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Lesejahr 2013 (C)

Homilie am Fest Taufe Jesu zu Lk3,15–16.21–22 im Altenpflegeheim St. Elisabeth

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Der Himmel ist geöffnet[1]
 1 Geschlossen
  • Jeder von uns kennt das: An den Feiertagen plötzlich heftiges Zahnweh. Gleich am ersten Werktag Anruf beim Zahnarzt. Der Anrufbeantworter verkündet: Praxis bis 9. Januar geschlossen.
  • Wie oft sind wir schon vor verschlossenen Türen, geschlossenen Schaltern oder Ämtern gestanden. Enttäuscht oder mit einer Wut im Bauch weggegangen.
  • Schlimmer noch, wenn der Himmel verschlossen ist. Die Älteren unter uns kennen noch die Drohung: Wenn du das und das tust, kommst du nicht in den Himmel. Dafür war die Hölle immer offen.
  • Heute gibt es eine andere Erfahrung: die Gottesferne. Gott scheint sich in Nichts aufgelöst zu haben, verflüchtigt aus dem Denken, Empfinden. Der Himmel verschlossen?
  • Was verschließt uns den Himmel? Ist es unser modernes Weltbild, daß wir in den Weiten des Alls ein verlorenes Staubkorn sind? Ist es der Wohlstand, der Zustand des Sattseins? Oder die Hektik des Lebens, die uns nicht zur Ruhe, zur Besinnung kommen lässt? Das Fixiertsein auf das Äußere, das den Blick hinter die Dinge verstellt?
 • Oder ist es der unmoralische Lebenswandel, der nicht mehr nach Gottes Gebot und Weisung fragt? Oder dass wir in ständiger Sünde gegen Gottes Schöpfung und auf Kosten der Dritten Welt leben? Jede Frage richtet sich an unser Gewissen.
 2 Geöffnet
• Über dem Fest der Taufe Jesu steht dieses Wort. Es lässt uns aufatmen, aufschauen. Dieses Wort heißt: Geöffnet.
2.1 Jesus lässt sich von Johannes im Jordan taufen
• Er stellt sich auf die Seite derer, die sich als Sünder erkannt haben und anerkennen, dass sie der Reinigung und Heiligung bedürfen. Auf die Seite derer, die fragen: "Was sollen wir tun?“ Einfach und ohne Pathos sagt es der Evangelist Lukas: "Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen."[2]
• Was tut Jesus?

