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Lesejahr A 2016/12 bis 2017/11

Predigt - Homilie an Kirchweih in St. Heinrich Kleinsendelbach

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Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben
[1]
  • Beim Lesen der heutigen Schrift-Texte bin gleich bei der 1. Lesung am Gebet des Königs Salomo hängengeblieben. Er hat es bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem mit hoch erhobenen Händen vor dem Altar des Herrn gesprochen.
  • Der Anfang dieses Gebetes fasziniert mich. Ich spüre, hier wird etwas angesprochen, das mich in der Tiefe meines Herzens anrührt, das mich betrifft.
  • "Herr, Gott Israels, im Himmel oben und auf der Erde unten gibt es keinen Gott, der so wie du Bund und Huld seinen Knechten bewahrt, die mit ungeteiltem Herzen vor ihm leben."[2]
  • Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben! Ich spüre: das ist es, was Gottes würdig wäre. Aber das ist doch etwas für Ordensleute, für die Priester, wird mancher denken; aber doch nicht für Menschen, die mitten in der Welt, in den alltäglichen Sorgen leben und sich abstrampeln müssen. Wie sollen die mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben?   
1 Nur etwas für Ordensleute? 
  • Das sind Menschen die versuchen ihre christliche Berufung nach dem dreifachen Rat des Evangeliums und dem Beispiel Jesu in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam zu leben.
  • Man nennt dies die drei evangelischen Räte. Der Verzicht auf persönliches Eigentum, auf einen Ehepartner und Kinder, der Gehorsam gegenüber dem Oberen - z.B. für Weltpriester des Bischofs - wollen die Haltung Jesu in unserer Zeit sichtbar werden lassen. Durch alle Jahrhunderte hindurch haben die Orden Großes geleistet als Missionare und Kulturträger.     
  • Was aber ist mit uns den ganz normalen Christen, die sich abstrampeln in Familie und Beruf, ausgesetzt vielen heidnischen Einflüssen? Können wir vor Gott mit ungeteiltem Herzen leben?
Das 2. Vatikanische Konzil hat vor über 50 Jahren in der Konstitution über die Kirche klar herausgestellt:    
2 Alle Christen sind zur Heiligkeit berufen
  • oder um es mit den Worten des Königs Salomo zu sagen: das ganze Volk Gottes ist berufen, mit ungeteiltem Herzen vor Gott zu leben.   
  • Das bedeutet zu allererst als von Gott geschaffene Wesen ist jeder berufen, Ebenbild Gottes zu sein. Das macht die Größe und Würde des Menschen aus, er darf etwas von Gott durch sein Sein und Leben, als Mann und Frau, sichtbar machen.
  • Das bedeutet zum Zweiten Gott hat mit dem Volk Israel einen ewigen Bund geschlossen. In Christus hat er diesen Bund erneuert und ausgedehnt auf die Menschen aus allen Völkern und Nationen, die in Christus das Heil Gottes annehmen und vor  ihm mit ungeteiltem Herzen leben. Diesen Menschen bewahrt Gott seinen Bund und seine Huld.
  • Was befähigt mich dazu „mit ungeteiltem Herzen vor Gott zu leben?“  Mache ich nicht immer wieder die Erfahrung, daß mein Herz sich von vielen Dingen gefangen nehmen läßt, ja besetzt ist?
Dieses mit ungeteiltem Herzen vor ihm leben, ist aber nicht zuerst eine menschliche Leistung, sondern es ist  
2.1 Auftrag und Geschenk des Herrn an seine Kirche
         Er ruft und beruft jeden von uns zur Heiligkeit.
"Seid also vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist."1 Jesus, der Herr, schenkt uns Anteil an seiner Heiligkeit.
