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2009 (B) Kirchweih

Homilie zum Pslam 122 »Wie freute ich mich als man mir sagte, zum Haus des Herrn wollen wir pilgern«. (2. erweiterte Auflage). Gehalten in Rosenbach anlässlich der Kirchweih und des Feuerwehrfestes

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Kirchweihbaum im Wind
Kirchweihbaum im Wind
Freudig zum Haus des Herrn ziehen
[1]
 
1 Die Freude einlassen.
 
1.1 "Wie freute ich mich, als man mir sagte: Zum Hause des Herrn wollen wir pilgern[2].

     Mit diesem Psalmwort auf den Lippen zogen die Israeliten zu ihrem Jahwe-Heiligtum, dem Tempel in Jerusalem. Denn in diesem Heiligtum, das zugleich die religiöse Mitte des alten Gottes Volkes war, war ihnen die besondere Nähe Jahwes verheißen.

1.2 "Wie freute ich mich, als man mir sagte: Zum Hause des Herrn wollen wir pilgern".

     Dieses Wort sang Jesus, als er zum ersten Mal mit 12 Jahren zusammen mit Maria und Josef nach Jerusalem hinaufpilgerte. Und wie freute er sich, in dem sein zu dürfen, was seines Vaters ist.

 
1.3 „Wie freute ich mich, als man mir sagte: Zum Hause des Herrn wollen wir pilgern".

     Unter diesem Psalmwort zieht unsere Pfarrgemeinde auf ihrer Pfarrwallfahrt jedes Jahr zum Heiligtum des dreieinigen Gottes in Gößweinstein und nach Vierzehnheiligen zu den um Jesus gescharten 14 Märtyrer, Frauen und Männer, die wir als Nothelfer verehren.

 
1.4 „Wie freute ich mich, als man mir sagte: Wir wollen zum Hause des Herrn pilgern."

     Dieses Wort sollte nicht nur heute am Weihefest unserer Kirche auf unseren Lippen und in unserem Herzen sein sondern jeden Sonntag, dem Tag Gottes, wenn wir uns aufmachen zum Gottesdienst. Wir erfüllen damit das heilige Gebot Gottes, das Gott seinem Volk gegeben hat: „Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, wie es Israel geboten ist, den Namen des Herrn zu preisen“.[3] Was für Jesus, für Maria und Josef, für die Apostel galt, das ist auch uns aufgetragen. Mit dem erlösenden Tod Jesu und seiner Auferstehung ist die Stunde angebrochen, in der die Glaubenden durch Jesus mit ihm und in ihm in der Einheit mit dem Heiligen Geist Gott „im Geist und in der Wahrheit anbeten; denn so will der Vater angebetet werden.“[4] So hat es Jesus zur Samariterin am Jakobsbrunnen vorausgesagt.

1.5 Wer zum Haus Gottes geht, steht vor dem Gericht Gottes

„Denn dort stehen Throne bereit für das Gericht“.[5] Das Haus Gottes war für Israel zugleich der Ort des Gerichtes. Hier wurden die Dinge des Lebens im Sinne Gottes gerichtet. „Joschafat bestellte in Jerusalem Leviten, Priester und Familienhäupter für das Gericht des Herrn und für Streitigkeiten unter den Einwohnern Jerusalems.“[6] Wir werden also mit der Bereitschaft zum Hause Gottes zum Gottesdienst kommen, um unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen von Gott im positiven Sinn richten, in Ordnung bringen zu lassen.
Vielleicht kommen manche auch deshalb nicht oder nicht mehr zum Hause Gottes und zum Gottesdienst weil manches in ihrem Leben nicht in Ordnung ist und sie sich nicht ändern wollen. Manche aber bleiben aus Angst vor selbstgerechten Christen und ihren argwöhnischen Blicken fern. Daher sollten sich alle im Hause Gottes Anwesenden an die Bergpredigt des Herrn erinnern „selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.“[7]

1.6 "Wie freute ich mich, als man mir sagte: Zum Hause des Herrn wollen wir pilgern".

Freilich: Freude kann man nicht befehlen.
    Jeder muss selber die Augen, das Herz und den Geist auftun, damit dieses Wort des Psalms 122 in ihm zur Wirkung kommt.

     Der Religionspädagoge Günter Stachel sagt:
     "Hört hin, was sich da ausspricht und was euch anspricht! Die Distance schwindet durch Identifikation und Identifikation erfolgt über das In-Sich-Hineinlassen der Sprache."

     Es ist gut, ein solches Psalmwort in sich hinein zu lassen, ja es sich einzureden, immer wieder vorzusagen. Es zum Leitmotiv des Sonntags zu machen. Wer will kann sich dieses Psalmwort daheim aufhängen. Am Eingang liegen einige Exemplare. Dieses Psalmwort will sie immer wieder daran erinnern, welche Freude es ist, dass wir zum Haus des Herrn kommen dürfen und können.
      "Wie freute ich mich, als man mir sagte: Zum Hause des Herrn wollen wir pilgern".

