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Predigten

Kirchweih-Titularfest

Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein.

1 Die Klarheit der Form

Klarheit tut heute not

Unsere Welt von heute ist unübersichtlich geworden. Vieles drängt sich uns auf. Wichtiges und Unwichtiges sind heillos vermischt. Denken Sie nur an die Medien, was sie uns alles ins Haus liefern. Neben Schönem, Interessanten auch viel Tingeltangel, viel Mist.

In einem Morgenlied des Gotteslobs singen wir:

„Du schenkst uns diese gute Zeit; gib Klarheit unsern Augen, Herr, und führe uns auf deinem Weg, daß wir nicht in die Irre gehn.“[1]

"Gib Klarheit unsren Augen, Herr" Die Klarheit der Form kann mithelfen, daß die Augen klar sehen. Die Klarheit dieses gottesdienstlichen Raumes, die durch nichts Überflüssiges verstellt wird, ist das Ergebnis dieser Renovierung und der Neugestaltung des Altarraumes. Der Künstler Heinrich Schreiber aus Kronach hat uns dabei sehr geholfen.

Viele neugierige Besucher dieser Kirche haben die Klarheit des Raumes als wohltuend erfahren. Und sie haben begriffen, daß weniger oft mehr ist.

Klarheit auch in geistlichen Dingen brauchen wir einer Zeit, wo der Glaube in Herzen vieler Christen verdunstet und nur noch vage Vorstellungen über das Wesentlich Christliche vorhanden sind. Klarheit braucht der Geist und die Seele des Christen in einer Zeit, wo alle möglichen Sekten sich breitmachen und viele verführen. Abhängigkeit und Unfreiheit, Ausbeutung und seelischer Ruin sind nicht selten das Ergebnis.

Mitten im Lärm und Durcheinander unserer Epoche braucht die Seele Orte, wo sie ausruhen kann und zugleich sich geistlich auferbaut. Unsere Filialkirche hat durch die Renovierung und Neugestaltung eine solche Ausstrahlung erhalten. "Gib Klarheit unsren Augen, Herr, und führe uns auf deinem Weg, daß wir nicht in die Irre gehn."

Die Mitte einer jeden christlichen Kirche ist

2 Jesus Christus, der lebendige Stein

Der Altar, den ich heute im Auftrag des Herrn Erzbischofs Dr. Karl Braun segnen darf, ist Bild für Jesus Christus.

Seine Form weist uns auf das hin, was Christus für uns bis zum Tod am Kreuz getan und im Abendmahlsaal seinen Jüngern aufgetragen hat. Das tragende Teil hat die Form des Kreuzes. Darauf ruht die Tischplatte. An den geschliffenen Stellen können Sie die ganze Kostbarkeit des Materials erkennen. Es ist Granit vom Waldstein, dessen Steinbrüche in der Kuratie Sparneck liegen, wo ich neben der Pfarrei Münchberg 10 Jahre als Seelsorger tätig war.

Die Weihepräfation verkündet uns die Bedeutung des Altars so:

Hier feiern wir das Gedächtnis des Opfers Christi, das er am Kreuz dargebracht hat. Wörtlich heißt es: "Um das Gedächtnis dieses Opfers zu feiern, rufst du dein Volk voll Liebe zusammen um den Tisch deines Sohnes". Zugleich ist er "die Mitte unseres Lobens und Dankens". „Er sei der Tisch, an dem wir das Brot des Lebens brechen und aus dem Kelch der Gemeinschaft trinken."

Die Weihepräfation verdeutlicht, wozu der Petrusbrief uns auffordert: "Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein." Sie singt: "Zu Christus treten wir hin, zu dem lebendigen Stein; auf ihm wächst deine Gemeinde empor zu einem heiligen Tempel."

Alle anderen Zeichen im Altarraum hängen mit dem Altar zusammen.

Der Ambo, an dem uns das Wort Gottes verkündet und ausgelegt wird; denn so sagt der heilige Paulus: "Der Glaube kommt vom Hören." Hier wird der Same des Wortes Gottes ausgestreut und nährt unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Liebe. Die Ähre mit dem vollen Korn auf seiner Schauseite sagt uns: Wo das Wort Gottes aufgenommen wird und sich in die Seele einwurzelt, dort bringt es reiche Frucht.

Unübersehbar ist an der Chorrückwand das große Kreuz. In einigen Wochen wird in seinen Längsbalken der Tabernakel eingelassen, in dem die heilige Eucharistie aufbewahrt wird. Die Tagernakeltür zeigt zwei Füße, welche von der Hand des Herrn gewaschen werden. Seine Hingabe bis zum Tod am Kreuz war der Sklavendienst, den er für uns auf sich nahm.

