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Lesejahr B 2014/12 bis 2015/11

Predigt - Homilieam 28.So in Altenheim, in St. Michael und in Heuchelheim zum 75 Geb. von Pfr. i.R. Edmund Kräck

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Jesus Christus und sein Evangelium unsere Zukunft[1]
1 Angefochtener Glaube
Die erste Lesung preist die von Gott kommende Weisheit als den größten Schatz, der allen irdischen Schätzen vorzuziehen ist.[2] Ist der Glaube angefochten, dann folge dem Rat der 1. Lesung „Ich betete, und es wurde mir Klugheit gegeben; ich flehte, und der Geist der Weisheit kam zu mir.“[3]
Im Evangelium hörten wir, selbst für einen Glaubenden - an den Geboten Gottes sich orientierenden Frommen – ist der Reichtum und das Hängen an den irdischen vergänglichen Gütern das größte Hindernis für die Nachfolge Jesu, für das Jüngerwerden.[4]
Nehmen Reichtum und irdischer Besitz den ersten Platz im Denken und Empfinden ein, verhindern sie nicht nur den Eintritt in die Nachfolge Jesu wie bei dem reichen jungen Mann, sondern erschweren, ja versperren den Zugang zum Reich Gottes, zum ewigen Leben bei Gott. "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt." [5]
Dieses Wort Jesu sollte nicht nur die Jünger damals erschrecken, sondern erst recht uns Christen in den reichen Ländern der Erde. "Wer kann dann gerettet werden?" fragen die Jünger. Jesus sieht seine Jünger an, sieht ihr Erschrecken, ihre Heilsangst und sagt die aufrichtenden Worte: "Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich." [6]
Darum werden wir bei allem Angefochtensein des Glaubens und bei aller Gefahr, unser Herz an das Vergängliche, an Reichtum und Besitz zu verlieren mit dem Psalm 90 beten: "Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz."[7]
Auf diesem Weg der Weisheit führt und begleitet uns die Kirche Gottes, deren Haupt der Mensch gewordene, gekreuzigte und auferstandene und beim Vater erhöhte Herr Jesus Christi ist.
2 Die Kirche Garant für den Sinn Lebens und unserer wahren Zukunft
2.1 Auf dem Weg - Woher und wohin
Wir sind das Volk Gottes unterwegs durch die Wüsten der Zeit in das verheißene Land der Ewigkeit. Wir kennen unseren Ursprung und unser Ziel.
Vor mehr als 3500 Jahren hat sich unser Gott dem Abraham, dann dem Mose und den Propheten Israels und dann auf unüberbietbare Weise in Jesus Christus geoffenbart. Er hat seine Apostel unter der Führung des Petrus in alle Welt gesandt, damit sie ihn als Erlöser der Welt den Menschen verkünden und sie zu Jüngern machen.[8]
Das Petrus- und Apostelamt lebt im Papst und den Bischöfen weiter. Die Kirche hat uns die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments überliefert und legt sie aus. Wir kennen also unser Woher und durch Jesus Christus und seine Kirche unser Wohin: Es ist der Himmel Gottes, Leben jenseits des Todes und alles Vergänglichen in der Fülle des Lebens und der Beziehung bei Gott.
Wegweiser durch die Wüsten der Zeit sind die Konzilien und das lebendige Lehramt der Kirche, dem wir Priester dienen.
2.2 Das 2.Vatikanische Konzil - als Wegweiser
Unsere Generation hatte das große Glück das 2.Vatikanische Konzil zu erleben. Bei seiner Eröffnung 1962 war ich 29 Jahre alt und Kaplan in Forchheim St. Martin. Zwei Jahre nach dem Abschluss des Konzils wurde mein Cousin Edmund Kräck zum Priester geweiht. Er feiert in dieser Woche als Ruhestandspriester in seinem letzten Wirkungsort in Hof seinen 75, Geburtstag.
