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Lesejahr 2013 (C)

Homilie am 18,Sonntag im Altenpflegeheim St. Elisabeth Neukirchen a. Brand
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Nicht das Sammeln irdischer Schätze - der Glaube in Wahrheit und Liebe gibt dem Leben Sinn über den Tod hinaus [1]

1 Vergeht alles wie der Hauch des Windes?
Das Buch Kohelet ist im Alten Testament ein seltsames Buch. Der Verfasser quält sich und seine Leser mit unbequemen Fragen, auf die er bei den Philosophen und Theologen seiner Zeit keine Antwort bekommt. Was ist der Mensch? Wozu lebt er?
1.1 Was nützt alles, wenn der Tod alles nimmt?[2]
  • "Born to shop" "Geboren um zu kaufen" ist der Markenname einer Produktreihe der Firma Paper Island Ltd., die unter anderem Kalender, Küchen-, Geschenk- und Babyartikel umfasst. Wir sind nicht nur geboren, um zu kaufen. Auch wenn sich das manche Geschäftemacher gerne wünschen.
  • Menschen ohne Bindung an die Kirche, ohne Gott lebend oder dem Sonntagsgottesdienst fernbleibend beklagen, dass am Sonntag die Geschäfte geschlossen sind und fordern Ladenöffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen.
  • Alleinstehende klagen über unerträgliche Einsamkeit an Feiertagen und beklagen, dass die Einkaufstempel geschlossen sind.
  • Ein Buchtitel heißt »Gier frisst Geld«. Man könnte auch sagen »Gier frisst Geist«. Wo der Glaube an Gott und das zukünftige ewige Leben nicht da oder verloren gegangen ist, verliert sich der Mensch nur zu leicht im irdisch Vergänglichen. Ja, das Haben-Wollen kann sich bis zur Sucht auswachsen und kann zum Kaufzwang und zur Verschuldung führen.
  • Die Folge ist ein abgrundtiefer Pessimismus - "alles ist Windhauch"[3] oder wie wir es heute ständig hören "alles ist Sch...." - oder "darum lasst uns heute leben" und alles aus dem Leben herausholen - auch auf Kosten anderer - "denn morgen sind wir tot."[4] Alles ist Windhauch, wenn der Tod die einzige Zukunft des Menschen ist.
1.2 Der Mensch, der auf das Ansammeln irdischer Schätze sein Leben baut, täuscht sich selbst
  • Erbstreitigkeiten[5] sind für Jesus der Anlass, zu zeigen, wie es um die Welt bestellt ist. Vermögen und Erfolg bringen die Gefahr mit sich, dass der Mensch hart wird gegen andere Menschen und stumpf gegenüber dem Anspruch Gottes. Er wird ein praktischer „Atheist“ - ein Mensch ohne Gott, nicht mehr fähig, die Wirklichkeit Gottes zu begreifen. Er verfehlt den Sinn seines Lebens.
  • Wachstum regt nicht zum Teilen an, sondern zum selbstsüchtigen Genießen. "Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens!"[6]
  • Denkste! "Du Narr“, sagt Jesus, "noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist."[7]
Wir fragen uns: Was führt aus Pessimismus und Selbsttäuschung heraus?
2 Die Neuorientierung durch den Christlichen Glauben

