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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilie am Ostermontag in Honings

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Mit vielen Fragen unterwegs

In der Emausgeschichte erleben wir zwei Jünger Jesu, die mit vielen bedrückenden Fragen unterwegs sind.

Mit mehr Fragen als Antworten sind auch wir unterwegs auf unserem Lebens- und Glaubensweg. Und doch gibt es auf diesem Weg

1 Die unverwechselbare Geste

die jedem von uns sagt:

Du bist nicht allein auf diesem Weg. Du musst ihn nicht nur in eigener Anstrengung gehen. Es gibt eine Antwort auf deine Fragen.

Die zwei Jünger, die von Jerusalem, dem Ort des Grauens und des Scheiterns, unterwegs sind nach Emmaus, sind voller Fragen. Sie wissen nicht wie es mit ihnen weitergehen soll. Alles hatte so hoffnungsvoll angefangen mit diesem Jesus. Warum musste es mit ihm so ausgehen, obwohl doch offensichtlich war, dass Gott mit ihm ist?

Muss denn ein Menschen- und Christenleben auf so unerbittliche Weise zu Ende gehen, auf sang- und klangloses Verschwinden hinauslaufen? Leben - ein Versprechen, das nicht gehalten werden kann?

 Auch deshalb ist

 1.1 der Weg der beiden Emmaus-jünger eine Geschichte des Menschenherzens

Was für ein Gespräch, bei dem derjenige zuhört, von dem sie reden, ohne dass sie ihn erkennen! Dieser Fremde scheint von nichts eine Ahnung zu haben. Jerusalem redet von nichts anderem; alle wissen, was vorfiel, nur der eine nicht?

Es ist gut zu wissen, wenn wir über unseren Glauben und unsere Zweifel, über unsere Hoffnungen und Ängste miteinander reden, ER hört zu, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind. Er führt uns in unseren Gesprächen von Erkenntnis zu Erkenntnis, wenn wir den Mut haben mit einander zu reden und einander zuzuhören.

An diesem Punkt können die beiden Jesusjünger nicht weitergehen. Sie müssen stehen bleiben, und der Leser der Schrift sieht sie dastehen und blickt in ihre fassungslosen Gesichter. "Einige von uns berichten, Engel hätten gesagt, Er lebe."

Der Auferstandene hat eine Spur gelegt, eine Spur der Sehnsucht und des Fragens, und auf ihr ist er zu finden. Und während er zuhört, wie nur Gott selber zuhören kann, sagt er schließlich: „Ja, begreift ihr denn nicht? Musste nicht der Messias alles leiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?" (Lk 24,25)

Ja, wenn das so leicht zu begreifen wäre.

1.2 Leiden, um in die Herrlichkeit einzugehen! Vernichtet zu werden, um zu leben! Sterben, um aufzuerstehen!

Das ist offensichtlich die Logik Gottes - die vom Leben durch Sterben. Um sie zu begreifen, braucht manch einer ein ganzes Leben dazu. Daran dachten wir damals bei unserer Erstkommunion noch nicht. Wollen wir heute daran denken? Unser Glaubensweg ist eine Reise, unterwegs nach Hause. Warum? Sobald wir den Leib der Mutter verlassen, sind wir in der Fremde. Laufen unaufhaltsam dem irdischen Ende entgegen, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.

Auf dem Weg nach Emmaus geht es um eine Geschichte des Begreifens. Hier wird eine Geschichte erzählt, die den weiten Weg zur Erkenntnis zeigt. Dann geschieht etwas Entscheidendes;  beide bitten den ihnen Unbekannten, noch nicht zu gehen, sondern sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen, "Bleibe bei uns, denn es ist Abend geworden, und der Tag hat sich geneigt".

Viele von ihnen sind nach menschlichem Ermessen in der Mitte oder schon im letzten Viertel des Lebens angekommen. Unsere Bitte an den Auferstandenen könnte heißen:

2 »Herr, bleibe bei uns«

2.1 Es wird Abend und der Tag hat sich schon geneigt

Die Jüngeren unter uns können anfügen, „denn der Weg ist noch weit.“ Aber wer weiß. Als die 16 Austausch-Schüler vor kurzem in Barcelona das Flugzeug bestiegen, ahnten sie nicht, dass es ihre letzte Stunde ist.

Die Bitte der Älteren aber wird lauten: „Herr, bleib bei uns, denn der Tag unseres Lebens hat sich geneigt.“ Unsere Lebens- und Glaubensgeschichte ist eine Geschichte des Begreifens, ein

2.2  Unterwegssein zur Erkenntnis des Herrn.

 Woran erkennt man einen Menschen wieder, den man eine Weile nicht gesehen hat? An seinem Blick, seinem Händedruck, an der Art, wie er spricht und lacht, an seinen Gesten (häufig ist es ja das, was von einem Verstorbenen im Sinn bleibt). Und die beiden Jünger erkennen Jesus, den Auferstandenen, endlich an der Art, wie er das Brot in seine Hände nimmt und bricht, um es mit ihnen zu teilen.

