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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie zu  den Texten des Festes der Heiligen Familie in Rödlas Regina Pacis

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Flucht und Heimkehr 1

1  Familien auf der Flucht

Der Traum des heiiigen Joseph mit der Aufforderung mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen - Am Eingang der Milchgrotte in Bethlehem
Der Traum des heiiigen Joseph mit der Aufforderung mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen - Am Eingang der Milchgrotte in Bethlehem
Weihnachten, das Fest der Geburt Christi ist kaum vorbei, schon hören wir von der  Flucht der Familie Jesu. Sie flieht vor Herodes, der um seine Macht fürchtet und daher jedem möglichen Konkurrenten  tötet. Egoismus und Machtbesessenheit sind seit jeher die Feinde des Lebens.       

Die Älteren unter uns, die gegen Ende des 2. Weltkriegs aus Ostpreußen, Pommern, aus Schlesien geflohen sind, oder die aus dem Sudetenland, den deutschen Sprachgebieten im Südosten Europas, vertrieben wurden, wissen was das heißt: Familien auf der Flucht. Dazu meist noch ohne die Väter, die gefallen oder in Gefangenschaft geraten waren.

Familien auf der Flucht, das ist auch heute das Schicksal vieler Eltern und ihrer Kinder. Die Familie Jesu wusste noch, wohin sie sich in Sicherheit bringen konnte. Sie hatte auch als Beschützer den heiligen Josef dabei. Wohin aber sollen heute die bedrängten Familien fliehen, da immer mehr Länder ihre Grenzen dicht machen?

Wenn wir das vielfältige Elend der Familien, die Kinder auf der Welt sehen, kommen wir uns recht hilflos vor. Unsere Spenden sind sie nicht nur ein Tropfen auf den berühmten heißen Stein? Ausreden helfen auf keinen Fall.

Die Sternsingeraktion - an der sich am 5. und 6. Januar wieder etwas 70 Kinder und Jugendliche unserer Pfarrei beteiligen - zeigt einen Weg zu ganz konkreter Hilfe auf. Das päpstliche Missionswerk der Kinder in Deutschland unterstützt damit 2500 Projekte in der 3. Welt: Immer geht es darum, Kindern in Not  beizustehen und ihre Lebenschancen zu verbessern

2 Wir auf der Flucht

2.1 Auf der Flucht vor einander

Ist es nicht auch manchmal eine Art von Flucht, wenn wir uns vor den Fernseher begeben und so dem Gespräch mit dem Ehepartner oder den Kindern aus dem Weg gehen?

Ist es nicht eine Art von Flucht, wenn sich Kinder  so in ihre Computerspiele vertieft sind, dass nicht mehr ansprechbar sind?

Ist es nicht eine Art von Flucht, wenn Jugendliche  am Wochenende von einer  Disko zur anderen fahren in Partys bis in den Sonntag Morgen ihre Seelen in Sex und Alkohol ersäufen?

Fliehen nicht manche die eigenen vier Wände, weil sie einander oder als Alleinstehende das Alleinsein nicht ertragen können?

Maria und Josef waren miteinander auf der Flucht, um das Leben des Jesuskindes vor dem Tyrannen Herodes zu retten. Auf Gottes Geheiß sind sie nach Ägypten geflohen.

Aber wie sieht es heute bei uns aus? Sind nicht viele

Flucht der Heiligen Familie nach Ägypthen - Am Eingang der Milchgrotte in Bethlehem
Flucht der Heiligen Familie nach Ägypthen - Am Eingang der Milchgrotte in Bethlehem
2.2 Auf der Flucht vor Gott


Menschen fliehen vor Gott, wenn sie den Sonntag so verplanen, dass er, unser Schöpfer und Vollender, keinen Platz mehr darin hat, obwohl es doch sein Tag ist, an dem er uns begegnen möchte und wir bei ihm ausruhen sollten.

Konzerte oder öffentliche Lustbarkeiten sind kein Ersatz für den Gottesdienst, sondern eine Flucht vor Gott, der uns durch Jesus in seiner Kirche nahe ist. Nicht in einer perfekten fernsehgerechten Inszenierung, sondern erfüllt von der Verheißung, dass er mitten unter uns ist, wo zwei oder drei sich in seinem Namen versammeln.

