Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übersicht

2010 (C)

Homilie an Silvester in der Jahresschlussmesse in Hetzles St. Laurentius, Abschluss der 900 Jahrfeier

===>> zu den bilbischen und liturgischen Texten des Sonntags
===>> zur Gottesdienstvorlage
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder als PDF Datei herunterladen

===>> Predigt als Podcast nachhören oder nach iTunes herunterladen

Erfüllte Zeit (Hetzles)

Das Spiel mit Zahlen ist äußerst beliebt.

  • Manche Zahlen üben eine große Faszination auf Menschen aus. Manchem ist es wichtig eine Zahl mit lauter Sechsen im Autokennzeichen zu präsentieren. Und warum die Aneinanderreihung von zwei gleichen Zahlen Schnapszahl genannt wird, dürfte nur für einen Alkoholiker von Bedeutung sein.
  • Vor 900 Jahren wurde die Gemeinde Hetzles zum ersten Mal urkundlich erwählt. Aus diesem Grund wurde das Jahr 2009 für Sie zu einem besonders festlichen Jahr. Was aber zählt, wenn wir auf 900 Jahre Hetzles mit dem Auf- und Ab menschlichen Lebens und Geschicks, mit den glücklichen Stunden und mit den Katastrophen zurückblicken? Früher schrieb man vor die Jahreszahl A.D. das heißt nicht »außer Dienst« sondern ist die Abkürzung für

 Anno Domini - im Jahr des Herrn

  • Als Christen zählen wir unsere Jahre nach jenem Ereignis, das der Welt und den Menschen, unserem Leben und Sterben, eine neue sinnstiftende Richtung gab: DIE MENSCHWERDUNG GOTTES IN JESUS UND SEINE AUFERWECKUNG VON DEN TOTEN ALS ERSTER DER IM TOD ENTSCHLAFENEN. An der vergehenden Jahreszahl 2009 wie an der kommenden 2010 ist am wichtigsten was in Latein davorsteht Anno Domini "Im Jahr des Herrn 2009, im Jahr des Herrn 2010". Weil diese 900 Jahre Hetzles in Verantwortung vor Gott zu seiner Ehre in seiner Gnade gelebt wurden, darum war für Sie dieses Jahr 2009 so erinnerungswürdig.

Die 2. Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Christen in Galatien zeigt uns, worauf es ankommt.

Es geht darum, auf den zu schauen, in dem die Zeit erfüllt ist.
  • "Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn."[1] Und dieser Sohn stellt sich nicht über die Menschen, sondern neben sie, noch mehr er unterstellt sich ihnen. So zeigt sich Jahwe, der ICH-BIN-DA, der Gott Israels und Jesu, unser Gott als ein Gott für die Menschen, als ein menschenfreundlicher Gott. In seinem Sohn wird er unser Bruder. Nicht mit Gewalt breitet er seine Herrschaft aus, sondern heilend, liebend, ansprechend, Ansehen schenkend auch jenen, die kein Ansehen bei den Menschen genießen.
  • In Jesus findet unsere Zeit ihre Sinnmitte, ist sie in der Ewigkeit Gottes aufgehoben.

Das ist die eigentliche Wende der Zeit für uns Menschen.

  • Vor mehr als 2000 Jahren kam es zu dieser Initialzündung. Ausgelöst durch Gottes heiligen Geist in dem Menschen Jesus, dessen irdisches Sein nicht durch einen Mann, sondern durch Gottes Heiligen Geist ins Leben gerufen wurde. Deshalb ist er Gott und Mensch zugleich. In ihm vermählt sich der Himmel mit der Erde, das Göttliche mit dem Menschlichen. Unsere Zeit geschieht auf dem Hintergrund der Ewigkeit. Diese bedeutet für uns Fülle des Lebens, das Gott denen schenkt, die ihn lieben.[2]

Zeitenwende

  • Meint diese große bis heute wirkende und auch in die Zukunft hineinwirkende Wende, die Gott ermöglichte. Durch Mariens Ja nahm sie ihren Lauf in die Welt und Geschichte. Darum schauen wir voller Freude am Ende und Beginn eines neuen Jahres auf sie. Dass die 900 Jahre Hetzles unter dieser Perspektive und Lebenssicht erlebt wurden, ist das Faszinierende an diesem Jubiläum.

Jedes Menschen Leben währt nur eine kurze Frist.

  • "Rascht geht es vorbei. Wir fliegen dahin." (Ps 90,10) Etwa 30 Generationen haben in diesen 900 Jahren hier gelebt. Das Leben ist kurz. Jede Generation muss neu für das Evangelium Jesu Christi gewonnen werden. Jeder von uns ist auf seinem kurzen Weg gerufen, den Sinn zu finden, damit die kurze Lebenszeit erfüllte Zeit werden kann und zugleich in uns wach hält eine Ahnung von der Ewigkeit.
  •  Und wir müssen uns beeilen, wie die Hirten, um Jesus Christus als unseren Messias zu finden. Er, der gekreuzigte und auferstandene Menschen- und Gottessohn ist nach wie vor lebendig. Mit ihm geht es nicht, wie mit jenen, die sich selbst groß gemacht haben. Von ihnen sagt Bert Brecht:
Es ist doch merkwürdig,
wie doch auch
die Größten vergehen
Und nichts bleibt außer Staub.

