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2008 (A) Österliche Bußzeit

Homilie am 5. Fastensonntag in der Sonntagvorabendmesse in St. Michael und am Sonntag in der Filialkirche in Rosenbach

===>> Liturgische und biblische Texte des 5.Fastemsonntags (A)
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>> Gottesdienstvorlage
===>> Liedblatt für die Sonntagvorabendmesse mit der Jugendband ST. Michael

5.Fastensonntag (A) 'Ich hole euch herauf' (Ez 37,12), Fresko, Chora 14. Jht.
5.Fastensonntag (A) "Ich hole euch herauf" (Ez 37,12), Fresko, Chora 14. Jht.
 

 

 

AUFERSTEHUNG FÜR ZEIT UND EWIGKEIT

1 Bedrohtes Leben

Wäre unser Leben durch gefährliche Krankheit bedroht, dann würden wir von unseren Hausarzt erwarten, dass er so schnell wie möglich kommt. Als Jesus von der schweren Krankheit seines Freundes Lazarus erfährt, hat er es nicht eilig, ihm zu Hilfe zu kommen. Er bleibt noch zwei Tage an dem Ort östlich des Jordan. 
 

Manchen verwundert, ja stört das an Jesus. Gut, er wird den Lazarus auferwecken und in das irdische, vergängliche Leben zurückrufen. Aber hätte er nicht seinen Freunden diesen Schmerz ersparen können? Jesus erspart ihnen diesen Schmerz nicht. Denn jeder wird den Tod lieber Menschen erleben und jeder wird selber einmal sterben.
  • Jesus will nicht, daß wir diese Wirklichkeit verdrängen - nach dem Motto "Nur nicht daran denken!" - er will vielmehr, daß wir mit ihm der Wirklichkeit des Todes entgegengehen und sie auf IHN schauend und hörend bestehen; deshalb geht er weder dem Tod seines Freundes, noch seinem eigenen Tod aus dem Weg.
  • Denn zu dem verstorbenen Lazarus zu gehen, heißt auch in die Nähe derer zu kommen, die seinen Tod planen. Die Jünger möchten ihn davon abhalten. Er aber geht in den Machtbereich des Todes, weil darin erfahrbar werden wird, daß GOTT DER HERR IST ÜBER DEN TOD und daß IN JESUS DIESE MACHT GOTTES ANWESEND UND WIRKSAM IST.
  • Jesus sagt es uns, wozu diese tödliche Krankheit des Lazarus dient: "Sie dient der VERHERRLICHUNG GOTTES: GOTTES SOHN SOLL DURCH SIE VERHERRLICHT WERDEN." [1]

2 Langes irdisches Leben?

  • Jesus geht es nicht darum, daß Lazarus nur irdisch länger lebt. Auch der "auferweckte Lazarus" geht unter Lebensgefahr dem Tod erneut entgegen. Als Freund Jesu wird man wenig später auch ihm nach dem Leben trachten.
  • Auch wir wünschen uns ein langes Leben in Gesundheit und Glück. Und wissen doch insgeheim, daß wir unaufhaltsam dem Tod entgegengehen. Gewiss, es gibt auf dieser Erde "erfülltes Leben", aber meist bleiben viel mehr "unerfüllte Wünsche". Vor kurzem las ich dazu folgendes:
»...Die erste Hälfte des Lebens:
Der Mensch opfert die Gesundheit, um Geld zu verdienen.
Die zweite Hälfte des Lebens:
Der Mensch opfert sein Geld,
um die verlorene Gesundheit wieder zu erlangen...
...Der Mensch lebt keine Hundert Jahre,
aber er macht sich Sorgen für tausend Jahre..
...dies könnte doch nicht das Ziel sein,
daß wir uns wünschen, zwar länger gut leben und glücklich
sein zu können, aber zugleich auch länger zu weinen,
zu leiden ....und dem Tod ausgeliefert zu sein."
Sicher, eine etwas überspitzte Aussage, aber doch mit viel Wahrheit.
  • Ein älterer Mann sagte zu seiner Frau: "Wenn du dich hälst, kannst du 80 Jahre alt werden." Als es dann gesundheitlich mit ihm immer mehr abwärts ging und er schwer litt, sagte er zu ihr: "Bete, daß du nicht auch so alt wirst wie ich."
  • Ich habe es miterlebt, wie ein Arzt einen Mann aus seiner Nachbarschaft, weil er sofort da war, durch Mund-zu-Mund-Beatmung und eine wohldosierte Spritze, wieder ins Leben zurückgeholt hat. Aber 1 1/2 Jahre später starb derselbe Mann unter Qualen an Krebs. Und der Arzt sagte zu mir, wäre ich damals nicht so schnell gewesen, wäre diesem Mann vieles erspart geblieben.

