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Lesejahr 2013 (C)

Homilie zu Lk 23,26-43 am Palmsonntag in St. Michael Neunkirchen

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Jesus auf seinem Kreuzesweg nachfolgen
1 Die Texte der Bibel am Palmsonntag
 Führen uns schrittweise hinein in das Mysterium der Passion Jesu, in sein Leiden und Sterben, das zur Auferstehung führt.
Er lädt ein, ihm auf diesem Weg zu folgen. So wird ER für uns zum Weg des Heils und der Auferstehung.
1.1 Das Tagesgebet verkündet uns
Gott wird in Jesus Mensch und beugt sich unter die Schmach des Kreuzes. Er will, dass seine Jünger und Jüngerinnen ihm auf dem Weg des Kreuzes nachfolgen. So erlangen wir Anteil an seiner Auferstehung.
1.2 In der 1. Lesung steht der Messias als Knecht Gottes vor uns.[1]
Sein Jünger sein heißt,
- Wie er, jeden Morgen unser Ohr für Gott zu öffnen. Auf ihn hörend in den Tag, in die Arbeit, in die Schule, in die Ferien zu gehen.
- Wie der Meister die müde gewordenen Mitchristen zu stärken.
- Wie er nicht zurückweichen, wenn es um Gott und um die Sache Jesu geht.
- Den Rücken denen hinhalten, die in Wort und Schrift und in den Medien auf die Kirche des Herrn eindreschen und nur die Sünden der Kirche und das Versagen von Christen betonen.
- Sich angesichts von Schmähung und Spott nicht zurückziehen und verstecken; denn wir wissen Gott auf unserer Seite und stehen in der Nachfolge Jesu.
Mit Jesus werden wir im Psalm zu Gott beten "Du meine Stärke eile mir zu Hilfe!"
1.3 Die 2. Lesung besingt den menschgewordenen Sohn Gottes.[2]
  • In aller Bedrängnis und Erniedrigung wissen wir uns an der Seite Jesu. Er, der Sohn Gottes erniedrigte sich, indem er den Jüngern die Füße wusch und unter uns war, wie einer, der dient; gehorsam wurde und liebte bis zum Tod am Kreuz.
  • Denken wir immer daran, "darum hat Gott ihn erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen."
  • Vor ihm wird am Ende jedes Knie sich beugen und jede Zunge bekennen Jesus Christus ist der Herr - zur Ehre Gottes des Vaters.[3]
  • Der Jünger und die Jüngerin brauchen also weder ängstlich noch resigniert in die Zukunft schauen. Denn unsere Zukunft ist der auferstandene Christus. Und wir sind Glieder an seinem verherrlichten Leib.
  • Daher können wir ohne Angst in seine Passion eintreten und uns mit ihm am Vorabend seines Leidens und Sterbens an seinen Tisch begeben, wo er - der sich am Kreuz für uns hingegeben hat - mit jedem von uns im Brot des Lebens und Kelch des Heiles ganz eins wird.
2. Ansprache in der Passion[4]
2.1 Der Herr hat uns auf seinem Weg der Passion mitgenommen.[5]
  • In die Intimität des Mahles und des Einswerdens mit ihm, der sich für uns hingibt.
  • In seine umstürzenden Gedanken, die Führenden sollen Dienende sein. Das schenkt Gemeinschaft mit Gott und Anteil an seinem Mahl.
  • Jeder Jünger ist wie Petrus versucht, ihn zu verleugnen; hat aber die Chance umzukehren.
  • Jesus lässt uns teilnehmen an seiner Angst im Ölgarten. Wir erlebten den bitteren Augenblick des Verrats durch Judas und seine Verhaftung mit.
  • Preisgegeben dem Spott der Wächter, dem hohen Rat, der längst seinen Tod beschlossen hat. Ausliefert an Pilatus, von Herodes lächerlich gemacht, von Pilatus trotz erwiesener Unschuld zum Tod verurteilt und der Kreuzigung übergeben.
2.2 Zuletzt hat uns Jesus mitgenommen auf seinem Weg zu Kreuzigung.
Diesen Weg wollen wir jetzt noch einmal bedenkend mitgehen.
2.2.1 Das Kreuz mittragen[6]
  • Durch Folter geschwächt hat Jesus nicht mehr die Kraft sein Kreuz allein zur Richtstätte zu tragen. Die Soldaten ergreifen den vom Feld kommenden Simon von Zyrene Jesus das Kreuz nachzutragen.
  • So geht es oft im Leben. Wir müssen das Kreuz anderer – ob wir wollen oder nicht - mittragen. Wenn Angehörige schwer erkranken, Opfer eines Unfalls werden, Freunde oder Nachbarn von einem Unglück heimgesucht werden, wenn uns die Gesichter armer Menschen und hungernder Kinder um Hilfe bittend anschauen.
