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2008 (A) Trauung

Ansprache zur Trauung Katrin Arnold mit Thomas Weninger am 31.5.2008 in Neunkirchen St. Michael


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Trauung Katrin Arnold mit Thomas Weninger in St. Michael Neunkirchen
Trauung Katrin Arnold mit Thomas Weninger in St. Michael Neunkirchen
Die Liebe über alles

Das wunderbare und oft mißbrauchte Wort Liebe

Viel besungen und gerühmt wird die Liebe. Nicht nur in Gedichten und Schlagern, in der Bibel kommt das Wort Liebe 257mal vor. Von ungeheurer Spannbreite ist dieses Wort. Es kann die Hingabe des Lebens für den geliebten Menschen bedeuten, aber auch rein egoistischen Sex.

Die Liebe über alles

Paulus zeigt der Gemeinde in Korinth einen "Weg, der alles übersteigt".[1] In seinem Hohen Lied der Liebe zeigt er den Korinthern, dass letztlich vor Gott nur eines zählt: die Liebe.
 

Zwei Wörter für die Liebe: Eros und Agape

Paulus schreibt in griechischer Sprache. Diese hat zwei Worte für Liebe: Eros und Agape. Eros meint das natürliche zu einander Hingezogenwerden, das aufeinander Fliegen, hat also sehr viel unserer Triebhaftigkeit, mit unseren Hormonen, mit Sexualität zu tun. Paulus spricht 1 Kor 13 von der Agape. Sie ist die höchste Gnadengabe Gottes. In der Taufe wurde uns dieses Gabe zuteil: "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist."[2]
  • Diese Liebe liebt den Partner um seiner selbst willen, weil er von Gott angesehen und geliebt ist, Gottes Sohn, Gottes Tochter, Gottes geliebtes Kind ist, das seine Würde und Einmaligkeit von Gott empfangen hat. Es wichtig, daß du Katrin deinen Mann, und du Thomas deine Frau so sehen lernst: Von Ewigkeit her bist du von Gott geliebt, seit deiner Taufe wohnt sein Heiliger Geist in dir. Bis in Ewigkeit bist du in seiner Liebe geborgen. Diese Liebe wird nicht aufhören, auch dann nicht, wenn die erste Tollheit, die Libidophase sich abschwächt.
  • Auch die natürliche Liebe ist ein Geschöpf Gottes, etwas sehr kostbares. Aber sie ist auch immer durch die Sünde, durch den Mangel an Liebe, durch den Egoismus und durch die Verselbständigung des Triebhaften gefährdet.
  • Der Eros, die natürliche Liebe braucht die Agape, die geistliche Liebe, um im Lot zu bleiben, um die Würde des Partners zu achten. Diese Liebe hat einen langen Mut, handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, hört niemals auf.[3]

Diese Liebe ist also zuerst ein Geschenk, eine Gabe Gottes.

Dass wir so lieben können, verdanken wir ihm. Wenn Du dich ihm ganz öffnest, durchglüht er Dich mit seiner Liebe. Deshalb ist für Eheleute die persönliche, wie die gemeinsame Beziehung zu Gott, die wichtigste Voraussetzung für den Bestand und das Wachstum der Liebe.
  • In einem Lied heißt es: "Liebe ist nicht nur ein Wort. Liebe das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren, als Zeichen der Liebe für die Welt."[4] In Jesus hat uns Gott sein menschliches Antlitz, sein wahres Wesen gezeigt. Bis zum letzten Atemzug liebt er. Sein Leben gibt er für uns hin. Wenn jeder von euch die Freundschaft mit Jesus, die Beziehung zu ihm pflegt, wird er dadurch fähig, den Partner noch intensiver zu lieben.

Den Garten der Ehe pflegen

  • Liebe, das sind Worte und Taten. Die Zärtlichkeit der Worte und der Taten ist die Würze einer Ehe, festigt sie, gibt ihr Bestand. Dann ist Treue mehr, als keinen Seitensprung machen. Treue heißt, die Beziehung pflegen, sich auf den anderen zubewegen, ihm gut sein, ihn behüten, ihm Gutes zutrauen, sich fallenlassen . . . Wenn wir der Verbundenheit von Frau und Mann das Wort reden, dann um den Blick hinzulenken auf das, was beide verbindet, was beiden tragfähiger Grund ihres Lebens ist.
  • Wenn ich Ehe sage steht das Bild von einem großen Garten vor mir auf. Es kann einer seine ganze Mühe und Aufmerksamkeit darauf verwenden, die Grenzen des Gartens zu markieren, Zäune aufzurichten, Mauern und Hecken, damit er weiß, was sein Bereich ist, und wie weit die Nachbarn gehen dürfen. Aber wenn er vergisst, den Garten zu pflegen, ihn liebevoll zu gestalten, ihn zum Blühen zu bringen, was nützen dann die Grenzen um ein totes Areal, das eher einem Gefängnis gleicht als einem Paradies?

