PredigtenÜbersichtLesejahr B 2015/12 bis 2016/11Predigt - Homilie am 14.So.C2016 in Dormitz ULF
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Die Ernte ist gross[1] 1 Erntehelfer
1.1 sind bei uns nur schwer zu finden.
- Menschen aus osteuropäischen Ländern werden bei uns für diese Aufgabe angeheuert. auch Jesus sagt zu den Jüngern die er aussendet „die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“
- Ich muss an unseren früheren Generalvikar Albrecht denken der vor eine Priesterweihe einmal sagte „alle wollen Priester von mir, aber ich habe keine.“
- Wenn es um Arbeiter für die Ernte Gottes geht, müssen wir uns an den Herrn der Ernte wenden, an Gott. Jesus sagt „bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“ Wann haben Sie das letzte Mal Gott darum gebeten?
- Am vergangenen Freitag war Herz Jesu Freitag. Am Tag vorher ist der so genannte Priester Donnerstag - also der Tag, an dem wir intensiv Gott durch Jesus bitten sollen, Arbeiter für seine Ernte zu berufen und zu senden.
1.2 Neben den zwölf Aposteln sucht Jesus 72 Jünger aus
- Er schickt sie in die Städte und Ortschaften, in die er selbst kommen will. Warum 72?
- Nach der Auffassung der Genesis, dem ersten Buch der Bibel, gibt es auf der Erde 72 Völker. Zu allen Völkern also sollen seine Jünger gehen, um sie für das Kommen Jesu vorzubereiten. Ein gefährliches Unternehmen. Er sendet sie wie Schafe mitten unter die Wölfe.
- Die Ausrüstung ist äußerlich gesehen mehr als dürftig. Sie besteht in dem Befehl „geht“ und „ich sende euch“. Niemand und Nichts soll sie unterwegs aufhalten.
- Den Frieden Gottes sollen sie wünschen und bringen. Wo sie und ihre Botschaft nicht willkommen sind, sollen wieder gehen.
- Was sollen sie tun, um die Menschen für das Kommen Jesu des Messias Gottes zu bereiten? Der Auftrag Jesu heißt „Heilt die Kranken, die dort sind und sagt den Leuten: das Reich Gottes ist euch nahe.“
- Sie sollen die Erwartung der Menschen wecken für das kommende Reich Gottes; denn Gott will auf seiner Erde und bei seinen Menschen regieren. Denn „dem Herrn gehört die Erde, und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.“ Durch seine Erntehelfer, die er seine Jünger nennt, lädt Jesus und Gott die Menschen ein, seine Heilsgaben anzunehmen, sich aus Sünde und Tod retten zu lassen. Gott lädt ein, aber er zwingt niemanden.
2 Wozu lädt Gott ein?
Hören wir in die erste Lesung hinein. Nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil – 538 vor Christi Geburt – erfahren wir
2.1 Die Anfänge in Jerusalem waren schwierig
- Der Wiederaufbau der Stadt und des Tempels ging nur langsam voran.
- Noch schwieriger war die innere Erneuerung des Volkes in der Reinheit des Glaubens und in der Kraft der Hoffnung.
- Die Propheten dieser Zeit, späte Schüler des großen Jesaja mahnten und trösteten: Gott hat die Macht, Leben, Frieden und Freude zu schaffen. Er will sich den Israeliten und allen Völkern der Erde in Zion als die Quelle des Lebens, als die Krone der Schönheit, als Fels der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit offenbaren und schenken. Die Propheten benützen dafür ein Bild, das jedem Menschen – von dem Augenblick an, da er das Licht der Welt erblickt hat – eingeprägt ist.
2.2 „Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum!“
- Für jedes Menschenskind ist es ein Schock wenn es aus der Geborgenheit im Mutterleib durch den engen Geburtskanal in die Welt hinaus gestoßen wird und das Licht der Welt erblickt.
- Aber Gott hat in seiner Weisheit dafür gesorgt, dass das Menschenskind auf eine neue Weise Geborgenheit und Nahrung empfängt – an der Brust seiner Mutter.
- Die Brust der Frau ist eben kein Ausstellungsstück, sondern für das neugeborenen Menschenkind der erste Ort, an dem es Wärme und auf wunderbare Weise die seinem Entwicklungsstand angepasste Nahrung empfängt. Es ist die Urerfahrung einer Geborgenheit die über die Haut unter die Haut geht und der Seele und dem Herzen Geborgenheit und Sicherheit schenkt.
- Mit dem Wort „saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum“,
2.3 Offenbart uns der Prophet den mütterlichen Reichtum der Liebe Gottes zu uns Menschen
- Das irdische Jerusalem, in dem sich die mütterliche Liebe Gottes offenbart, wird zum Vorausbild für das himmlische Jerusalem, zu dem wir als Kirche Jesu Christi unterwegs sind.
