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Kirchliche Trauung

Homilie zu 1 Joh 4,7-13; Joh 15,12-17 für Matthias und Eva Schmidt

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Der von Gott kommenden Liebe trauen[1]
1 Liebesbriefe

  • Liebesbriefe auf Papier werden heute selten geschrieben. Das Internet bietet uns ja vielfältige Möglichkeiten der Kommunikation über Meere und Kontinente hinweg. Auf diesem Weg habt ihr einander kennengelernt.
  • Die elektronische Kommunikation kann Begegnung anbahnen, aber niemals die leibhaftige persönliche Begegnung ersetzen.
  • Erst von Angesicht zu Angesicht, Aug in Aug geschieht Begegnung, die den ganzen Menschen mit Leib und Seele erfasst. Erst dann kann ein wirklicher Liebesbrief geschrieben werden.
  • Aus einer mehrere Jahre dauernden leibhaftigen Begegnung mit Jesus ist der 1. Johannesbrief geschrieben. Es ist ein Liebesbrief, aus dem die heutige Lesung genommen ist.
  • Er ist entstanden aus der lebendigen Begegnung mit Jesus, mit seiner Liebe zu Gott und zu den Menschen. Der erste Vers zeigt es an: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens.“[2]
  • Alle Ausführungen des Johannes über den Christusglauben und die Verpflichtung zur gegenseitigen Liebe vertieft er in einem Liebesgedicht:

2 Der letzte Grund der Liebe ist Gott

                    „Geliebte, wir wollen einander lieben;                   
                    denn die Liebe ist aus Gott

                    und jeder, der liebt, stammt von Gott
                    und erkennt Gott.
                    Wer nicht liebt,
                    hat Gott nicht erkannt;
                    denn Gott ist die Liebe.“[3]

 

  • Die das christliche Gemeinschaftsleben und die christliche Ehe tragende Liebe, ist von anderer Art als die Liebe, welche die Menschen aus sich selbst hervorzubringen vermögen; denn die Liebe, die wirklich diesen Namen verdient, hat ihren Ursprung in Gott. Die Liebe ist also das Kennzeichen der Gottgezeugten, der Kinder Gottes. Unseren Wert und unsere Würde empfangen wir vor jeder eigenen Leistung von der Liebe Gottes zu uns.

Johannes spricht die Adressaten seines Briefes und uns mit „Geliebte“ an.

2.1 Der christliche Glaube sagt uns „wir sind Geliebte Gottes“.

  •  Im Wasser der Taufe wurde es uns und dir Eva in der heiligen Osternacht dieses Jahres zugesagt, wir gehören dem dreieinigen und dreifaltigen Gott. Was der Gott Israels durch den Propheten Jesaja seinem Volk als Frohe Botschaft verkündet, das sagt er jedem Getauften: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.“[4]
  • Wir sind Kinder Gottes, Brüder und Schwestern Jesu und Tempel des Heiligen Geistes. Wir sind auch als verheiratete Christen mit hineingenommen in diese innergöttliche lebendige nie aufhörende Liebesbeziehung. Und diese Gottes Liebe ist ausgegossen in unsere Herzen durch den heiligen Geist.
  • Wir sind also nicht nur für die Erde und damit für die Vergänglichkeit gezeugt und geboren, sondern für die Ewigkeit, die Fülle des Lebens und der Beziehung ist. „Jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt und erkennt Gott.“[5]

2.2 Jene die sagen, es gibt keinen Gott, trauen auch der Liebe nicht;

  • Sie erwarten von der Liebe totale irdische Erfüllung und überfordern so den Partner oder die Partnerin. Eine nur vom Menschen kommende Liebe ist so wechselhaft und vergänglich wie alles Irdische. „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.“[6] Das ist sein Wesen.
  • Manche meinen, wenn mein Partner Gott über alles liebt, komme ich dann nicht zu kurz? Ganz im Gegenteil! Wer sich von Gott von Ewigkeit bis in Ewigkeit geliebt weiß, der lebt aus der immer sprudelnden Quelle der sich an seine Geschöpfe verschenkenden Liebe Gottes.