Über dem Kreuz schwebt die Krone. Gott hat auf die Hingabe Jesu mit der Auferweckung von den Toten geantwortet. Er hat ihn zum Herrn der ganzen Schöpfung, zum König des Alls gemacht. Durch die Erhöhung Jesu beim Vater ist für uns das Kreuz zum Zeichen des Heils und des Sieges geworden. Die Auferweckung des Herrn ist kein Wunschdenken, sondern er, der Auferstandene, ist den erwählten Zeugen erschienen. Die vier Szenen am Fuß des Osterleuchters erinnern daran: Der Auferstandene erscheint den Frauen, die ihn im Grabe suchen; er geht mit den beiden Jüngern nach Emmaus und sie erkennen ihn, als er ihnen das Brot bricht; er erscheint der Maria von Magdala, die glaubt man habe ihn aus dem Grab weggenommen; er zeigt dem Thomas seine Wundmale und sagt ihm"Selig, die nicht sehen und doch glauben. Auf diesem Leuchter brennt die Osterkerze, das Zeichen des Auferstandenen, der durch seine Auferstehung Licht in das Dunkel des Todes gebracht hat. Zwischen Kreuz und Altar steht eine Plastik, die uns Jesus zeigt, der ein Herz für uns hat. In der Feier seines Opfers und Mahles, im Hören seies Evangeliums geht uns auf, was wir im Lied singen: "Gott hat ein Herz für den Menschen: Jesus ist dieses Herz."[2]

3 Maria und Joseph - Zeugen des Glaubens - dem Volk Gottes ganz nahe

Das Bild Mariens, der Patronin unseres Goteshauses, ist uns jetzt ganz nahe. Sie hat uns den Messias geboren, der uns den Frieden Gottes gebracht hat. Paulus sagt von Jesus Christus: "Er ist unser Friede". Groß ist in den Augen Gottes, wer dem Frieden, den Gott schenkt, dient. Durch Ihr Ja zum Plan Gottes hat sich Maria ganz in den Dienst der Versöhnung Gottes mit den Menschen gestellt. Das macht sie groß in den Augen Gottes. Darum nennen wir sie Königin des Friedens. Als dieses Gotteshaus 1950 geweiht wurde, hatten alle Menschen in unserem Volk erlebt, wohin das aus falschem Denken kommende Überheblichkeitsgebahren, wohin Rassissmus und heidnisch-germanischen Lebensweise führt: in ein Meer von Blut und Tränen, in maßlose Zerstörung und den Verlust der Heimat für Millionen von Menschen. Die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung war sehr stark. Maria steht auf der Seite derer, die sich nach Frieden sehnen und Frieden stiften.

Das Gestalt des heiligen Josef verschmilzt mit seiner Zimmermannssäge. Er war ein Handwerker, der aus dem tiefen Vertrauen zu Gott und aus einem hohen Verantwortungsgefühl lebte. Körperliche Arbeit und Frömmigkeit sind bei ihm ineinander verzahnt. Wie wichtig das ist, haben wir in der Zeit der Renovierung sehr stark erleben dürfen. Viele Gemeindeglieder haben ihre handwerklichen Fähigkeiten und ihre Arbeitskraft für das Haus Gottes zur Verfügung gestellt, allen voran unser Kirchenpfleger Fritz Fischer. Vom heilgen Josef heißt es: er war gerecht. Ja, er war in den Augen Gottes richtig. Er wußte körperliche Arbeit und Gottesfurchtmiteiander zu verbinden. Er war sensibel für den Anruf und den Auftrag Gottes. Er hat es Jesus ermöglicht im Schutze einer Familie aufzuwachsen und heranzureifen.

Von diesem Jesus, so zitiert der heilige Petrus den Propheten Jesaja, sagt Gott: "Seht, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde." [3] Vor vielen Jahren sagte mir mein Beichtvater: „Halte dich am Altar fest, dann kann dir niemand etwas anhaben.“ Das heißt doch, halte dich Jesus Christus fest, der an seinem Altar in seinem Wort, in seinem Opfer und Mahl dir besonders nahe ist. Diesen Jesus hält Gott in Ehren. Aber nicht nur ihn. Der Petrusbrief verheißt:

"Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre."

Weil wir an Jesus Christus glauben, weil wir in der Taufe zu ihm hinzugetreten sind, ist die Altarweihe eine Ehre, die Gott uns zuteil werden läßt. Darum sagt Jesus im Johannesevangelium: „Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.“ [4]

Der Altar, der jetzt geweiht wird, ist die sichtbare Einladung an uns: "Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist."[5]

[1] GL 675/1+2
[2] GL 542/3
[3] Jes 28,16
[4] Joh 12,24
[5] 1 Petr 2,4

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