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Lesejahr 2011 (A)

Predigt zur Goldenen Hochzeit von Hildegard und Klaus Dümmling in der Augustinuskapelle in St. Michael Neunkirchen am Brand


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Augustinuskapelle in St. Michael Neunkirchen am Brand
Augustinuskapelle in St. Michael Neunkirchen am Brand
Die Gott-Ebenbildlichkeit der Liebe

Vor 50 Jahren haben Sie sich entschieden, miteinander den Weg des Lebens als katholische Christen zu gehen. Ein weiter Weg mit Höhen und Tiefen liegt hinter ihnen.

1 Was sind Ihre Erfahrungen?

1.1 Sie ließen sich Zeit.
  • Ihre Liebe durfte seelisch und geistig hinreifen zur Hochzeit, zur hohen Zeit der Liebe, in der sie festlich vor Gott, vor ihren Eltern, Verwandten und Freunden ganz und für immer es wagen konnten, zu einander ja zu sagen.
  • Sie durften im ganzheitlichen Einswerden die unverbrüchliche Einheit der geistigen Seele und des Leibes  - corpore et anima unus - in Leib und Seele einer - erfahren und Frucht bringen.
1.2 Vor Gottes Angesicht
  • Vor dem sie trauenden Priester und den anwesenden Verwandten und Freunden haben Sie einander zugesprochen:
"Ich nehme dich an als meine Frau, als meinen Mann.
Ich verspreche Dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.
Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens."
2 Wie kann eine christliche Ehe gelingen?

2.1 Das heutige Evangelium beginnt mit einem Paukenschlag
  • Mit einem geflügelten Wort, das jeder menschlichen Begegnung und erst recht einer so innigen und hautnahen wie der Ehe Flügel verleihen könnte:
"Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!"
  • Der Weg zum zeitlichen wie zum ewigen Glück ist steil und beschwerlich. Er führt nämlich geht durch die enge Tür unseres Ichs. Das Ich aber bedarf des Du, damit es reift und zum vollen Leben gelangt.
  • Wer unbedingt glücklich werden will und dabei vor allem auf das Begehren baut, wird todsicher unglücklich. Wo das hinführt, machen uns die Großen und Reichen dieser Welt vor.
  • Als der frühere Bundeskanzler Schröder nach dem Eingehen seiner vierten Ehe gefragt wurde, wie lange er denn denke, dass diese vierte Ehe halten werde. Gab er zur Antwort "Solange die Liebe bleibt." Er meinte mit Liebe wohl die Libido.
2.2 Liebe braucht ein gemeinsames Fundament
Jubiläumskerze am Altar
Jubiläumskerze am Altar