Das Konzil bekennt:  Die Kirche ist unzerstörbar heilig, denn Christus "hat die Kirche als seine Braut geliebt und sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen, er hat sie als seinen Leib mit sich verbunden und mit der Gabe des Heiligen  Geistes reich beschenkt zur Ehre Gottes. Daher sind in der Kirche alle.....zur Heiligkeit berufen.“[3][4]  
Es kommt also darauf an, die Heiligkeit, die wir in der Taufe und Firmung von Christus empfangen haben, "mit der Gnade Gottes im Leben zu bewahren und zur Entfaltung bringen."[5]
         Die Konzilsväter wussten, wir versagen darin oft und bleiben hinter unserer Berufung zurück, deshalb "bedürfen wir auch ständig der Barmherzigkeit Gottes und werden täglich beten: Und vergib uns unsere Schuld".[6]                    
2.2 Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben, wie geht das?  
2.2.1 Nur die Freundschaft und intensive Beziehung zu Jesus macht dies möglich
Seinen Spuren folgend sollen wir seinem Bild gleichgestaltet werden. Er hat mit ungeteiltem Herzen vor Gott gelebt: in allem dem Willen des Vaters folgsam, mit ganzem Herzen die Ehre Gottes suchend, und dem Dienst am Nächsten ganz hingegeben.
         Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben, kann ich nur,
2.2.2 wenn ich mir jeden Tag Zeit nehme, um auf Jesus zu schauen
Ich werde am Morgen damit anfangen. Ich mache langsam das Kreuz über mir und werde mir dabei bewußt - ich gehöre Gott! Jesus liebt mich und geht mit mir! Der Heilige Geist wohnt in mir und betet in mir! Durch ihn ist die Liebe Gottes in mir anwesend.      
         Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben, werde ich,
2.2.3 wenn ich mir jeden Tag wenigstens fünf Minuten Zeit nehme, um vor ihm still zu sein, um meine Seele ihm hinzuhalten.
Ich werde also die Apparate abschalten, einen stillen Platz aufsuchen daheim, oder in der Kirche, oder draußen im Garten, oder bei einem Spaziergang. "Herr, da bin ich mit meinen Gedanken, Sorgen, Freuden, Hoffnungen und Befürchtungen. Ich gebe sie dir. Mache du Gutes daraus. Ich gehöre Dir."
Warauf kommt es also an? Es gilt
2.3 In den verschiedenen Lebensverhältnissen und Lebensaltern sind wir zur Heiligkeit berufen.
2.3.1 Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben könnt auch schon ihr Kinder.
Rede  mit Gott über alles.  Danke ihm für alles Schöne und Gute. z. B. „Lieber Gott ich danke dir für meine Eltern. Sie sorgen für mich. In ihrer Liebe bin ich geborgen. Dafür danke ich dir, lieber Gott.“   
2.3.2 Jugendliche haben es schwer, mit ungeteiltem Herzen vor Gott zu leben, und doch ist es möglich.
Das Herz ist noch hin und hergerissen zwischen den Angeboten und Versprechungen dieses Lebens. Aber wenn du dich wie Jesus Gott zuwendest und dein Herz vor ihm ausschüttest, wirst du Ruhe und Halt finden.
Der heilige Augustinus, der in jungen Jahren weit weg war von Gott, bekennt später. "Gott, du hast uns auf dich hin geschaffen und unruhig ist unser Herz bis es ruht in dir." Du darfst zu Gott sagen: Mein Gott, ich bin unruhig, oft hin- und hergerissen. Gib mir einen klaren Blick für die Wirklichkeit.
Alle zwei Jahre wechselt die Mode, der Haarschnitt, der Musikstil. Alle versprechen mir Spaß und Glück. Oft wollen sie nur mein Geld. Wollen mich abhängig machen, zum Konsumenten degradieren.
Ich weiß noch nicht, was ich werden soll, werden kann. Aber du bist und bleibst der Gleiche, deine Liebe und Treue ist unerschütterlich. Dir darf ich trauen. Du läßt mich nicht los.