Wir wissen, fernsehübersättigte Kinder haben keinen Sinn mehr für den Gottesdienst; sie langweilen sich, auch weil niemand ihnen das Geschehen erschlossen hat.

Wen wundert’s? Wer bis in den Sonntag Morgen hinein Partys feiert, hat am Sonntag Morgen keinen Sinn mehr für Gott. Alle Energien sind  bereits verbraucht.

Viele suchen heute Rat und Hilfe bei Menschen. Zahlen dafür viel Geld. Aber die Probleme scheinen nicht weniger zu werden, wie die wachsende Zahl der Therapeuten und Berater zeigt.

Viele haben heute vergessen, was uns die Kirche und der Glaube lehren und wir im Lied der Schubertmesse singen:

"Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken? Wem künd' ich mein Entzücken, wenn freudig pocht mein Herz?" Die christliche Antwort heißt: "Zu dir, zu dir, o Vater, komm ich in Freud und Leiden; du sendest ja die Freuden, du heilest jeden Schmerz."

Noch ist es Zeit

3  Heimzukehren von der Flucht

3.1 Die Familie Jesu kommt zurück

und lässt sich auf das Geheiß des Engels in Nazareth nieder. Im „Galiläa der Heiden“, in der tiefsten Provinz. Mit Gott und zu seiner Ehre kann man überall leben, in der Großstadt und auf dem Land, in der tiefsten Provinz, sogar mitten unter lauter Heiden. Die gibt es auch bei uns zuhauf-

3.2 Wie kommen wir zurück zu Gott und zu einander?

Indem wir - wie es Papst Franziskus in seinem apostolischen  Schreiben »Evangelii Gaudium« ausführt - die Freude des Evangeliums wieder neu entdecken und danach leben.

3.2.1 Die 1 Lesung aus Jesus Sirach

leitet zu einem ehrfürchtigen und einander dienenden Umgang der Generationen an:

von Alt und Jung,  Jung und Alt, von Mann und Frau, von Kindern und Eltern. Nur so gibt es für alle eine gute Zukunft. Das verheißt der Antwortpsalm.

3.2.2 Die zweite Lesung aus dem Kolosserbrief

zeigt, wie die in Jesus uns zuteil gewordene Liebe Gottes unserem Leben einen ewigen unvergänglichen Sinn gibt und zugleich unser Zusammenleben gelingen lässt. Daraus ergeben sich

4 Die Grundlagen für das Zusammenleben der Christen

4,1 Weil wir von Gott geliebt sind

Bemühen wir uns als seine auserwählten Heiligen um den entsprechenden Umgang miteinander.

Wir versuchen mit den Schwächen und Fehlern unserer Mitmenschen Erbarmen zu haben. Aber es muss ein Erbarmen sein, das den anderen aufrichtet. Jeden Morgen werde ich Gott bitten, er möge in mir und durch mich lieben, damit ich Güte ausstrahle, für den anderen das Gute will und ihm Gutes tue.

Haben wir uns geärgert, hat der oder die andere uns verletzt, dann sind wir in Gefahr heftig, ja zornig zu reagieren. So lassen wir zwar Luft ab, aber erreichen höchstens, das der andere sich von uns abwendet.

4.2 Milde und Geduld üben

Das Wort üben zeigt schon an: Milde zu sein geht nicht so leicht. Muss vielmehr eingeübt werden. Milde entsteht durch einen bewussten Akt des Verzeihens und Vergebens "Herr, verzeih ihm oder ihr. Ich verzeihe ihm oder ihr auch, weil Du mir auch immer wieder verzeihst."

Wer selber ein heftiges Temperament hat, wird sich schwer tun mit der Geduld. Diese hängt oft an einem seidenen Faden, der schnell reißt. Ein solcher Riss bringt also nichts Gutes, sondern nur Entzweiung. Wer dagegen einen langen Atem hat, dem geht nicht so schnell die Luft aus.

