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Lesejahr 2013 (C)

Homilie zu1. L Jes 62,1–5; 2. L 1 Kor 12,4–11; Ev Joh 2,1–11 in St. Johanes d.T. Großenbuch

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Vermählung Gottes und Jesu mit uns
1 Gegen Resignation - Gott freut sich an uns[1]
  • In der 1. Lesung geht es um einen Neuanfang, der nach dem Ende des babylonischen Exils für die Heimkehrenden schwierig war.
  • Der Prophet kämpft gegen die Resignation. Sie müssen ihre Blickrichtung ändern. Nicht auf die ihnen Sorge bereitenden Fakten, die sie herunterziehen, sondern auf Gott sollen sie schauen, der für sie da sein will.
  • Er ist wie ein Bräutigam, der sich über die Braut freut. "So freut sich Gott über dich."[2] In seinen Augen bist du kostbar und schön, weil er dich geschaffen und in der Taufe geheiligt hat.
  • Schau nicht auf das, was du nicht hast, was dir fehlt, schau auf Gott, der dich liebt, der bei Dir ist ganz gleich in welcher irdischen Situation du dich befindest. Sie geht vorüber, er aber bleibt.
  • Er will deine Freude, deine Wonne sein. So groß und glühend ist seine Liebe zu dir, dass er sich mit dir vermählen will, wie ein junger Mann sich mit der Jungfrau vermählt.
  • Wenn du diese Perspektive für dein Leben hast, dann baut er dich auf. Er ist dein Erbauer. Noch mehr, auch dein Land, also dein Lebensraum wird mit ihm vermählt, von seiner Liebe durchdrungen.
  • Du brauchst weder zu denken noch zu sagen "mich mag keiner, ich bin von allen verlassen". Gott gibt dir einen neuen Namen "meine Wonne“[3], dir bin ich vermählt, du bist für immer meine bis in Ewigkeit Geliebte.
2 Mit Gott vermählt
  • Das ist das neue Lied, das wir als Christen, als Geliebte Gottes singen dürfen. Dazu fordert uns der Antwortgesang auf.[4]
  • Als Kirche, als der geheimnisvolle Leib seines auferstandenen Sohnes Jesus Christus, sind wir in die innige Liebesbeziehung des dreifaltigen Gottes mit hinein genommen.
  • So singen wir es in dem großartigen Lied, dessen Text auf Philipp Nicolai um 1599 zurückgeht. In der 5.Strophe singen wir: "Herr Gott Vater, mein starker Held, du hast mich ewig vor der Welt in deinem Sohn geliebet. Er hat mich ganz sich angetraut, er ist nun mein, ich seine Braut; drum auch mich nichts betrübet."[5]
  • Von der vor kurzem heilig gesprochen Anna Schäffer wissen wir, wie sie nach den schrecklichen Verbrühungen oft vor Schmerzen schrie, dass man es in der ganzen Nachbarschaft hörte. Bis sie entdeckte, dass sie auch in Schmerzen ganz in der Liebe Gottes und Jesu geborgen ist.
  • In ihrem Leiden und ihrer Armut erkannte sie den Ruf des Gekreuzigten, ihm ähnlich zu werden. Hier fand sie ihre Erfüllung. Ihr Leben wurde so zu einer „Mission des Leidens“.
  • Fast täglich empfing sie aus der Hand ihres geistlichen Begleiters, des Ortspfarrers Carl Rieger, die heilige Kommunion. In Wort und Schrift tröstete sie alle, die sich an sie wandten, und versprach ihnen ihr fürbittendes Gebet.
3 Aus der Kraft der Liebe Gottes einander dienen[6]
  • Wie in der Familie jeder mit seinen Fähigkeiten der Familie dient, so ist es auch in der Familie Gottes, in der Kirche. Jedes Charisma, - so zeigt es uns die 2. Lesung - jede Fähigkeit ist von Gott geschenkt, ist die Gabe seines Geistes.
  • Deshalb werden wir weder in der Familie noch in der Kirche neidisch auf die Gaben der anderen schauen, sondern wir werden uns prüfen, welche Gabe hat Gott mir gegeben mit der ich in der Familie, in der Kirche, in meinem Lebensbereich den anderen dienen soll. Nur das erwartet Gott von mir, nichts anderes.
  • Freilich wenn wir um des Selbstruhmes willen dienen, dann dienen wir nicht Gott. Die Vermählung mit ihm findet nicht statt.
  • Jesus geht uns mit seinem Beispiel voran. Er sagt: „Ich bin nicht auf meine Ehre bedacht; Wenn ich mich selbst ehre, so gilt meine Ehre nichts. Mein Vater ist es, der mich ehrt, er, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott.“[7] Jesus verheißt jedem, der seinem Beispiel folgt und wie er zur Ehre Gottes lebt, und dem Werk seiner Erlösung dient: „Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.[8]
