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2008 (A) Österliche Bußzeit

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===>> Hirtenbrief des Erzbischofs Ludwig Schick "Feststehen im Glauben"

Allen Besuchern meiner Homepage wünsche ich einen gesegneten Sonntag und einen energischen Start in die österliche Bußzeit.

Ihr Veit Dennert, Pfr. i.R

„Steht fest im Glauben“
Wort an die Pfarrgemeinden des Erzbistums Bamberg
zum Beginn der Fastenzeit 2008

Fastenhirtenbrief 2008

Liebe Schwestern und Brüder!
„Seid wachsam, steht fest im Glauben“ (1 Kor 16,13) Diese Bitte des Apostels Paulus an die Korinther möchte ich Ihnen heute ans Herz legen. Die Fastenzeit war seit Anfang der Kirche der Glaubensvertiefung gewidmet. In den 40 Tagen vor Ostern wurden die Taufbewerber durch Katechesen über das Glaubensbekenntnis und die Bedeutung der Sakramente auf die Taufe in der Osternacht vorbereitet. Mit ihnen sollten aber auch alle bereits Getauften in dieser Zeit ihren Glauben erneuern.

Dieser Tradition folgend möchte ich Sie zu Beginn der vorösterlichen Bußzeit 2008 einladen, in den kommenden Tagen über Ihren Glauben nachzudenken und ihn zu vertiefen.

Deutschland - kein Land der Gottlosen

Der neue „Religionsmonitor“ der Bertelsmann-stiftung bestätigt: Siebzig Prozent der Deutschen bezeichnen sich als religiös. Das bedeutet: Sie beschäftigen sich mit religiösen Fragen. Die Vorstellungen über Religion gehen dabei aber weit auseinander. Schon beim Begriff „Gott“ glauben die einen an einen persönlichen Gott, an ein „Du“, das man ansprechen kann. Andere stellen sich unter 'Gott' irgendeine „höhere Macht“ oder „etwas Göttliches“ vor, das in allem wirkt und waltet. Viele verstehen unter Religion heute das, was ihnen das Gefühl von Geborgenheit und des Wohlbefindens im Stress und der Hektik des Alltags schenkt. Für nicht wenige besteht Religion in Ethik und Moral, Normen und Geboten, die das persönliche Leben ordnen und die Gesellschaft zusammenhalten.

Auch wenn die Frage nach der Religion bei über zwei Dritteln der Deutschen eine Rolle spielt, zeigt auf der anderen Seite ein Blick in unsere Sonntagsgottesdienste und auch auf die Zahl der Kirchenaustritte: Die Religion, zumindest in der Form, wie wir sie seit Jahrhunderten in Deutschland kennen, ist auf dem Rückzug. Es scheint sich immer mehr zu bewahrheiten, was schon vor 150 Jahren ein Theologe angstvoll beschwor: „Die Altäre des Herrn werden bald verwaist dastehen.“

„Fragt euch selbst, ob ihr im Glauben seid“ (2 Kor 13,5)

Liebe Schwestern und Brüder! In dieser Situation ist es wichtig, dass wir uns Rechenschaft über unseren Glauben geben. Christsein ist mehr als ein Gefühl. Der christliche Glaube ist auch nicht ein System von Glaubenssätzen oder ein Regelwerk von Geboten und Verboten. Er ist auch kein „ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit eine entscheidende Richtung gibt.“ So hat Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika „Gott ist die Liebe“ – (Nr. 1) geschrieben! Dieses „Ereignis“, diese „Person“ ist Jesus Christus. Unser Glaube hat ein Gesicht. Auf Jesus von Nazareth müssen wir schauen, damit unser Glaube „gesund wird“, wie es im Brief an Titus heißt (Tit 1,13). Als Christen sind wir „im Glauben“, wenn wir auf Christus schauen und mit ihm das Leben gestalten.

Jesus Christus ist nicht „der große Unbekannte“. Die Evangelien haben sein „Porträt“ gezeichnet, wir kennen seine Biographie; sein „Programm“ steht fest und ist von IHM selbst „vorgelebt“. Die vier Evangelien sind Einladungen, mit Jesus Christus zu leben und zu wirken. Wer sie betend liest, hört seine Stimme. ER ist selbst die ‚Frohe Botschaft’ „eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt“ (Röm 1,16).

Glaube ist Geschenk

Mutter Teresa von Kalkutta schreibt: „Der Glaube ist ein Gottesgeschenk, das durch das Gebet kommt.“ Der Glaube an Jesus Christus ist uns geschenkt. Dieses Geschenk muss aber angenommen werden. Täglich sollen wir Jesus Christus ein Stück näher kommen und mit IHM leben.

Der Glaube ist mit dem Schwimmen vergleichbar: Man muss sich dem Wasser anvertrauen, um zu erfahren, dass es trägt. Jesus Christus, seinem Leben und seiner Botschaft vertrauen wir uns an im Gebet und Gottesdienst, im Gespräch über IHN und im Handeln mit IHM. Vor allem entfaltet sich der Glaube beim Weitergeben. Wer freudig von seinem Glauben anderen Menschen berichtet und ihnen hilft, Jesus Christus als „Weg, Wahrheit und Leben“ (Joh 14,6) zu finden, für den wird der Glaube immer echter und trägt ihn.