Christus wollte nicht herrschen, sondern dienen.

  • Zu lieben bis zuletzt, das war sein Lebensinhalt. Das wollte der Vater von ihm, alles herzuschenken, auch das Leben. "Ich und der Vater sind eins", lässt ihn Johannes in seinem Evangelium sprechen. Er, der Sohn, zeigt uns Gott als den Dreifaltigen und Dreieinen. Als Fülle des Lebens, als lebendige und Leben verströmende Beziehung. "Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen." [3] Wir brechen auf in ein neues Jahr. Ist es für uns ein Jahr des dreifaltigen Gottes, wird es ein Jahr, das uns der Ewigkeit und der Fülle des Lebens näher bringt.

Wodurch also geschieht Zeitenwende?

  • Die Zeiten wenden sich nur äußerlich, wenn wir Menschen nur äußerlich leben. Günther Kunert, in der DDR aufgewachsen, lässt uns spüren, daß wache Geister merken, wohin sich der Mensch wenden muss, soll es wirklich zu einer Zeiten- und Lebenswende kommen:
Ich bin ein Sucher
eines Weges
Zu allem was mehr ist
Als
Stoffwechsel
Blutkreislauf
Nahrungsaufnahme
Zellenverfall
 
Ich bin ein Sucher
Eines Weges
Der breiter ist
als ich.
 
Nicht zu schmal
Kein Ein-Mann-Weg.
Aber auch keine
Staubige, tausendmal
Überlaufene Bahn.
 
Ich bin ein Sucher
Eines Weges.
Sucher eines Weges
Für mehr
Als mich.


Zeit und Leben wenden sich zum Besseren

  • wenn die in Jesus anwesende Menschenfreundlichkeit Gottes gelebt wird. Deshalb wird in der ersten Lesung der Name Gottes auf die Israeliten gelegt. Nicht als Last liegt er auf Ihnen, sondern als Aufgabe: lebendig da zu sein für einander.

Was ist der Auftrag der Getauften, unser Auftrag?

  • In der Taufe sind wir auf den Namen des dreifaltigen und dreieinigen Gottes getauft, durch seinen Geist eingetaucht und durchtränkt von seinem Wesen. Dieser Gott ist Fülle des Lebens und lebendige Beziehung.
  • Auf den dreifaltigen Gott getaufte Christen, sind Menschen, die das Leben fördern und schützen. Sie tun alles, damit die Erde bewohnbar bleibt. Christen sind Menschen, die dem Leben dienen.
  • Auf den dreieinigen Gott getaufte Christen sind Menschen, die nicht für sich leben, sondern offen sind für ihre Mitmenschen, das Gespräch mit ihnen suchen, andere teilhaben lassen an dem Reichtum ihres Lebens.
  • Sind Menschen, die den Dialog mit Andersgläubigen und Nichtgläubigen wagen, ihnen offen und liebend begegnen. Durch uns soll der Weg Gottes auf Erden bekannt werden.
  • Darum bitten wir Gott, dass er uns gnädig, liebend nahe sei, und daß er uns segne und sein Angesicht über uns leuchten lasse. Wer sich von Gott liebend angeschaut weiß, der kann frei und ohne Furcht den Menschen begegnen.
  • So, und nur so wendet sich die Zeit zum Guten und Besseren. Können wir das alte Jahr hinter uns lassen und zuversichtlich ein neues Jahr, und wenn sie wollen, in ein neues Jahrhundert für Hetzles hineingehen.
  • Durch Jesus Christus wird unsere Zeit erfüllte Zeit: erfüllt mit Sinn, mit Leben, beziehungsreich über die Grenzen des irdischen Daseins hinaus: mit denen, die uns das Leben gaben, uns zu Christus führten und schon heimgerufen wurden in die Ewigkeit. Mit denen, die seit Abraham Gott gehorchten und seine Wege gingen. Mit denen, die überall in der Welt an ihn glauben und ihn suchen. Gott selber verheißt uns ewige Teilhabe an seinem beziehungsreichen Leben in Fülle. Diese Wahrheit besingen wir im Lied:
"Christus hat unser Jahr erneut und hellen Tag gegeben, da er aus seiner Herrlichkeit eintrat ins Erdenleben. Dem Herrn sei Tag und Jahr geschenkt. Der unser Leben trägt und lenkt, sei Dank und Lob gesungen." [4]
 


[1] Gal 4,4
[2] vgl 1 Kor 2,9
[3] Joh 15,26
[4] GL 158/2