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2008 (A) Osterzeit

Homilie am 5. Ostersonntag auf Sizilien - in der Kirche de schwarzen Madonna von Tindari

===>> Biblische und liturgische Texte des 5. Ostersonntags (A)
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Kirche zur Schwarzen Madonna von Tindari, erbaut 1950
Kirche zur Schwarzen Madonna von Tindari, erbaut 1950
Keine Angst!

Die Worte des heutigen Evangeliums, die Jesus im Abendmahlssaal kurz vor seiner Kreuzigung und seinem gewaltsamen Tod sagt, sind ermutigende Abschiedsworte. Sie wollen die Jünger stärken für die kommenden schweren Stunden und Tage, da alles Bisherige zerbricht.
Das erste dieser Worte soll das Thema dieser Predigt sein:

"Euer Herz lasse sich nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich!"
 
 
 

1 Ängste, die das Herz verwirren

  • Es ist verständlich, dass die Jünger Angst bekommen, als sie mit ansehen müssen, dass das Leben Jesu zerstört wird, dass es zu Ende geht. Genauso verständlich aber ist es, wenn Christen unserer Tage in ihrem Herzen, ihrem Fühlen und Denken unsicher und niedergedrückt sind, weil sie erleben, wie viele Menschen in unserem Volk den christlichen Glauben über Bord werfen und wie Heiden leben.
  • Unser Papst Benedikt XVI erfährt gerade deshalb neben aller Begeisterung auch viel Widerspruch, weil er den Zustand der Kirche und der Welt klarsichtig offen legt.

2005 hielt er einen viel beachteten Vortrag, der die Überschrift trägt: Warum hasst sich der Westen?

  • Die ersten Sätze lauten: "Die westliche Kultur zeigt Zerfallserscheinungen. Sie verliert mit ihrer Religiosität die Achtung vor sich selbst. Der aktuelle Kampf der Kulturen hält dem Westen einen unangenehmen Spiegel vor. Denn er entlarvt seinen fehlenden Spiritualismus."
  • Und auf den Islam schauend sagt er: "Das Wiederaufblühen des Islam ist nicht nur durch den materiellen Reichtum islamischer Länder bedingt, seine Ausbreitung erklärt sich auch daher, dass er seinen Anhängern eine lebensnahe, spirituelle Basis bieten kann und genau diese scheint dem Alten Europa verloren gegangen zu sein. Deshalb wird Letzteres, trotz seines politischen und wirtschaftlichen Gewichts, als dem Niedergang geweiht angesehen."
  • Ein Sprichwort sagt: "Die Angst nimmt das Unglück vorweg." Wir wissen: Angst vor dem Untergang kann lähmen, sie kann aber auch anspornen nach einem Ausweg zu suchen.
Den Ausweg zeigt uns Jesus im Evangelium:

2 Glaubt an Gott und glaubt an mich!

  • In diese Situation hinein lässt Johannes also den erhöhten Herrn sprechen: "Lasst euch das Herz nicht durcheinander bringen" (Fridolin Stier). Dreht nicht durch! Ihr seid doch nicht preisgegeben. "Glaubt ihr an Gott? So glaubt auch an mich!" Die Übersetzung von Fridolin Stier lässt die Dringlichkeit der Aufmunterung erkennen. »Erinnert euch, ich bin als WORT GOTTES zu euch gekommen, unverbrüchlich und treu. Ich habe doch gesagt: "Ich komme wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin."
  • Weil uns der Herr eine ewige Zukunft bei Gott bereitet hat, können wir uns hier und jetzt ganz im Sinne Jesu für die Menschen und die Welt einsetzen. Wenn auch unser Bemühen Stückwerk bleibt und wir nicht alles ändern können, werden wir deswegen nicht in Panik geraten. Wir werden nicht der Versuchung unterliegen, das Paradies auf Erden mit Gewalt herbeizuführen, wie es die Heilslehren des vergangenen Jahrhunderts versuchten. Heraus kam immer die Hölle.
  • Es geht auch nicht um die Vertröstung auf den Himmel. Der Herr verheißt uns vielmehr seinen Beistand und seine Nähe hier und jetzt: "Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen"[1], hier und jetzt.
  • Es geht also nicht nur um das Kommen Jesu am Ende der Zeit, sondern seine Wiederkehr bezieht sich bereits auf das Wirken seines Geistes hier und heute. Der Auferstandene ist im Heiligen Geist jetzt schon bei uns. In der Kraft seins Heiligen Geistes beginnt jetzt schon die Heimholung der Welt. Als Jünger haben wir nicht nur die Erinnerung an Jesus, wir denken auch nicht nur an unsere ewige Zukunft, sondern der Herr ist hier und jetzt in unserer Mitte, wenn wir ihm vertrauen. Wir dürfen unter der Gegenwart des Auferstandenen jetzt schon leben.
  • Die erste Lesung zeigt uns, dass es auch in der Jerusalemer Urgemeinde Probleme gab. Die fehlende Sorge um die Witwen wurde offen diskutiert und es wurde Abhilfe geschaffen. Der Dienst des Diakons wurde ins Leben gerufen und ihnen die Sorge um diese Menschen anvertraut.
  • Deshalb werden auch wir als Jüngerinnen und Jünger alles daransetzen, dass es in unserer Welt gerechter, menschlicher zugeht; werden wir auf eine gerechte Verteilung der Güter bedacht sein, damit Hunger und Armut gemindert werden; werden wir die Augen und das Herz offen halten für Menschen, die Hilfe brauchen. Auch unter uns gibt es allein erziehende Frauen und Männer, gibt es Witwen mit Kindern, die oft nicht wissen wie sie über die Runden kommen sollen; gibt es alte, pflegebedürftige, verwirrte Menschen deren Angehörige unsere Unterstützung bräuchten.