2.2 Er steigt in das Wasser und er betet

• Er lässt nicht nur einen Ritus an sich vollziehen, "weil das halt dazugehört". Er ist dabei ganz auf Gott ausgerichtet, dass er an ihm handle. Und so empfängt er in der Taufstunde die innere Gewissheit über seine Berufung. Und was geschieht in diesem Augenblick?
2.3 "Während er betete, öffnete sich der Himmel"
• Der Himmel öffnet sich über dem betenden Jesus. Diese Erfahrung, daß sich dem Betenden Gott offenbart, kehrt bei Lukas des öfteren wieder. So z.B. bei der Verklärung Jesu (9,28 f.) oder am Ölberg (22,43). Sie geben dem beginnenden öffentlichen Wirken Jesu Legitimation und Kraft.
• Aus dem geöffneten Himmel kommt der Heilige Geist in für alle sichtbarer Erscheinungsform auf Jesus herab. Jesus wird von Gott zum Messias gesalbt. Nichts anderes meint und heißt das hebräische Wort "Messias" und übersetzt ins Griechische "Christos" der „Gesalbte“. Er ist ganz erfüllt vom Heiligen Geist und geht als der Menschen- und Gottessohn in der Kraft des Geistes Gottes in sein öffentliches Wirken.
2.4 Allgemein vernehmbar ist die Stimme Gottes: "Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Gefallen gefunden."
 • Zugleich ist sie göttliche Bestätigung dessen, was Johannes vom Messias sagt. Du bist der Angekündigte, der mit Heiligem Geist und Feuer tauft. Du bist der "geliebte" Sohn. So wird deutlich, daß Jesu Sohnschaft in einer überhöhten Weise verstanden sein will, die ein nur messianisches Verständnis übersteigt.
• Was heute oft üblich ist: Jesus in einem Atemzug mit anderen Religionsstiftern, etwa Buddha oder Mohammed zu nennen, ist hier in diesem Offenbarungswort außer Kraft gesetzt. Er ist der "einzige" Sohn, geistgewirkt im Schoß seiner Mutter - wie vom Engel verkündet: "Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden."[3]
2.5 Warum lässt Jesus - der Sündenlose - sich taufen?
 • Maximus von Turin + 465 deutet das Geheimnis der Taufe Jesu so:[4] „So kommt also Jesus zur Taufe. Er will, dass sein heiliger Leib im Wasser Taufe gewaschen wird. Vielleicht meint jemand: Wieso soll er gewaschen werden, da er doch rein ist?
• So höre: Christus wird nicht getauft, um durch das Wasser geheiligt zu werden, sondern um das Wasser zu heiligen, um durch die eigene Reinigung die Flut zu reinigen, die er berührt. Denn in der Weihe Christi geschieht auch die große Weihe des Elements. Als der Erlöser abgewaschen wurde, reinigte er alle Wasser der Welt für unsere Taufe.“
• Im Wasser der Taufe schenkt uns Jesus Christus Anteil an seinem Leben, Leiden und Tod und an seiner Auferstehung. Durch Wasser und Geist sind wir Kinder Gottes, Brüder und Schwestern Jesu, des Sohnes Gottes und Tempel des Heiligen Geistes; denn er tauft mit Feuer und Geist.
Das ist die frohe Nachricht für alle Getauften
3 Durch die Taufe ist für uns der Himmel geöffnet
 • Durch Jesus Christus, dem geliebten Sohn Gottes, ist für uns der Himmel offen.
 • Die geschenkte Geistfülle befähigt zur Abwehr des Satans - wie Lukas wenig später zeigt und Petrus uns in der Lesung aus der Apostelgeschichte deutlich macht. Die Geistbegabung ist Frucht des Gebetes Jesu. Deshalb geht auch bei der Firmung der Handauflegung und Salbung das wirkmächtige Gebet der Kirche voraus.
  • Damit verkündet uns der Evangelist Lukas als entscheidende Botschaft: Gott manifestiert sich wieder und spricht wieder. Der Himmel ist für alle offen, die an Jesus Christus glauben.
 • Auch wenn du gesündigt hast, steht er an deiner Seite. Seine Solidarität und Liebe bewegt dich zur Umkehr. Er spricht dich im Sakrament der Sündenvergebung durch den Priester los. Er befreit dich aus der Gewalt des Teufels.
 • In Krankheit und Todesnot legt er dir durch den Priester die Hände auf und salbt dich, um auch in der Krankheit teilzuhaben an seinem erlösenden Leiden und durch ihn gestärkt entweder um zu genesen oder im Sterben selig zu werden.
  • Durch ihn spricht Gott dich an, ist Gott für dich da, ist er dir nahe. Er hört dich, wenn du betest. Er schenkt dir seinen Geist, der dich belebt und dir ewiges Leben schenkt. Darum höre nie auf zu beten. Geh mit Maria seiner Mutter den Rosenkranz betend zu ihm und sein erlösendes Leben und Handeln in deinen Geist, in deine Seele und dein Herz. Während du betest öffnet sich der Himmel über dir.
  • Als Bruder oder Schwester Jesu ruht Gottes Wohlgefallen auch auf dir. Gott schaut dich durch Jesus liebend an. Und sagt zu Dir: Du bist mein geliebtes Kind. Von Ewigkeit bis in alle Ewigkeit bist Du bei mir, in meiner Liebe für immer geborgen. Ängstige dich nicht vor der Zukunft auch nicht vor dem Sterben. Mein Himmel ist offen für Dich.

[1] 1. L Jes 42,5a.1–4.6–7 2. L Apg 10,34–38; Ev Lk 3,15–16.21–22
[2] Lk 3,21
[3] Lk 1,35
[4] Brevier Lektionar , 1. Jahresreihe, Heft 1 S.181 f. Maximus v. Turin + 465 Sermo 8

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