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Lesejahr B 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am 7. Osterso. an der Kirchweih der Heilige Grab Kapelle und in st. Michael

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DAS HERZENSANLIEGEN JESU
1 Im Evangelium geht es um das Herzensanliegen Jesu -  Die Einheit der an ihn Glaubenden.
1.1 Wer sich dem Text stellt, spürt die Stille, aus der er kommt und in die er hineingesprochen ist.
Es ist ein Gebetstext, zuerst zum Beten dann erst zum Nachdenken geschaffen. Es sind Worte, die einen großen inneren Frieden, eine starke Gewissheit voraussetzen. Vielleicht tun sie gerade dem gut, der im Lärm und in Unsicherheit leben muss.
Ich kann über diesen Text keine fulminante Predigt halten. Dadurch würde ich dem Text des Evangeliums nicht gerecht. Die Predigt muss eher zurückhaltend, einfach im Stil sein. Ein ruhiges, meditatives Sprechen. Es soll zu betendem Hören führen.
1.2 Wir werden uns also vom Beten Jesu tragen und führen lassen.
Damit das gelingt, müssen wir erst innerlich frei und ruhig werden. Der ganze Mensch muss wach und beteiligt sein, aber ganz ohne Verkrampfung.
Setzen wir uns ganz locker hin. Die Füße stehen fest auf dem Boden. Die Hände legen wir ineinander in den Schoß. Wir sagen uns: Ich bin jetzt ganz ruhig und still. Alles um mich herum ist jetzt unwichtig. Ich bin ganz Ohr. Ich lasse das Wort Jesu in mir wirken...
Im V20 heißt es „Jesus erhebt seine Augen zum Himmel und spricht“:
2 „Heiliger Vater! Ich bitte nicht nur für sie, die du mir auf der Welt gegeben hast, sondern für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.“
Jesus betet. Er schaut empor. Sein ganzes Wesen ist auf den Vater ausgerichtet.
2.1 Er bittet für seine Jünger
  • Die Stunde ist ernst. Das Leiden und der Tod stehen kurz bevor.  Bevor er aufs Kreuz und in das Grab gelegt wird, denkt er vor Gott liebend an uns. Er betet für uns. „Für alle die durch das Wort der Apostel an ihn glauben.“ Damals schon denkt er an uns. Bevor er stirbt.
2.2 Der Vater hat ihn - den Menschensohn - auferweckt.
  •  Jesus der Sohn Gottes ist auch als Mensch auferstanden. Er lebt. Er betet auch jetzt. Er tritt beim Vater für uns ein.
  • Der geliebte Sohn - der am Herzen des Vaters ruht - betet für uns. Was für ein Glück für uns, den Sohn Gottes als Mittler und Fürsprecher zu haben!
  • Darum richten wir unsere Gebete „durch Christus unseren Herrn“ an Gott. Durch ihn haben wir immer und überall Zutritt zum Vater. Jesus betet weiter: Vers 21:
2.3 „Alle sollen eins sein, wie du Vater in mir  bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“
2.3.1 Jesu erstes Anliegen ist: „wir sollen eins sein.“
  • Alle, die Christen sind, sich nach ihm nennen, sollen eins sein. Wie aber sieht die Wirklichkeit aus? Die Christenheit ist zerrissen, durch große und kleine Spaltungen uneins. Wie Luther prophezeite und für sich in Anspruch nahm, ist heute jeder sein eigener Papst.
  • Und in unseren Gemeinden gibt es Parteiungen, Hinterhältigkeit, Ehrsucht, Gelten-wollen, Neid und Feindschaften.
  • Eins-werden verlangt, dass wir miteinander sprechen, unsere Meinungen  und Erfahrungen, unsere Sichtweisen austauschen. Dieser Austausch darf nicht in Streit, in Rechthaberei, in Gegnerschaft ausarten. Als Christen setzen wir uns nicht auseinander sondern zusammen. Wir versuchen miteinander ohne Zorn und Eifer zu reden, einen gemeinsamen Nenner zu finden.
2.3.2 Wir sollen eins sein, d.h. wir hören einander zu.
  • Wir lassen einander gelten, auch wenn wir verschiedener Meinung sind. Wir bemühen uns um Verständigung und Ausgleich. Wir sind uns bewusst, Einheit bedeutet nicht Uniformierung. Das wäre eine schreckliche Verarmung. Gott, der die Vielfalt geschaffen hat, will eine Einheit in der Vielfalt.
  • Es gilt, sich täglich um die innere Einheit zu bemühen und zu erkennen, was unsere gemeinsame Mitte ist. Wir werden uns dafür öffnen, dass wir eins sind in Christus. Einheit kann nicht von oben her befohlen werden. Sie muss von unten und von innen her wachsen.
Jesus will, wir sollen uns an seiner Einheit mit dem Vater orientieren.
2.4 „Alle sollen eins sein, wie du Vater in mir  bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“
Das Urbild der Einheit in der Kirche, in unseren Pfarrgemeinden, im Seelsorgebereich Augustinus, aber auch zwischen den Konfessionen ist
2.4.1 die Einheit des Vaters mit Jesus, und die Einheit Jesu mit dem Vater.
