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2008 (A) Österliche Bußzeit

Homilie am 3.Fastensonntag A 2008 zu joh 4,5-42 in der Filialkirche St. Johannes der Täufer in Großenbuch

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Wer stillt unseren Durst nach Leben, Glück und Sinn?

In das heutige Evangelium hineinhörend stellen wir fest,

Missverständnisse können auch weiterführen.

  • Als Jesus vom lebendigen Wasser spricht, das allen Lebensdurst stillt, versteht die Samariterin darunter eine bequeme Wasserversorgung.[1] Wir haben die bequeme Wasserversorgung. Wir betätigen den Wasserhahn, schon fließt es. Unser Wasser hat Trinkqualität. Aber Indios in Peru, deren Wasser durch die Abraumhalden des Bergbaus von Schwermetallen verseucht ist und die Gesundheit vor allem ihrer Kinder schwer beeinträchtigt, haben auch ein Recht auf sauberes und gesundes Wasser. Dabei hilft Misereor.
  • »Das Wasser wirft grüne Blasen«, so beschreibt Misereor den Zustand des Wassers in den Elendsvierteln Jakartas in Indonesien: »Zu Peggys Haus führt eine notdürftig gezimmerte Brücke, unter der die grüne Brühe Blasen schlägt. Es steht auf Stelzen im Müll«. Wird Jesus wirklich missverstanden, wenn dürstende Menschen sich zuerst nach sauberem Wasser sehnen?
  • Wie wollen wir diesen Menschen vom lebendigen Wasser, das Jesus uns gibt, erzählen, wenn wir ihnen nicht zuerst sauberes Wasser geben? Sauberes Wasser ist ja das erste und wichtigste Lebensmittel überhaupt. Erst wenn wir es ihnen geben, können sie begreifen, was das Evangelium vom lebendigen Wasser bedeutet, mit dem Jesus unseren Lebensdurst stillen will, und das in uns zur sprudelnden Quelle wird, deren Wasser ewiges Leben schenkt.
  • Was Misereor an den Brennpunkten des Elends und der Not tut, hat also direkt mit der Glaubwürdigkeit des Evangeliums zu tun. Die Frage der in der Wüste dürstenden Israeliten

Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?

  • hat genau damit zu tun. Wie sollen sie glauben, dass Gott bei ihnen ist, wenn sie und ihr lebenswichtiges Vieh in der Wüste elend verdursten? Mose begreift den Ernst der Lage und schreit zu Gott. Und Gott zeigt dem Mose, wo er in der Wüste Wasser für Mensch und Vieh findet. Jetzt können die Israeliten Gott preisen, können singen: “Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unsres Heiles.“ Der Fels in der Wüste verliert seine abweisende Größe und Härte, wird zum Symbol für den Leben spendenden Gott; So kommt Jahwe zum Namen »Fels unseres Heils«. Es geht also immer um den

Zugang zur Gnade,[2] um die Erfahrung der liebenden Nähe Gottes.

  • Paulus verkündet in der Lesung aus dem Römerbrief Jesus als den Messias Gottes, der die Liebe Gottes für uns Menschen erfahrbar gelebt hat, nicht nur durch Worte und Taten, sondern durch sein Sterben für uns, die wir Sünder sind. Er gibt sich bis zum letzten Atemzug, bis zum Vergießen seines Blutes für uns hin, um uns aus unserer Absonderung von uns selbst, von unseren Mitmenschen, aber auch von Gott zu befreien. Er gibt sich hin für alle, für seine Freunde wie für seine Feinde, er stirbt für uns und für sie. Für jemand sterben ist die äußerste Form der Liebe. Denn wer sein Leben gibt, gibt alles.
  • Gerade die Ärmsten, die Ausgebeuteten fühlen sich oft von Gott und der Welt verlassen. Sie sollen durch uns Zugang zur Gnade, zu dem sich uns liebend nahenden Gott erfahren. Wir helfen diesen uns wildfremden Menschen, von denen wir weder einen Dank noch eine Gabe erwarten können, weil wir erfüllt sind von der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes, die denen zuteil wird, die in den Geringsten die Brüder und Schwestern Jesu erkannt und geliebt haben.
  • So können wir die Hoffnungslosen zu neuer Hoffnung auferwecken und zugleich ihr Herz für die Wahrheit sensibel machen, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns und ihnen in der Taufe geschenkt ist. Daraus wächst jene Hoffnung, die nicht zugrunde gehen lässt, die auch dann bleibt, wenn der Mensch alles Irdische lassen muss, wenn er stirbt. Darum ruft Paulus uns heute zu:
„Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“[3]
  • Der Durst nach Leben, Glück und Sinn ist jedem Menschen von Gott eingepflanzt. Der Mensch versucht zunächst durch Befriedigung seiner natürlichen Lebensbedürfnisse diesen Lebensdurst zu stillen. Aber die Dinge und auch Menschen halten nicht, was sie versprechen. Mancher wird dabei süchtig. Der Griff zur Flasche oder zur Spritze scheint kurzfristig Entlastung zu bringen. Aber sie machen den Menschen zum Sklaven und zerstören seine Persönlichkeit und Gesundheit.
  • Die Samaritern dürstete ebenfalls nach Leben. Die sieben Männer, die sie hatte, konnten anscheinend diesen Lebensdurst auch nicht stillen. „Der Brunnen ist tief", sagt sie, tiefer noch, als sie denken konnte, Sinnbild einer ganz anderen Tiefe. Gott selbst, die Quelle und der Ursprung (fons et origo) all dessen, was lebt, er ist die ewige Frische, die Kraft der Erneuerung für eine Welt, die staubig und müde geworden auf sich selbst zurückgeworfen ist.

