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Lesejahr 2011 (A)

Homilie am 23.7.2011 in St. Pankratius Gügel zur Trauungsmesse Daniel und Carolin Gubo

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Gott, der Liebe ist - Fels und Burg

 
1 Wir sind zu Gast in einer Kirche ganz besonderer Art:

Giechburg und Gügel vom Westen gesehen
Giechburg und Gügel vom Westen gesehen
St. Pankratius auf dem Gügel – dem Wahrzeichen des nordöstlichen Bamberger Lands gemeinsam mit der benachbarten Giechburg.

1.1 Schon um 1384 wird hier erstmals eine Burgkapelle erwähnt.

Sie ist bereits damals dem heiligen Pankratius geweiht. Wie mein Namenspatron, der heilige Vitus, war St. Pankratius ein jugendlicher Märtyrer, der unter dem Kaiser Diokletian im Jahre 304 in Rom hingerichtet wurde. Also ein jugendlicher Mensch, der den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus als seinen Erlöser erkannt und angenommen hatte. Konsequent und treu lebte er seinen christlichen Glauben.

Deshalb ist er bis heute in der Kirche hoch geschätzt und verehrt. Die Kirche auf dem Gügel legt seit 700 Jahren dafür Zeugnis ab. In dieser Woche erschien der Gästebrief der Erzdiözese Bamberg. Auf der Titelseite sehen wir die Kapelle auf dem Gügel, aus der eine große Schar von Menschen strömt.

1.2 Ihr habt euch diese Kirche als eure Hochzeitskirche ausgewählt.

Das Hochzeitsmahl werdet ihr auf der Giechburg einnehmen. Beide St. Pankratius auf dem Gügel und Giechburg zusammen waren bis zur Säkularisation 1803 ein wichtiger geistlicher und weltlicher Stützpunkt des Hochstift Bambergs. Diese Kirche auf Fels gebaut und in Sichtweite die Burg. So seid Ihr, sind wir heute an eurem Hochzeitstag in besonderer Weise mit der Kirche von Bamberg verbunden, von der wir ja ein Teile sind.

Die Psalmen, das geistliche Liederbuch Israels und der Kirche gebrauchen das Bild von der Burg, wenn sie sich an Gott wenden. Mit Israel und Jesus singt die Kirche im Psalm 18: „Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht." [1]

Will man als Ehepaar und Familie in der Welt von heute bestehen, dann braucht man ein festes Fundament, einen gemeinsamen Zufluchtsort, eine Person die über allem steht und überall für uns da ist, den Gott und Vater Jesu Christi.

2 Die Liebe zu Gott und Jesus ein Gebot der Klugheit

Jesus bezeichnet in seiner Bergrede Menschen als klug, die den Willen seines Vaters erfüllen, die seine Worte hören und danach handeln; denn sie haben ihr Lebenshaus auf einen Fels gebaut.[2] “Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heran fluteten, als die Stürme tobten, und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.“[3]

Eine dreifache euer gemeinsames Leben tragende Botschaft ergeht in dieser euerer Hochzeitskirche an euch:

Jesus Christus,die göttliche Hilfe
Jesus Christus,die göttliche Hilfe
 2.1 „Jesus - Die göttliche Hilfe“


In ihm ist der unsichtbare ewige Gott auf einmalige Weise gegenwärtig. Für ihn und sein Evangelium haben die Märtyrer ihr Leben hingegeben. Mit ihm verbunden dürft ihr es wagen, ganz und lebenslang Ja zu einander zu sagen.

Deshalb gebt ihr euch hier das Ja-Wort vor dem in unserer Mitte gegenwärtigen auferstandenen Herrn und den Heiligen 14 Nothelfern und vor Menschen, die euch lieben und freundschaftlich verbunden sind, und vor mir, der ich die Kirche Gottes repräsentiere.

Vielleicht habt ihr beim Einzug in diese Kirche am linken Seitenaltar Christus als König am Kreuz angetan mit dem Königsmantel wahrgenommen. Dieses Christus Bild nennt man in Franken: “Die göttliche Hilfe."

