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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilie am 5. Sonntag i. JK zu Mk 1,29ff. in Rosenbahc und Neunkrichen St. Michael

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Jesus - die Kranken - und wir.
1 Worte und Taten
Nicht nur die Worte, die ein Mensch spricht, sind wichtig, sondern auch seine Taten. Diese sprechen für sich. Ja, die Worte bewahrheiten sich in den Taten. Das heutige Evangelium zeigt uns nicht den redenden, sondern den handelnden Jesus. In drei Kurzberichten steht der handelnde Jesus vor uns.

1.1 Jesus kommt mit seinen Jüngern gerade aus der Synagoge
aus dem Gottesdienst. Dort haben seine Jünger erlebt, wie er mit göttlicher Vollmacht redend seine Hörer faszinierte, so dass sie außer sich gerieten. Wie er einen Menschen, der nicht Herr seiner selbst, sondern besessen war, befreit und zu einem neuen Selbstsein führte.

1.2 Jetzt geht er mit seinen Jüngern in das Haus des Simon und Andreas.
Dort wird er mit den familiären Problemen des Petrus konfrontiert. Die Schwiegermutter des Petrus liegt mit Fieber im Bett. Sie ist ernsthaft krank. Die Sorge um sie bewegt die Angehörigen. Sie sprechen mit Jesus darüber. Man kann mit Jesus über solche Sorgen sprechen.

Und er nimmt sich solcher Sorgen an. Er geht zu ihr, fasst sie bei der Hand und richtet sie auf. Er kümmert sich also ganz persönlich um solche Menschen. Und der Erfolg dieses Sich-Kümmerns wird mit dem kurzen Satz festgestellt: „Da wich das Fieber von ihr und sie bediente sie.“

2 Wie geht Jesus mit den Kranken um?
Beachten wir, was da in großer Kürze und Aussagekraft gesagt wird: „Und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.“ Jesus handelt heute in und durch seine Jünger, durch uns. Auch wir müssen wie die Jünger damals mit Jesus über unsere Kranken sprechen und dieses muss dazu führen, dass wir wie er handeln.

2.1 Es heißt: „Er ging zu ihr."
Das bedeutet, dass wir nicht nur mit ihm über unsere Kranken reden. Wie Jesus werden zu ihnen gehen und sie nicht allein lassen. Unsere Kranken brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit und Sorge.

 Es heißt weiter: „er fasste sie bei der Hand.“ Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die leibhaftige Nähe und Verbindung ist in den Tagen der Krankheit besonders wichtig. Wenn wir die Hand eines Kranken halten, dann spürt er unsere Zuwendung und Liebe. Das tröstet ihn, gibt ihm Kraft.

Und darum heißt es weiter 'Und er richtete sie auf.' Es ist wichtig, dass wir unseren Kranken Mut machen. Es ist nicht damit getan, mehr oder weniger überzeugend, vielleicht zweifelnd zu sagen, "Es wird schon wieder",  sondern „Wir wollen alles tun, damit es wieder wird.“

2.2 Konsequenzen für unser Verhalten
Das heißt, dass wir bei ernsten oder undurchsichtigen Erkrankungen sofort den Arzt verständigen und nicht auf eigene Faust herumdoktern.

Das heißt zweitens, dass wir etwas für das seelische Gleichgewicht unserer Kranken tun, denn dieses ist für jeden Genesungsprozess von entscheidender Bedeutung. Die erste Konseqenz

2.2.1 Miteinander und füreinander beten
Neben der liebevollen Zuwendung und Nähe gehört wesentlich dazu, dass wir mit unseren Kranken beten. Wenn wir es uns nicht zutrauen, mit eigenen Worten aus der Situation heraus zu beten, bietet uns das neue Gotteslob im Kapitel 17 und 602 eine gute Auswahl Auch eine Reihe von Psalmen, ebenfalls im Gotteslob zu finden, eignen sich sehr gut.

