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Lesejahr C 2015/12 bis 2016/11

Predigt - Homilie am

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Die Innenseite der Ehe [1]
1 Muscheln am Strand
1.1 Bei Strandwanderungen am Meer
fiel mir auf, dass  zwischen den vielen, vom Wasser angespülten Muscheln einige besonders glänzten, reines Perlmutt. Das Meer hatte den Kalk des einstigen Muschelhauses beseitigt. Übriggeblieben ist  der Stoff aus dem die Perlen gemacht sind. Die Muschel schon lange tot, hat etwas Leuchtendes, Kostbares hinterlassen.
1.1.1 Jede Muschelhälfte hat eine Außen und eine Innenseite
Die Außenseite zeigt die Wachstumsringe, die Innenseite ist glatt und glänzend. Die Innenseite schimmert durch die Außenseite hindurch. Jede
1.1.2 Ehe hat eine Innen- und eine Außenseite
Die Innenseite ist das wichtigste, dort nährt und entfaltet sich das Leben und die Liebe. Die Innenseite schenkt Geborgenheit und Schutz. Die Außenseite dient der Abwehr von Gefahren und schützt vor Verletzung.
1.2 Die Innenseite einer Ehe gilt es besonders zu kultivieren.
1.2.1 Das ist eine lebenslange Aufgabe
Papst Franziskus sagt in Amoris Laetitia: „Man muss die Illusionen beiseite lassen und den anderen Menschen so annehmen wie er ist: unvollendet, berufen zu wachsen, in der Entwicklung.“[2] In einer Zeit, in der Kritik groß geschrieben und oft die Sau rausgelsassen wird, gibt der Papst zu bedenken:
„Wenn der Blick auf den Ehepartner ständig kritisch ist, zeigt dies, dass man auch die Ehe nicht als ein mit Geduld, Verständnis, Toleranz und Großherzigkeit gemeinsam zu gestaltendes Vorhaben angenommen hat.“[3]
Der Papst fordert Eltern und Seelsorger auf, „dies den Neuvermählten von Anfang an in realistischer Klarheit zu zeigen, damit sie sich bewusst werden, dass sie „gerade erst beginnen“.
1.2.2 Es gut als junges Paar zu wissen, wir stehen erst am Anfang und es muss nicht gleich alles super sein.
Wir dürfen auch unsere Fehler machen. Aber wichtig ist, daraus zu lernen: jede Krise ist ein  Gericht und fordert wie die Doppelbedeutung des griechisen Wortes Κρισισ zur Entscheidung heraus, umzukehren und neu zu beginnen. Die Kirche bietet uns im Sakrament der Versöhnung - in der Beichte - ein wirksames Heilmittel an.
Ermutigend rät Papst Franziskus: „Das „Ja“, das sie einander gegeben haben, ist der Anfang eines Weges mit einem Ziel, das fähig ist, das, was die Umstände mit sich bringen, wie auch die Hindernisse, die sich in den Weg stellen, zu überwinden.“
Paulus spricht im 1. Korintherbrief über
1.3 die Außen- und Innenseite des Christseins
Im 12. Kapitel stellt er vielen Charismen heraus, die Gott seiner Kirche schenkt und die sich in vielen Diensten auswirken. Jeder von Euch hat seine Stärken und Begabungen, aber ganz nah bei unseren Stärken sind auch unsere Schwächen angesiedelt.
Am Ende des 12. Kapitels überrascht er mit der Ankündigung: „Ich zeige euch jetzt noch einen anderen Weg, einen, der alles übersteigt“.
In der Lesung hörten wir Verse, die diesen anderen Weg beschreiben. Paulus zeigt uns
2 Die Innenseite der Ehe: Liebe über alles
In seinem Hohen Lied der Liebe zeigt Paulus den Korinthern, was letztlich im Leben und vor Gott zählt: die Liebe.
Paulus schreibt in griechischer Sprache. Diese hat zwei Worte für Liebe: Ερος und αγαπη.
Εροσ meint das natürliche zu einander Hingezogenwerden, das Aufeinander Fliegen, hat also sehr viel mit unseren Hormonen, mit unserem Geschlecht und unserer Triebhaftigkeit zu tun.
2.1 Paulus spricht im 13. Kapitel von der αγαπη.
Sie ist die höchste Gnadengabe Gottes. In der Taufe wurde uns dieses Geschenk zuteil: "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist."[4]
Diese Liebe liebt den Partner um seiner selbst willen, weil er von Gott angesehen und geliebt ist, Gottes Sohn, Gottes Tochter, Gottes geliebtes Kind ist, das seine Würde und Einmaligkeit von Gott empfangen hat.
Es wichtig, dass du Marita deinen Mann, und du Peter deine Frau so sehen lernst. Von Ewigkeit her bist du von Gott geliebt, seit deiner Taufe wohnt sein Heiliger Geist in dir. Bis in Ewigkeit bist du in der Liebe Gottes geborgen. Diese Liebe wird nicht aufhören, wenn die Libidophase sich abschwächt. Diese Würde geht auch nicht verloren, wenn unsere Fehler und  Schwächen zutage treten.
Ein Trauspruch spricht jubelnd aus:
Es gibt nichts Schöneres, als geliebt  zu werden, geliebt zu werden um seiner selbst Willen oder vielmehr: trotz seiner selbst.
2.2 Auch die natürliche Liebe ist ein Geschöpf Gottes, etwas sehr Kostbares.
Aber sie ist leider auch durch die Sünde, das sich Absondern, durch den Mangel an Liebe, durch den Egoismus und durch die Verselbständigung des Triebhaften gefährdet.
Paulus nennt drei Beispiele, drei Verhaltensweisen, die verkommen, wenn die Liebe fehlt.
Im ersten Beispiel geht es um die Gabe des Redens, im zweiten um die geistige und religiöse Potenz und im dritten um den Einsatz bis zum Äußersten.
