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Lesejahr 2012 (C)

Homilie zum Tagesgebet des 2.Advent in der VAM in Neunkirchen St. Michael
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Was die Kirche glaubt, betet sie
[1]
1 Klarheit des Betens
  • Die römische Liturgie zeichnet sich in ihren Gebeten durch Klarheit aus. Jeder Subjektivismus ist ihr fern. Denn sind Gebete zu sehr von der Persönlichkeit des Betenden gefärbt, dann wird es für eine größere Gemeinschaft schwierig, diese mit zu vollziehen.
  • Im Tagesgebet fasst der Priester die Gebete der Gemeinde zusammen und schließt damit die Eröffnung der Messfeier ab. Daher nach der Aufforderung: „Lasset uns beten“ die Stille, damit jeder nochmals seine eigenen Anliegen vor Gott bringt.
  • Im Gabengebet wird die Bereitung der Gaben und Herzen zusammengefasst und abgeschlossen.
  • Im Schlussgebet spricht der Priester zusammenfassend vor Gott aus, was die Begegnung mit Jesus in seinem Opfer und Mahl in uns bewirkt und welche Konsequenzen dies für unser Leben hat.
  • Immer konzentrieren sich diese Gebete auf den wesentlichen Gedanken der Messfeier und des Kirchenjahres.
Das Tagesgebet am 2. Adventsonntag ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Lex credendi (das was die Kirche glaubt) auch die Lex orandi (wie die Kirche betet) ist, d.h.
2 Der Inhalt unseres Glaubens ist auch der unseres Betens
Allmächtiger und barmherziger Gott, deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg. Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen. Führe uns durch dein Wort und deine Gnade zur Gemeinschaft mit ihm, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
2.1 Das Tagesgebet steht unter dem Thema des Weges:
  •  ... zeige uns den rechten Weg, ... deinem Sohn entgegenzugehen. Führe uns..., ein Thema, das dem Advent eigentümlich ist: „Bereitet dem Herrn den Weg“,[2] ruft Johannes der Täufer uns im Evangelium uns zu. Wir gehen dem Herrn entgegen, seiner zweiten Ankunft, bei der er die Welt und uns heimholen wird in das Reich seines Vaters.
  • Unterwegs feiern wir Eucharistie "bis er kommt in Herrlichkeit" - und erfahren bei dieser Feier schon jetzt seine Ankunft bei uns, freilich noch nicht in offenbarer Herrlichkeit, sondern im Glauben und unter sakramentalen Zeichen.
2.2 Das Gebet beginnt mit einer doppelten Aussage.
  • Die erste steckt in der Anrede: Gott ist allmächtig und barmherzig, barmherzige Allmacht und allmächtiges Erbarmen.
  • Beides ist entscheidend wichtig. Denn als sündige Menschen, als die wir uns im Bußakt der Messe bekennen, müssten wir die Allmacht Gottes fürchten, wäre er nicht barmherzig - und könnte uns seine Barmherzigkeit nicht retten, wäre er nicht allmächtig. So aber sind wir tief geborgen in der Allmacht, die Barmherzigkeit ist. Darum die Anrede: „Allmächtiger und barmherziger Gott.“
  • Die zweite Aussage entspringt dem Vertrauen in dieses Geborgensein der allmächtigen Barmherzigkeit: deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg. Was wird uns heute alles an Weisheit angeboten. Mag es noch so verschwommen sein, weil es exotisch ist, wird es interessant. Ganz anders in unserem Gebet.
  • Beide: Weisheit und Weg sind Bildworte für Christus. Er ist Gottes Weisheit, "Widerschein des ewigen Lichtes" und "Bild seiner Vollkommenheit"[3] oder wie es im Hebräerbrief heißt "Abglanz seiner Herrlichkeit und Abbild seines Wesens".[4]
  • Es gibt kein anderes Licht, in dem wir das Ziel, d.h. Gott als unser Heil und unsere Vollendung in Gott, erblicken; und es gibt keinen anderen Weg, auf dem wir es erreichen können, als Christus selbst. Er selbst offenbart sich im Johannesevangelium als „der Weg.“[5] Darum bitten wir ihn, was „krumm“ und uneben in uns ist, gerade zu machen.[6]
Auf die doppelte Aussage, dass Gott barmherzige Allmacht und Jesus der Weg zu diesem Gott ist, folgt
2.3 Eine doppelte Bitte
  • Die erste hat ihren Grund in der Erfahrung unserer Schwäche und Inkonsequenz. Als Glaubende sehen wir den Weg und kennen das Ziel. Wir brauchen, ja dürfen uns auch gar nicht den Aufgaben und Sorgen entziehen, die das Leben in dieser Welt mit sich bringt.
