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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie am 5. Osterso. im Altenpflegeheim St. Elisabeth

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 Weitergehen müssen auf dem Heimweg

1 Die Botschaft der Trümmer 1

Vielleicht haben manche von Ihnen an den letzten drei Dienstagen in ARTE "Tagebücher des 1. Weltkriegs" gesehen.

Wir erschrecken, wozu der Mensch in seinem Machthunger, seiner Überheblichkeit, in seinem nationalen Wahn und einer falschen Begeisterung fähig ist und die Hölle auf Erden produziert.

Am Ende ist Alles zerstört - die Natur - die Häuser - das Leben von 19 Millionen Menschen - 20 Millionen verwundet - Umsturz der staatlichen Ordnung. Nichts blieb wie es war.

Als 1943 die Verwüstungen des 2.Weltkriegs ständig zunahmen hielt der Jesuitenpater Alfred Delp in München einen geistlichen Vortrag, der den Titel »Trümmer« trug. Darin nannte er den Versuch "sich einzunisten und so tun, als ob die Welt ein Fertiges wäre, eine Vergewaltigung der Wirklichkeit."

Sprüche, wie "leben und leben lassen" oder "Es wird schon werden" oder gar der Text des Naziliedes "wir werden weiter marschieren, wenn alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt" haben sich als hohle überhebliche Phrasen erwiesen.

Delp prophezeit, eines Tages würden wir brutal vor die Wirklichkeit gestellt. "Wir werden vor den Trümmern stehen, die uns ihre Nichtbeständigkeit wirklich beweisen."[2]

2 Die Einsicht in die Nichtbeständigkeit des Wirklichen

Es ist nicht damit getan zu begreifen, "dass das Leben zu Ende geht, dass man selber müde und elend ist." Der Überdruss am Leben oder an den Verhältnissen hilft nicht weiter. Man muss selber den "unruhigen Rhythmus" des Lebens vollziehen und begreifen, "dass das Leben zum Herrn allen Daseins heimverlangt."[3]

Als von Gott geschaffene Wesen, befinden wir uns auf dem Heimweg. "Das Weitergehen-müssen hat nur", so sagt Delp "den einen Sinn, die Perspektive auf eine Heimkehr offen zu halten."[4]

Viele die infolge des zweiten Weltkriegs ihre Heimat verloren haben, können nachvollziehen, was Pater Delp damals sagte: "Der Mensch darf Heimatgefühle haben, aber ohne dort sesshaft zu werden."[5] Mancher ist am Verlust der Heimat zerbrochen, die meisten sind neu aufgebrochen, andere haben als das Wichtigste eingesehen "die Bereitschaft zum Herrgott nicht als weltflüchtige Angst, sondern als Bewährung."[6]

3 Die Freude des Evangeliums ermutigt zum Weitergehen

Papst Franziskus beginnt sein apostolisches Schreiben so: "Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude."[7]

In die biblischen und liturgischen Texte hineinhorchend leuchten die Gründe zu dieser sich immer wieder einstellenden Freude auf. Die Freude, die uns die Frohe Botschaft der Bibel schenkt, gibt uns die Kraft auf dem Weg nach Hause weiterzugehen.

Wir dürfen mit der Kirche im Tagesgebet es vor Gott aussprechen

3.1 Wir sind von Gott angenommen und durch Jesus Christus erlöst.[8]

Wir müssen uns nicht selber erlösen durch immer neue irdische Wiedergeburten hindurch, um schließlich als Person ausgelöscht im Nirwana zu landen. Durch Wasser und Geist in der Taufe sind wir schon für alle Ewigkeit neu geboren für Gott und sein Reich.

Wir sind zwar nur ein winziges Stäubchen im Weltall und doch von Gott liebend angenommen als seine geliebten Kinder. Wir sind keine zum Tod verdammte Existenzen sondern aus der Vergänglichkeit befreit durch die Menschwerdung Gottes in Jesus.

 Durch den Heiligen Geist nahm er aus Maria der Jungfrau menschlichen Leib an, ging mit ihm - für uns und zu unserem Heil ans Kreuz und in den Tod. Und er nahm in der Auferstehung von den Toten diesen Leib mit hinein in die Herrlichkeit Gottes. So wurde der menschliche Leib unsterblich.

Wer an Christus glaubt, hat als ganzer Mensch teil an der Auferstehung Jesu und seinem ewigen Erbe.

Er muss sich auf Erden nicht am Vergänglichen festbeißen - für sich herausholen - koste es, was es wolle - er muss nicht über Leichen gehen, bis er schließlich selber eine wird. Er ist frei für den Herrgott, der allein Fülle des Lebens, ewiges Leben ist und schenkt.