2.2.1 ... wenn ich in den Sprache der Menschen und Engel redete...
Nun ist das Miteinander Sprechen für die Lebendigkeit Euerer Beziehung von fundamentaler Bedeutung. Aber die Frage, die sich  jeder immer wieder stellen muss, heißt: Ist unser Miteinander Sprechen von der Liebe getragen, indem ich dem anderen erst einmal zuhöre und ohne Zorn und Eifer antworte.
Es gibt nämlich auch jenes andere Sprechen, das Einreden auf den Anderen, ihn in Grund und Boden reden, das ihn nicht  zu Wort kommen lassen. Solches Reden wäre dann wirklich nur wie dröhnendes Erz oder lärmende Pauke.
 Die Reaktion darauf kennen wir: Hoffentlich hört er oder sie bald auf. Die Liebe verlangt, dass wir zuerst genau hinhören bevor wir auf den Partner eingehend anworten. Denn Gott hat uns nur mit einem Mund aber mit zwei Ohren geschaffen, damit wir doppel soviel zuhören wie reden.
2.2.2 ... Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße....
Es ist etwas Kostbares einen Partner zu haben, der eine große geistige und religiöse Potenz besitzt. Daran teilzuhaben macht auch mein Leben reich und interessant.
Mit einem Menschen zusammenleben zu müssen, der keine geistige und religiöse Offenheit an den Tag legt, lässt das Leben schnell fad und banal werden.
Aber wenn solche Potenz sich als Überlegensein gebärdet, dem Partner überfährt oder gar klein macht, dann führt solches Miteinander nicht zur Bereicherung, sondern zur Demütigung.
Geistiger und religiöser Reichtum müssen behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen, eben mit Liebe mit dem Partner geteilt werden. Dann werden beide dadurch reicher.
2.2.3 ... Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe....
Es ist etwas Erquickendes einen Menschen zum Ehepartner zu haben, der großzügig und freigebig schenken kann.
Es ist schrecklich mit einem geizigen und knauserigen Menschen leben zu müssen oder mit einem, der ein fauler Hund ist und alles auf den Partner abwälzt, auf seine Kosten lebt.
Und es ist schön wenn ein Mensch sich ganz einsetzen und herschenken kann.
Aber wenn er solches nur tut, um damit anzugeben, oder gelobt und geehrt zu werden, dann bekommt seine Großzügigkeit und sein Einsatz einen schlimmen Beigeschmack.
 Die Liebe ist grosszügig, aber nicht auf Kosten des Partners, sondern in Übereinsstimmung mit ihm. Die Liebe verschenkt sich, aber nicht um des Selbstruhmes willen, sondern damit es dem Parter, der Partnerin gut geht, sie und er leben können.
3 Der Eros, die natürliche Liebe braucht die Agape
die geistliche Liebe, um im Lot zu bleiben, um die Würde des Partners zu achten. Diese Liebe allein hat einen langen Mut, handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil.
Dieser Innenseite Euerer Ehe gilt es die erste Aufmerksamkeit zu schenken. Es geht darum
3.1 Die Liebe als Geschenk und Aufgabe zu begreifen.
Diese Liebe ist zuerst ein Geschenk, eine Gabe Gottes, die wir in der Freundschaft mit Jesus empfangen. Diese Freundschaft mit ihm hat in der Taufe schon angefangen. Bei Peter am            und bei Dir Marita am            Hier in unserer Pfarrkirche . Es wurde, wie Paulus sagt, „die Liebe Gottes in eure Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, der euch gegeben ist.“[5]
In der ersten Heiligen Kommunion am 10.April 1983 habt ihr hier gemeinsam bewusst zur Freundschaft mit Jesus ja gesagt. Konntet ihr seine Worte vernehmen: „Wie mich der Vater geliebt hat, so liebe ich euch. Bleibt in meiner Liebe.“[6]
In der Firmung hat der Bischof den heiligen Geist auf euch herab gerufen und Euch als Zeugen der Liebe Christi in die Welt gesandt.
Und heute am 17.September 2016 – es ist der Gedenktag der Heiligen Hildegard von Bingen - sagt ihr hier in St. Michael vor Gott und den Menschen ganz ja zu einander. Hildegard spricht von der Ebenbürtigkeit in der gemeinsamen Liebe.
Diesen Schritt könnt ihr wagen, denn
3.2  Jesus Christus ist mit seiner Freundschaft und Liebe bei euch
In der anschließenden Feier seines Opfers und Mahles werdet ihr beide eins mit ihm.
Seine göttliches Leben und seine göttliche Liebe will in euch wirken und sich entfalten. Haltet euch an ihn. Das wird Eurem gemeinsamen Leben Richtung und Halt geben.
 Dass wir lieben können, verdanke wir ihm. Wenn wir uns ihm ganz öffnen, durchglüht er uns mit seiner Liebe. Deshalb ist für Eheleute die persönliche, wie die gemeinsame Beziehung zu Gott, die wichtigste Voraussetzung für den Bestand und das Wachstum der Liebe, für die Innenseite ihrer Ehe
In Jesus hat uns Gott sein menschliches Antlitz, sein wahres Wesen gezeigt. Bis zum letzten Atemzug liebt er. Sein Leben gibt er für uns hin. Wenn jeder von euch die Freundschaft mit Jesus, die Beziehung zu ihm pflegt, wird wie bei der Muschel die Innenseite Euerer Ehe leuchtend, perlenkostbar.

[1] Homilie zu 1 Kor 13.1-8.12: Joh 15,1-9
[2] AL 128
[3] ebd.
[4] Röm 5,3
[5] Röm 5,3
[6] Joh 15,9