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2008 (A)

Predigt am Dreifalitgkeitssonntag in Rödlas

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Christushaupt mit Dreifaltigkeitsnimbus 14. Jht. im ehem. Kapitelsaal des Augustinerchorherrnstifts Neunkirchen - heute Augustinuskapelle®
Christushaupt mit Dreifaltigkeitsnimbus 14. Jht. im ehem. Kapitelsaal des Augustinerchorherrnstifts Neunkirchen - heute Augustinuskapelle®

 
 
 
 
 
Was bewirkt
das Wort des Vaters?


 

 

 

 

 

»Hier gilt das Wort des Vaters«?

  • Auf den Inzest von Amstetten haben viele Menschen bestürzt reagiert. Im Feuilleton einer großen Tageszeitung setzt sich ein Artikel mit der Deutung dieses schlimmen Vorganges durch die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek auseinander. Der Artikel ist überschrieben mit einem Zitat Jelineks: Diese bescheinigt dem Vater, der seiner Tochter sieben Kinder zeugte, er sei nicht nur Vater, sondern zugleich Großvater in einer Person. Mit beißendem Spott gegen den christlichen Glauben bringt die Schriftstellerin das Geschehen in Amstetten auch noch mit der Heiligsten Dreifaltigkeit in Beziehung. Es gebe Väter und Großväter in einer Person, es gebe ja auch die hl. Dreifaltigkeit, einen in drei Personen. Und in Amstetten hätten wir einen Gottvater, der alle drei Personen ist... und alles Sprechen erledige.[1]
  • Der eine Gott in drei Personen etwa das Urbild für das perverse Verhalten dieses Vaters, der auch der Großvater der Kinder ist, die er seiner Tochter zeugte? Muss infolge der erschütternden Ereignisse in Amstetten auch noch das Mysterium des dreieinigen Gottes pervertiert, verdorben werden?
  • Wir spüren, wie wichtig es ist, dass wir uns dem Mysterium des dreifaltigen und dreieinen Gottes, dem Gott und Vater Jesu Christi, mit wachem Feingefühl und klarem Denken nähern. Wir werden daher nicht das durch Sünde und Triebverirrung eines Menschen verübte Unrecht auch noch Gott in die Schuhe schieben, so als hätte dieser Mensch in seinem Verhalten Gott nachgeahmt.
  • Wir werden vielmehr fragen, was unser christliches Gottesbild zur Heilung des Menschen und zur Überwindung von Unmenschlichkeiten beitragen kann. Wir werden fragen, welche Qualität das Wort des Vaters im Himmel hat und was es in uns Menschen bewirken will.

Als erstes fragen wir nach dem christlichen Gottesverständnis

  • Wie das Eigenschaftswort »christlich« anzeigt, werden wir unsere Gottesbeziehung und unser Gottesverständnis auf Jesus schauend und hörend gewinnen. Unser Gott ist eben nicht ein auf sein fehlgeleitetes Ich fixierter Mensch, wie der Mann in Amstetten, sondern er ist vollkommene Liebe, die in Jesus anwesend ist, den er als seinen »geliebten Sohn« offenbart, und durch den Heiligen Geist im Menschen einwohnt; in jenem Menschen, der sich glaubend und vertrauend diesem Gott, der Liebe ist, öffnet und ihn anbetet, also zum Zentrum seines Lebens werden lässt. Johannes schreibt: "Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.“[2]
  • Gottes ewiges Wort ist durch das Wirken des Heiligen Geistes aus Maria, der Jungfrau, Mensch geworden. Sein Menschsein empfängt Jesus von seiner Mutter Maria, sein Gottsein durch das Wirken des Heiligen Geistes. Darum sagt der Engel im Lukasevangelium zu Maria: "Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden."[3]
  • Gott behält eben nicht alles für sich, wie der väterliche Tyrann, sondern er gibt seinen Geschöpfen alles, was er hat: sein ganz persönliches ewiges schöpferisches Wort, durch das alles geworden ist. Dieses Wort nennt er seinen geliebten Sohn.[4]

