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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilie zu  den biblischen Texten des Gründonnerstag  in St. Heinrich Kleinsendelbach

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Die neue göttliche Ordnung

1 Mit dem Herrn Eucharistie feiern

Die Lesungen am Gründonnerstag sind den meisten von uns vertraut. Sie rufen uns in Erinnerung, was geschieht, wenn wir mit Jesus, unserem Erlöser Eucharistie feiern:

1.1 Der Bericht vom Paschamahl in Israel[1]
zeigt uns eindringlich, dass Gott mit mächtigem Arm gegen die Widerstände der Geschichte und der politischen Mächte sich sein Volk geschaffen hat und auch jetzt neu schafft, indem er heilbringend an uns vorübergeht.
1.2 Im ältestes Bericht des NT vom Abschiedsmahl Jesu [2]
zeigt Paulus, was die Gemeinde des Herrn beachten muss, damit die Feier des Herrenmahls damals in Korinth und heute bei uns dem Willen ihres Stifters entspricht und für alle Beteiligten glaubwürdig ist. Das Mahl des Herrn verträgt keinen Egoismus und verlangt die Sorge für die Armen.
1.3 Der Bericht von der Fußwaschung steht als Zeichenhandlung Jesu vor uns.[3]
Durch sie stiftet Jesus eine neue Ordnung des Umgangs der Jünger miteinander. Zugleich bereitet sie die Jünger darauf vor, seine Lebenshingabe am Kreuz als erlösendes und befreiendes Tun anzunehmen.
Die Zeichenhandlung der Fußwaschung nimmt im Zusammenhang des Todes und der Auferstehung Jesu im Johannesevangelium jene zentrale Stelle ein, wie bei Paulus und in den drei anderen Evangelien der Einsetzungsbericht, die der Priester in den Nachfolge der Apostel bei der heiligen Wandlung in jeder Messfeier spricht, damit durch Gottes Geist Brot und Wein zum Leib und Blut Jesu werden.
Schauen wir auf die Zeichenhandlung, die Jesus an den Zwölfen vollzieht:

2 Die Fußwaschung

Als erstes will uns Jesus zeigen

2.1 Fußwaschung und Kreuzestod gehören zusammen
Einer der großen Exegeten des vergangenen Jahrhunderts, mein verehrter Lehrer Rudolf Schnackenburg, hat sich sehr intensiv mit dem Johannesevangelium befasst. Er sagt: Für Johannes "wird in der Fußwaschung die letzte Hingabe Jesu für die Seinigen zeichenhaft präsent und hat die Fußwaschung ihren ganzen Sinn darin, auf den Tod Jesu und die in ihm begründete Gemeinschaft mit den Jüngern vorauszuweisen."
In den auf die Fußwaschung folgenden Abschiedsreden deutet Jesus diese so::
"Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde."[4]
Freilich dies können die Jünger erst verstehen, wenn das Todesgeschehen am Karfreitag in der Begegnung mit dem Auferstandenen und durch die Gabe seines Geistes durchschaut wird. Darum sagt der Herr zu dem sich gegen die Fußwaschung wehrenden Petrus:
"Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen."[5]
Wenn wir von einem entscheidenden Ereignis im Leben eines Menschen sprechen, sagen wir „das war seine Stunde“. Das Evangelium spricht gleich am Anfang davon. Mit dem was Jesus tut, beginnt die alles entscheidende Stunde seines irdischen Lebens.
2.2 Die Stunde Jesu
In den ersten drei Versen des Evangeliums steht Jesus als der Herr vor uns, der von einer Liebe erfüllt ist, die bis zum Äußersten geht:
Mit vollem Bewusstsein geht er in seine Stunde, die zugleich die Stunde der tiefsten Erniedrigung und der Erhöhung und Verherrlichung ist. In der Erhöhung am Kreuz vollendet sich seine Liebe zu den Seinen. Sie wird zur Stunde, da er zum Vater heimkehrt.

All das steht im Kontrast zur Darstellung der Umtriebe des Teufels, der das Herz des Judas Iskariot bereits besetzt hat.

Ebenso steht das Wissen Jesu um seine in der Macht des Vaters über alles gründende Hoheit im Kontrast zur dem erniedrigenden Dienst der Fußwaschung.

Der vom Vater gekommen ist und zum Vater heimkehrt, steht über den Feinden der Menschen: er steht über der Macht des Bösen und über der Macht des Todes.

Die Handlung der Fußwaschung wird schlicht und nüchtern erzählt. Das Interesse des Evangelisten gilt dem die Fußwaschung deutenden Gespräch Jesu mit Petrus, dem Sprecher der Zwölf.