2.3.3 Von den christlichen Eheleuten und Eltern sagt das Konzil:
Sie „werden auf ihrem eigenen Weg in treuer Liebe das ganze Leben hindurch einander in der Gnade Halt und Stütze sein und die von Gott gerne empfangenen Kinder mit den christlichen Lehren und den Tugenden des Evangeliums erfüllen.“
„So geben sie allen das Beispiel einer unermüdlichen und großmütigen Liebe, sie bauen die Bruderschaft der Liebe auf, sind Zeugen und Mitarbeiter der fruchtbaren Mutter Kirche, zum Zeichen und in Teilnahme jener Liebe, in der Christus seine Braut geliebt und sich für sie hingegeben hat.“
Auch sie können mit ungeteilten Herzen vor Gott leben, wenn sie im Glück der Liebe ihm sagen: "Gott, der du die Liebe selber bist, ich oder wir danken für das Glück unserer Liebe und die Lust, die wir einander schenken. Dafür loben und preisen wir dich."      
2.3.4 Mit ungeteiltem Herzen vor Gott zu leben, dazu sind auch die Verwitweten und Alleinstehenden berufen:
 "auch sie können nicht wenig zur Heiligkeit und Wirksamkeit in der Kirche beitragen".
Sie werden zum Herrn sagen: Herr, es ist nicht leicht allein den Weg des Lebens zu gehen.  Wie gut, daß ich dich habe und du bei mir bist. Ich will nicht vergessen, dein Name ist - Jahwe - Ich bin der Ich-Bin-Da. Hier in unserer Kirche wohnt dein Name. Ich danke dir, daß ich hier Zuhause sein darf.          
2.3.5 Jene aber, die - oft so schwer - arbeiten, werden durch die menschliche Arbeit sich selbst vollenden,
das Wohl der Mitbürger fördern und die ganze Gesellschaft und Schöpfung höherführen.
Sie werden Christus in tätiger Liebe nachahmen, der handwerklich gearbeitet hat und immer mit dem Vater zum Heil aller wirkt. In freudiger Hoffnung soll einer des anderen Last tragen und gerade durch die tägliche Arbeit zu einer höheren, auch apostolischen Heiligkeit emporsteigen".[1]
In der Mühe und Last des Tages, werden sie nicht viel Zeit und Muse zum Beten finden. Ein kurzes Stoßgebet kann helfen, daß wir uns nicht an die Arbeit verlieren, sondern daß Gott die Mitte unseres Lebens bleibt: "Herr zu deiner Ehre, Herr für dich!"       
2.3.6 Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben, legt die Kirche des Konzils den Armen, Schwachen, Kranken ans Herz
 „Die von verschiedener Mühseligkeit Bedrückten oder die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten sollen sich in besonderer Weise mit Christus in seinem Leiden für das Heil der Welt vereinigt wissen. Sie hat der Herr im Evangelium seliggepriesen, und „der Gott . . . aller Gnade, der uns in Christus Jesus zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat, wird (sie) nach kurzer Zeit des Leidens selber vollenden, stärken, kräftigen und festigen“.[2]
         Kirchweih feiern wir heute. Wir danken Gott für die Weihe dieses Hauses zum Gotteshaus.   
3 Unser Gotteshaus ein unübersehbares Zeichen des Bundes Gottes,
  • den Gott durch Jesus mit uns geschlossen hat. Hier schlägt das Herz eueres Lebens. Tretet hin zum Altar, zu Christus, dem lebendigen Stein. Und bringt durch ihn geistige Opfer dar, die Gott gefallen.
  •          Sie sagt uns an ihrem Weihetag. Ich bin das wertvollste Gebäude in euerem Ort. Denkt daran, Gott ist es, der euch von Generation zu Generation durch die Zeit bis in Ewigkeit trägt. Durch ihn bist du wertvoll und geliebt. Du bleibst es bis in Ewigkeit.       
  •          Hier geht es also nicht um weltliche Geschäfte, um Ehre und Ansehen bei den Menschen. Unsere Kirche ist ein Haus des Gebetes und der Anbetung, ein Ort des Hinhörens auf Gott.
  • Unsere Kirche sagt uns: Ich stehe dafür, dass Gott zu dir hält und seine Huld nie aufhören wird, wenn du vor ihm mit ungeteiltem Herzen lebst.      

[1] Zitate aus Lumen Gentium 39 und 40
[2] 1 Kön 8,23