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2009 (B) Heilige Woche

Homilie am Gründonnerstag in der ABendmahlsmesse in St. Laurentius in Hetzles

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  ZWEIFACHE DEMUT

Das Geschehen im Abendmahlsaal macht eine zweifache Demut sichtbar. Den Dienst Jesu an seinen Jüngern und die Annahme dieses Dienstes durch die Jünger.
  • Zum ersten zeigt uns Jesus den Ursprung und das Ziel des Mutes zum Dienen und der Bereitschaft zum Sich Herschenken. „Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte.“[1]
  • Äußerlich gesehen scheinen das Böse, die Mächte der Finsternis und die Gegner Jesu zu triumphieren. In Wirklichkeit aber ist der von Gott Kommende und zu ihm Zurückkehrende ganz und gar vom Herrn über alles, von Gott gehalten.
  • Sein Tun und Handeln kommt aus der göttlichen Liebe und vollendet sich in ihr. Alles liebende, sich verschenkende Dienen ist also göttlichen Ursprungs und erkennt in Gott sein Ziel. Dieses Glaubenswissen schenkt den Mut zum Dienen wie ihn Jesus vorlebt.
  • Zum zweiten erinnert uns Jesus, dass wir heils- und erlösungsbedürftig sind. Das Heil wird nur dem zuteil, der den Dienst Gottes annimmt, den er durch Jesus und seine Kirche an uns tut will.

1 JESUS WÄSCHT SEINEN JÜNGERN DIE FÜSSE.

  • Petrus wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Er denkt und fühlt menschlich ganz normal: Der Meister kann nicht einen Sklavendienst an seinen Jüngern tun. Das ist unter seiner Würde. Das wäre eine Revolution, das würde die Verhältnisse auf den Kopf stellen. Deshalb die erschreckte Frage: „Du, Herr, willst mir die Füße waschen? “
  • Jesus versucht ihm eine Verstehensbrücke zu bauen: "Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen." Das Handeln Jesu ist also nicht sofort für jeden, auch nicht für den Jünger, einsichtig und annehmbar. Auch für unsere eigene Glaubensgeschichte ist dies wichtig.
  • Wir sind unterwegs zu einem tieferen Glauben, wenn wir Jesus und die Jüngergemeinschaft nicht loslassen. Die Zeit muss dafür reif sein. Petrus wird noch von seiner eigenen Welt- und Lebenssicht blockiert. Deshalb seine heftige ablehnende Reaktion: „Niemals sollst du mir die Füße waschen! “ Es ist also gar nicht so leicht, die Art Gottes, die in Jesus sichtbar wird, zu akzeptieren; für Petrus nicht, aber auch für uns nicht, die wir uns Christen nennen.
  • Es ist also einer da, der den Heilsdienst schenkt, und es sind andere da, die den Heilsdienst empfangen und annehmen.
  • Das Heil empfängt, wer sich von der Demut Gottes beschenken lässt. Wie soll einer den Verbrechertod Jesu als Erlösungsgeschenk annehmen, wenn er nicht bereit ist, den Sklavendienst der Fußwaschung anzunehmen? Deshalb das ernste Wort Jesu an Petrus:

 

"WENN ICH DICH NICHT WASCHE, HAST DU KEINEN ANTEIL AN MIR."
  • Zu Jesus möchte er, der Petrus schon gehören. Deshalb jetzt sein Umschwenken. Sicher ist seine Bitte an Jesus aus dem nachösterlichen Verstehen zu sehen: „Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.“

2 DER HEILSDIENST JESU SETZT SICH IN SEINER KIRCHE FORT.

Auch in der Kirche, in der Gemeinde der Jünger und Jüngerinnen Jesu, müssen welche da sein, die diesen Heilsdienst ausführen, und andere, die den Heilsdienst an sich geschehen lassen, die ihn empfangen und annehmen.
Der Dienst an alten, kranken und pflegebedürftigen Menschen muss auch von diesen dankbar angenommen werden. Erst dann kann der dem Kranken Dienende sein ganzes Können entfalten.

3 DAS VERSTEHEN DES ZEICHENS DER FUSSWASCH-UNG ist das FUNDAMENT CHRISTLICHER NÄCHSTENLIEBE

  • Im Namen Jesu wäscht der Priester Christen die Füße. Es muss also jemand da sein, der den Heilsdienst tut, es müssen welche da sein, die den Heilsdienst annehmen. Das ist bei der Messfeier genauso. Es muss jemand da sein, der das Wort verkündet, dem Opfer und Mahl vorsteht und es austeilt. Und es müssen andere da sein, die das Wort hören und die Eucharistie empfangen wollen.
  • Von beiden ist Demut verlangt, Mut zum Dienen. Von dem, der das Heilszeichen der Eucharistie und Fußwaschung vollzieht, wie von denen, die es an sich geschehen lassen. Der Spender lässt sich herab, geht auf die Knie, tut Sklavendienst, ist sich für nichts zu gut, gibt sein Leben ganz in diesen Dienst hinein.
  • Der Empfänger gibt zu, dass er diesen Dienst braucht, um Anteil am Herrn und dem von ihm geschenkten Heil zu erlangen. Er gibt außerdem zu, daß er erlösungsbedürftig ist. Dabei ist wichtig:

4 JEDER BRAUCHT DEN DIENST DER ERLÖSUNG

  • Auch der Spender des Heils, der Priester ist, bevor er dem Heile dient, ein vom Heil Bedienter. Keiner kann sich selber taufen, keiner kann sich selber die Sünden vergeben, keiner kann sich selber zum Priester weihen.
  • Andere haben mir den Dienst des Heils getan. Darum kann ich anderen den Dienst des Heils tun. Wer sich beschenken lässt, sich als Beschenkter erfährt, wird selber zum Schenkenden werden. Den Erlösungsdienst Jesu, seinen Tod am Kreuz annehmend werde ich fähig und bereit, anderen mit dem von Gott geschenkten Gaben zu dienen.
  • Jeder Dienst in der Gemeinde hat seinen innersten Antrieb in dieser Erfahrung: Als ein vom Herrn Beschenkter schenke ich weiter. Darum sagt Jesus:
"Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen".[2]
  • Wir alle leben von dieser am Gründonnerstag offenbar gewordenen zweifachen Demut. Von der Demut Jesu, der unserem Heil und unserer Erlösung dient, und unserer eigenen Demut, die diesen Dienst annimmt und an sich geschehen lässt.
  • Man muss dazu die Schuhe ausziehen, die Schuhe des eiligen Unterwegsseins, die Schuhe, die uns ein paar Zentimeter größer machen, als wir sind; die Schuhe, die uns schützen; die Schuhe mit denen wir auch im Dreck waten, das Kleine, Unscheinbare zertreten; die Schuhe, mit denen wir zutreten; Wer demütig diese Schuhe auszieht, an dem tut der Herr seinen heilenden und erlösenden Dienst, wie damals im Abendmahlsaal und auf Golgota.

 

[1] Joh 13,3
[2] Joh 13,14

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