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Lesejahr 2013 (C)

Homilie zum 21. Sonntag in Neunkirchen St. Michael

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Die Tür zur Herrlichkeit Gottes steht allen offen
1 Universelles Heil
1.1 Gottes Heilsabsicht für alle Völker
  • Der 1. Lesung geht das Gericht Gottes "über alle Sterblichen" voraus.[1] Die Gottlosen und Götzenanbeter, "sie alle nehmen ein Ende." [2]
  • Das Gericht an den Feinden Gottes will die Übriggebliebenen zur Umkehr führen, ja einige von den dem Gericht Entronnenen macht er sogar zu Boten bei den Gottfernen, die noch nichts von Jahwe gehört und seine Herrlichkeit noch nicht gesehen haben. "Sie sollen meine Herrlichkeit unter den Völkern verkünden."[3]
  • Der erste Vers unserer Lesung aus dem dritten Jesaja verkündet Gottes Heilsabsicht gegenüber den Völkern außerhalb Israels „Ich aber komme, um alle Völker und Sprachen zu sammeln.“[4] Israel das "besondere Eigentum Gottes" hat also das Heil nicht für sich allein gepachtet.
 1.2 Auftrag zur Mission
  • Der Text ist von missionarischem Eifer erfüllt. Er zeigt, das in den vorausgehenden Versen angekündigte Gericht Gottes gegen die Völker ist nicht die endgültig letzte Handlung Gottes an den Feinden Gottes. Es folgt vielmehr eine großartige Heilstat Gottes: das Sammeln aller Völker der Erde. Das Gericht Gottes wird als Vorbereitung der neuen Heilstat Gottes aufgefasst. Eindeutig wird das universelle Heil verkündet. 
  • Nach der eschatologischen Zeitenwende wird nicht nur das israelitische Volk, sondern werden auch die Heiden zum Heil eingeladen.
  • Im Auftrag des auferstandenen Christus an seine Jünger wird es wahr "Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“[5].
  • Der Auftrag Jesu gilt für die Kirche aller Zeiten. Die Kirche ist also immer missionarisch. Das Leitwort des Weltjugendtages in Rio beauftragte die Jugend der Kirche: "Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern!"
Was ist das Ziel dieser Einladung? Die fremden Völker sollen die Herrlichkeit Gottes schauen. Gottes Herrlichkeit zeigt sich in seinem majestätisch-machtvollen Wirken in der Geschichte.
1.3 Gottes Herrlichkeit ist erfahrbar
  • 1989 wurden wir Zeugen des Zusammenbruchs des gottlosen marxistisch-kommunistischen Systems. Das christliche Leben in den ehemals kommunistischen Ländern blühte wieder auf. Johannes Paul II - der Papst aus Polen - hat wesentlich dazu beigetragen.
  • Die Herrlichkeit Gottes erfahren wir Gott Dank sagend und ihn preisend in jedem Gottesdienst, besonders in der Feier der Eucharistie.
  • Mit Israel singen wir im Psalm 64 an jedem Festtag zu Gott "Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen."[6] Jesu Christi Tod und Auferstehung feiernd, erfahren wir immer wieder neu Gottes Macht über Sünde und Tod. In der Auferstehung des Gott-Menschen leuchtet die Herrlichkeit Gottes auf.
  • In der heiligen Kommunion nimmt er, der die Auferstehung und das Leben ist, in uns Wohnung und schenkt uns die Gabe der ewigen Lebens durch seinen Heiligen Geist.
Im zweiten Vers der 1. Lesung verheißt Gott durch den Propheten "Ich stelle unter ihnen ein Zeichen auf…“[7]
2 Das Zeichen Gottes unter uns
2.1 Der Beginn der neuen Ära der Menschheit
Sie bekommt durch das von Gott aufgestellte Zeichen ihre Mitte. Einmal "um die Versprengten Israels wieder zu sammeln, um die Zerstreuten Judas zusammenzuführen von den vier Enden der Erde."[8]
2.2 Die Urkirche erkennt in Jesus das Zeichen Gottes.
  • Bei der Darbringung Jesu im Tempel spricht Simeon die prophetischen Worte über das Kind Jesus "er wird ein Zeichen sein dem widersprochen wird."[9] Den von ihm ein Zeichen fordernden Juden sagte Jesus „Es wird euch kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona.“ [10] Bei Matthäus lesen wir: "Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein."[11] 
  • Der auferstandene Christus wird also das Zeichen Gottes für sein Volk Israel und für die Heidenvölker sein. Auf sich weisend sagt Jesus "Hier ist mehr als Jona."[12]
  • Der menschgewordene Sohn Gottes von den Menschen gekreuzigt und getötet, von Gott aber auferweckt von den Toten und zur Rechten des Vaters erhöht, ist das Zeichen Gottes unter dem sich die Menschen aus allen Völkern und Sprachen vereinen und die Herrlichkeit Gottes sehen.
2.3 Dieses Zeichen unter den Völkern will den Glauben an Jahwe erwecken.
  • Die Heiden sollen dadurch die Macht und Herrlichkeit des Gottes Israels erkennen und bezeugen. In der angebrochenen Endzeit werden aus dem Gericht Gottes Entronnene als Prediger der Herrlichkeit Gottes in die Welt gesandt.
  • Die Geretteten haben im Gericht die Macht und Herrlichkeit Gottes geschaut und haben den Gott Israels - den Gott und Vater Jesu Christi - als einzigen wahren Gott erkannt.