Die Einberufung des Konzils war die Überraschung, die der greise Johannes XXIII unter dem Stichwort »Aggiornamento« der Kirche bereitete. Aggiornamento heißt auf Deutsch "es wieder an den Tag, in das Heute bringen". Johannes XXIII "wollte, dass die ständige und lebendige innere Gegenwart des christlichen Glaubens wieder sichtbar wird, dass er heute lebt und die Welt und die Menschen von heute formt.“[9]
2012 haben wir mit der Kirche das 50jährige Jubiläum des Beginns des 2. Vat Konzils in einem Jahr des Glaubens festlich begangen. Papst Benedikt XVI, einer der wichtigsten Berater des Konzils erinnerte uns in einfachen und einprägsamen Worten an die große Bedeutung des Konzils:
„In diese einfache Mitte des Glaubens hinein wollte und will das Konzil uns wieder führen.
Und wir wollen sie heute neu erlernen und so wieder heute Christen sein, damit heute Gott in die Welt hinein leuchte und so der Mensch seine Würde wieder neu entdecken kann, denn wenn Gott wegfällt, ist auch unsere Würde dürftig geworden.“ [10]
Die Würde des Menschen zu verkünden ist heute notwendiger denn je. Deshalb werden wir als erstes das Wort Gottes, wie es uns in der Bibel überliefert ist, täglich in uns aufnehmen. Auch hier ist das 2.Vat. wegweisend. Es hat
2.2.1 Die Schatzkammer der Heiligen Schrift weit aufgetan[11]
Das Konzil wollte den Gläubigen den Tisch des Wortes Gottes reicher decken. "so daß innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden."[12]
Wer an Sonn- und Feiertagen die heilige Messe mitfeiert kommt in einem drei Jahresrhythmus mit den wesentlichen Teilen der Bibel zusammen. Und wer täglich die Messe mitfeiert sogar in einem zwei Jahresrhythmus.
Wie waren wir damals - und ich bin es bis heute - glücklich über den geistlichen Reichtum, den die Kirche uns in der Feier der heiligen Messe, im Stundengebet und in Wort-Gottes-Feiern schenkt. Ein zweites großes Geschenk des Konzils war die Erneuerung der Liturgie
2.2.2 Die Liturgie - Ziel und Quelle unser Kraft
Die Erneuerung der Liturgie, besonders die Feier der drei österlichen Tage, die Ermöglichung die heilige Messe auch in der Volkssprache zu feiern, war und ist vor allem für die einfachen Menschen ein großer Segen.
Das Konzil nennt die Liturgie, besonders die Feier des Opfers und Mahles des Herrn, den "Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt."[13]
Ja in der Liturgie, besonders der Eucharistie, "werden im höchsten Maß die Heiligung der Menschen und die Verherrlichung Gottes verwirklicht." [14] Darauf muss alles Tun der Kirche – alles Verkünden und Feiern zielen.
In eindringlichen Worten legt das Konzil uns die Förderung und Erneuerung der Liturgie und die aktive Mitfeier ans Herz "ist sie doch die erste und unentbehrliche Quelle aus der die Christen wahrhaft christlichen Geist schöpfen sollen." [15]
Das Stundengebet ist das Öffentliche Gebet der Kirche. Priester, Diakone und Ordensleute sind dazu täglich verpflichtet.
Ein evangelischer Pfarrer sagte in Münchberg einmal zu mir: „Seid bloß froh, das ihr das habt.“ Ja das Konzil hat uns darin den Tisch für unser Christsein mit einem unerschöpflichen Reichtum gedeckt.
Auch viele Laien beten heute das Brevier. Es gibt eine wichtige Erfahrung: Solange ein Priester treu das Brevier betet, wir er im Getriebe des Alltags und in den Versuchungen des Lebens nicht scheitern. Sogar für das Handy gibt es eine App Stundengebet.
Wer als Laie Radio Horeb hört, kann täglich das Morgenlob der Kirche um 7:00, die hl. Messe um 9:00, die Sext und den Engel des Herrn um 11:45, der Vesper um17:30  und Komplet – das kirchliche Nachtgebet um 21:40 mitfeiern. Das Konzil nennt dieses öffentliche Gebet der Kirche „Quelle der Frömmigkeit und des persönlichen Betens.“[16]
Um den Reichtum des Glaubens und der Liebe Gottes neu zu entdecken hat Papst Franziskus
3 Das Jahr des außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit
           ausgerufen.
