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GOTT TRITT EIN IN UNSERE GESCHICHTE1 1 Johannes der Täufer Das heutige Evangelium vom Auftreten des Täufer Johannes beginnt nicht mit den märchenhaften Worten: "Es war einmal...", sondern mit einer 1.1 feierlichen sechsfachen Zeitbestimmung: Im 15. Jahr des Kaisers Tiberius, Unter dem Stadthalter Pontius Pilatus, Unter den Drittelfürsten Herodes, Philippus und Lysanias, und unter dem Hohenpriester Kajafas ergeht das Wort des Herrn an Johannes. 1.2 Verbindung zur Weltpolitik Der Heil schenkende Anruf Gottes findet nicht im luftleeren Raum statt sondern inmitten der Geschichte der Menschheit.
Von Tiberius, dem römischen Kaiser, dem damaligen 'Herrn der Welt'steigt der Evangelist Lukas über den römischen Statthalter schrittweise hinunter zu den kleinen Landesfürsten,die abhängig von Roms Gnaden im Land Israel die Herrschaft ausüben.
Lukas stellt die Verbindung her zwischen der großen Weltpolitik und einem unbekannten, verborgen in der Wüste lebenden Menschen. Johannes, der Sohn des Zacharias und der Elisabeth vernimmt in dieser geschichtlichen Stunde den Auftrag Gottes,
2 Bereite meinem Messias den Weg 2.1 Johannes - der Wegbereiter Weil Johannes Wegbereiter und Wegweiser für den gottgesandten Heilbringer ist, will er keine Aufmerksamkeit für sich.
Er stellt weder seine eigene Person, noch seine eigenen Ideen und Lehren in den Mittelpunkt seiner Verkündigung. Er weist von sich weg auf einen Größeren, der zur Menschheit unterwegs ist und für den es eine Straße in den Herzen der Menschen zu bauen gilt.
Der Grundsatz seiner Sendung lautet: „Er muss wachsen, ich muss abnehmen." Das Heil, dem Johannes den Weg bereitet, kommt weder aus der Intelligenz noch aus der Macht der Menschen, sondern von Gott.
Zur selben Zeit verlässt Jesus Nazareth und bereitet sich in der Einsamkeit der Wüste auf seine Sendung vor und beginnt sein öffentliches Wirken.
2.2 Jesus - der göttliche Heilbringer Auch er, in dem Gott Mensch wurde, schwebt nicht über der Zeit und über der Wirklichkeit. Er ist eingebunden in die oben genannte Stunde und Wirklichkeit der Weltgeschichte.
Weil er ganz in die irdische und geschichtliche Begrenzung eingegangen ist, wird er durch Gottes Macht, durch die von ihm verkündete Wahrheit und gelebte Liebe diese Begrenzung aufsprengen.
Er wird die nationalen Grenzen überwinden. Er wird aufsteigen zum Heiland der ganzen Welt. Weil er die Enge seines irdischen Schicksals getragen, das Einzelne und Kleine ernstgenommen und geliebt hat, dürfen durch ihn alle Menschen das Heil schauen, das von Gott kommt.2
Jesus von Nazareth wird eines Tages mehr religiöse Autorität besitzen als die Hohepriester Kaiafas und Hannas, er wird größere Gefolgschaft haben als die Landesfürsten, als Pontius Pilatus, ja er wird in einem viel zutreffenderem Maß Herr der Welt genannt werden, als der römische Kaiser Tiberius oder sonst einer der großen Machthaber der Menschheit.
3 Das Heil wird geschenkt nicht aufgezwungen Das Heil Gottes schauen und erfahren wir Menschen nicht zwangsläufig. Der Gott der Liebe kommt nicht als allmächtige Dampfwalze oder Planierraupe, die alles wegräumt, was im Weg steht. Der Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, will darauf angewiesen sein, dass die Menschen sich für ihn frei machen, sich ihm zuwenden. Er will sie hellsichtig machen für die Sackgassen, in die sich verlaufen und verfahren. Er ruft uns zur Umkehr - aber er zwingt uns nicht. Er lädt uns ein, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen und ihm eine Straße zu bauen in unser Herz und in unser Hirn, in unsere Familien und Gruppen, in unsere Berufs und Freizeitbereiche. Wie zeigt dieses Heilwirken Gottes damals? Im
3.1 Ruf zur Umkehr Deshalb ruft Johannes am Jordan die das Heil Gottes erwartenden Menschen in Israel zur Umkehr auf. Diese bestätigt Johannes in dem er diejenigen tauft, die dazu bereit sind. Mit den Wassern des Jordans soll alles, was an ihnen schlecht und tot ist, hinabfließen ins Tote Meer. Johannes ruft seine Volks und Glaubensgenossen dazu auf, umzukehren und die Bahn frei zu machen für das Kommen Gottes. Er mahnt, aber er zwingt nicht. Gott achtet die Freiheit des Menschen, die er ihm geschenkt hat. Denn er will, daß wir als Freie ihm dienen und nicht als Sklaven.
3.2 Der Ruf zur Umkehr ergeht auch an uns heute Die Aussagen des heutigen Evangeliums fragen uns: Gehören wir zu denen, die sich von Johannes dem Täufer ansprechen lassen?
Die hohe Verehrung Johannes des Täufers in der Kirche zeigt an: Die Kirche Jesu Christi versteht sich als Wegbereiterin für das Heil Gottes, das er durch Jesus Christus in dieser Endzeit schenken will.