  • Wie Sie - sollte jedes Paar sich fragen, ja miteinander darum ringen, was ist denn das gemeinsame tragfähige Fundament, auf das wir unser Lebenshaus bauen wollen? Sicher ist es gut innerweltliche Ziele zu haben. Aber sie tragen immer nur eine begrenzte Zeit. Wir brauchen ein Lebensfundament, das durch das Auf und Ab des Lebens und auch des Sterbens trägt.
  • Wer den Willen Gottes, wie ihn Jesus uns vorlebt und verkündet, annimmt, der wird nicht nur in das Himmelreich kommen, sondern "er ist wie ein kluger Mensch, der sein Haus auf Fels baute." Er braucht die Stürme des Lebens nicht zu fürchten.
  • Für alle Frommen des Volkes Israel ist klar, wen Jesus mit dem Felsen meint.
"Er heißt der Fels. Vollkommen ist, was er tut; denn alle seine Wege sind recht. Er ist ein unbeirrbar treuer Gott, er ist gerecht und gerade."[1]
  • Ja, auf Gott ist Verlass. Begeisternd singt der Psalm 18:
 "Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht."[2]
  • Zweimal bekennt der Psalm 62 im Gesangbuch Israels dem Psalter, dessen 150 Lieder auch Jesus auswendig konnte:
"Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken."[3]
  • Als Jesu wie ein Verbrecher behandelt wurde, konnte er mit dem gleichen Psalm zu Gott beten:
"Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre; Gott ist mein schützender Fels, meine Zuflucht."[4]
  • Jesus Christus baute seine Kirche auf den Felsen des Petrusdienstes. Papst Benedikt hatte vorgestern dem interreligiösen Treffen der Kirchen und Religionen in Assisi, zu dem er eingeladen hatte, mit großer Demut und Offenheit vorgestanden.
  • Für sie beide war und ist die katholische Kirche, die sich als Kirche der Sünder aber auch der Heiligen bekennt, Sakrament des Heils. In ihr schenkt sich Gott uns durch Jesus Christus im Heiligen Geist.
  • In ihr ist uns Maria, die Mutter Jesu mit ihrer fürbittenden Liebe immer ganz nahe. Jesus und seiner Mutter liebendem Herzen haben Sie sich und ihre Familie anvertraut. So waren und sind Sie in guten Händen.
  •  Ein Sakrament ist die vor Gott und seiner Kirche geschlossene Ehe für uns katholische Christen. Sakrament meint ein Geschenk Gottes zur Wiederherstellung der vom Menschen gestörten Ordnung. Es will den Eheleuten helfen – damit sind bei der 3. Überlegung - voranzuschreiten auf dem
Zuspruch und Glückwunsch durch Veit Dennert, Pfr.i.R.
Zuspruch und Glückwunsch durch Veit Dennert, Pfr.i.R.
3 Weg zur vollen Einheit von Mann und Frau[5]


3.1 Liebe als Wohlwollen
Johannes Paul II sagte, die „Liebe des Begehrens schöpft das Wesen der Liebe zwischen den Personen nicht aus. Es genügt nicht, eine Person als Gut für sich selbst zu begehren; man muss auch und vor allem nach dem Gut für jene Person verlangen...

Die Liebe einer Person zu einer anderen Person muss wohlwollend sein, oder sie wird nicht wahr sein. Vielmehr wird sie überhaupt nicht Liebe sein, sondern nur Egoismus.“
  • Wohlwollen kommt vom Lateinischen Benevolentia und meint das Gute für den Partner, die Partnerin wollen. Das Glücklich Werden geht nur über das Glücklich Machen.
3.2 Liebe ist auf Gegenseitigkeit angelegt
  • Hier handelt es sich um jene Liebe, die nicht primär danach fragt, was es mir selber bringt, wenn ich eine bestimmte Person liebe, sondern die sich in selbstloser Weise der anderen Person zuwendet und deren Glück und Wohl erstrebt.
  • Die Wechselseitigkeit der Zuwendung und Hingabe ist ein wesentliches Moment der bräutlichen und ehelichen Liebe: Liebe ist keine Einbahnstraße, sondern ist ein Geben und Empfangen.
  • Es geht in der Beziehung von Mann und Frau um ein Weiterreifen von gegenseitiger Sympathie hin zu echter personaler Begegnung und Hingabe in wahrer Freundschaft des Herzens.
3.3 Bräutliche Liebe als Hochform der Liebe zwischen Mann und Frau
  • Erst wenn die sog. »bräutliche Liebe« als tiefste personale Hingabe zwischen Mann und Frau gegeben ist, sind die beiden fähig, den Bund der Ehe miteinander einzugehen.
  • Johannes Paul II bezeichnet den Leib - zu ihm gehört auch die Sexualität - als den Ort, wo der Geist wohnen kann. Unser Leib ist personale Realität.
  • Die Gott-Ebenbildlichkeit des Menschen sieht Johannes Paul II nicht nur in der Fähigkeit zur Vernunft auch unser Leib ist Zeichen der Wahrheit und der Liebe Gottes. Wörtlich:
  • "Der Leib wurde geschaffen, um das von Ewigkeit in Gott verborgene Geheimnis der Wahrheit und der Liebe in die sichtbare Wirklichkeit der Welt zu übertragen und so Zeichen dieses Geheimnisses zu sein."
  • "So wie Gott in seinem Innersten des Wesens ein Geheimnis der Gegenseitigkeit und der Liebe ist, ein Geheimnis des Sich ganz Verschenkens und ganz Empfangens ist, so ist auch der Mensch zur Liebe berufen. Eine Berufung, die in der Differenziertheit der Geschlechter ihren leiblichen und doch ganz personalen Ausdruck findet."
  • Für Johannes Paul II "hat der menschliche Leib in seiner ursprünglichen Männlichkeit und Weiblichkeit von Anbeginn einen bräutlichen hochzeitlichen ehelichen Charakter" - dass hier zwei sind, die sich einander schenken wollen. Dies bekunden sie feierlich indem sie sich vor Gott und seiner Kirche das Sakrament der Ehe spenden.
  • Der Leib kann die Liebe ausdrücken, durch die der Mensch als Person zum Geschenk wird und so den tiefen Sinn des eigenen Seins und der eigenen Existenz erfüllt.
  • Und so füge ich hinzu: Der Leib als personale Realität bringt Frucht, indem er an der Schöpfung neuer Menschen teilhat, denen durch die Taufe und den Glauben der Zugang zur Fülle des Lebens bei Gott, das ewige Leben eröffnet wird.
  • Sie werden mir zustimmen, dass nicht einmal 50 Jahre Ehe genug sind, dies in seiner Vollgestalt immer zu verwirklichen.