  • Darum fordert uns der Epheserbrief auf: "Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen."[9] Und der 1. Petr mahnt uns: "Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat." [10] Und weiter: "Wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht durch Jesus Christus."[11] All unser Tun und Leiden soll eine Antwort auf die Liebe Gottes sein, die unsere wahre Größe und Würde ist.
4 Eine Hochzeit und die »Stunde« Jesu [12]
4.1 Auf einer Hochzeit wirkt Jesus sein erstes Zeichen
In dem die Herrlichkeit der Liebe Gottes zu uns Menschen aufleuchtet.[13]
  • Sie leuchtet auf, wo Jesus eingeladen wird, wo wir ihn bei uns einlassen. Der Fürbitte seiner Muter trauend werden wir auch in den schwierigen Situationen des Lebens uns seinem befreienden und rettenden Tun anvertrauen.
  • Ein gelungenes Hochzeitsfest drückt die Freude über den Anfang einer Liebe aus, die niemals aufhören möge. Der Wein ist Zeichen dieser Freude. Jesus verwendet das Bild vom Wein auf dem Fest der Liebe darüber hinaus zur Beschreibung der neuen Zeit die mit ihm angebrochen ist.
4.2 Die Rolle der Mutter Jesu
  • Was wie eine schroffe Zurückweisung seiner Mutter klingt[14] - Kirchen der Reformation nehmen sie zum Anlass genommen, die Bedeutung Mariens im Heilswerk der Erlösung kleinzureden - will nur deutlich machen, dass Jesus zu mehr gekommen ist, als nur unsere kleinen täglichen Probleme und Verlegenheiten zu lösen.
  • Die Freude, die er bringt, überdauert jede vergängliche Freude. Er ist nicht nur für ein bisschen Freude gekommen. Es geht ihm um die bleibende Freude, die nur Gott schenken kann, weil er die ewige Liebe ist.
4.3 Die Stunde Jesu
  • Die Stunde Jesu meint die Hingabe seines Lebens bis zum letzten Blutstropfen und seine Auferstehung. Das ist die Raum und Zeit überdauernde Herrlichkeit, die er uns bringt. Das ist die wirkliche Hochzeit für uns. Die Vermählung Gottes mit uns. Wir werden eins sein mit ihm in unvergänglicher ewiger immer gegenwärtiger Liebe.
  • Dennoch verwandelt er in Kana Wasser in Wein, damit die Freude der irdischen Hochzeit nicht getrübt wird. Ist sie doch ein kleines Vorausbild der ewigen Hochzeit Gottes mit seinem Volk, mit uns, die wir zu Christus, seinem geliebten Sohn gehören, der den Tod besiegt hat.
5 Wir alle sind berufen an der Vorbereitung dieses großen Festes nach Kräften mitzuwirken.
5.1 Eine chinesische Parabel erzählt von einem jungen Paar
  • Das zu seiner Hochzeit alle seine Lieben und Freunde eingeladen hat, damit sie an seiner hochzeitlichen Freude teilnehmen können. Weil die beiden arm sind, bitten sie jeden Gast, eine Flasche Wein mitzubringen und den Wein in das große Fass am Eingang hineinzuschütten.
  • Als der Wein in Becher geschöpft wird - welches Erschrecken: Es ist kein Wein, es ist Wasser. Jeder Eingeladene hatte gedacht: Bei so viel Wein wird keiner merken, dass ich Wasser in das Fass geschüttet habe. Alle gehen bedrückt nach Hause. Das Fest hat nicht stattgefunden![15]
5.2  Eine Antigeschichte zum heutigen Evangelium, in dem Jesus Wasser in Wein verwandelt, damit die Freude weitergeht.
  • Ein Fest - auch das Fest der Vermählung mit Gott und Jesus - kann nur stattfinden, wenn jeder dazu beiträgt. Freude kann sich nur vermehren, wenn sie geteilt wird. Je mehr wir Traurigkeit in Freude verwandeln, desto mehr wird unser Leben schon jetzt ein Fest und weist hin auf die noch viel größere Freude, die uns einmal erwartet.
  • Wir werden daher unseren Glauben an das ewige Leben miteinander teilen und in der Liebe zum Herrn und seiner Kirche und zueinander unter Beweis stellen, dass wir auf das ewige Leben und die ewige Vereinigung mit ihm in vollkommener Liebe hoffen.

[1] Jes 62,1-5
[2] Jes 62,5c
[3] Jes 62,4
[4] Ps 96,1-7.10
[5] GL 554/5
[6] 1 Kor 12,4-11
[7] Joh 8,50.54
[8] Joh 12,26
[9] Eph 6,7
[10] 1 Petr 4,10
[11] 1 Petr 4,11
[12] Joh 2,1-11
[13] Joh 2,11
[14] Joh 2,4
[15] Laacher Messbuch 2010 S. 155