Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übersicht

2008 Wochentage im Jahreskreis I

Homilie zu Mt 6,7-15 am Donnerstag 11.Woche in St. Michael

===>>> zu den biblischen und liturgischen Texten
===>>> Predigt und Gottesdienstvorlage

Beten - kein Paperlapap

  • Paperlapap sagen wir, wenn wir das Gerede eines anderen Menschen als leeres, nichtssagendes abtun. Paperlapap - das hat seine Wurzel in dem Wort plappern. Jesus mahnt uns im Evangelium: "Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen,sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet." Mt 6,7f.
  • Nicht das Pensum, die Menge der Worte, sondern auf die innerste Haltung unseres Geistes und Herzens kommt es an. Ja manchmal kann das anbetende und vertrauende Schweigen vor Gott mehr bewirken als endlos aneinander gereihte Gebete. Wir können Gott nicht manipulieren mit vielen Worten. Er allein weiß, was wir wirklich brauchen. Das heißt nicht, daß wir nicht beten sollen. Jesus selber fordert uns auf anzuklopfen. "Bittet und ihr werdet empfangen." Echtes Beten macht uns empfangsbereit für Gott und seine Heilsgaben.
  • Jesus sagt uns im heutigen Evangelium auch: "So sollt ihr beten". Das "Vater unser" stellt die Weichen für unser Beten, sagt uns in welche Richtung unser Beten gehen soll. Wir sollten daher das »Vater unser« nicht als Lückenbüßer ansehen, mit den- wir die Lücken unserer Unbeholfenheit ausfüllen. Es wäre manchmal wichtiger, als ein Vater unser an das andere zu reihen, darüber nachzudenken: Inwieweit entspricht mein Beten dem Inhalt des Vater unser.
  • Wir sollten uns auch abgewöhnen, zu sagen wir beten "ein" Vater unser, sondern "das" Vater unser oder das Gebet unseres Herrn. Wir beten auch nicht »drei Vater unser«, sondern höchstens »das Vater unser« dreimal. Wir Katholiken sind oft in der Gefahr, das Tempo des Gebets zu erhöhen, um unser Pensum zu erledigen. Aber ob wir dabei noch das, was wir im Gebet sprechen, in seiner Tiefe noch erfassen.
  • Von unseren evangelischen Mitchristen können wir lernen, das Vater unser mit Bedacht, andächtig, also an das denkend und im Herzen erwägend, was unsere Gebete meinen. Alles, was zu schnell geht, vom Kreuzzeichen angefangen bis zum »Ehre sei dem Vater«, verliert an Innerlichkeit und gelebtem Sinn.

  • Es würde uns und unserem Beten gut tun nach jeder Bitte einmal innezuhalten und sie vor Gott zu bedenken. Beten heißt nicht paperlapap, sondern mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all unseren Gedanken, mit unserer ganzen Kraft bei Gott zu sein.