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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am an Pfingsten in Rödlas und am Pfingtsmontag in St. Michael Neunkirchen

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Im Haus Gottes einmütig um den Beistand Gottes bitten
Homilie zu 1. Lesung aus der Apostelgeschichte 1, 13+14; 2,1-4. 12-18
ZWEITE LESUNG 1 Kor 12, 3b-7.12-13
EVANGELIUM Joh 20, 19-23
  • Eine Kirche wird nicht einfach in Betrieb genommen. Sie wird geweiht. Wir bitten dabei Gott, dass er sich dieses Haus zu eigen nehme und es mit seinem Heiligen Geist erfülle.
  • In jedem Gotteshaus will der Geist Gottes, der Heilige Geist wehen. Aber er weht nicht für dieses Haus aus Steinen, sondern für uns, die wir dieses Haus bewohnen. Die im Hause Gottes daheim sind, werden schon im Psalm 85 selig gepriesen. „Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit.“
  • Das Pfingstereignis, wie es uns der heilige Lukas in seiner Apostelgeschichte schildert, zeigt uns wie bedeutsam der Ort ist, an dem sich die Jüngerinnen und Jünger Jesu versammeln. Es heißt:
 1 Alle befanden sich  am gleichen Ort.
  • Wie kommen sie dazu sich nicht in ihren Häusern aufzuhalten, sondern an einem gemeinsamen Ort. Bevor Jesus zum Vater heimkehrte, kurz vor seiner Himmelfahrt, gibt er seinen Jüngern den Auftrag: „Geht  nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt.“[1]
  • Es war ihnen also klar, die Verheißung des Vaters, den Heiligen Geist, konnten sie nur empfangen, wenn sie zusammen blieben. Nicht der Einzelne für sich empfängt den Geist, sondern die Gemeinschaft der Jesusjünger und -jüngerinnen.
  • Schon das Gottesvolk Israel hatte von Gott das Gebot empfangen , an seinem Tag zusammenzukommen und miteinander das Wort Gottes zu hören und Gott anzubeten. Durch Mose lässt er den Israeliten sagen: „Ihr sollt meine Sabbate halten; denn das ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Generation zu Generation, damit man erkennt, dass ich, der Herr, es bin, der euch heiligt.“[2]
  • Das Pfingstereignis am 50. Tag nach Ostern, also am 1. Tag der Woche, wurde so der Ursonntag der Christen.
  • Wir werden als Christen nur dann bestehen und Zeugen des Evangeliums sein können, wenn wir diesen Urfeiertag halten; denn es ist der Tag, da uns der Herr seinen Geist durch Jesus schenkt. Am Sonntag hören wir auf die Botschaft Jesu,nehmen wir ihn in seinem Wort bei uns auf und – wenn wir Eucharistie feiern - empfangen wir ihn im verwandelten Brot, das sein Leib, er selber mit seinem göttlichen Leben ist. So erneuert sich unsere Liebe zu ihm. Und der Herr selber sagt: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“[3]
  • Diese Einwohnung Gottes durch seinen Heiligen Geist ist allein die Gewähr dafür, daß wir Christen bleiben, im Glauben wachsen und seine Zeugen werden. Sagt doch der Herr:  „der Beistand, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“[4]
  • Das Zusammenkommen der Christen am Sonntag allein genügt noch nicht. Der Heilige Geist ist keine himmlische Automatik. Was taten denn die Jünger und Jüngerinnen in der Erwartung des Beistands Gottes an dem gemeinsamen Ort?
2 „Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern.“
  • Hören wir genau hin: Es heißt nicht  „sie verharrten im Gebet“ gleichsam jeder für sich; sondern „sie verharrten einmütig im Gebet“ Und es war auch nicht mehr wie sonst bei den Juden üblich eine reine Männerversammlung, sondern es heißt ausdrücklich, daß sie „zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern d.h. der Verwandtschaft Jesu einmütig um die Gabe des Geistes beteten.“
  • Das sollten wir nicht vergessen, wenn wir hier in unserer Pfarr- der Filialkirchen zusammenkommen: Maria und die heiligen Apostel, bitten mit uns, wenn wir einmütig Gott um seinen Beistand bitten.
  • „Einmütig“ ist unser Beten und Singen nur dann, wenn wir im Innersten unseres Herzens einander zugetan sind.
  • Wer Feindschaft, Abneigung, Neid und Mißgunst oder gar Haß gegen seine Mitmenschen im Herzen trägt, der stört diese Einmütigkeit. Solches Gebet kommt bei Gott nicht an. Gott will, daß wir sein Erbarmen nachahmen; Darum trägt uns Jesus auf: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“[5]
  •  Aber es sind nicht nur unsere Feinde, die es uns schwer machen zu lieben, oft sind es die Hausgenossen, unsere Allernächsten, die uns durch ihre Maßlosigkeit überfordern.
  • Von den ersten Christen heißt es, daß sie „Tag für Tag einmütig im Tempel verharrten“[6] Und Paulus schreibt an die Korinther: „Ich ermahne euch aber im Namen Jesu Christi, unseres Herrn: Seid alle einmütig, und duldet keine Spaltungen unter euch; seid ganz eines Sinnes und einer Meinung.[7]
  • In der heutigen 2. Lesung zeigt er, dass jede gute Fähigkeit, alle Gnadengaben nur einen Ursprung haben: Den einen Herrn, den einen Geist, den einen Gott.