  • In Jesus begegnet den Menschen die Liebe des Vaters. Jesus war ganz offen für den Vater. Er nennt den Willen des Vaters die Speise, von der er lebt. Der Vater war ihm wichtiger als Brot, als Macht und Ehre, wie die Versuchungsgeschichte zeigt. Jesus kann von sich sagen: „Ich und der Vater sind eins.“ Und er bittet den Vater „So sollen auch sie in uns eins sein.“
  • Je mehr wir mit Jesus, auf Gott hinhören und mit ihm leben, desto mehr wachsen wir untereinander zur Einheit zusammen. Verstehen wir uns über alle Unterschiede hinweg. Können wir gut miteinander umgehen, weil wir uns in ihm geborgen und geliebt wissen.
2.4.2 Das Rad ist ein Bild der Einheit in Verschiedenheit.
  • Ein Abt wurde von seinen Mönchen gefragt, wie es denn möglich sei trotz ihrer verschiedenen Herkunft, Veranlagung und Bildung eins zu sein.
  • Der Abt gab zur Antwort „Stellt euch ein Rad vor. Da sind Felge, Speichen und Nabe. Zwei einander gegenüberliegende Punkte auf der Felge kommen dann einander näher und schließlich zusammen, wenn sie sich auf die Nabe zubewegen.
  • Wir stellen uns also ein Rad vor: Die Achse ist Gott. Um ihn dreht sich unser Leben.
  • Die Nabe ist Christus. Er versammelt uns um Gott und bringt uns in die Nähe Gottes.
  • Die Speichen sind wir. Je näher wir Christus kommen, desto näher kommen wir Gott und auch einander.
  • Die Felge ist der Heilige Geist. Er hält die Speichen zusammen und hilft, dass wir alle auf dem Weg des Lebens und des Glaubens vorankommen, dass das Rad unseres Lebens nicht in die Hölle, sondern in den Himmel rollt.“
  • Wenn wir Christen uns so von Jesus leiten lassen, wie Jesus sich vom Vater im Himmel leiten ließ, werden wir untereinander eins wie Jesus mit der Vater eins ist. Und was ist
2.4.3 der Zweck solcher Einheit? „damit die Welt glaubt, dass Jesus vom Vater gesandt ist.“
  • Nur wenn wir, die Glaubenden, in Jesus eins sind und damit in Gott, ist die Botschaft, die wir zu verkünden haben, glaubwürdig. Durch unser Wort und Beispiel, die sich ganz an Jesu Wort und Beispiel orientieren, sollen die kommenden Generationen zum Glauben kommen.
  • Uneinigkeit d.h. jede Form von Rücksichtslosigkeit, Egoismus, Rechthaberei, Lieblosigkeit lähmt die Überzeugungskraft unseres Verkündigung, sei es gegenüber der nichtgläubigen Welt, sei es gegenüber unseren Kindern, die wir im Glauben erziehen sollen.
3 Herrlichkeit das Geschenk der Einheit
3.1 Jesus betet darum, dass wir eins sind.
  • Unsere Einheit als Abbild der Einheit des Vaters mit dem Sohn, mit Jesus ist ein vom Geist gewirktes und immer neu zu wirkendes großes Wunder. Sie ist ein Geschenk, das denen zuteil wird die sich über Jesus dem Vater nähern.
  • Diese Einheit kann nicht organisiert, nicht befohlen und auch nicht vorgetäuscht werden. Sie wird im schlichten Tun der Liebe gelebt und erfahrbar.
Im Zusammenhang damit spricht Jesus von der
3.2  Herrlichkeit, die er vom Vater empfangen hat und die er den Seinen weitergibt
  • „die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.“  Herrlich nennen wir, was schön und gut, harmonisch und liebevoll ist. Herrlichkeit Gottes meint seine licht- und lebensspendende Erscheinungsweise, sein Heil, seine Liebe, die er schenkt. Das gegenseitige Ineinander von Vater uns Sohn ist herrlich. Jesus drückt dies mit den Worten aus: „Ich und der Vater sind eins.“
3.3 Die herrliche Einheit zwischen Vater und Sohn ist also lebendige und liebende Verbundenheit.
  • Sonntag für Sonntag kommen wir im Haus Gottes zusammen um an dieser Verbundenheit zwischen Vater und Sohn teilzuhaben. Wir lassen das Wort Jesu und seine Hingabe in uns ein, damit auch wir den Willen des Vaters im Himmel tun und eins werden können unter einander.
  • Dann ist einmal unser Gotteshaus ein Ort, wo die Herrlichkeit Gottes anwesend ist, aber auch wir selber als Kirche, als der lebendige Leib des auferstandenen Christus werden zu einem Haus voll Glorie, zu Menschen, die in der Vielfalt die Einheit leben und so etwas von der Herrlichkeit des Herrn in dieser Welt sichtbar und erfahrbar machen. Deshalb wird das Herzensanliegen Jesus auch  unser Herzensanliegen sein. Dann verdienen wir den Namen »Christen».