„Lasst die Kinder zu mir kommen“ (Mt 19,14)

Euch, liebe Kinder und Jugendliche, möchte ich besonders einladen, den Glauben an Jesus Christus in der kommenden Fastenzeit neu zu entdecken. Ich wünsche Euch „Mitmachfreude“! Macht mit im Religionsunterricht, beim Beten, im Gottesdienst, bei den Ministranten, in der Jugendgruppe, beim Helfen im Altenheim oder bei Behinderten und erzählt, was ihr dabei erlebt. Aus Eurer „Mitmachfreude“ wird dann „Glaubensfreude“.

Der Glaube macht reich

Der Glaube an Jesus Christus macht unser Leben reich, er schenkt ganz neue Horizonte, er gibt uns Wurzeln und zugleich Flügel. Er schenkt uns Halt und Tiefgang, er hilft uns, unsere Talente zu entdecken und einzubringen, er setzt körperliche, geistige und seelische Kräfte frei. Er schenkt Hoffnung, die trägt. „Der Glaube nimmt nichts. Christus gibt alles, was das Leben frei, schön und groß macht“, so hat Papst Johannes Paul II. gesagt.

Der Glaube lässt uns auch erkennen, dass Freiheit und Friede mehr wert sind als Reichtum und Macht, dass das gute Miteinander mehr bedeutet als allein für sich zu sein und dass der Einsatz für andere mehr bringt als Geiz und Neid. „Wer glaubt, weiß mehr“, hat Erich Kästner formuliert. Wer glaubt, lebt sinnvoller, hat mehr Zuversicht, ist mutig und stark (vgl. 1 Kor 16,13).

Das Glaubensbekenntnis meditieren

Ich möchte eine ganz konkrete Einladung an Sie und Euch alle aussprechen: Die Generationen vor uns haben ihre Erfahrungen mit dem Glauben im „Glaubensbekenntnis“ zusammengefasst. Nehmen Sie sich für diese Fastenzeit vor, das Glaubens-bekenntnis „Stück für Stück“ zu meditieren; den Text finden Sie im Gotteslob (Nr. 2,5).

Denken Sie in der ersten Fastenwoche über Gott, den guten Vater, den Schöpfer und Erhalter der Menschheit und der ganzen Welt nach.

Meditieren Sie in der zweiten Woche Jesus Christus, Gottes Sohn, geboren von der Jungfrau Maria. Er ist unser Herr und unser Bruder. Denken Sie über sein Leben, seinen Einsatz für die Menschen, über sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung nach und wie er zur Rechten Gottes sitzt, von wo aus er immer bei uns ist.

In der dritten Woche stellen Sie sich den Heiligen Geist vor Augen, „der Herr ist und Leben spendet“. Auch in unserer Zeit wirkt Gottes Heiliger Geist. Er wird alle 'Ungeister' überwinden und Gottes Reich, der „Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude“ (Röm 14,17) vollenden.

Dann, in der vierten Woche denken Sie über die Kirche nach. Nach außen besteht sie aus Menschen und es „menschelt“ in ihr. Von innen betrachtet, ist sie Sprachrohr Gottes, sie verkündet das Evangelium und feiert die Sakramente, sie vermittelt und erhält den Kontakt mit Jesus Christus und bringt „Heilige“ hervor.

Betrachten Sie in der fünften Woche die Auferstehung der Toten, den neuen Himmel und die neue Erde und das ewige Leben bei Gott. Das wird Ihnen viel Trost und Hoffnung schenken!

In der Karwoche können Sie dann alle Ihre Gedanken über das Glaubensbekenntnis zusammen-fassen. So werden Sie reich beschenkt in die drei „Heiligen Tage“ eintreten und ein gesegnetes und frohmachendes Osterfest feiern. Es wird sich erfüllen, was Paulus den Thessalonichern schreibt:

„Euer Glaube wächst und die gegenseitige Liebe nimmt bei euch zu“ (2 Thess 1,3)

Liebe Schwestern und Brüder!

Ich wünsche Ihnen für diese Fastenzeit, dass 'Ihr Glaube wächst und die Liebe bei Ihnen zunimmt'. Deutschland ist – Gott sei Dank – kein Land der Gottlosen! Besonders unsere jungen Menschen sind aufgeschlossen für die Fragen der Religion. Wir haben die große Chance, ihnen den christlichen Glauben zu vermitteln. Nutzen wir sie! Beten Sie um den Glauben für sich und Ihre Mitmenschen und vertiefen Sie ihn.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Fastenzeit und ein frohmachendes Osterfest.
Dazu segne Sie der gütige menschenfreundliche Gott + der Vater, + der Sohn und + der Heilige Geist.

Ihr Erzbischof
Dr. Ludwig Schick