denken und Empfinden spielt das Wort »Freizeit« eine herausragende Rolle
1.1 Zuerst spricht der Papst von der Reaktion vieler Laien,
  • wenn es darum geht in der Gesellschaft missionarisch zu wirken - Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Viele fürchten "jemand könne sie einladen, irgendeine apostolische Aufgabe zu erfüllen. Sie versuchen, jeder Verpflichtung auszuweichen, die ihnen ihre Freizeit nehmen könnte."[5]
1.2 Auf die kirchlichen Mitarbeiter schauend
  • nimmt der Papst Folgendes wahr: Es sei "sehr schwierig geworden, qualifizierte Katechisten für die Pfarreien zu finden, die in ihrer Aufgabe über mehrere Jahre hin ausharren."[6] Der Papst stellt fest
1.3 Ähnliches geschehe mit den Priestern,
  • "die wie besessen um ihre persönliche Zeit besorgt sind."[7]
  • Worauf ist solches Verhalten zurückzuführen? Wir wissen, jede Zeit hat ihre Götzen, denen sie huldigt. Einer von diesen flüstert uns z.B. ein, Du musst alles tun, damit es dir gut geht; denn wenn es dir gut geht, geht es auch den Leuten um dich herum gut.
  • Papst Franziskus meint, Priester die diesen Einflüsterungen erliegen, hätten "das dringende Bedürfnis, ihre Freiräume zu bewahren als sei ein Evangeliserungsauftrag ein gefährliches Gift anstatt eine freudige Antwort auf die Liebe Gottes, der uns zur Mission ruft und uns erfüllt und fruchtbar macht."[8] Das schreibt Papst Franziskus uns Priestern ins Stammbuch.
  • Er jedenfalls ist nicht vom »Stamme Nimm«, sondern lebt tagtäglich den Auftrag Jesu Christi, das Evangelium zu verkünden und zu missionieren, obwohl er schon 77 ist.  Bei ihm wie bei seinen Vorgängern war und ist von "lähmender Trägheit" nichts zu spüren.  
  Ein Zweites schärft Paulus den römischen Christen und uns ein: Wir werden

2 Vom Geist Gottes lebendig gemacht
  • Nun braucht der von Gott nach dem Gesetz des Werdens und Vergehens geschaffene Mensch - will er nicht im Burn out enden - ausreichend Schlaf und  Zeiten der Erholung, um neue Kraft zu schöpfen.
  • Ja, es ist sogar ein Gebot Gottes: "Sechs Tage kannst du deine Arbeit verrichten, am siebten Tag aber sollst du ruhen, damit dein Rind und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Sklavin und der Fremde zu Atem kommen."[9] Darum also geht es in den freien Zeiten, dass wir
2.1 Zu Atem kommen
  • Eine ganze Industrie macht sich dieses Bedürfnis der Menschen in den Wohlstandsländern zunutze:  Wellness - lass es dir gut gehen, gönn dir was!
  • Papst Franziskus macht darauf aufmerksam, nicht das Übermaß an Aktivität sei das Problem, "sondern es sind vor allem die schlecht gelebten Aktivitäten, ohne die entsprechenden Beweggründe, ohne eine Spiritualität, die die Tätigkeit prägt und wünschenswert macht." Die Folge ist, sagt der Papst, "dass die Pflichten übermäßig ermüdend sind und manchmal krank machen."[10]
  • Wellness ohne Gott, ohne Beziehung zum Ursprung und Ziel unseres Lebens bleibt rein fleischliches Tun. Daran hat Gott kein Gefallen. Der Geist - nicht unser menschlicher Geist - "der Geist Gottes ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt nichts."[11] sagt Jesus im Anschluss an seine Selbstoffenbarung. "Das Brot, das ich euch geben werde, ist mein Fleisch (das bin ich persönlich) für das Leben der Welt."[12]
  • Erholung in der Tiefe unseres Wesens ereignet sich dort, wo wir in Gott gegründet, auf die Kraft und den Beistand seines Geistes vertrauend Ruhe und Erholung, Schlaf und Entspannung suchen.
  • Daran erinnert uns der Psalm 62: "Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe."[13] Dieses Ruhen in Gott schenkt Zukunft für Leib und Seele, darum sagt der gleiche Psalm nochmals "Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihm kommt meine Hoffnung." [14] Dann geschieht, was das Evangelium verkündet:
2.2 Der Geist, der in uns wohnt, weckt uns auf
  • Jesus offenbart sich im Evangelium als die "Auferstehung und das Leben."[15] Er weint als Mensch mit den um ihren gestorbenen Bruder Lazarus trauernden Schwestern Marta und Maria.
  • Jesus - das ewige, Mensch gewordene Wort Gottes - ruft den Verstorbenen ins irdisch vergängliche Leben zurück. Er verheißt aber denen, die an ihn als die Auferstehung glauben, das ewige Leben. "Wer an mich glaubt, wird leben auch wenn er stirbt."[16]
  • Dieser Glaube an die Auferstehung gibt unserem Denken und Empfinden, unserem Tun und Ruhen eine neue Qualität. Wir sehen sie nicht mehr unter dem Aspekt der Vergänglichkeit, sondern der Fülle des Lebens in der Ewigkeit, die Gott ist und schenkt.
  • Unsere Pflichten, sind dann, wie Papst Franziskus sagt nicht mehr "eine angespannte, drückende, unbefriedigende  und letztlich nicht akzeptierte Mühe", sondern werden zu einer "friedvoll-heiteren Anstrengung."[17] Genau das strahlt Papst Franziskus aus.
  • Das Ruhen in Gott und das Tätigsein aus der Kraft des Heiligen Geistes befähigt, sich vom »Stamme Nimm« zu verabschieden und mutig zu geben, wo alle nehmen.
  • Dann interessieren uns plötzlich die Hungernden in der Welt, ihre elementaren Bedürfnisse, wenigstens einmal am Tag ausreichend Nahrung zu haben.
  • Vom Geist Gottes erfüllt kaufen wir uns von dieser Solidarität mit den Hungernden heute nicht durch eine kleine Spende los. Wir überlegen vielmehr, wie wir während des Jahres aus Empfangenden und Nehmenden noch mehr zu Gebenden werden können.
  • Zugegeben - es braucht in einer Gesellschaft, wo die meisten nehmen, nur für sich sorgen, dass es ihnen gut geht, ein bisschen Mut - zu den Gebenden zu gehören.
Weil wir das nicht aus eigener Kraft schaffen haben wir im Tagesgebet auf Jesus Christus schauend, der sich für uns am Kreuz hingegeben hat, Gott gebeten: „Lass uns in seiner Liebe bleiben und mit deiner Gnade aus ihr leben.“
[1] Gl 933

[2] Mt 25,40

[3] Röm 8,8

[4] EG 81 (Evangelii Gaudium)

[5] EG 81

[6] ebd.

[7] Ebd.

[8] Ebd.

[9]  Ex 23,12

[10] Ebd.

[11] Joh 6,63

[12] Joh 8,51

[13] Ps 62,2

[14] Ps 62,6

[15] Joh 11,25

[16] ebd.

[17] Eg 81