Die Freude des Evangeliums ermutigt zum

3.2 Weitergehen in den notwendigen Diensten der Kirche Jesu[9]

Als in der Urgemeinde die Witwen der zugereisten hellenistischen Juden nicht mehr richtig versorgt wurden, gab es Proteste. Die Proteste führten dazu, dass sich alle versammelten und gemeinsam überlegten, wie dem abzuhelfen ist.

Das Gebet und Verkündigung des Wortes aber auch die Sorge für die Witwen und Waisen dürften nicht zu kurz kommen.

Die Zwölf machen die Sache nicht unter sich aus. Sie rufen die "ganze Schar der Jünger zusammen." Dabei kommt etwas sehr Wichtiges heraus: Der Dienst der Diakone, die verantwortlich sind für Menschen in Not. Das waren damals besonders die Witwen. Das 2.Vat. Konzil hat den Dienst des Diakons wieder neu belebt.

Die Freude des Evangeliums ermutigt uns

3.3 zum Weiterbauen am geistlichen Haus der Kirche[10]

Nach dem ersten und zweiten Weltkrieg wurden wegen der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen viele Kirchen gebaut und neue Pfarreien errichtet.

Aber was zu jeder Zeit geschehen muss, ist der geistliche Aufbau. Die ewige Zukunft, das ewige Erbe der Menschen hängt davon ab, worauf sie ihr Leben bauen - auf irdisch Vergängliches oder auf Jesus Christus, den Gott durch die Auferweckung von den Toten zum Herrn und lebendigen Stein auserwählt und geehrt hat.

Es geht um die Berufung sich als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen zu lassen; eine heilige Priesterschaft zu sein, die durch Jesus Christus geistige Opfer darbringt - die Gott gefallen.

Vor dem Priestertum des Dienstes gibt es für alle Getauften das allgemeine Priestertum. Dazu wurden wir in der Taufe gesalbt. Wer sein Leben auf Jesus Christus den lebendigen Stein baut, wird gerettet. Jesus Christus ist aber der von den Menschen verworfene Eckstein, an dem sich die Geister scheiden und zu Fall kommen.

Der letzte Satz der Lesung zeigt in lebendigen Bildern wie groß die Ehre ist, die Gott dem Glaubenden erweist: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde."

Diese von Gott geschenkte Würde und Ehre verlangt unsere Antwort. Sie heißt: Wir wollen die großen Taten dessen verkünden, der uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.

Die Freude des Evangeliums ermutigt zum

3.4 Weitergehen mit Jesus: Er ist der Weg zur unveränderlichen Wirklichkeit Gottes[11]

Er löst sein Versprechen ein, uns beim Vater einen Platz zu bereiten.  Den kann uns niemand streitig machen.

Je mehr wir uns ihm öffnen, um so deutlicher wird für uns Gott, der Vater, erkennbar. "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen."

Jesus fleht uns mit unaussprechlicher Liebe an zu glauben, "dass er im Vater ist und der Vater in ihm ist." Wem das zu schwierig ist, der soll wenigstens an Jesu Werken seinen Glauben fest machen.

Dabei verheißt Jesus seinen Jüngern, dass sie noch größere Werke als er vollbringen werden.

Wer nicht durch Vorurteile seelisch und geistig erblindet ist, kann auch heute diese Wunderwerke Gottes wahrnehmen. Bei jeder Selig und Heiligsprechung muss ein wirkliches Wunder nachgewiesen werden.

4 Alfred Delp spricht vom »Weitergehen-Können und Weitergehen-Müssen«

"weil man eingesehen hat, dies ist die Ordnung unseres Lebens und dies ist die einzige Form, in der wir unser Leben gewinnen können."

Dieses Wissen, dass wir auf dem Heimweg zu Gott sind, befähigt uns, "dass man den Schrecken überwindet, dass man nicht erschlagen und gelähmt wird von den Dingen der Geschichte, die am Horizont erscheinen.
Wer in das Weitermüssen sich einmal eingelassen hat, den erschreckt nichts mehr, wenn das Weitergehen ernst wird und das Vorübergehen der Dinge geschieht."[12]

Denn als Christen sind wir auf dem Heimweg!


[1] Alfred Delp SJ Gesammelte Schrift Bd.3. 4.Trümmer S.434 f.

[2] Delp ebd.

[3] Delp ebd.

[4] Delp, ebd.

[5] Delp ebd.

[6] Delp ebd.

[7] Papst Franziskus „Evangelii gaudium“ Einleitung S.7

[8] Tagesgebet am 5. Ostersonntag

[9] 1.Lsg. Apg 6,1-7

[10] 2.Lsg. 1Petr 2,4-9

[11] Joh 14,1-12

[12] Delp ebd.