  • Diese Offenbarung des Geistes ist uns nicht geschenkt, damit wir uns groß machen und über die anderen erheben, oder um möglichst viele Vorteile für uns herauszuholen, sondern „damit sie anderen nützt.“[8]
  • Jesus selber spricht von der großen Kraft des einmütigen Gebetes und knüpft daran eine große Verheißung: „Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.“[9] Das gemeinsame und einmütige Gebet hat also eine große Verheißung. Diese wird im Pfingstereignis erfahrbar. Es heißt:
3 „Das Brausen erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt.“
  • Wo Jünger und Jüngerinnen Jesu einmütig vor Gott sind und im Namen Jesu den Himmel bestürmen, da kommt der Sturm Gottes über sie, der Heilige Geist.
  • Woran aber erkennt man, daß sie den Geist empfangen haben? „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“[10]
  • Hier geht es nicht um Chinesisch, Suaheli oder Arabisch. Es geht um verzücktes Beten um Zungenreden, in dem Gott verherrlicht wird. Die Wirkung auf die Zuhörer war geteilt. Die einen waren ergriffen, die anderen meinten, die Apostel seien betrunken.
  • Paulus schreibt an die Korinther: „Wer in Zungen redet, erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, baut die Gemeinde auf.“ [11] Prophetisch reden heißt: Im Lichte der Offenbarung Gottes die Gegenwart durchschauen und die Entwicklungen aufzuzeigen, die sich aus einer Bejahung oder Verneinung des Willens Gottes sich anbahnen.
3.1 Prophetisch reden
  • Kritisch gegenüber dem Zungenreden fährt Paulus fort: „Was nützt es euch, wenn ich komme und in Zungen vor euch rede, euch aber keine Offenbarung, keine Erkenntnis, keine Weissagung, keine Lehre bringe?“[12]
  • Fremd ist der Welt heute die Sprache des Gebetes, der Verherrlichung Gottes. Fremd sind vielen heute die Inhalte der Offenbarung Gottes, die er uns in Jesus Christus geschenkt hat.
  • Die Menschen, die Gott nicht kennen oder ihn verlassen haben, verkünden nur ihre eigenen Taten und heute nur zu oft ihre Schandtaten.
  • Die geisterfüllten  Menschen aber verkünden Gottes große Taten in der Schöpfung und in der Heilsgeschichte. Sie verkünden: Jesus lebt! Gott hat ihn auferweckt! Und wir werden mit ihm leben und auferweckt werden.
  • Sie loben nicht sich selber, sondern Gott, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt.[13]   Das ist die gemeinsame Sprache, die alle gottesfürchtigen Menschen miteinander  verbindet, die alle Glaubenden verstehen.
  • Der Jesuitenpater Alfred Delp, der von Nazis umgebracht wurde, schrieb kurz vor seinem Tod: Die schlimmen Dinge des Naziregimes seien deshalb über uns gekommen, weil wir die Anbetung Gottes verraten hätten.  Viele Deutsche beteten Adolph Hitler als ihren Messias und Heilbringer an. Mit „Heil Hitler, das Heil kommt von Hitler, grüßten sie ihn und einander. Er führte sie in den Krieg, ins Unheil.
  • Vom Geist erfüllte Menschen warnten vor ihm, wie der damalige Pfarrer  in Neunkirchen Heinrich Hamm. In prophetischer Rede sagte vor der Reichtagswahl 1933 in  St. Michael: „Wer Hitler wählt, wählt den Krieg.“ Die Mehrheit der Neunkirchner Katholiken wählte 1933 Hitler nicht. Damals ging die Mehrheit der Neunkirchner Katholiken am Sonntag noch in die Kirche.
3.2 Die Anbetung ist lebenswichtig
  • Die Feier der Eucharistie, des Todes und der Auferstehung Jesu, an dem sich Gott mächtig erwiesen hat, ist die höchste Form der Anbetung.
  • Früher war den Katholiken kein Weg zu weit, um die heilige Messe mitzufeiern. Heute hat fast jeder ein Auto, aber die Gottesdienst Mitfeiernden werden weniger.
  • Dabei geht es beim Gottesdienst nicht zuerst um die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse, ob meine Musik gespielt, meine Lieder gesungen werden – so schön das auch ist - , sondern es geht darum, dass wir Gott die uns von ihm geschenkte Zeit, dass wir ihm die Ehre geben und ihn durch Jesus Christus anbeten.
  • Die Urgemeinde zeigt uns, worauf es ankommt: Dass wir uns am Tag des Herrn an einem  Ort versammeln und miteinander  einmütig Gott anbeten und um seinen Geist bitten.
  • Dieser Ort ist normalerweise die Pfarrkirche, aber auch unsere Filialkirchen. Die Zukunft des Glaubens wird bei uns davon abhängen, ob wir begreifen wollen, daß der Heilige Geist ganz sicher dort ausgegossen wird, wo sich die Jünger und Jüngerinnen an einem Ort versammeln und einmütig um den Beistand Gottes, um den Heiligen Geist, bitten.

[1] Apg 1,4
[2] Ex 31,3
[3] Joh 14,23
[4] Joh 14,26
[5] Mt 5,44f.
[6] Apg 2,46
[7] 1 Kor 1,10
[8] 1 kor 12,7
[9] Mt 18,19
[10] Apg 2,4
[11] 1 Kor 14,4
[12] 1 Kor 14,6
[13] Jak 1,17