Christus steht neben euch und hinter euch mit der Kraft seiner Liebe und seines Geistes. Er ist es, der euch im Sakrament der Ehe miteinander verbindet. So seid ihr durch Jesus Christus in Gott miteinander vereint.

Er will der König eurer Liebe sein. Mit ausgebreiteten Armen steht er als »die göttliche Hilfe« vor euch. Er lädt euch ein: kommt zu mir mit euren Freuden und Sorgen. Lernt von mir, denn ich bin demütig und sanft von Herzen. Lasst euch von mir Ruhe und Frieden schenken, so dass jeder von euch für seinen Partner der Ort ist, wo dieser Ruhe und Frieden finden kann.
Ihr seid miteinander unterwegs zu einem großen Ziel. Ihr dürft durch die Liebe zueinander wachsen und reifen. Und indem ihr Kindern das Leben schenkt, habt ihr Anteil an der schöpferischen Liebe Gottes.

Eine zweite euer gemeinsames Leben tragende Botschaft geht in dieser Hochzeitskirche an euch:

2.2 Der alles übertreffende Weg der Liebe

Der heilige Paulus zeigt euch in der Lesung einen Weg für euer gemeinsames Leben, der alles selbstherrliche, auftrumpfende und egoistische Verhalten weit hinter sich lässt. Es ist die Liebe, die uns im Sinne Gottes Mensch werden und Mensch sein lässt. Es ist nicht irgendeine Liebe, sondern die Liebe Gottes - wie sie in Jesus unter uns Mensch geworden ist. Liebe, die nicht das Ihre sucht. Lebe die aufs Ganze geht.

Liebe - die sich nicht auf einen Lebensabschnitt beschränkt. Nicht fixiert ist auf die Libido, nicht auf sexuelle Hochleistungen baut. Liebe die einen langen Mut hat, die sich in der Eucharistie immer wieder speist von der Langmut Gottes, von der Hingabe Jesu bis zum letzten Atemzug.

Liebe die Speise ist für den Partner, die Partnerin. Liebe die sich hergibt und verschenkt. Liebe die nicht ihren Vorteil sucht. Liebe, die sich freut an allem was wahr und schön ist. Liebe die dem Partner vergeben kann und vergibt, weil sie selber von der Vergebung Gottes lebt. Gerade die vergebende Liebe ist göttlich.

Wie kommen wir zur Verwirklichung dieser Liebe?

 2.2.1 Durchhaltend und dauerhaft lieben kann nur, wer an Gott glaubt, der die Liebe               ist.
 
Deshalb werdet ihr ständig darum ringen, das Gebot Jesu zu befolgen, Gott zu lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all euerer Kraft und all eueren Gedanken und den Nächsten zu lieben wie uns selbst.[4]

Der Nächste kann jeder Mensch sein, der uns begegnet. Aber der Allernächste ist immer der Ehepartner, an dem sich unsere Liebe zu bewähren hat.

Ein Zweites werden wir uns bei der Verwirklichung der Liebe vornehmen:

2.2.2 Wir werden immer auf Jesus schauen

Das geschieht in besonderer Weise bei der Mitfeier der heiligen Messe, aber auch im persönlichen und gemeinsamen Beten. Dabei werdet ihr betend verinnerlichen, dass Jesus bis zum letzten Atemzug ohne Rücksicht auf die Person jeden und jede geliebt hat. Nicht nur seine Mutter und seinen Freund Johannes, sondern auch seine Peiniger und Mörder, für die er sterbend am Kreuz betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ .[5]

Auch dem Raubmörder, der neben ihm am Kreuz hängt und sich flehend an ihn wendet - „Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“- schenkt er sein Leben verheißendes Wort “heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.[6]“

Ein Drittes hilft uns bei der Verwirklichung der Liebe:

2.2.3 Jesus nennt uns seine Freunde, wenn wir tun, was er uns aufträgt.[7]
 
Diese Freundschaft mit seinen Jüngern und Jüngerinnen, also mit uns, vertieft und bewährt sich, wenn wir ernst nehmen, was er uns von seinem Vater im Himmel mitgeteilt hat und immer noch mitteilt.[8]

Er ist ein Freund, der nicht zwischen euch tritt. Während ihr beide euch bei der Hand fast, um miteinander den Weg des Lebens zu gehen, legt er seine Hände auf eure Schultern und sagt zu euch das wunderbare Wort der Freundschaft: “Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.“[9]

Welch eine Zukunft eröffnet uns die Freundschaft Jesu! Sie schafft mit uns und durch uns Bleibendes und Ewiges. Denn alles Irdische ist vergänglich. Nur die Liebe bleibt. Sie ist die einzige Investition, der keine Wirtschafts- und Finanzkrise etwas anhaben kann.