    ====>> Orgel: Ubi caritas et amor
Am 2.Teil der Lesung aus dem Kolosserbrief zeigen, wie wir auf dem Weg des Lebens in der Liebe wachsen können.
4 Auf dem Weg des Lebens in der Liebe wachsen
Golden geht es nieder
Leuchtend golden geht es nieder

Im ersten Abschnitt der Lesung erinnert Paulus die Christen in dem an einer wichtigen und belebten Handelstraße liegenden Kolossä an das, was sie als Christen sind:

 "Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt."

Dann folgt ein ausgiebiger Lasterkatalog, der uns zeigt, wie es bei den Heiden damals und bei Neuheiden heute zugeht und was Christen meiden oder ablegen sollen.
Dies begründend sagt er:
"Ihr seid zu einem neuen Menschen geworden, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird, um ihn zu erkennen."
  • Wo Menschen danach leben, sind alle die trennenden Unterschiede aufgehoben. „Christus ist alles in allen".
Was aber sollen die Christen ganz praktisch tun, um auf dem Weg der Liebe zu wachsen und zu bleiben?
4.1 Die Würde des Partners entdecken und meditieren
„Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen.“
  • Vor diesem Mysterium des Du müssen wir die Ehrfurcht lernen - »ich fürchte mich Deine Ehre, deine Würde zu verletzen.«
  • Ich werde alles tun, dass du dich deines Wertes, deiner von Gott geschenkten Würde bewusst wirst und bleibst.
Paulus ermutigt uns dazu indem er sagt:
„Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!“

4.2 Was in Freund und Leid zählt
Feierlicher Segen über das Jubelpaar
Feierlicher Segen über das Jubelpaar

Achtsam und zärtlich sein.