"In Jesus Christus haben wir Zutritt zu Gott.“

  • Denn in Jesus „hat sich Gott endgültig und vollständig geoffenbart: Nachdem er uns seinen eigenen Sohn geschenkt hat, hat er nichts mehr, was er sich vorbehalten würde und kann nur weiterschenken." Daraus folgert Paulus im Römerbrief:[5] "wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?" Mit dem Johannesevangelium erkennt die Kirche, "daß Gott mit dem Leben, dem Tode und der Auferstehung Jesu sein größtes Werk vollbracht hat und daß fortan jeder Mensch zu ihm Zutritt erlangen kann."[6]

Dieser Gott und Vater Jesu Christi will uns als freie Söhne und Töchter.

  • Er will uns nicht etwas wegnehmen, er will uns nicht als Sklaven, die ihm aus Angst gehorchen, sondern dass sich in uns seine schöpferische hingebende Liebe entfaltet. Er will uns durch Jesus erfahren lassen, dass er die Liebe ist. In Jesus allein erkennen wir die Liebe, die Gott zu uns hat. Die Qualität des himmlischen Vaters ist also nicht Gewalttätigkeit, nicht sexuelle Ausbeutung der eigenen Tochter, nicht eingesperrt werden in einen ausweglosen Bereich, nicht Perversion der Liebe.
  • Der Gott Israels und Jesu ist anders. In der 1. Lesung aus dem Buch Exodus ruft der an Mose vorübergehende Herr diesem zu: "Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue."[7]

Der himmlische Vater ist Liebe und Erbarmen, nicht Despot.

  • Er will nicht Sklaven, sondern Freie; zur Freiheit und Herrlichkeit hat Christus uns und die ganze Schöpfung befreit.[8] Darum mahnt Paulus die Galater: "Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!"[9]
  • Freilich Gottes Gericht trifft alle, welche die Erde egoistisch ausbeuten und zertören.[10] Er trägt dem Menschen vielmehr schon am Anfang auf, den Garten Erde »zu bebauen und zu behüten«.[11] Weil sein Geist in uns wohnt, sind wir sein Tempel. Wir sollen uns unserer Würde bewusst sein: „Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr.“[12] Wer allerdings diese von Gott geschenkte Würde des Menschen zerstört, zieht das Gericht Gottes auf sich: „Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben.“[13]

Als zweites fragen wir, was will das Wort des Vaters erreichen?
Gott hat in Jesus sein ewiges Wort zu uns gesandt.
Durch Jesus schenkt er uns die Einsicht in sein wahres Wesen,

damit wir ihn »den Wahren erkennen«.[14] Erkennen im biblischen Sinn ist eine ganzheitliche Erfahrung, die nicht nur für die Ganzhingabe von Mann und Frau steht, sondern auch für unsere Gottesbeziehung. Darum sagt Johannes in seinem 1.Brief: »Und wir sind in diesem Wahren, in seinem Sohn Jesus Christus«.[15]
  • Wenn ich also in Jesus, in seinem Wort, in der Taufe in seinem Tod und seiner Auferstehung bin; wenn ich in der Eucharistie in seinem Fleisch und Blut bin, dann bin ich in Gott, ganz mit ihm eins, mit Leib und Seele; dann ist das ewige Leben in mir und ich in ihm. Denn so sagt Jesus im Johannesevangelium: »Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast."[16] Durch Jesus sind wir im Heiligen Geist in Gott, von dem Johannes sagt: "Er ist der wahre Gott und das ewige Leben."[17]
  • Das Wort des Vaters will also, dass wir durch Jesus ganz eins werden mit ihm, damit seine Liebe, sein Erbarmen, seine Huld und Treue, seine Fülle des Lebens uns ganz und gar befreit und erfüllt.