2.1 Streben nach dem, was im Himmel ist[8]
  • Empfiehlt uns Paulus im Kolosserbrief. Das neue Leben, das die Gemeinschaft mit Christus schenkt, wird uns nicht erst jenseits des Todes zuteil. Durch den Glauben und die Taufe sind wir jetzt schon mit Christus gestorben und mit ihm zum Leben erweckt worden. In Christus sind wir eine neue Schöpfung.[9]
  • Dieses Neue wird in uns gestärkt durch das Hören auf das Wort Gottes und durch den Empfang der heiligen Sakramente, besonders durch das Sakrament der Sündenvergebung und der heiligen Eucharistie.
  • Im Jahr des Glaubens soll uns das Geschenk des Glaubens neu aufgehen und wozu er uns befähigt. Benedikt XVI und Papst Franziskus weisen uns in ihrer Enzyklika „Licht des Glaubens“ den Weg.
  • Der zweite Teil der Enzyklika trägt die Überschrift „Glaube und Wahrheit“. Der Glaube braucht die Wahrheit solle er glaubwürdig sein. Die Wahrheit braucht die Liebe, um ihrer ganzen Tiefe erfasst zu werden. Die Enzyklika beginnt mit einem Zitat aus dem Propheten Jesaja:
2.2 "Glaubt ihr nicht, so versteht ihr nicht"
  •  So gibt die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel die Worte des Propheten Jesaja an König Ahas wieder. Auf diese Weise „wurde das Problem der Erkenntnis der Wahrheit ins Zentrum des Glaubens gerückt.“ (LF)
  • Im hebräischen Text heißt es allerdings anders. Darin sagt der Prophet zum König „Glaubt ihr nicht so bleibt ihr nicht“.(LF)
  • Die Sicherheit, die Jesaja dem König verspricht, kommt nämlich durch das Verstehen des Heilshandelns Gottes. Er allein ist der Garant der Zukunft der Menschen und seines Volkes.
2.3 Der Mensch braucht Wahrheit und Erkenntnis, um glauben zu können
  •  „Glaube ohne Wahrheit rettet nicht, gibt unseren Schritten keine Sicherheit. Er bleibt ein schönes Märchen, die Projektion unserer Sehnsucht nach Glück ...“
  •  Der heilige Augustinus bringt die Synthese von „verstehen" und „bleiben" in seinen Bekenntnissen zum Ausdruck »Dann wird mir Stand und Festigkeit sein in Dir, […] der Wahrheit, die du bist.«[10]
  • Die Enzyklika folgert daraus: "Gerade durch seine innere Verbindung mit der Wahrheit ist der Glaube fähig, ein neues Licht zu bieten, das den Berechnungen des Königs überlegen ist, weil es weiter sieht, denn es versteht das Handeln Gottes, der seinem Bund und seinen Verheißungen treu ist."[11]
Damit aber der Pessimismus und die Selbsttäuschung voll und ganz überwunden werden können, ist ein drittes nötig:
3 Die Liebe als Quelle der Erkenntnis und Wahrheit [12]
Im Tagesgebet bitten wir Gott unseren Vater "steh deinen Dienern bei und
3.1 "erweise allen, die zu dir rufen, Tag für Tag deine Liebe."[13]
  • Gott will sie denen schenken, die ihn um diese Gabe seiner Liebe bitten. Jesus hat uns am vergangenen Sonntag zugerufen „Darum sage ich euch Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet.“[14]
  • Der Sänger des Antwortpsalms wendet sich am Beginn des Tages mit der Bitte an Gott „sättigte uns am Morgen mit deiner Huld!" Was bewirkt diese lebendige Zuwendung Gottes im Beter? Im Erkennen der Liebe Gottes, die der Beter durch Jesus als Wirklichkeit, als Wahrheit erfährt, wird sein Glaube ein froher, so dass er jubeln und sich freuen kann alle seine Tage.[15]
 Zum Abschluss der Bereitung der Gaben für das Opfer und Mahl Jesu beten wir heute
3.2  Mache uns zur Gabe, die für immer dir gehört[16]
  • "Dabei kann uns ein Wort des heiligen Paulus hilfreich sein, wenn er sagt, dass man »mit dem Herzen glaubt«[17]. Das Herz ist in der Bibel die Mitte des Menschen, wo alle seine Dimensionen — Leib und Geist, die Innerlichkeit der Person sowie seine Öffnung für die Welt und die anderen; Verstand, Wille und Gefühlsleben — miteinander verflochten sind." (LF)
  •  Als ganzer Mensch sollen wir aus der Mitte unserer Person heraus zur Gabe werden, die für immer Gott gehört.
  • "Wenn also das Herz imstande ist, diese Dimensionen zusammenzuhalten, dann deshalb, weil es der Ort ist, an dem wir uns der Wahrheit und der Liebe öffnen und zulassen, dass sie uns anrühren und in der Tiefe verändern. Der Glaube verwandelt den ganzen Menschen, eben insofern er sich der Liebe öffnet." (LF)
  • Leider wird heute "Liebe als eine Erfahrung angesehen, die an die Welt der unbeständigen Gefühle gebunde2n ist und nicht mehr an die Wahrheit." (LF) Das ist der Grund, dass bei vielen die Liebe heute ein Eintagsfliege ist.
  • "Wenn die Liebe der Wahrheit bedarf, so bedarf auch die Wahrheit der Liebe. Liebe und Wahrheit kann man nicht voneinander trennen. Ohne Liebe wird die Wahrheit kalt, unpersönlich und erdrückend für das konkrete Leben des Menschen." (LF)
  • Welche Wahrheit suchen wir? Jene, die im Opfermahl der heiligen Messe uns immer wieder neu geschenkt wird. Dass sich Gott in Jesus ganz für uns hingibt bis zum Tod. Und in der heiligen Kommunion mit seiner ganzen Liebe und mit seinem auferstandenen beim Vater verherrlichten Sein mit uns eins wird, damit wir
3.3 Der ewigen Erlösung würdig werden[18]
  • Die Enzyklika weist mit eindringlichen Worten darauf hin, dass es um Beziehung geht.
  • "Die Wahrheit, die wir suchen, jene, die unseren Schritten Sinn verleiht, erleuchtet uns, wenn wir von der Liebe berührt sind. Wer liebt, begreift, dass die Liebe eine Erfahrung der Wahrheit ist, dass sie selbst unsere Augen öffnet, um die ganze Wirklichkeit in neuer Weise zu sehen, in Einheit mit dem geliebten Menschen."(LF)
  •  Papst Gregor der Große sagt, „dass die Liebe selbst eine Erkenntnis ist, eine neue Logik mit sich bringt.“(LF)
  • Das letzte Wort soll die Enzyklika » haben: "Der Glaube erkennt, weil er an die Liebe gebunden ist, weil die Liebe selber Licht bringt. Das Glaubensverständnis beginnt, wenn wir die große Liebe Gottes empfangen, die uns innerlich verwandelt und uns neue Augen schenkt, die Wirklichkeit zu sehen."
 
[1] Homilie zu den Schrifttexten des 18.So.C - 1. L Koh 1,2; 2,21–23; 2. L Kol 3,1–5.9–11; Ev Lk 12,13–21 und zur Enzyklika „Lumen Fidei – Licht des Glaubens“ = (LF).
[2] 1. Lesung: Koh 1,2; 2,21–23
[3] Koh 2,1
[4] vgl Jes 22,13; 1 Kor 15,32
[5] Lk 12,13f.
[6] Lk 12,19
[7] Lk 12,20f.
[8] Kol 3,1
[9] vgl Kol 3,3f.10
[10] Augustinus, Confessiones XI, 30, 40: PL 32, 825.
[11] Alle Zitate aus der Enzyklika »Lumen fidei – Licht des Glaubens« sind den Kapiteln 23 – 28 entnommen
[12] LF28-27
[13] TG; Ps 90
[14] Lk 11,9
[15] vgl Ps 90,14
[16] Gabengebet vom 18.So.C2013
[17] Röm 10,10
[18] Schlussgebet 18.So.C2013
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