Die Stunde Jesu, sein Tod und seine Auferstehung, werden zur Stunde, da seine Liebe den Seinen eingegossen wird durch den Heiligen Geist.
In der Fußwaschung handelt er mit der gleichen Liebe, die sich in seinem Tod am Kreuz vollendet.  In dieser Liebe bleibt er mit ihnen verbunden - über seinen und ihren Tod hinaus. Die Verheißungen der Abschiedsrede Jesu bezeugen es:
Sie werden leben wie er.[6]
Sie werden dort sein, wo er ist. [7]
Er wird ihnen seine Herrlichkeit geben, die sein Vater ihm gegeben hat.[8]
Und er und sein Vater werden bei ihnen wohnen.[9]
Durch die Fußwaschung und seinenTod am Kreuz offenbart uns Jesus
2.3 Die neue göttliche Ordnung
„Das Verhalten Jesu soll das Verhältnis der Jünger zueinander bestimmen." [10] Einander die Füße zu waschen wird zum Gebot.
Petrus sieht sich dem Einsturz einer Weltordnung gegenüber. Das ist ja die Umkehrung dessen, was bisher gilt. Das darf keinesfalls sein. "Niemals sollst du mir die Füße waschen."[11]
"Dann", sagt Jesus, "hast du keine Gemeinschaft mit mir." Lass doch dein Weltbild einstürzen: Oben Herr, unten Knecht. Jesu Tat ist und schafft eine neue göttliche und menschliche Ordnung: Petrus soll im Gehorsam genau das geschehen lassen, was der Herr tut. Er soll seinen Sklavendienst, seinen Tod am Kreuz, sein Sich-Schenken im Mahl als Liebes- und Heilsdienst annehmen, an sich geschehen lassen. Darum also geht es für die Jünger Jesu heute:
2.4 Das Zeichen der Fußwaschung annehmen

Für uns heißt das, einander mit den Gaben, die uns Gott gegeben hat, dienen, aber auch den Dienst der anderen annehmen.

Es geht darum die im Zeichen der Fußwaschung geschehende dienende Liebe Jesu - die bis zum Tod am Kreuz ging - anzunehmen.

Diese Liebe wird in der heiligen Eucharistie unter uns gegenwärtig. Denn auch da bedient er uns mit seinem Wort und seinem Fleisch und Blut.

Wer den Liebesdienst Christi annimmt, sich ganz von dieser Liebe Jesu, die alles hergibt, erfassen lässt,  wird fähig zum Liebesdienst an den Menschen. Dadurch wird die befreiende und erlösende Liebe Christi immer wieder neu unter uns lebendig und erfahrbar.

Erlöste und befreite Gemeinde des Herrn wird es bei uns auch in Zukunft geben, wenn wir die Liebe Christi vorlebend an die nachkommende Generation weitergeben und diese sie annimmt und lebt.

Dann wird auch die Feier der Eucharistie glaubhaft sein. Dann wird man mitten unter uns erfahren, dass Gott sich sein Volk schafft gegen die Strömungen der Zeit. Alles kommt darauf an, dass wir
2.5 die Fußwaschung leben

Papst Franziskus hält uns seinem apostolischen Schreiben »Evangelii gaudium“ an, missionarische Jünger Jesu zu sein. Er spricht von "einer Form der Verkündigung des Evangeliums, die uns allen als tägliche Pflicht zukommt."[12] Wir sollen das Evangelium zu den Menschen bringen, "mit denen jeder von uns zu tun hat, zu den Nächsten wie zu den Unbekannten."[13]

Als Jünger Jesu zu leben bedeutet, zu lieben wie er uns geliebt hat. Im dem an die Fußwaschung anschließenden Gespräch mit seinen Jüngern sagt Jesus "Ein neues Gebot gebe ich euch. Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben."[14]

"Jünger sein bedeutet," sagt Papst Franziskus, "ständig bereit sein, den anderen die Liebe Jesu zu bringen, und das geschieht spontan an jedem beliebigen Ort, am Weg, auf dem Platz, bei der Arbeit, auf einer Straße."[15]

Es geht um die Begegnung und Liebe von Mensch zu Mensch. Sie wird zur Verkündigung des von Gott geschenkten Heils, wenn ich dem anderen respektvoll und freundlich begegne.

Oft beginnt eine Begegnung mit der Frage "Wie geht es?" Aber das darf nicht nur eine Floskel sein. Erst wenn ich dem mir begegnenden Menschen wirklich zuhöre, Anteil nehme an seinen Freuden und Sorgen, ihm gestatte, mir mitzuteilen, wovon sein Herz voll ist, erst dann ist es möglich, ihm das Wort Gottes mitzuteilen.

Man muss nicht theologisch gebildet sein, um die Liebe Jesu zu leben. Der Papst spricht von der vielfältigen Weise, wie das geschehen kann: "Manchmal drückt man sich auf direkte Weise aus, andere Male durch ein persönliches Zeugnis, eine Erzählung, eine feste oder spontane Form, die der Heilige Geist selbst in einem konkreten Umstand hervorrufen kann."[16]

Ja , es kann sogar vernünftig sein, wenn die entsprechenden Bedienungen gegeben sind, das Gespräch mit einem kurzen Gebet abzuschließen oder dem anderen einfach zu sagen: "Ich nehme deine Sorgen und Probleme mit in mein Gebet, mit in die Feier der Heiligen Messe."

Gerade daran, sagt Papst Franziskus kann der andere Mensch "deutlicher spüren, dass er angehört und verstanden wurde, dass seine Situation in Gottes Hand gelegt wurde, und er wird erkennen, dass das Wort Gottes wirklich sein Leben anspricht."[17]
 
[1] Ex 12,11-14

[2] 1 Kor 11,23-26

[3] Joh 13,1-15

[4] Joh 15,13

[5] Joh 13,7

[6] Joh 17,12

[7] Joh 12,26; 14,3; 17,24

[8] Joh 17,12

[9] Joh 14,23

[10] J. Schneider

[11] Joh 13,8

[12] EG 127

[13] ebd.

[14] Joh 13,34

[15] EG 127

[16] EG 128

[17] EG 128