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Lesejahr 2013 (C)

Homilie zu Fest des Erzmärtyreres Stephanus am 2.Weihnachtstag in St. Michael Neunkirchen

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Das Christkind kommt auch am Gedenktag des Märtyrers Stephanus
 
Links: Stephanus Diakon in Jerusalem - rechts: Laurentius Diakon in Rom
Links: Stephanus Diakon in Jerusalem - rechts: Laurentius Diakon in Rom - Hochaltar in St. Michael Neunkirchen a.Br.

„Das Christkind kommt“, war das Thema meiner Weihnachtspredigt. Kommt es auch heute am 2.Weihnachtstag da wir des ersten Märtyrers der Jesusgemeinde, der jungen Kirche gedenken? Dieser Mord, bei dem auch Saulus der spätere Paulus als Zeuge dabei war, schmeckt uns gar nicht an Weihnachten.
 
1 Krippe und Kreuz gehören zusammen
  • Der in Jesus Mensch gewordene Gott will eben nicht nur in der Idylle deutscher Weihnacht gegenwärtig sein, sondern auch in jenen Situationen der Welt und des Lebens, wo Intoleranz und Mord, Hass und Gesetzlosigkeit, Gewalttat und Krieg das Leben der Menschen verdüstern und sinnlos erscheinen lassen. Wie sie z. Z. in Syrien, in Mali, in Nigeria und im Kongo die Menschen und Christen bedrängen.
  • Menschwerden bedeutet ja auch den Mächten der Finsternis begegnen. Ihnen zu widerstehen können Gefängnis, ja auch den Tod bedeuten. Nicht von ungefähr fallen in die Weihnachstoktav zwei Märtyrerfeste,
  • Heute Stephanus - der erste Märtyrer der Jesusgemeinde, der Kirche. Und am 3. Tag der Weihnachtsoktav der Gedenktag der von Herodes ermordeten Kinder von Bethlehem.
  • Stephanus lebt in der Freundschaft mit Jesus Christus dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Er sieht den Himmel offen und Christus den Auferstandenen zur Rechten Gottes. Dafür legt er Zeugnis ab "erfüllt vom Heiligen Geist".
  • Das brachte diejenigen, die Jesus zur Kreuzigung ausgeliefert hatten in hasserfüllte Wut. Die in der Stadt anwesenden Diasporajuden dagegen konnten es nicht fassen, was da von dem Gekreuzigten Positives gesagt wurde. Denn nach ihrer in der Bibel begründeten Meinung, dass verflucht sei, wer am Holze aufgehängt wurde[1], konnte Jesus niemals der Messias sein und schon gar nicht von Gott aufgenommen und verherrlicht werden.
 
2 Das Martyrium nicht suchen, aber annehmen, wenn es trifft
  • Paulus macht die Christen in Korinth darauf aufmerksam, dass der Christ immer dem Tod ausgeliefert ist um Christi willen. "Denn immer werden wir, obgleich wir leben, um Jesu willen dem Tod ausgeliefert, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar wird." [2]
  • Wir werden um Jesu Namen willen von allen gehasst werden. Aber dieser Hass wird uns nicht aus der Bahn werfen; denn wir sind in Gottes Hand gleich, was geschieht, was Menschen uns antun. Denn wir leben unter der Verheißung "Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet."[3]
  • Wir sind also nicht dem Tod verfallen. Im Gegenteil in diesem Ausgeliefertsein wird das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar. Deshalb sind unzählige Märtyrer ohne Angst in den Tod gegangen.
  • Die unschuldigen Kinder gemordet von einem machtbesessenen Herodes, der die Säuglinge Bethlehems umbringen ließ, weil er beim Besuch der Weisen aus dem Osten durch den Mund der anwesenden Schriftgelehrten erfahren hatte, dass in Bethlehm der Messias geboren werden sollte.
 
3 Was aber ist mit den getöteten Kindern?
  • Säuglinge werden getötet, weil Herodes unter ihnen einen Konkurrenten seiner Macht befürchtet. Kinder kann jeder töten, sei es im Mutterschoß oder wie vor kurzem der Mörder in Newtown 20 Sechsjährige grausam erschoss. Kinder können sich nicht wehren. Darum gibt es nichts Gemeineres als Kinder zu töten.
  • Der Mörder und sein Bruder waren nach der Scheidung der Eltern depressiv geworden. Die Mutter, die er zuerst erschoss hatte im legal die Waffen besorgt. Diese Waffen richtete er zuerst gegen die Mutter, dann gegen 20 unschuldige Kinder und 7 Erwachsene, schließlich noch gegen sich selbst. Solche Vorgänge erschüttern uns, jagen uns Angst ein. Zeigen aber auch was Scheidung und Zerrüttung der familiären Verhältnisse in Kindern anrichten können.
  • Dabei bleibt unbedacht, dass täglich in unserem Land durchschnittlich mindesten 410 Kinder im Leib ihrer Mutter umgebracht werden, weil sie nicht gewollt waren oder nicht in die Lebensplanung passten, oder ein Chromosom zu viel haben, das das Down Syndrom verursacht.
  • Es wird nicht bedacht, dass jedes Kind gewollt oder ungewollt ein einmaliges Geschöpf Gottes ist, das ein Recht auf Leben hat.
  • 70% der im Mutterleib getöteten Kinder werden in Deutschland allein in 6 Abtreibungszentren von »Pro Familia« nach deren eigenen Angaben abgetrieben. Kindermord täglich mitten unter uns. Vom Staat finanziert mit unseren Steuergeldern.
  • Die Folgen werden immer deutlicher. Sich leerende Schulhäuser, fehlende Schulabgänger und Überalterung der Bevölkerung. Alles hausgemacht.
 