  • Aber wenn wir es zulassen, dass sie allein unsere Kraft und unser Denken beanspruchen, dass sie uns den Blick auf das Ziel verstellen und uns hindern, konkrete Schritte zu tun, die uns Christus näherbringen, dann ist es an der Zeit zu rufen: Lass es nicht zu! Halte uns den Blick und den Weg offen in eine Zukunft, die mehr als nur irdisch ist, und die für uns das Antlitz und den Namen deines Sohnes trägt.
  • Wie Paulus in der 2. Lesung werden wir füreinander beten, dass unsere Liebe zu Gott immer noch reicher an Einsicht und Verständnis werde, damit wir beurteilen können, worauf es in unserem Leben ankommt und was vor Gott wirklich zählt. So bereiten wir uns auf den Tag seines Kommens in Herrlichkeit vor, damit uns der Herr rein und untadelig antrifft, wenn er kommt.[7]
  • Die zweite Bitte schließt hier an. Sie hat ihren Grund im Vertrauen auf die Kraft und Treue Gottes. Er kann und wird uns führen - über alle Grenzen hinaus, die wir aus eigener Kraft nicht überschreiten könnten.
  • Denn sein Wort ist das Wort schöpferischer Allmacht und Gnade: „Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht alles, wozu ich es ausgesandt habe".[8]
  • Gottes Wort und seine Gnade sind es, die uns der Gemeinschaft mit dem Herrn entgegenführen. Advent heißt für uns: Wir bereiten uns auf seine Ankunft im Fleisch und in Herrlichkeit vor.
3 Aufgaben des Gottesvolkes und Kirche hier und jetzt
  • Baruch, der Nachfolger des Propheten Jeremia wendet sich in der 1. Lesung an die Israeliten in der Verbannung. Sie sehnen sich nach Jerusalem, Inbegriff des Friedens und der Gerechtigkeit. Er bietet alles auf, was Glück bedeutet. Die düstere Jetztzeit geht vorüber. Gott selbst wird sein Volk in eine helle frohe Zukunft führen.
  • Auch der Kirche, dem neuen Volk Gottes, das sich der Herr durch seine Lebenshingabe erworben hat, gilt diese Verheißung. Uns ist ein Glück verheißen, das wir uns nicht einmal in den kühnsten Träumen ausmalen können.
  • Auch wir sollen das durch Sünde, Ungerechtigkeit, Krankheit und Tod gezeichnete Kleid der Trauer und des Elends ablegen. Wir sollen uns vielmehr bekleiden mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott für immer verleiht.[9]
  • An Gott als den Ursprung, Herrn und Ziel unseres Lebens glaubend und ihm uns anvertrauend legen wir den Mantel der Gerechtigkeit Gottes an; setzen wir uns die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt.[10] Aber nicht zu unseren eigen Ruhm und Ansehen, sondern um ein glaubwürdiges Werkzeug des Heils nach dem Willen und Plan Gottes in unserer Welt zu sein.[11] Darum die Zusage:
  • „Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel zeigen.“[12] Gott will der Welt durch die Kirche, durch uns Christen zeigen, dass Friede durch Gerechtigkeit zustande kommt und herrliche Zukunft durch Gottesfurcht.[13]
  • In der Liturgiekonstitution des 2.Vat. Konzils wird gezeigt wie Christus - in seiner Kirche gegenwärtig - in die Welt hinein wirkt.
Die Gegenwart Christi in seiner Kirche wirkt sich dahin aus, dass
»die Kirche zugleich göttlich und menschlich ist
sichtbar und mit unsichtbaren Gütern ausgestattet,
voll Eifer der Tätigkeit hingegeben und doch frei für die Beschauung,
in der Welt zugegen und doch unterwegs;
und zwar so, dass dabei das Menschliche auf das Göttliche hingeordnet und ihm untergeordnet ist,
das Sichtbare auf das Unsichtbare,
die Tätigkeit auf die Beschauung,
das Gegenwärtige auf die künftige Stadt, die wir suchen.«
Eucharistie feiern bedeutet; Gott dankend den Tod und die Auferstehung ihres Herrn zu feiern, »bis er kommt in Herrlichkeit«.[14]

[1] Tages-, Gaben-, Schlussgebet vom 2.Advent
[2] Lk 3,4
[3] Weish 7,26
[4] Hebr 1,3
[5] Joh 14,6
[6] vgl Evang Lk 3,5
[7] vgl Phil 1,9,ff.
[8] Jes 55,11
[9] Bar 5,1
[10] Bar 5,2
[11] vgl Bar 5,3
[12] Bar 5,3
[13] Bar 5,4
[14] SC 2

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