 
2 Wir sind Pilger, unterwegs
 
2.1 Wichtig für Pilger ist freudiges und erwartungsvolles Aufbrechen

    Nur wer weiß, daß wir unser ganzes Leben lang Pilger sind, unterwegs zu unserem großen von Gott für uns bereitetem Ziel, der Fülle des Lebens bei ihm, dem wird das Aufbrechen, das sich auf dem Weg machen, Freude bereiten.

     Unser äußeres Aufbrechen zum Gotteshaus und Gottesdienst oder zu Wallfahrten erinnert und mahnt uns auch innerlich aufzubrechen zu Gott, unserem Ursprung und Ziel.

     Wer nicht mehr äußerlich aufbricht, wird auch nur schwerlich innerlich aufbrechen.

 
2.2   Warum aber brechen wir auf zum Gotteshaus und zum Gottesdienst?

     Weil Gott uns durch Christus und seine Kirche dienen, mit seinem Heil, seiner ewigen Zukunft beschenken, weil er uns Anteil an seinem Leben geben will.

     Wir brechen auf zum Gotteshaus und Gottesdienst, weil es unsere Berufung ist, wie aus einem Munde Gott als unseren Schöpfer und Erlöser zu preisen. Und in dem wir das tun, kommen wir zu uns selber und zu jener inneren Freiheit, die uns aus der Versklavung an das Vergängliche und an das Böse befreit.

     Wir brechen auf zum Gotteshaus und zum Gottesdienst, weil wir unsere Erlösung feiern wollen, feiern müssen, soll uns der Alltag mit seinen tausend Verpflichtungen nicht aufreiben, soll unsere Seele frei und heiter in die Zukunft blicken.

Wir brechen auf zum Gottesdienst im Hause Gottes weil wir uns nach Frieden und Geborgenheit in der liebenden Nähe Gottes sehnen, die seine Gnade ist. Wer das Haus Gottes liebt, dem schenkt Gott darin Frieden und Geborgenheit. Mit Christus den Psalm betend erfahren wir aus seinem Munde, „Wer dich liebt, sei in dir geborgen. Friede wohne in deinen Mauern, in deinen Häusern Geborgenheit.“[8] Und Christus weiter beim Beten zuhörend sagt er uns „wegen des Hauses des Herrn unseres Gottes will ich dir Glück erflehen“.[9]

     Wir brechen auf zum Gotteshaus und zum Gottesdienst weil wir uns dabei als Glieder an dem einen geheimnisvollen Leib Christi erfahren.

     Christus aber hat den Tod besiegt und ist heimgegangen zum Vater. Wir sind Glieder am Leib des auferstandenen und beim Vater verherrlichten Christus.

     Der heilige Chrysothomus sagt:
     „Wo das Haupt ist, da ist auch der Leib."[10]

    Der Leib Christi sind wir, die Getauften, die Glaubenden, die an seinem Altar sein Leben spendendes Wort in sich aufnehmen und sein Fleisch und Blut genießen, das den ganzen Menschen nährt und rettet für das ewige Leben.

     Diese Erfahrung, dass wir alle Glieder an dem einen Leib und unter dem einen Haupt Jesus Christus sind, macht uns fähig nicht gegen einander, sondern miteinander und füreinander zu leben;

     Einander anzunehmen und zu verzeihen, weil wir in Christus von Gott angenommen sind und Verzeihung erlangen.

 
2.3 Wie freute ich mich, als man mir sagte: Zum Hause des Herrn wollen wir pilgern."

     Diese Freude wird sich noch steigern, wenn wir in uns einlassen, was der heilige Chrysostomus sagt:

     "Bedenke, wie groß der Abstand zwischen dem menschlichen Wesen und dem göttlichen Wesen ist: Aus dieser Armseligkeit hat Gott ihn zu großer Ehre empor geführt."

     Weil Gott uns so geehrt hat, ehren wir ihn. Und sprechen immer wieder neu:
     „Wie freute ich mich, als man mir sagte, zum Hause des Herrn wollen wir pilgern."

 
 
 

[1] 2. Erweiterte Auflage. Homilie zu Psalm 122
[2] Ps 122,1
[3] Ps 122,4
[4] Joh 4,23
[5] Ps 122,5
[6] 2 Chro19,8
[7] Mt 5,7
[8] Ps 122,6-7
[9] Ps 122,9
[10] Vgl. Johannes Chrysostomus, In epistulam ad Ephesios 3, 2 (PG 62, 26).

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