Es gibt einen besseren Weg. Paulus nennt ihn den Weg der Liebe

  • Jeder von Euch wird sich sagen: Ich liebe meinen Garten, lege Wege an, grabe den Boden um, säe, pflanze, gieße. Verweile in meinem Garten, freue mich an seiner Schönheit, an seinen Früchten. Um den Garten der Ehe gestalten zu können, ist es notwendig, das gemeinsame Leben, die Kinder, die miteinander erlebten Freuden und Leiden zu meditieren, vor Gott verarbeiten, zu vertiefen, ihm dafür danken. Das wäre fruchtbare Gartenpflege, oder anders ausgedrückt: Spiritualität der Ehe. Dieser Garten braucht keine Mauern und Grenzen. Er hat eine Mitte, eine kleine Markierung der Grenze reicht. Jeder der Partner weiß, worauf es ankommt und was er oder sie am anderen haben. Der Garten der Ehe ist mit Leben erfüllt. Jeder der Partner ist in diesem gemeinsamen Garten zu Hause.
Es genügt aber nicht, dass alles exakt abgestimmt ist und nach außen stimmt.
 

Es darf sich im Garten der Ehe keine Unkrautwüste ausbreiten,

welche die das Herz erfreuenden schönen Blumen, das uns nährende und gesund erhaltende zarte Gemüse, die vitaminreiche Frucht tragenden Sträucher des gemeinsamen Lebens überwuchern.
  • Jeder muss das Unkraut der Gewohnheit bekämpfen, die alles für selbstverständlich nimmt, statt täglich Gott dafür zu danken, dass einer für den anderen da ist;
  • Es gilt das Unkraut des sich gehen Lassens auszureißen und immer wieder um den Partner, die Partnerin zu werben und sich füreinander schön zu machen;
  • Unbedingt zu jäten ist das Unkraut, das den anderen als Besitz ansieht, so dass man meint mit ihm, mit ihr nach Lust und Laune umzuspringen zu können.
  • Was aber gibt uns den Willen und die Kraft, den Garten der Ehe in ein Pardiesgärtchen umzuwandeln? Es ist die uns gegebene Verheißung, dass wir

Miteinander Gott liebend glücklich werden

  • Partnerschaftliche Liebe pflegt den Garten der Beziehung, des Miteinanders, ist zärtlich zu Boden, Pflanzen und Blüten, gestaltet den Garten, verweilt darin und genießt seine Schönheit.
  • Wenn Jesus der Partnerschaft von Frau und Mann das Wort redet, dann meint er dies: Lebt vor Gott, der die Liebe ist, in der lebendigen Mitte eurer Beziehung.
  • Meditiere immer wieder deine Partnerin, deinen Partner, was ihn liebenswert macht, was seine Würde, sein Wert in den Augen Gottes, aber auch in deinen Augen ist;
  • Meditiere aber auch Dich selbst, entdecke, was dich in den Augen deines Partners liebenswert macht und verhalte dich danach.
  • So und nur so kann das Miteinander gelingen. Und ihr werdet etwas von der göttlichen Fülle des Lebens, vom Himmel erfahren, den Gott in seinem Reich denen bereitet, die ihn lieben.[5] Gemeinsam Gott lieben und anbeten, trägt eine große Verheißung in sich: „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt,“[6] sagt Paulus den Christen in Rom. Und der Beter des Psalms 145 bekennt: „Alle, die ihn lieben, behütet der Herr.“[7]
Im Evangelium zeigt uns Johannes, was wir tun müssen, damit die Hochzeit kein Desaster wird:

Ladet Jesus u. seine Mutter zu Euerer Hochzeit, in Euere Ehe ein.

Wie bei der Hochzeit zu Kana ist er jetzt mitten unter uns. Seine Mutter merkt als erste, was fehlt. Sie macht ihren Sohn darauf aufmerksam. Und Er verwandelt Wasser in Wein.
  • Unsere irdische Liebe und Sorge durchdringt er mit seiner göttlichen. Unserer vergänglichen Freude drückt er den Stempel der Unvergänglichkeit auf. Wasser ist lebenswichtig. Der Wein aber, so steht es in der Bibel, erfreut des Menschen Herz.
  • Wer Jesus zu seiner Hochzeit einlädt, wer ihn in seinem Eheleben zulässt, dem schenkt er Anteil an der Kraft seiner Liebe, an der Herrlichkeit seines Lebens. Dann wird der Ehestand nicht nur ein Wehestand werden, wie man früher gerne sagte, sondern Quelle des Lebens und der Freude.
  • Maria die Mutter Jesu sagt im Evangelium: „Was er euch sagt, das tut.“ Und was sagt er zu euch: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ Er sagt dies nicht, um euch Fesseln anzulegen, sondern damit seine „Freude in euch ist und euere Freude vollkommen wird.“[8]
  • Deshalb feiern wir im Anschluss an Euer Ja-Wort, seine Lebenshingabe, die Gott in die Auferstehung verwandelt hat. Deshalb essen wir von dem einen Brot und trinken aus dem einen Kelch. In diesem heiligen Mahl sagt er uns: "Das bin ich für euch". „Wie ich für euch da bin, so seid füreinander da.“ Ihr spürt, wie tief die Eucharistie in euer Leben, euere Liebe und Hingabe aneinander hineinreicht.
Es ist eine Liebe, die nicht sich selber sucht, sondern die sich findet, indem sie sich verschenkt. Nur die Liebe, die göttlichen Ursprungs ist, hört niemals auf.


[1] 1 Kor 12,31
[2] Röm 5,5
[3] 1 Kor 13,4 f.
[4] In: der Regenbogen Nr. 90
[5] 1 Kor 2,9
[6] Röm 8,28
[7] Ps 145,20
[8] Joh 15,11