Im Miteinander-Beten wird die heilende und rettende Nähe des Herrn besonders erfahrbar. Dafür steht die Verheißung des Herrn "Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Eine alte allein stehende Frau sagte einmal zu ihrer Hausärztin 'Gel, Frau Doktor, wenn's mit mir einmal zu Ende geht, dann beten Sie mit mir.'  Die 2. Konsequenz heißt

2.2.2 Den Kranken aufrichten
bedeutet aber auch, dass wir uns bei Kranken, die nur einen losen Kontakt mit der Kirche haben und nicht besonders religiös sind, um einen Besuch des Seelsorgers kümmern und diesen vermitteln.  Es ist immer wieder bestürzend, dass sich Angehörige nach dem Tod eines Familienangehörigen beschweren, der Pfarrer oder der Kaplan, habe diesen Kranken nicht besucht. Die Priester sind nicht allwissend.

2.2.3 Es ist zu allererst die Pflicht der Angehörigen, den Priester zu verständigen.
Es ist ein großer Irrtum zu meinen, der Kranke könnte sich aufregen oder Angst bekommen, dass er sterben müsse. Müsste es nicht das Anliegen eines jeden Christen sein, alles zu tun, dass der Kranke sich Gott und Jesus zuwendet?

2.2.4 Für jedes Krankenhaus ist ein Seelsorger zuständig.
Wird jemand ins Krankenhaus eingeliefert, so ist es ein wichtiger Liebesdienst, den Krankenhaus-Seelsorger zu bitten, bei ihm vorbeizuschauen, oder wenigstens an der Pforte, diese Bitte zu stellen.

Bei gläubigen, mit der Kirche lebenden Menschen bedeutet das, dass wir darauf achten, dass der Kranke rechtzeitig die heilige Krankensalbung und Kommunion empfängt, so dass er dies auch innerlich vollziehen kann. Krankensalbung heißt nicht Letzte Ölung, sondern

2.3  Das Sakrament der Kranken
Es heißt im Ritus der Krankensalbung „Das Gebet des Glaubens wird den Kranken aufrichten. Und wenn er in Sünden ist, werden sie ihm vergeben.“ Wie oft habe ich schon erlebt, dass sich nach der rechtzeitigen, und gläubig empfangenen Krankensalbung der Zustand des Patienten gebessert hat, ja dass er wieder gesund geworden ist.

Und es ist eine gute Entwicklung, dass bei den Krankengottesdiensten im Advent und in der Fastenzeit ältere und kranke Gemeindeglieder das Sakrament der Kranken empfangen. Sie stellen sich darauf ein, mit Christus ihre Krankheiten zu tragen; in seiner Kraft sich neu zu erheben oder wie er gehorsam bis zum Tod zu werden. Bedenken wir:

Der Priester ist kein Todesengel, sondern ein Diener Jesu Christi, der gerade den Kranken Heil und Leben schenken will.

3 Besonders wichtig ist, dass der Kranke mit Gott und seinen Mitmenschen in Ordnung ist.
Ich will das an einem Beispiel zeigen, das ich als Pfarrer in Münchberg, erlebte. Die  Begebenheit ist so wichtig und aussagekräftig, dass sie immer wieder erzählt werden muss. Die betroffene Frau hat mir damals ausdrücklich die Erlaubnis gegeben, davon zu sprechen.

3.1  Die Kranken besuchen
Es war vor vielen Jahren um diese Jahreszeit. Ich war mehrere Wochen wegen einer Grippe nicht mehr ins Kreiskrankenhaus gekommen, das ich zu betreuen hatte.

An jenem Freitagnachmittag machte ich wieder meine Routinebesuche. Gegen 18.00 ging ich müde und erschöpft auf den Ausgang zu vorbei an der gynäkologischen Abteilung. An der Ausgangstür angekommen, war es mir als sollte ich umkehren. Ach, ich gehe doch noch geschwind in die Gynäkologische Abteilung und frage die Stations-Schwester, ob es etwas Besonderes gibt.