 

„Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.“
Achtsamkeit und Zärtlichkeit sind andere Worte für Liebe.
  • Achtsam und zärtlich kann nur sein, wer sich regelmäßig von der in Jesus anwesenden Liebe Gottes berühren lässt. Ich werde daher der Botschaft Jesu glauben, ich bin von Ewigkeit bis in Ewigkeit von Gott geliebt.
  • Geborgensein in der Liebe und dem abgrundtiefem Erbarmen Gottes schenkt dem Herzen Frieden. Und nur in der Nähe eines friedvollen Menschen geht es uns gut.
„In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!“

4.3 Wie kommt der Friede Christi in den Ehepartnern zur Herrschaft?
  • Durch die innige Beziehung und Freundschaft beider zu Jesus.
  • So wie er sich ganz im Willen und in der Liebe des Vaters geborgen wusste, auch am Kreuz und beim Sterben, so dürfen wir seine Jünger und Jüngerinnen uns auch ganz in der Liebe Gottes geborgen wissen; denn wir sind Glieder an seinem mystischen Leib, wir gehören ihm.
  • Dieses gläubige Wissen beider um die gemeinsame Christuszugehörigkeit schenkt einen tiefen Frieden, eine große Gelassenheit.
  • Dieser Friede lässt uns trotz der Verluste im Leben nicht resignieren oder verbittern. Er lässt Sie und uns das Leben als dankendes Tun begreifen.
Alles kommt darauf an,

4.4 Unsere menschliche Liebe von der göttlichen in Jesus
      Mensch gewordenen Liebe reinigen und heiligen lassen

  • Was bietet Paulus uns dazu an?
„Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.“ „Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade.“
  • Was erfahren wir, wenn wir versuchen aus dem Evangelium Jesu zu leben, uns davon prägen zu lassen?
„Wie mich der Vater geliebt hat, so liebe ich euch.“
  • Und er trägt uns auf, seine Liebe anzunehmen und darin zu bleiben.
„Bleibt in meiner Liebe.“
  • Wozu eine solche von der Liebe Gottes gereinigte und durchdrungene menschliche Liebe fähig ist, zeigt Papst Benedikt in seiner ersten Enzyklika »Deus caritas est - Gott ist die Liebe«.
  • »Im Gegensatz zu der noch suchenden und unbestimmten Liebe ist darin die Erfahrung von Liebe ausgedrückt, die nun wirklich Entdeckung des anderen ist und so den egoistischen Zug überwindet, der vorher noch deutlich waltete.«
  • «Liebe wird nun Sorge um den anderen und für den anderen. Sie will nicht mehr sich selbst – das Versinken in der Trunkenheit des Glücks - sie will das Gute für den Geliebten: Sie wird Verzicht, sie wird bereit zum Opfer, ja sie will es«.
5. Unser menschliches Leben, unser Lieben wird zur Eucharistie
Frucht bringen auch im Herbst des Lebens
Frucht bringen auch im Herbst des Lebens

Wir feiern jetzt zusammen mit Ihnen Eucharistie - Durch Christus, mit ihm und ihm bringen Sie heute zusammen mit uns den Dank für 50 Jahre gemeinsamen Lebens vor Gott.
„Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu des Herrn.“

Je mehr die gemeinsame Freundschaft mit Jesus in Ihnen wuchs, desto besser konnten Sie alles miteinander besprechen und tragen.
 Paulus ruft uns zu:
„Durch ihn (Christus) dankt Gott, dem Vater!“

Im Danken geht uns auf, wir sind trotz aller Leiden und Minderungen Beschenkte. Vor kurzem z.B. von schwerer Krankheit geheilt.
  • Unsere menschliche Liebe soll von der göttlichen in Jesus Mensch gewordenen Liebe durchdrungen und verwandelt werden. Das ist die Bitte, die wir mit Brot und Wein zum Altar bringen.
So kann sich an uns die Verheißung Jesu im Evangelium erfüllen:
"Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mensch, der sein Haus auf Fels baute."
  • Dieser von Gott uns geschenkte Fels ist Jesus Christus und seine vom Petrusdienst geleitete Kirche.

[1] Deut 32,4
[2] Ps 18,3
[3] Ps 62,3; 62,7
[4] Ps 62,8

[5] Josef Spindelböck, „Liebe und Verantwortung“ – Ehe und Familie bei Karol Wojtyła

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