  • Gott will, dass wir ihr Kreuz mittragen. Sagt doch der Herr beim Jüngsten Gericht "Amen, ich sage euch, was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."[7]
2.2.2 Sich nicht bedauern lassen, sondern trösten[8]
  • Die weinenden Frauen bittet er, nicht ihn zu beweinen sondern ihre Kinder, denen durch eine verblendete Politik ein schlimmes Schicksal bevorsteht.
  • Auch für einen Jünger und eine Jüngerin Jesu gilt, über die eigene Not nicht die Not der Mitmenschen zu übersehen, sondern zu trösten und zu helfen.
  • Von der heilig gesprochenen Anna Schäffer wird uns berichtet, dass sie trotz ihres schweren durch einen Unfall verursachten Schicksals und ihrer schlimmen Schmerzen, die sie besuchenden Menschen aufrichtete und tröstete.
2.2.3 Nicht verfluchen, sondern betend segnen[9]
  • Mitten zwischen zwei Verbrechern gekreuzigt, wegen seiner Hilflosigkeit noch verspottet, betet er für seine Mörder.
  • Wenn uns andere Menschen das Leben schwer machen, uns wehtun und verletzen, hält uns Jesus durch sein Beispiel an, für sie zu beten. Oder wie Paulus sagt: "Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht!"[10] Und der heilige Petrus ermutigt uns: "Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Stattdessen segnet; denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erlangen."[11] So siegt unser Jüngersein und die Nachfolge Jesu über das Böse und verbannt es aus unserem Geist und unserem Herzen.
2.2.4 Bis zuletzt ein Segen sein[12]
  • Jesus Leiden und Sterben ist bis zum letzten Augenblick heilbringend. Der reuige Verbrecher, der seinen Tod als Lohn für seine schlimmen Taten annimmt, ist von der Unschuld Jesu überzeugt. Er bittet ihn: "Jesus denk an mich, wenn du in dein Reich kommst." Und Jesus antwortet: "Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein."[13] Die letzte Tat des irdischen gekreuzigten Jesus ist also eine rettende, eine Heil schenkende.
  • So sollte es auch bei uns Jünger und Jüngerinnen Jesu in unserer letzten Stunde sein: Gott gebe, dass es Worte des Segens sind für die Menschen, die uns begleitet haben und die wir zurücklassen. Lassen wir sie versöhnt und gesegnet zurück, auch wenn ihr Leben alle andere als erfreulich für uns war.
3 Nachfolge von Benedikt XVI uns ans Herz legt.
  • Bei der Nachfolge Jesus geht es "um eine innere Verwandlung der Existenz."[14]
  • Diese Verwandlung beschreibt Benedikt so: "Es geht darum, daß ich nicht mehr in mein Ich eingeschlossen bin und meine Selbstverwirklichung als meinen hauptsächlichen Lebensinhalt annehme.
  • Es geht darum, daß ich mich frei gebe an einen anderen hin – für die Wahrheit, für die Liebe, für Gott, der mir in Jesus Christus vorausgeht und den Weg zeigt.
  • Es geht um die Grundentscheidung, nicht Nutzen und Erwerb, Karriere und Erfolg als letztes Ziel meines Lebens anzusehen, sondern Wahrheit und Liebe als die eigentlichen Maßstäbe anzuerkennen."[15]
  • Wenn wir in dieser Heiligen Woche den Weg Jesu mitgehen, der im Kreuzweg seinen Höhepunkt und seine äußerste Dichte erreicht, wird in uns die Bereitschaft und der Wille wachsen, auf dem Weg Jesu mitzugehen.
  • Benedikt sagt es so: "Es geht um die Wahl, nur für mich selber zu leben oder mich wegzugeben – an das Größere hin. Und bedenken wir dabei, daß Wahrheit und Liebe nicht abstrakte Größen sind, sondern in Jesus Christus sind sie Person. Wenn ich ihm folge, dann trete ich in den Dienst der Wahrheit und der Liebe. Mich verlierend finde ich mich."[16]

[1] Jes 50,4–7
[2] Phil 2,6-11
[3] Phil 2,10f.
[4] Lk 23,26-42
[5] Lk 22,14 – 23,25
[6] Lk 23,26-28
[7] Mt 25,40
[8] Lk 23,29-31
[9] Lk 23,34-39
[10] Röm 12,14
[11] 1 Petr 3,9
[12] Lk 23,40-43
[13] Lk 23,42f
[14] Benedikt XVI Predigt am Palmsonntag 2007
[15] ebd,
[16] ebd.