Schritt für Schritt

  • Wird die Samariterin, werden wir von Jesus in die Tiefe des unseren Lebensdurst stillenden Geheimnisses geführt. "Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben."[4] Ja, wenn wir wüssten, wenn es uns in Sehnsucht nach Glück, nach Leben, nach Sinn, doch aufgehen könnte, wer Jesus ist und worin die Gabe besteht, die er schenkt, dann könnte sich vieles in unserem Leben zu Guten wenden.
  • Doch wer von unseren Mitmenschen, auch von vielen, die getauft sind, glaubt und weiß schon in der Tiefe seines Herzens, dass das sich Zuwenden zu Jesus, das auf ihn Hören, mit ihm Sprechen, zu immer tieferem und befreiendem Erkennen führen will? Weil die Samariterin gesprächsbereit war, sich traute zu fragen, weil sie sich durch ihre Missverständnisse und Sünden hindurch Jesus immer mehr näherte, konnte er sich ihr offenbaren.
  • Jedenfalls lebt die Frau in der Erwartung des Messias: "Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden." Diese Erwartung ist es, die es Jesus ermöglicht, sich ihr zu offenbaren: „Ich bin es, der mit dir spricht."

Sich ansprechen lassen durch Jesus

  • Ob uns der Evangeliumsruf angesprochen hat, als gesungen wurde: »Herr, du bist der Retter der Welt. Gib mir lebendiges Wasser, damit mich nie mehr dürstet«. Die Liturgie will ermutigen, so wie die Samariterin Jesus anzusprechen: »Stille meine Sehnsucht nach Leben, nach Glück und Sinn«!
  • Erfülltes Leben, das Aufleuchten von Glück und Sinn, kommt dauerhaft nicht aus der Welt, nicht aus den Dingen, und nur bedingt von Menschen. Die Samariter kommen nicht zum Glauben, weil die Frau ihnen gesagt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.
  • Nein, die Samariter sagen zu der Frau, die sie auf Jesus aufmerksam gemacht hatte: Wir glauben, "weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt."

Der Glaube kommt aus der Begegnung mit Jesus, im Hören auf ihn.

  • In ihm, mit ihm und durch ihn wird unser Lebensdurst gestillt. Noch mehr: Es "wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt." [5]
  • Ist jemand ganz erfüllt von einer Wahrheit, einer Freude, einem Erlebnis, dann »sprudelt es gleichsam aus ihm heraus«, wenn er davon erzählt. Das Erlebte wird zur zeugenden und überzeugenden Wirklichkeit, steckt andere an, schenkt Hoffnung, weist in die Zukunft. bricht die Zeit auf für die Ewigkeit.
  • Wenn mich die durch Jesus zuteil gewordene Liebe Gottes erfüllt, die durch den Heiligen Geist in mein Herz ausgegossen ist, dann werde ich den Menschen anders begegnen, werde ich meine Aufgaben, meinen Beruf von Gott her sehen und angehen.
  • Und ich bin sowohl beim Gelingen wie beim Misslingen in seiner Liebe und seinem Erbarmen geborgen. Ist der Herr mein Licht und mein Heil, vor wem müsste ich mich dann noch fürchten? Ist der Herr die Kraft meines Lebens, vor wem sollte mir bangen? bekennt der Psalm 28.
  • Verlasse ich mich aber nur auf meine eigene Leistung, meine ich, diese käme nur aus mir unvollkommenen Menschen, werde ich abhängig vom Urteil der Menschen. Ist es positiv, wird es mir schmeicheln und mit Stolz erfüllen; ist es negativ, wird es mich niederdrücken und mich bis in den Selbsthass treiben.

Das Bild der im Glaubenden aufsprudelnden Quelle

  • gibt der nach innen gewandten Kontemplation Nahrung und Halt: So ist in der Wesensmitte des Jüngers, der Jüngerin, der Geist Gottes anwesend und wirksam, erleuchtend, bewegend und führend, ermutigend, den Glauben festigend, die Liebe nährend.
  • Denken wir immer daran: Der Herr sitzt am Brunnen, niemand sonst. Wüssten wir, wer er ist, der mit uns redet, so würden wir ihn bitten. Er könnte die Quelle in uns wieder zum Sprudeln bringen, den Geist, ohne den wir ihn weder erkennen noch bezeugen können.
  • Denn niemand kann im Gebet "Herr Jesus" oder in der Predigt oder im Religionsunterricht oder im Gespräch mit Zweifelnden und Suchenden "Herr ist Jesus" sagen, außer im Heiligen Geist.[6] Und niemand kann es in der Predigt oder im Religionsunterricht oder im Gespräch sagen, ehe er oder sie es im Gebet gesagt hat.
  • Von der Samariterin als Modell christlicher Verkündiger lernen wir: von Jesus herkommend hat sie etwas zu sagen,[7] aber ihre Verkündigung sucht sich selbst überflüssig zu machen. Sie hat ihr Ziel erreicht, als die Menschen zu ihm gehen, auf ihn hören und ihn als Retter der Welt bezeugen.[8] Das sollte bei uns Preistern und ReligionslehrernInnen, bei den Altern und bei jedem Christen auch so sein.


[1] Joh 4,11.15
[2] Röm 5,2
[3] Röm 5,5
[4] Joh 4,10
[5] Joh 4,14
[6] 1 Kor 12,,3
[7] Joh 4,28-30.39
[8] Joh 4,29.42

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