4 Die Perspektive des Stephanus will die unsrige werden
  • Unter dem Steinhagel seiner Mörder zusammenbrechend wird Stephanus Jesus Christus ganz ähnlich. In der Passionsgeschichte des Lukas ruft Jesus vor seinem Verscheiden mit lauter Stimme. "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist."[4] So beteten schon die Frommen Israels in den schweren Bedrängnissen des Lebens und in Todesnot zu Gott.[5]
  • Stephanus sieht in visionärer Schau erfüllt vom Heiligen Geist zum Himmel emporblickend die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen."[6]  Er sieht also Jesus den Gekreuzigten als den Auferstandenen und zur Rechten Gottes Erhöhten.
  • Diese Erfahrung ermutigt ihn - den Tod nicht fürchtend - zum Zeugnis für Jesus Christus, durch den der Himmel offen ist und der als der Menschensohn, den wir an Weihnachten im Christkind erkennen und anbeten, zur Rechten Gottes steht.[7] Also eins ist mit Gott und voll teilhabend an der allmächtigen Barmherzigkeit Gottes.
  • Dieser Glaube an den Sieg des Kreuzes, der Liebe und Hingabe an Gott und an Jesus bis in den Tod hat die Märtyrer seit 2000 Jahren bis heute gestärkt den Lebensweg des Christkinds Jesus mitzugehen. Es ist ein Glaube und eine Liebe, die stärker ist als der Tod und die todbringenden Mächte dieser Welt.
5  Gott rettet das Jesuskind vor Herodes
  • Die getöteten Kinder von Bethlehem sind zwar für diese Welt verloren - der Tod eines Kindes ist immer ein großer Verlust - aber sie sind durch die Lebenshingabe Christi erlöst und haben um Jesu willen ihre ewige Zukunft bei Gott.
  •  Wir erhoffen dies für die Kinder, die heute im Mutterleib von Ärzten getötet oder durch Mörderhand sterben - wie vor wenigen Wochen in Newtown (USA) geschehen – dass Gott sie um Jesu willen bei sich aufnimmt.
In Gott geborgen
In Gott geborgen
Grabstein in Kloster Waghäusel für gestorbenen oder getötete Kinder
Grabstein in Kloster Waghäusel für gestorbenen oder getötete Kinder
Anfang September besuchte ich den Wallfahrtsort Waghäusel »Maria, die Mutter mit dem gütigen Herzen«, der von Augustiner Chorherren geleitet wird.
Auf dem Friedhof neben der Kirche fand ich ein Grab mit einem Grabstein, auf dem sich ein Kind in eine bergende Hand schmiegt.


Auf dem Grab in einem steineren aufgeschlagenen Buch steht:
"Himmlischer Vater birg in Deiner schützenden Hand
alle Kinder dieser Welt.
Lass auch alle vor oder nach der Geburt gestorbenen
oder gewaltsam getöteten Kinder
 ewig bei dir glücklich sein."
 
6 In der Liebe Gottes geborgen Zeugnis ablegen
  • Wie das Beispiel Jesu und seines Jüngers Stephanus zeigen, stirbt der von Gott erfüllte Mensch nicht im Hass auf seine Feinde und Mörder, sondern als deren Fürbitter bei Gott: "Herr rechne ihnen diese Sünde nicht an!"
  • Vor ein paar Tagen erzählte mir eine Frau, wie beim Frisör jemand lauthals sagte "Nach dem Tod ist alles aus. Da kommt nichts."
  • Die das hörte widersprach mutig. Ja, es braucht heute schon Mut, öffentlich den Glauben an die Auferstehung der Toten zu bekennen.
  • Aber dieses Glaubenszeugnis schulden wir dem Christkind, dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus, der uns in der Taufe Anteil an seiner Auferstehung schenkt und in der Eucharistie dieses neue den Tod überwindende Leben nährt und stärkt.
  • Wenn uns solche glaubenslose Behauptungen begegnen. Wie könnte unser Glaubenszeugnis aussehen?
 Wir könnten zu dem seinen Unglauben Bekundenden sagen: „Was aber ist, wenn du dich irrst und für deinen Unglauben zur Rechenschaft gezogen wirst? Ich glaube an die Auferstehung und das ewige Leben jenseits des Todes bei Gott. Ich glaube, dass es eine Gerechtigkeit und einen Lohn für das Gute und die gelebte Liebe gibt.“
 

[1] Deut 21,23
[2] 2 Kor 4,11
[3] Mt 10,22
[4] Lk 23,46
[5] Ps 31,6
[6] Apg 7,55

[7] Apg 7,55