Aber wieder zurück zu unserem Evangelium. Es verkündet:

3 Auferstehung für Zeit und Ewigkeit

  • Die anwesenden Trauergäste legen die Erregung und die Tränen Jesu am Grab seines Freundes als Mitgefühl und Trauer aus. In Wirklichkeit erregt sich und weint Jesus über ihren Unglauben, mit dem sie dem irdischen Tod begegnen. Jesus weiß sich da ganz eins mit wirklich glaubenden Juden, die angesichts des irdischen Todes ihrer Lieben gemahnt werden:
"Haltet Trauer und Klage fern von eueren Pforten...
Verrichtet Fürbitte, Gebet und Lobpreis für sie."[2]
  • Von diesem Glauben waren auch die Jünger weit weg. Darum sagt Jesus zu ihnen: "Ich freue mich euretwegen, daß ich nicht dort war, damit ihr glaubt." [3] Martha aber glaubt an die AUFERSTEHUNG DER TOTEN und an die MACHT JESU. Ihr offenbart sich Jesus in einem ICH-BIN-WORT, in dem für jeden glaubenden Juden der Name Gottes JAHWE, seine Leben schaffende und mächtige Gegenwart offenbar wird. Jahwe bedeutet: ICH BIN DER ICH-BIN, der ICH-BIN-DA.
  • Und Jesus offenbart sich als "ICH BIN DIE AUFERSTEHUNG UND DAS LEBEN, WER AN MICH GLAUBT, WIRD LEBEN, AUCH WENN ER STIRBT, UND JEDER, DER LEBT UND AN MICH GLAUBT, WIRD IN EWIGKEIT NICHT STERBEN. GLAUBST DU DAS?"[4]
  • Erst nachdem Martha diesen Glauben bekannt hat, erweckt Jesus ihren Bruder, ruft er ihn in dieses sterbliche Leben zurück, gleichsam als Symbol, als Stärkung des Glaubens an die Auferweckung der Toten durch Gott nach dem irdischen Tod.

4 Gott will keinen blinden Glauben.

  • Ein blinder Glaube wäre genauso gefährlich wie eine blinde Liebe. Gott gibt uns durch Jesus Zeichen, daß es vernünftig ist, zu glauben, daß Gott die Toten erweckt zur Teilhabe an seinem Leben oder zum Gericht. Deshalb mahnt der heilige Augustinus, zwischen Tod und Tod zu unterscheiden:
"Den Tod des Leibes fürchtet jeder Mensch,
den eigentlichen Tod fürchten hingegen nur wenige."
  • Gott zeigt uns durch Jesus: Die URSEHNSUCHT DES MENSCHEN NACH BLEIBENDEM LEBEN kann nur in Christus ihre Erfüllung finden.
  • Die zum wahren und endgültigen Leben befreiende Macht Gottes wird in der Auferweckung Jesu an Ostern ganz offenbar. Er nimmt den irdischen Tod auf sich, damit wir an unsere Auferweckung durch den Tod hindurch glauben können.
  • Nur in diesem Glauben an ihn, der den Tod besiegt hat, können wir die TODESFURCHT ÜBERWINDEN. Dies ist uns Christen aufgegeben. Denn nur wer die Todesfurcht überwindet, kann das LEBEN BESTEHEN.
  • Die Lazarusgeschichte schildert uns die Realität von Tod, Grab und Verwesung. Sie ist aber nur ein Symbol, eine Hinführung zum eigentlichen Auferstehungsglauben. Denn die Erweckung des Lazarus war eine Auferstehung "hinein in Schwäche und Tod"(Przywara).
Welche Früchte bringt die Überwindung der Todesfurcht?


5 Jetzt ist die Zeit
haben wir am Anfang der Messe gesungen und werden wir am Ende der Messe singend uns sagen:

  • Wir leben in der Spannung zwischen der Tatsache, daß wir sterben müssen, und dem Anruf, das Sterben nicht zu fürchten. Diese Spannung wird nicht gelöst dadurch, daß wir uns einreden: Es wird schon irgendwie nachher weitergehen. Wir werden vielmehr unsere Gedanken und unsere ganze Liebe auf den Gott ausrichten, der sich in Jesus Christus als die Hoffnung des Menschen offenbart.
  • Wer in dieser den Tod überwindenden Hoffnung lebt, der wird das Seine nicht festhalten, sondern mit denen teilen, die im Elend sind. Er kann hergeben, weil er darauf vertraut, daß ihm Gott am Ende alles schenken wird, das Leben in Fülle, unverlierbar, ewig.
  • Wir werden die Armen, Hungernden, Ausgebeuteten und Kranken nicht auf ein besseres Jenseits vertrösten. Wir werden vielmehr alles tun, dass sie jetzt schon wie Lazarus aus dem Grab des Hungers, der Krankheit, der Ausbeutung auferstehen.
  • Die 1. Lesung hat uns gezeigt: Gott vertröstet sein Volk nicht auf das Jenseits. Er zeigt sich im Diesseits als der Ich-Bin-Da, als der rettende, aufrichtende, Leben spendende Gott.
  • Israel im babylonischen Exil war ein Volk ohne Hoffnung, es war so gut wie gestorben und begraben, ohne Zukunft. Aber Gott will, dass es lebt; er holt das Volk aus diesem Grab heraus, er führt die Gefangenen in die Heimat zurück. Es geht also um Wiederherstellung hier und jetzt, die Gott bewirkt. Es geht um die Rückkehr zu Gott und das Leben in der bleibenden Gemeinschaft mit ihm. Diese Rückkehr aber ist Gabe und Werk des Leben spendenden Gottesgeistes.
  • Weil wir an den gekreuzigten und auferstanden Herrn Jesus Christus glauben, helfen wir diesen fremden Menschen um seinetwillen. Wir erkennen in den Armen, die uns Misereor vor Augen stellt, seine geringsten Brüder und Schwestern. Er will, dass wir als seine Hände, Füßen und Lippen, den Not leidenden Menschen heute helfen, so wie er damals in Palästina den Menschen seiner Zeit geholfen hat. Wir verschieben unsere Hilfe nicht auf morgen oder übermorgen. Denn »jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt«.[5]


[1] Joh 11,4
[2] Rechtes Ginza I 136
[3] Joh 11,15
[4] Joh 11,25f
[5] Gotteslob Bamberger Anhang 992

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