2.3 Für in einer Ehe lebende Christen ist die gemeinsame Priorität das Hauptgebot

        2.3.1 Was im Alten Bund noch getrennt ist, fasst Jesus in einem Gebot zusammen.

  • „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“[7]
  • Wer so aus dem Urquell der Liebe lebt, kann sich für sein ganzes Leben auf die Liebe einlassen, „denn die Liebe stammt aus Gott.“ Und darum ist sie ewig. Sie ist das einzige Gut, das den Tod übersteht. Alles was wir aus Liebe tun, ist eine Investition für die Ewigkeit. Geld und Aktien, Häuser und Autos werden wir zurücklassen. Das Einzige, was bleibt und was wir mitnehmen, ist die Liebe, die wir empfangen und geben.

         2.3.2 Sie vereinigt uns vollkommen und bleibend mit Gott.

  • Im Tun der Liebe erfahren wir die Gegenwart des für unsere irdischen Augen unsichtbaren Gottes. „Niemand hat Gott je geschaut; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet.“[8] Dieses vom Glauben an den Gott der Liebe geschenkte Bewusstsein „ich bin von Gott geliebt. Mein Matthias, meine Eva ist von Gott geliebt“, bringt euere Liebe auf das göttliche Niveau, wie es in Jesus offenbar wurde.

         2.3.3 Die Qualität solcher Liebe

  • Sie ist zärtlicher und achtsamer Umgang miteinander im Alltag.
  • Sie will nicht herrschen, sondern dem Wohl und Glück des Partners und der Familie dienen;
  • Sie sucht das Glück nicht im Haben und Besitzen wollen, sondern im sich Verschenken an einander;
  • Sie ist nicht unversöhnlich und nachtragend, sondern sie ist barmherzig und vergibt, weil Gott uns in Jesus Christus vergeben hat und vergibt.
  • Auf dieses Fundament könnt ihr hoffnungsvoll das Haus Eueres Lebens und Euerer Familie bauen.

 
3 Die Liebe ist das Wesensmerkmal der Kirche und der Ehe

Damit dies lebendige Wirklichkeit wird, werdet ihr

3.1 Die zuvorkommende Liebe Gottes in euerer ehelichen Liebe nachahmen

3.1.1 Worin besteht die zuvorkommende Liebe Gottes?
„Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.“[9]
Es geht nicht nur um ein Leben, das im Grabe endet. Es geht um die Fülle des Lebens, der Liebe und Beziehung, die uns bei allen Sorgen und Plackerei jetzt schon mit einer tiefen Freude erfüllt.
Alles was wir an Liebe investieren wird bleibend aufgehoben für das ewige Leben bei Gott. Nichts davon geht verloren. Es wird für immer bei uns bleiben. Das sind Investitionen, die weder der Zahn der Zeit noch Inflationen aufzehren.
3.1.2 Ihr heiratet nicht den Superman, die Superfrau,
sondern einen Menschen mit Grenzen, Fehlern und Schwächen. Wieder hilft uns die zuvorkommende Liebe Gottes, einander mit unseren Defiziten anzunehmen und einander zu verzeihen. „Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.“[10]
Im Sohn sind wir auch als Sünder angenommen und geliebt. Der Auferstandene hat als Ostergeschenk seinen Apostel die Vollmacht gegeben, Sünden zu vergeben, so dass sie bei Gott vergeben sind. Wenn ihr diese Vergebung miteinander sucht, könnt ihr versöhnt leben und immer wieder neu anfangen zu lieben.
Bei diesem Bemühen kommt uns Jesus entgegen.