- je älter ich werde, desto mehr entdecke ich den mütterlichen Reichtum den Gott uns in unserer katholischen Kirche schenkt. Er ist so groß, dass ein ganzes Leben nicht ausreicht, um ihn zu auszukosten.
- Die Heiligen unserer Kirche haben diesen mütterlichen Reichtum auf ganz persönliche Weise erfahren und die mütterliche und väterliche Liebe Gottes durch ihr Leben offenbar gemacht.
- Deshalb nennen wir unsere Kirche mit Recht unsere Mutter, in der wir uns satt saugen dürfen an dem Reichtum der mütterlichen Liebe Gottes.
- Dadurch kommt unser unruhiges Herz zur Ruhe, wächst der Friede in uns und durch uns, der wie ein rauschender Bach durch unser Leben fließt und es belebt. Mit dem Psalm 22,10 werden wir Gott dankend preisen "Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, mich barg an der Brust der Mutter."
Darum hat die Gestalt der Mutter in der katholischen Kirche ihren herausragenden Platz:
2.4 Maria – die Mutter der Kirche
- So hat sie uns Paul VI beim Abschluss der 2. Vatik. Konzils der Kirche ans Herz gelegt.
- Gestern war ihr Fest Maria Heimsuchung. Zwei schwangere Frauen begegnen sich und preisen Gott, weil sie gesegneten Leibes sind. Der Wegbereiter Johannes hüpft im Schoß Elisabeths vor Freude über die Begegnung mit Jesus noch verborgen im Leib Mariens.
- Unsere menschliche Existenz beginnt schon 9 Monate vor der Geburt. Elisabeth preist Maria, weil sie geglaubt hat, was der Herr ihr durch den Engel sagen ließ.
- Später wird die Frau aus dem Volk sie vor ihrem Sohn Jesus preisen: "Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat."[2] "Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen."[3] An Maria – an ihrer Begnadung und Unbefleckten Empfängnis im Augenblick ihrer Zeugung im Leib ihrer Mutter wird der mütterliche Reichtum Gottes in seiner ganzen Fülle sichtbar.
- Auf Gott hörend stellt sie sich ganz dem Leben Jesus und seiner Kirche zur Verfügung. Sie kann in ihrem Magnifikat die prophetischen Worte singen: "Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter." [4]
3 Was geschieht, wenn der Mensch, diesen mütterlichen Reichtum Gottes empfängt und annimmt?
3.1 Er wir getröstet, wie eine Mutter ihren Sohn tröstet
- Es ist kein billiger beschwichtigender Trost, sondern ein Trost der das Herz ruhig macht, der den Menschen als Ganzen aufblühen lässt wie frisches Gras. „So offenbart sich die Hand des Herrn an uns.“[5]
Wer diesen mütterlichen Reichtum Gottes in sich aufnimmt,
3.2 kann sich des Kreuzes Christi rühmen[6]
- Maria stand unter dem Kreuz ihres Sohnes. Sie weiß, durch Jesu Ganzhingabe an den Willen Gottes und sein Sich-dar-bringen für uns Menschen wurde aus dem schrecklichen Verbrechen seiner Ermordung Auferstehung und Heil, Sieg über Sünde und Tod. Deshalb können wir uns mit Paulus des Kreuzes Jesu Christi rühmen. Kann sich der Wunsch des Paulus erfüllen „Friede und Erbarmen komme über alle, die sich von diesem Grundsatz leiten lassen.“
Wo dieser mütterliche Reichtum Gottes verkündet und angenommen wird, verkündet Jesus
3.3 „Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“
- Wer sich von Jesus in die Jüngerschaft rufen und von ihm senden lässt, wer den mütterlichen Reichtum Gottes - den er in seiner Kirche schenkt - annimmt und verinnerlicht, wer in seiner Vollmacht stehend geht und wirkt, durch den handelt Jesus heilend, befreiend, vergebend. Nichts kann ihm schaden. Auch nicht Gefängnis und Martyrium.
- Auf die Erfolge im Heils- und Befreiungsdienst - die der Herr durch uns Priester bewirkt - dürfen wir uns nichts einbilden. Froh machen darf uns nur eines: „dass unsere Namen im Himmel verzeichnet sind.“ Wir werden nicht überhören, was Jesus seinen Erntehelfern sagt: „Seht, ich sende euch mitten unter die Wölfe!“
- Vor kurzem hat ein Katholischer Priester in Washington vor dem Weißen Haus, dem Regierungssitz von Präsident Obama, mit einem Schild seinen Protest kundgetan. Auf dem Schild stand: „Präsident Obama stopp die Abtreibung!" Er wurde verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
[1] Homilie zu 1. L Jes 66,10–14c; 2. L Gal 6,14–18; Ev Lk 10,1–12.17–20 [2] Lk 11,27 [3] ebd 11,28 [4] Lk 1,43 [5] Jes 66,14 [6] Gal 6,14
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