3 Durch die enge Tür zur Herrlichkeit
3.1 Gott und die Welt - Türöffner
  • Peter Seewald in jungen Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten, vom marxistischem Denken beherrscht Kommunist geworden sagt in seinem Buch »Gott und die Welt - ein Gespräch mit Benedikt XVI« dies:
  •  "Innerhalb kürzester Zeit war in großen Teilen der Gesellschaft so etwas wie ein geistiger Nuklearschlag eingetreten, eine Art »big bang« der christlichen Kultur, die bislang unser Fundament war. Selbst wenn Menschen Gott nicht leugnen, so rechnete doch niemand mehr damit, dass er in der Welt Macht hat und wirklich etwas tun kann." [13]
  • Seewald sagt von sich "man will nicht nur glauben, sondern auch wissen, was man glaubt." Berge unlösbarer Fragen türmten sich vor ihm auf. z.B. "Ist Christus wirklich der Sohn Gottes, der uns die Erlösung brachte? Und wenn ja, was ist das für ein Gott? Ein guter, der uns hilft? ...Wozu sind wir überhaupt da?"
  • Seewald saß Joseph Kardinal Ratzinger im Kloster Monte Cassino gegenüber und befragte ihn über Gott und die Welt. Der Kardinal war ja auch einer dem Chaos und dem Gericht Gottes über Nazideutschland Entronnener.
  • Seewald nennt den späteren Papst einen großen Weisen der Kirche, „der mir geduldig das Evangelium erzählt, den Glauben des Christentums von der Entstehung der Welt bis zu ihrem Ende, da war von Tag zu Tag deutlicher etwas von dem Geheimnis zu spüren das im innersten die Welt zusammenhält“.
  • Und im Grunde ist es vielleicht ganz einfach. “Die Schöpfung selbst“, so der Gelehrte, “trägt eine Ordnung in sich. Wir können aus ihr die Gedanken Gottes ablesen – und sogar die richtige Art, wie wir leben sollten.“ [14]
3.2 Durch Krisen heimgesucht
  • Manchmal muss Gott uns züchtigen, damit wir aufwachen aus unseren falschen und unnützen Träumen. Die Krisen unseres Lebens sind - wie das aus dem Griechischen kommende Wort sagt - Gericht und Entscheidung.
  • Gott will uns und unserem Leben wieder die richtige Richtung geben zu ihm hin, zu der Herrlichkeit, die er verheißt und ist.
  • Die heilige Rosa von Lima schreibt einem Arzt, wie der Herr in „unvergleichlicher Hoheit“ zu ihr sprach „Alle sollen wissen, dass der Anfechtung die Gnade folgt; sie sollen einsehen, dass die Größe der Gnadengaben in dem gleichen Maße wächst, wie die Mühsale zunehmen; sie sollen erkennen, dass wir ohne die Last der Bedrängnis nicht zum Gipfel der Gnade gelangen.“[15]
  •  Die erschlafften Hände[16] werden durch Gottes Gnade wieder stark und zum Handeln fähig. Die wankenden Knie[17] wieder fest, so dass wir auf dem von Gott gezeigten Weg zum Ziel weitergehen können - zu seiner Herrlichkeit.
3.3 Mit Jesus durch die enge Tür des Kreuzes zur Herrlichkeit
  • Durch Züchtigungen und Krisen gehen wir mit Jesus im Evangelium nach Jerusalem hinauf um mit ihm durch die enge Tür des Kreuzes in die Herrlichkeit Gottes einzugehen. Christus zur hl. Rosa „Ohne Kreuz findet niemand den Aufstieg zum Himmel.“[18]
  • Nicht soll uns die Frage beschäftigen, "sind es nur wenige, die gerettet werden?"[19]
  • Nur eine Frage müssen wir stellen, wie kommen wir und möglichst viele mit uns durch die enge Tür?[20] Die Früheren hatten schon recht wenn sie sich sagten: „In den Himmel muss ich kommen, kann es kosten, was ich will, für den Himmel ist mir nichts zuviel.“
  • Wollen wir durch die enge Tür, dann müssen wir abspecken, Ballast abwerfen. Geld ist oft der unsere Seele einmauernde Speck, der das Offen- und Lebendigsein für Gott und den Nächsten behindert.
  • Das Geld herzugeben für »Kirche in Not«, für die »Evangelisierung der Welt«, für die »missionarische Sendung der Kirche«, damit möglichst viele gerettet werden. Das macht schlank und befreit. Wer so schlank geworden ist, hat große Chancen selber durch die enge Tür zu gehen.
  • Dahinter werden wir alle treffen, die für das Reich Gottes gearbeitet haben; die Christus nachfolgten, der die Tür zu den Seinen und zum Himmel ist.
  • Am Fest Maria Königin haben wir am vergangenen Donnerstag Maria im Hymnus der Vesper gepriesen "Gottes hohe Mutter, Jungfrau, die der Höchste sich erwählt hat - selig Tor zum Himmel."[21]
  • Bitten wir die Gottesmutter, sie möge uns durch die enge Pforte geleiten, die in die Seligkeit des Himmels, zu ihrem Sohn Jesus Christus in die Herrlichkeit Gottes führt.

[1] Jes 66,16
[2] Jes 6,17
[3] Jes 66,19
[4] Jes 66,18
[5] Mt 128,19f.
[6] Ps 63,3
[7]Jes 66,19
[8] Jes 11,12
[9] Lk 2,34
[10] Lk 11,29
[11] Mt 12,40
[12] Mt 12,41
[13] S. 15
[14] S. 17
[15] Brevier Lektionar I Bd.6 S.330
[16] Hebr 12,12
[17] ebd.
[18] Brevier ebd.
[19] Lk 13,23
[20] Lk 13,24
[21] Brevier Bd. III S.1043 GL 578/1