3 Die und den Richtigen finden

Als Hochzeitsspruch habt ihr über euer gemeinsames Leben, über eure Ehe dies geschrieben: „Eine gute Ehe hängt von zwei Dingen ab: erstens den richtigen Menschen zu finden und zweitens der richtige Mensch zu sein.“

Segen über das Brautpaar
Segen über das Brautpaar
3.1 Ihr habt euch gefunden und nach langer Prüfung erkannt, dass             jeder für den anderen der richtige Mensch ist.


In der gemeinsamen Freundschaft zu Jesus inmitten seiner Kirche werdet ihr lernen, der richtige Mensch für den anderen immer mehr zu werden und zu sein. Lasst euch von Jesus immer wieder ins Ohr flüstern “Dies trage ich euch auf, liebt einander!“[10] Und zwar so, „wie ich euch geliebt habe“, und „bleibt in meiner Liebe.“[11]Dieses Bleiben in ihm und seiner Liebe ist die nie versiegende Kraftquelle jeder menschlichen Beziehung und jeder Ehe.

Ihr werdet also in eurer Ehe nicht auf euch allein gestellt sein. Denn ihr habt in Jesus einen Freund, der euer mächtiger Fürsprecher beim Vater ist “dann wird euch der Vater alles geben, um was wir Ihn in meinem Namen bittet.“ [12] Ihr habt also durch Jesus Zugang zu Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt.[13] Ihr habt Zugang zu dem Gott, der Jesus von den Toten auferweckt und zum Herrn des Alls gemacht hat.

3.2 Der Märtyrer Pankratius, dessen Name diese Kirche trägt, hat
      seinen Namen wahrgemacht.


Der Name kommt aus dem Griechischen und heißt "Alles umfassend". Alles umfassend und zusammenhaltend ist die Liebe Gottes, die uns in Jesus geschenkt und die in der Taufe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist.[14] Das meint Paulus wenn er an die Christen in Kolossä schreibt: "Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht."[15] Pankratius!

4 Die gemeinsame Zukunft

Euer gemeinsamer Lebensweg als Eheleute, als Eltern vielleicht auch einmal als Großeltern läuft also nicht auf das Vergehen, das ausgelöscht Werden zu, sondern auf die Anschauung Gottes. „Dann werden wir ihn sehen, wie er ist.“ Schreibt Johannes in seinem 1. Brief.[16]

Caroline und Daniel haben sich getraut
Caroline und Daniel haben sich getraut
Dies ist das gemeinsame Ziel Eueres Lebens und Euerer Liebe, beim Ursprung und der Quelle des Lebens und der Liebe für immer mit euren Kindern und Miteinander, mit Eueren Eltern und Großeltern anzukommen und vereint zu sein.

GOTT ist die Fülle des Lebens, der Liebe und der Beziehung in seinem Reich des Himmels. So könnt ihr euch heute hoffnungsfroh auf euren gemeinsamen Weg machen, an dem die Fruchtbäume der Liebe stehen werden.

Das wünschen euch alle, die hier sind, und auch ich von ganzem Herzen.
 




[1] Ps 18,3
[2] Mt 7,24
[3] Mt 7,25
[4] Lk 10,27
[5] Lk 23,34
[6] Lk 23,43
[7] Joh 15,14
[8] Joh 15,15
[9] Joh 15,16
[10] Joh 15,17
[11] Joh 15,9
[12] Joh 15,16
[13] Jak 1,17
[14] Röm 5,5
[15] Kol 3,14
[16] 1 Joh 3,2