Den Trostspruch der heiligen Teresia von Avila muss ich mir immer wieder vorsagen: "Nichts soll dich ängstigen, Nichts dich erschrecken, Alles vergeht, Gott bleibt derselbe. Geduld erreicht alles;"

Aber damit ist es noch nicht getan. Die Geduld braucht ein sicheres Fundament. Darum fährt Theresia fort: "Gott allein genügt.“ Er ist der Einzige, auf den ich mich immer stützen kann! Er ist immer da!

4.3 Wie mit ungeliebten aggressiven Menschen umgehen?

Es gibt Menschen und sie werden nicht weniger, die selber in ihrer Kindheit keine und nicht genügend Liebe empfangen haben. Sie können glauben, dass sie von Gott seit Ewigkeit und bis in Ewigkeit geliebt sind. Solche Menschen können auch sehr aggressiv und verletzend sein.

Kann und soll ich dennoch weiterlieben? Aus eigener Kraft kaum.  Ich werde Jesus bitten, dass er mir seinen Frieden, seine bedingungslose Art zu lieben schenkt - und wenn es sein muss – dass ich sieben und siebzigmal vergebe, weil Gott es mit mir auch so macht.

Großer Schaden entsteht für das Evangelium, wenn die Glieder am Leibe Christi in Aufruhr und im Aufbegehren gegen Gott und gegeneinander sind. Dann verliert die Kirche ihre Strahl und Überzeugungskraft. Deshalb heißt es lieben um der Liebe Gottes willen, die barmherzig ist.

4.4 Der Glaube braucht Nahrung und Stärkung,

um hoffend und liebend in den Anfechtungen des Alltags bestehen zu können. Daher die Mahnung des Apostels: "Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch."

Wo das Wort Christi nicht mehr gehört wird, wo es in den tausend Stimmen der Nichtigkeiten verstummt, zerbricht die Gesellschaft, das Volk, die Familie.

Wir sind heute alle so emanzipiert. Wer will sich da belehren, schon gar ermahnen lassen. Und doch muss es geschehen. Wer zu allem Ja sagt oder schweigt, macht sich mitschuldig, dass das Schiff des Lebens an oft unsichtbaren Untiefen und Riffen strandet und zerbricht.

Gott im Herzen miteinander singend zu loben und zu preisen muss in der Familie eingeübt werden und kann eine starke Hilfe im Alltag sein.  In schweren Situationen können die guten Lieder, die uns mit Gott verbinden, plötzlich aus dem Unterbewusstsein aufsteigend in uns erklingen und Licht, Freude und Sicherheit in die Dunkelheit bringen.

Ich bin froh um diesen wunderbaren Schatz, der seit Kindheit in mir eingeübt schlummert und mich immer wieder spüren lässt: "Ich bin in Gottes Gnade". Seine liebende und aufrichtende Nähe ist in mir gegenwärtig.

Wie gut, wenn in jeder Situation des Lebens - in den frohen wie in den schweren - die Melodie eines religiösen Liedes über unsere Lippen kommt.

Wir erfahren dann, wie wichtig der Rat des Apostels ist:

"Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade."

4.5 Im Namen Jesu und Gott dankend

  "Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!"

Dann ist auf einmal nicht mehr wichtig, wer das Sagen hat, wer sich durchsetzt, sondern dass jeder dem anderen, seinem Leben und seinem Glauben dient.

Die Großeltern ihren Kindern und Enkeln, die Kinder ihren Eltern, auch die erwachsenen Kinder ihren altgewordenen Eltern, der Mann seiner Frau und die Frau ihrem Mann. Geschwister ihren Geschwistern. Liebe in der Familie ist ein Geben und Nehmen.

Für wache Christen ist es wichtig genau hinzuschauen:  Wie sieht die Balance von Geben und Nehmen in unserer Familie, in Ihren Beziehungen aus?

Sind wir z.B. fähig Alleinstehende und Einsame mit zu integrieren, sie teilhaben zu lassen an unserem Glück und unseren Problemen, aber auch offen zu sein für deren Lebensprobleme. Denn alle sind wir Gottes geliebte Kinder, die einander brauchen und einander beistehen sollen.

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[1] 1. L Sir 3,2–6.12-14 (3-7.14–17a); 2. L Kol 3,12–21; Ev Mt 2,13–15.19–23