Und es zeigt sich, wie wichtig sind
3.2 Die Vermittler zwischen Kranken und Seelsorgern
Als die Stationsschwester mich erblickte, kam sie auf mich zu und sagte "Gott sei Dank, dass sie kommen, wir haben eine Patientin hier, der geht es sehr schlecht. Sie hat hohes Fieber, das wir nicht in Griff bekommen. Die Eigenabwehr ist zusammengebrochen. Penicillin hilft nicht mehr. Sie wird wohl sterben." Wir müssen

3.3 Die Begegnung mit dem Kranken wagen
Ich ging ins Zimmer. Ich kannte die Frau. Sie war früher auf dieser Station als Krankenschwester tätig. Sie freute sich, als sie mich sah. Auch ihr Mann war da. Sie stammte aus Polen. Wir sprachen über Papst Johannes Paul II. Ich hatte ein Bild von ihm dabei. Ich gab es ihr. Sie strahlte. „Ich liebe ihn“, sagte sie.

Da ich sie ja auf das Sterben vorbereiten wollte, fragte ich sie gegen Ende meines Besuches, ob ich ihr die Heilige Kommunion bringen dürfe. Sie nahm meine Hand und sagte ganz traurig: Ach, Herr Pfarrer, gerne, aber es geht nicht. Ich bin nämlich nicht kirchlich verheiratet.

Auf dem Rückzug der Wehrmacht hatte sie 1944 in Polen standesamtlich einen deutschen Offizier geheiratet. Zu einer kirchlichen Trauung war aus politischen Gründen nicht möglich. Inzwischen waren die Kinder groß und die Enkel waren schon zur ersten heiligen Kommunion gegangen.

Die Situation der Kranken im Gespräch wahrnehmend konnte ich Ihr

3.4 Das der Kirche von Jesus geschenkte Heil anbieten
Ich stellte fest, dass der Eheschließung vor Gott nichts im Wege stand und der Zustand der Kranken äußerst kritisch war. Es war also notwendig, schnell zu handeln. „Ich komme morgen früh“, sagte ich. „Wir bringen ihre Ehe in Ordnung. Sie können dann beichten. Ich spende ihnen die Krankensalbung und die heilige Kommunion und dann können Sie ganz ruhig und gelassen sein.“ Freudig stimmte sie zu und auch ihr Mann war einverstanden.

Am Samstag früh ging ich wieder ins Krankenhaus, die Kranke und ihr Mann schlossen vor mir ihre Ehe vor Gott, die Frau beichtete, empfing die hl. Krankensalbung und die hl. Kommunion. Sie war sehr glücklich.

Auf dem Gang legte ich dem Mann noch ans Herz, er solle darauf dringen, dass seine Frau auf die immunologische Abteilung der Universitätsklinik in Erlangen komme, wenn sich ihr Zustand nicht bessere.

4 Der Herr heilt durch den Dienst der Kirche
Am Montag rief ich  im Krankenhaus an. Ich erkundigte mich nach dem Befinden der Frau.  Die Stationsschwester war außer sich. „Stellen sie sich vor,“ sagte sie zu mir am Telefon "sie ist seit gestern Abend fieberfrei. Sie waren unsere Rettung."

Auch das medizinische Personal, dessen ärztliches Bemühen vergeblich war, empfand die Heilung der Kranken als Rettung.

Ich wollte die Frau eigentlich auf das Sterben vorbereiten. Der Herr hatte mich rechtzeitig zu ihr geführt. Ich habe nur getan, wozu ich gesandt und geweiht bin.

Der Herr aber hat die Frau an Leib und Seele geheilt. Als ihre Seele geheilt war, konnte der ganze Mensch wieder gesund werden.  Wenige Tage später wurde die Frau aus dem Krankenhaus entlassen.

Der Herr geht auch heute durch uns zu den Kranken und richtet sie auf. Uns benutzt er dabei als seine Werkzeuge. Ob wir uns dessen immer bewusst und dazu bereit sind?

1. L Ijob 7,1–4.6–7; 2. L 1 Kor 9,16–19.22–23; Ev Mk 1,29–39