Damit wir diesem Geheimnis göttlicher Liebe trauen,
Hat Gottes Liebe in Jesus ein menschliches Gesicht,

spricht sie in menschlichen Worten zu uns, handelt am Menschen heilend und befreiend, den Tod überwindend.
  • Wer die Liebe Gottes erkannt hat und sich an Jesus hält, der kann wie er den Versuchungen zum Bösen widerstehen; denn Jesus, ist tärker als alle dämonischen Mächte, die nur eines wollen: Den Menschen in ihre Gewalt und Abhängigkeit bringen.
  • Gott ist die vollkommene Liebe, die uns am Leben erhält, indem sie sich unaufhörlich an uns verschenkt, nicht zwingend, sondern einladend an das Geschenk der Freiheit erinnernd seine Gegenwart gewährt als Jahwe, als der ewig Seiende, der für uns da ist. Er hat uns befreit, so dass wir frei sind anzunehmen, was er uns schenkt, er uns mit dem ewigen Leben unvergänglich schenken will.

Gott weiß um den Sieg seiner Liebe in uns,

  • die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist. Diese Liebe bewahrt uns vor Überforderung, weil wir nicht allein aus eigener Kraft lieben müssen, sondern den Geist immer bitten dürfen: Komm, Heiliger Geist, Geist der Liebe Gottes, liebe Du in mir! Weil Jesus an den Sieg der Liebe glaubt, sagt er zu uns, den Seinen: "Ihr sollt vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist."[18] Schon zur Gemeinde der Israeliten hat Gott gesprochen: "Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig."[19] In seiner zuvorkommenden Liebe hat Gott uns schon in der Taufe geheiligt. Darauf dürfen wir mit unserem eigenen Bemühen aufbauen.

Das Wort des himmlischen Vaters ist Licht auf unserem Lebensweg.[20]

  • Wir brauchen sein Wort nicht zu fürchten; denn unser Gott ist kein sexuell perverser Despot. Wir können uns auf sein Wort verlassen und ihm folgen, weil es schenkende Liebe und Fülle des Lebens ist.
  • Auf Erden fällt es uns schwer wegen unseres engen Blicks oder unserer Selbstherrlichkeit, eins zu werden, ein Herz und eine Seele zu sein. Gott hat uns nach seinem Bild erschaffen.
  • Im dreifaltigen und dreieinen Gott leuchtet uns das Urbild der Liebe auf, das was wir werden können und sollen: die Verschiedenheit in den Personen, die eins sind im Wesen. Gott als einer in lebendiger Gemeinschaft.
  • Im dreieinigen Gott leuchtet uns auf, was wir ersehnen: Bei aller Individualität eins zu sein im Wesentlichen durch das Band der Liebe. Wo das geschieht, erfahren wir ganzheitlich die Anwesenheit des dreifaltigen und dreieinigen Gottes.

[1] Rosemarie Gropp, Hier gilt das Wort des Vaters; Testfall Österrreich: Elfriede Jelinek deutet Amstetten; in »Frankfurter Allgemeine« am 13.5.2008. Nr.110, S. 45.
[2] 1 Joh 4,9
[3] Lk 1,35
[4] Mt 3,17; 17,5; Mk 1,11; Mk 9,7; Lk 3,22; 2 Petr 1,17
[5] Röm 8,28
[6] Wörterbuch zur biblischen Botschaft S.282, I.
[7] Ex34,6
[8] Gal 5,1a; Röm 8,21
[9] Gal 5,1b
[10] Offb 11,18
[11] Gen 2,15
[12] 1 Kor 3,17b
[13] 1 Kor 3,17a
[14] 1 Joh 5,20a
[15] 1 Joh 5,20b
[16] Joh 17,3
[17] 1 Joh 5,20c
[18] Mt 5,48
[19] Lev 19,2
[20] Ps 119,105

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