3.2 In der Freundschaft mit Jesus dürfen wir einander lieben wie er uns geliebt hat

Jesus beginnt das Gespräch mit seinen Jüngern, also mit uns, nicht mit einem moralischen Appell. Zuerst schenkt er seine Freundschaft, die bis zum Äußersten zur Lebenshingabe für seine Freunde geht.
Er, der Gott ist, nennt uns nicht mehr Knechte, sondern Freunde. Er teilt uns alles mit, was er von seinem Vater gehört hat.[11]
Die Erwählung durch ihn und das Mitteilen der Offenbarung Gottes ist nicht unser Verdienst, sondern Geschenk.
Aus dem Beschenktsein erwächst der Wille, uns seiner Freundschaft würdig zu erweisen.
Dann kann wahr werden, was der Herr als Frucht dieser Freundschaft bezeichnet: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.“[12]
Der Auftrag für seine Freunde besteht aus zwei faszinierenden Worten: „Liebt einander!“[13]
Das ist mehr als Appell. Vorausgeht eine Verheißung. Wenn wir auf Grund der Erwählung durch Jesus unsere Bestimmung darin erkennen, Frucht zu bringen, die bleibt, „Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.“[14]

3.3 Was ist die Frucht der Liebe, die von Gott kommt?

3.3.1 Die Liebe, die ja sagt zum Leben.
Die sich von Gott dem Schöpfer in Dienst nehmen lässt, um Kindern das irdische Leben zu schenken und in der Taufe die Gotteskindschaft zu vermitteln und sie zu liebenden Christenmenschen zu erziehen.
3.3.2 Die Liebe, die zum Ehepartner steht in guten und schweren Tagen, in Gesundheit und Krankheit.
Die Liebe, die das Ein-Fleisch-Werden, nicht als eine Episode ansieht, sondern als ganzheitliches unter die Haut gehendes Einswerden.
Daraus wächst eine große Verantwortung für den Menschen, der sich Dir anvertraut und angetraut hat: Gott wird Dich einmal fragen, was ist Deine Frau, Dein Mann durch dich geworden? Wurde er oder sie durch dich ein besserer Mensch und Christ, oder verbittert und resigniert, an Gottes Liebe zweifelnd?
3.3.3 Die Liebe, die miteinander und füreinander dankend und bittend vor Gott ist.
Dies stärkt euere Liebe und bewahrt sie vor dem Erkalten. Dazu gehört wesentlich: Gott, der Jesus von den Toten auferweckt hat und uns mit ihm auferwecken wird, an seinem Tag, dem Sonntag, öffentlich mit der Gemeinde die Ehre der Anbetung zu geben.
Er möchte, dass ihr euere Liebe, euere Freuden und Sorgen ihm durch Christus, mit ihm und in ihm auf seinem Altar darbringt.
So kann die Verheißung Jesu an Euch wahr werden, dass er und der Vater bei Euch einwohnen. „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“[15] So wird Ehe und Familie zum Haus Gottes.
3.3.4 Was ist die Frucht der Liebe, die von Gott kommt?
Die Liebe, die nicht nur hier auf Erden eine glückliches und erfülltes Leben anstrebt, sondern sich von Herzen wünscht, einmal nach dem irdischen Leben miteinander Gott zu schauen und in der Fülle des Lebens und der Beziehung bei ihm mit Jesus Christus ewig selig zu sein.
„Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“[16]

[1] Bibeltexte zur Hochzeit:1 Joh 4,7-13; Joh 15,12-17
[2] 1 Joh1,1
[3] 1 Joh 4,7ff.
[4] Jes 43,1
[5] 1 Joh 4,7
[6] 1 Joh 4,8
[7] Lk 10,27
[8] 1 Joh 4,12
[9] 1 Joh 4,9
[10] 1 Joh 4,10
[11] Joh 15,15
[12] Joh 15,14
[13] Joh 15,17
[14] Joh 15,16
[15] Joh 14,23
[16] Joh 15,11

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