 Diese unverwechselbare Liebesgeste öffnet ihnen die Augen des Herzens: Es ist Jesus, der sich austeilt, herschenkt. Bei jeder heiligen Kommunion geschieht es. Es ist derselbe Jesus, den sie gehört, gesehen hatten, dem sie gefolgt waren. "Da gingen ihnen die Augen auf."[1]

3 Auch uns sollen die Augen des Herzens aufgehen.

3.1 Vieles  begegnet uns im Leben.

Manches erkennen wir als gut und wichtig. Nur Weniges wirkt sich in unserem Leben aus, weil es uns  unter die Haut gegangen ist, unser Herz und  unseren Verstand berührt hat.

Ob uns damals unsere Erstkommunion als Begegnung mit Jesus unter die Haut gegangen ist?  Vielleicht sind wir heute empfänglicher, anrührbarer, weil wir durch Freud und Leid, durch Gewinnen und Verlieren, durch Schuld und Vergebung, gereift sind.

Wir spüren von Zeit zu Zeit, die Welt bleibt auf unsere  Fragen die Antwort schuldig. Wir ahnen immer mehr, dass es darauf ankommt,

3.2 Jesus zum Freund und Gefährten zu haben

Er ist durch Tod und Leid gehorsam und liebend hindurchgegangen und auferstanden.

Jesus, unser Menschenbruder und der geliebte Sohn des Vaters, teilt sich uns mit, indem er uns in dieser Stunde hier an seinem Tisch das Brot bricht und sagt: Das ist mein Leib, das bin ich für euch; und indem er uns den Kelch reicht und sagt, das bin ich, mit meiner sich verströmenden Liebe, die all deine Schuld hinwegnimmt; das bin ich mit meinem Auferstehungsleben, das dir niemand nehmen kann, keine Macht der Welt, kein Tod. Daraus folgt

3.3 Du bist nicht allein auf  deinem Lebensweg

Jesus geht mit Dir. In der Taufe hat er dich zu Gottes geliebter Tochter, Gottes geliebten Sohn gemacht. Gott liebt dich schon vor der Erschaffung der Welt. Und er wird dich bis in alle Ewigkeit lieben. Bedenke, welche Zukunft du hast! Für diese deine Zukunft ist er Mensch geworden. Er liebt dich bis zum letzten Atemzug.

Und vielleicht wagen wir darauf die schüchterne aber seit Jahrhunderten bewährte Antwort: „Jesus, dir leb’ ich; Jesus, dir sterb’ ich; Jesus dein bin ich im Leben und im Tod.“

4 Kommunion – Jesus, der uns verbindet

Als er das Dankgebet spricht und das Brot bricht erkennen die Jünger Jesus, durch den sie eins werden und sind.

4.1 Der Herr ist es, der uns heute vereint;

er ist es, der uns über Raum und Zeit, über die Himmel mit denen verbindet. Er verbindet uns mit allen, die mit uns zum Tisch des Herrn gingen und schon in der Ewigkeit sind; er ist es, der uns mit unseren Eltern, Priestern und Lehrern verbindet, die uns im  Glauben vorausgegangen sind.

4.3 ER verbindet die Kirche auf Erden mit der Kirche des Himmels

mit unseren Verstorbenen, die noch für die Anschauung Gottes wie durch Feuer hindurch reifen müssen, und mit den  schon in der Fülle des Lebens Gottes Vollendeten.

So wird wahr, was Kommunion auf Deutsch heißt:

4.4  Gemeinsame Teilhabe an Jesus Christus, an seinem Tod und seiner Auferstehung. Er ist das uns alle einigende Band.

Kommunion bedeutet weiter:

4.5 Durch Jesus Christus haben wir teil am Leben des dreifaltigen und dreieinigen Gottes.

Durch ihn, dem von Gott gesandten und in der Auferweckung von den Toten bestätigten Retter und Heiland, werden wir eins mit dem lebendigen Urgrund allen Seins, mit dem ungeschaffenen Gott, der sich dem Mose als Jahwe, als der »Ich-bin-da, ich bin bei euch« geoffenbart hat.

4.6 JESUS CHRISTUS gibt uns den alles belebenden Geist Gottes in unser Herz. Durch ihn wohnt Gottes Liebe in uns.

In der Feier der heiligen Messe schenkt sich uns Gott durch Jesus Christus in seinem befreienden frohmachenden Wort;

wird er im heiligen Opfer mit seinem erlösenden Tod und seiner seligmachenden Auferstehung mitten unter uns gegenwärtig und bringt sich dem Vater für uns dar;

In der heiligen Speise wird er mit jedem von uns eins bis in unser Fleisch und unseren Geist hinein; durchdringt er uns mit seinem Auferstehungsleben, macht er uns zu Brüdern und Schwestern.

 Was in der Taufe mit jedem von uns begonnen hat, wird in der Eucharistie erneuert und gestärkt. Deshalb ist die Pflege der Beziehung zu Jesus Christus, die Pflege der Freundschaft mit ihm, die beste Lebensversicherung.

4.7 Kommunion ist für uns die Chance zur Fülle des Lebens

weil wir durch Jesus Zugang haben zu Gott, der einer und zugleich lebendige Gemeinschaft ist, dreifaltig und dreieinig, einer in der Gemeinschaft unerschöpflicher Liebe, in die wir alle hineingenommen sind, heute und in Ewigkeit.

Wer auf dieser Welt kann uns eine bessere Perspektive für unser gegenwärtiges wie für unser zukünftiges Leben bieten als unser christlich katholischer Glaube?

[1] Lk 24,3