Darum die Frage: Gehören ich zu denen, die sich von der Kirche und ihren zur Verkündigung des Evangeliums Berufenen und Gesandten ansprechen lassen? Oder zu denen, die diese Verkündigung für unwichtig halten oder sie madig machen, weil sie sich nicht bekehren wollen. Es wäre gut einmal über die wirklichen Beweggründe unserer Kritik und unseres Schimpfens über die Kirche und amtlichen Vertreter nachzudenken. Darf ich mich wirklich zu den Bekehrten rechnen, zu denen also, die sich bereit gemacht haben, In Jesus Christus dem menschgewordenen Gott zu begegnen und ihn bei sich aufzunehmen?
3.3 Wie verwirklicht sich unsere Umkehr? Drehen wir uns in unseren Gruppen und Gemeinschaften nur um uns selber, um unsere sog. Bedürfnisse, oder versuchen wir Wegweiser und Boten dessen zu sein, in dem das Heil Gottes zu uns kommen will, Boten und Wegbreiter für Jesus Christus?
Was tun wir täglich, um in unserem Denken und Empfinden die Berge der Selbstsucht und die Täler unseres kleinlichen Verhaltens auszufüllen? Die eigene Tagesschau vor dem Angesicht Gottes, im Gespräch mit Jesus Christus, kann uns bei diesem Wegebau jeden Tagen einen Schritt voranbringen.
Was tun wir, um unsere seelischen und charakterlichen Verkrümmungen, unsere Orientierung nach "unten", auf unsere Lust und Stimmung hin, zu überwinden? Der Blick nach oben, die Anbetung und der Lobpreis Gottes, die auch von vielen Getauften heute gering geschätzt werden, könnten uns aus unseren eingefahrenen Reaktionsweisen herausführen. Die entscheidende Frage, die wir uns stellen werden, heißt immer: Waren heute mein Denken, meine Gefühle, mein Reden und Tun durchdrungen von jener barmherzigen Liebe, die Gott uns durch Jesu Beispiel zeigt? Was tun wir für uns, für unsere Charakterstärke, die uns unabhängig macht von der Tagesmode, der öffentlichen oder veröffentlichten Meinung, dem Geschwätz der Skeptiker, die gegen alles ihre Vorbehalte haben? Wie verhalten wir uns gegenüber denen, die lauthals gegen Priester und Kirche, gegen Gottesdienst und Predigt schimpfen und so die Wegbereitung für den Herrn bei den Angefochtenen und Unentschiedenen verhindern? 3.4 Unser Beten weist uns in die gottgewollte Richtung Wir sollten mit Paulus jeden Tag darum beten, "dass unsere Liebe immer noch reicher an Einsicht und Verständnis wird."3 Gott will durch die Begegnung mit ihm das "Rauhe" unseres Wesens überwinden. Er will das in uns begonnene gute Werk vollenden, damit wir ohne Tadel sind am Tag Christi.4
Freilich geraten wir dadurch in Gegensatz zu einer Umgebung, in der verletzen, treten, fertigmachen eine Art von Selbstbefriedigung geworden ist. Wir werden diesem teuflischen Bannkreis nur entkommen, wenn wir uns Gott ganz öffnen und ihn in uns an die Regierung kommen lassen. 4 Der Advent sagt uns, worauf es ankommt Gott möchte bei uns ankommen. Unser zeitliches und ewiges Glück hängt davon ab, dass wir ihm unser Herz öffnen. In Tagesgebet bitten wir Gott „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen.“ Wer das Jahr des Heils mit der Kirche feiert, dem eröffnet sie die Möglichkeit, der wegweisenden Weisheit Gottes zu begegnen.
Im Hinhören auf Gottes Wort und in der Bitte um seine liebende Nähe vertieft und festigt sich die Gemeinschaft mit Jesus. Durch ihn schenkt uns Gott sein Heil. So verwirklicht sich Gottes barmherzige Allmacht an uns. Darum sprechen wir ihn an mit „Allmächtiger und barmherziger Gott!“
Wir berufen uns im Gabengebet nicht au unsere Verdienste; denn alles gelingende Gute geschieht unter dem Beistand seiner Gnade, seiner in uns liebend wirkenden Nähe. Er wird in seiner Barmherzigkeit ausgleichen, was unseren Gebeten und Gaben fehlt.
Er wird uns durch die heilige Speise, die er selber ist, befähigen, die Welt im Licht seiner Weisheit zu sehen und das Unvergängliche mehr zu lieben wie das Vergängliche.
So nimmt uns die Liturgie in den Gebeten des 2. Advent mit hinein in die uns leitende und tragende barmherzige Liebe Gottes, die uns Jesus in seiner Kirche schenkt.
So wie Jesus Christus inmitten der geschichtlichen Wirklichkeit das Heil Gottes wirkend gelebt und gelitten hat und auferstanden ist, so will er auch uns in unserem Alltag, in unserem Leben inmitten dieser Welt uns sein Heil schenken. Deshalb werden wir umkehren zu IHM und liebend seine Jünger und Jüngerinnen sein - jeden Tag neu.
1. L Bar 5,1–9; 2. L Phil 1,4–6.8–11; Ev Lk 3,1–6 3 Phil 1,9 4 Phil 1,10
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