3.1 Es beginnt am 8. Dezember 2015  - am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens
Der lateinische Titel heißt: MISERICORDIAE VILTUS.[17] Das Angesicht der Barmherzigkeit. Darum beginnt die Ankündigung mit den Worten: Jesus Christus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters. „In Jesus von Nazareth ist die Barmherzigkeit des Vaters lebendig und sichtbar geworden und hat ihren Höhepunkt gefunden.“
Der Papst begründet seine Entscheidung so: Dieses Fest der Gottesmutter „weist darauf hin, wie Gott seit Anbeginn unserer Geschichte gehandelt hat. Nach dem Sündenfall Adams und Evas wollte Gott die Menschheit nicht alleine lassen und dem Bösen überlassen.
Darum wollte und erwählte er Maria, heilig und untadelig in der Liebe (vgl. Eph 1,4), um sie zur Mutter des Erlösers des Menschen zu machen. Auf die Schwere der Sünde antwortet Gott mit der Fülle der Vergebung. Die Barmherzigkeit übersteigt stets das Maß der Sünde, und niemand kann der verzeihenden Liebe Gottes Grenzen setzen.“
Das besondere Jubiläum der Barmherzigkeit beginnt auch
3.2 Mit dem 50jährigen Jubiläum des Abschlusses des 2.Vat. Konzils.
Der Papst will auch den Moment des Abschlusses des 2.Vatikan. Konzil im Bewusstsein der Kirche lebendig halten; denn damals begann für die Kirche „ein neuer Weg in Ihrer Geschichte.“
Franziskus legt klar worin dieses Neue sich zeigte, in einer Umkehr zum Ursprünglichen des Evangeliums: „Die Konzilsväter hatten stark – wie ein wahres Wehen des Geistes – die Notwendigkeit verspürt, zu den Menschen ihrer Zeit in einer verständlicheren Weise von Gott zu sprechen.“
Ein befreiender Aufbruch war notwendig. „Mauern, die die Kirche allzu lange in einer privilegierten Festung eingeschlossen hatten, wurden eingerissen, und die Zeit war gekommen, um das Evangelium auf neue Weise zu verkünden. Eine neue Etappe der immer anstehenden Evangelisierung hatte begonnen.“
Nicht nur Papst und Bischöfe, Priester und Ordenschristen sind zum Zeugnis des Glaubens berufen sondern alle Getauften. Papst fasst diesen Auftrag in die eindringlichen Worte: „Eine neue Verpflichtung für alle Christen, mit verstärktem Enthusiasmus und voller Überzeugungskraft Zeugnis für ihren Glauben abzulegen. Die Kirche spürte die Verantwortung, in der Welt das lebendige Zeichen der Liebe des Vaters zu sein.“
Darum wurde auch am 7. Dezember 1965 als letztes Dokument des Konzils Gaudium et spes beschlossen – Freude und Hoffnung - die  Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute.
Unsere Berufung ist: Freude und Hoffnung auszustrahlen in einer Welt, die nur das Vergängliche gelten lässt und das Ewige, Unvergängliche aus dem Blick verloren hat, die tötet und zur Selbsttötung auffordert und anleitet.
Jesus, aber ist gekommen, damit wir das Leben haben und Leben in Fülle, ewiges Leben erben.[18]

[1] Bibeltexte des 28. Sonntags: 1. L Weish 7,7–11; 2. L Hebr 4,12–13; Ev Mk 10,17–30
[2] Weish 7,7–11
[3] Weish7,7
[4] Mk 10,17-27
[5] Mk 10,25
[6] Mk 10,27
[7] Ps 90,12
[8] Mt 28,19f.
[9] Radio Vatikan –vatica.va im Okt. 2012
[10] ebd
[11] Liturgiekonst. SC 51
[12] ebd.
[13] SC 10
[14] ebd
[15] SC 14
[16] SC 90
[17] PAPST FRANZISKUS MISERICORDIAE VULTUS VERKÜNDIGUNGSBULLE DES AUSSERORDENTLICHEN JUBILÄUMS DER BARMHERZIGKEIT

 
[18] Joh 10,10