2.1 Der Herr sagt: Wenn ihr an Gott glaubt, dann glaubt auch an mich, der ich als der Auferstandene gegenwärtig bin.

Von dieser Gegenwart des erhöhten Herrn inmitten seiner Kirche ist unser Papst Benedikt genauso wie sein Vorgänger Johannes Paul erfüllt.
  • Benedikt XVI ermutigt die heutigen Jüngerinnen und Jünger Jesu, zu erkennen, dass wir nicht hoffnungslos von Welt und Tod umschlossen sind, sondern dass uns der Himmel offen ist, dass der "Anführer des Lebens" in der Kraft des Geistes unter uns wirkt. "Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten", sagt der Herr. Euer Glaube hat ein Ziel. Er führt in die himmlische Wohnung beim Vater. Lasst euch doch das Herz nicht verwirren durch das, was euch jetzt bedrängt!
  • Durch ein ausdruckstarkes Bild bekräftigt dies Petrus wenn er in der 2. Lesung die Glaubenden auffordert: "Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist."
  • Uns zu Christus zu führen, der sich jedem Menschen als der Weg zu Gott offenbaren will, das war das oberste Ziel der Verkündigung seit Beginn des Christentums bis heute. Petrus sagt uns in der 2. Lesung: "Wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre." Ja, es ist eine von Gott geschenkte Ehre, glauben zu dürfen.
  • Jesus Christus, der lebendige Stein, dient den einen dazu daran Halt zu finden, andere stoßen sich daran. Deshalb lassen wir uns von denen, die dem Papst und der Kirche nur kritisch, ablehnend oder feindlich begegnen, nicht einschüchtern.
  • Wer den christlichen Glauben unverfälscht verkündet, dem wird auch widersprochen werden. Das fängt beim Papst an, der uns ein Vorbild im Glauben ist. Trotz seiner hohen Intellektualität ist der ganz den Menschen zugewandt, begegnet er ihnen in Demut und Bescheidenheit.
  • Aber Papst und die Bischöfe allein sind noch nicht die Kirche. Es geht darum, dass wir zusammen mit unserem Papst und den Bischöfen der Welt vorleben, dass der Mensch eine ewige Zukunft in der Fülle des Lebens bei Gott hat. Und dass gerade der christliche Glaube uns befähigt mit aller Kraft den Menschen und ihrem Heil zu dienen.
Und zum Zweiten geht es darum, dass wir zusammen mit dem Papst und allen Hirten der Kirche

2.2 Frucht bringen für Zeit und Ewigkeit

  • Ich darf in Erinnerung rufen, was Kardinal Ratzinger in seiner Homilie beim Eröffnungsgottesdienst des Konklaves in St. Peter sagte. Es waren Worte war von elementarer Wucht und Geist erfüllter Kraft. Ausgehend von der Rede Jesu übers Fruchtbringen: "ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt" (Joh 15, 16), sagte er:
  • "Wir müssen von einer heiligen Unruhe angerührt sein: der Unruhe, allen das Geschenk des Glaubens, der Freundschaft mit Christus, zu bringen. In Wahrheit ist uns die Liebe, die Freundschaft Gottes gegeben worden, damit sie auch die anderen erreiche. Wir haben den Glauben erhalten, um ihn anderen zu schenken – wir sind Priester, um anderen zu dienen. Und wir müssen eine Frucht bringen, die bleibt.“
Und dann kamen Worte, die wohl keiner der Zuhörer je vergessen wird:
  • „Alle Menschen wollen Spuren hinterlassen, die bleiben. Aber was bleibt? Das Geld nicht. Auch die Gebäude bleiben nicht; die Bücher auch nicht. Nach einer gewissen Zeit, die mehr oder weniger lang ist, verschwinden all diese Dinge.
  • Die einzige Sache, die in Ewigkeit bleibt, ist die menschliche Seele, der Mensch, der von Gott für die Ewigkeit geschaffen ist. Die Frucht, die bleibt, ist daher das, was wir in den menschlichen Seelen gesät haben – die Liebe, die Erkenntnis; die Handlung, die fähig ist, das Herz zu treffen; das Wort, das die Seele zur Freude am Herrn öffnet.
  • Also machen wir uns auf und bitten wir den Herrn, dass er uns helfe, Frucht zu bringen, eine Frucht, die bleibt. Nur so wird die Erde umgewandelt aus einem Tal der Tränen in den Garten Gottes."


[1] Joh 14,23

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