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Lesejahr A 2013/14 bis 2014/11

Predigt - Homilieam Kitchweihfest in »Maria Schutzfrau Bayerns« in Rosenbach

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Der Tempel Gottes im Neuen Testament
Viele Menschen unserer Tage sehnen sich nach vertrauter Nähe. Andere wollen nicht, dass man ihnen zu nahe kommt. Sie fürchten abhängig und unfrei zu werden. Der Preis ist eine abgrundtiefe Einsamkeit, die oft in die Verzweiflung führt.

1 Gott nahe zu sein, ist mein Glück.

Im Psalm 73 Vers 28 bekennt heißt es:
"Gott nahe zu sein, ist mein Glück.
Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen.
Ich will alle deine Taten verkünden."
  • Das menschliche Herz - ist es nicht gefühllos und abgestumpft - hatte immer das Verlangen,  sich in der Nähe der Gottheit, in der Gegenwart Gottes zu wissen. Heute aber wird Gott von nicht Wenigen als der Abwesende erfahren. Eine große innere Leere breitet sich aus und ruft „Was ist der Sinn meines Lebens?“
  • Wer die Nähe der Kirche flieht, verliert leicht Gott aus dem Sinn, der den glaubenden, hoffenden und liebenden Menschen durch Jesus erbarmend vergebend anblickt. Der eigentliche Sinn des Lebens ist Gott, dass wir ihm dienen und ihm bewusst gehören.[1]
  • Wenn schon die Glaubenden des alten Bundes beten konnten: "Gott nahe zu sein, ist mein Glück." Um wie viel mehr können die Glaubenden des Neuen Bundes - also wir - unser Glück in der Nähe Gottes erfahren. Denn in Jesus Christus hat er uns seine Nähe auf ganz neue und einmalige Weise geschenkt.
2 Die absolute Gegenwart Gottes in Jesus Christus

  • Jesus setzt sich für den Tempel Gottes ganz ein. Er soll ein Haus des Gebetes, der Anbetung, sein und darf nicht zu einem Ort menschlichen Gewinnstrebens werden. Es ist ihm damit todernst. Seine Jünger haben erkannt, wie sehr das Wort des Psalms 69 auf Jesus zutrifft:
"Der Eifer für dein Haus verzehrt mich."[2]
  • Jesus weist uns über das steinerne Haus Gottes hinaus auf den Tempel seines Leibes. Der Tempel in Jerusalem wurde im Jahre 70 nach Christus zerstört und nie wieder aufgebaut.
  • Der Tempel seines Leibes wurde am Kreuz getötet, aber von Gott nach drei Tagen wieder aufgebaut und niemand kann ihn mehr niederreißen.
  • Seitdem ist
der eigentliche Tempel Gottes,
der Ort seiner Gegenwart
und der Ort des Gottesdienstes
nicht zuerst ein steinerner Bau,
sondern ein lebendiger Mensch -
der Gottmensch Jesus Christus.
  • Das Johannesevangelium bekennt in seinem Prolog:
"Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns  sein Zelt aufgeschlagen."[3]
  • ER ist der neue Ort der Anbetung Gottes, wo ihn die Glaubenden "im Geist und in der Wahrheit anbeten."[4]
  • Paulus bekennt im Brief an die Kolosser von Jesus Christus: "Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes."[5]
  • Wir verstehen nun, warum Jesus im Abendmahlsaal auf die Bitte des Philippus „zeig uns den Vater; das genügt uns“  sagt "Wer mich sieht, hat den Vater gesehen."[6]
  • Jesus sagt uns damit: Wer bei mir ist, der braucht nicht noch einmal zu Gott emporgehoben zu werden. Er ist bei Gott. Durch Tod und Auferstehung hindurch wird der Leib Jesu, wird das Lamm Gottes zum endgültigen Tempel im Neuen Bund.
  • Als „Hoherpriester der künftigen Güter ist er“ - wie der Hebräerbrief sagt "durch das erhabenere und vollkommenere Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht, das heißt nicht von dieser Welt ist[7].
  • Er ist eingetreten in das Allerheiligste des Himmels, das heißt in den Lebensbereich Gottes, wo er sich ganz und gar offenbart und schenkt. Dort ist er ganz für uns da. Deshalb sagt der Hebräerbrief: "Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten."[8]
3 Die Gegenwart Gottes in der Kirche

3.1 Kirche, Jüngergemeinschaft sein, heißt also durch Jesus Christus vor Gott hintreten.
  • Als Getaufte, als Jesu Jünger versammeln wir uns zum Gottesdienst. Wir treten durch Christus, mit ihm und in ihm vor Gott hin.
  • Je mehr wir von Christus, seinem Leben und seinem Heiligen Geist durchdrungen sind, also sein Leib sind, desto mehr werden auch wir zum sichtbaren Tempel Gottes, zum Raum seiner Gegenwart und zum Ort, wo Gott im Geist und in der Wahrheit angebetet wird.
  •   Darum sagt uns der heilige Petrus in der Lesung: "Laßt euch als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus  geistliche Opfer darzubringen, die Gott gefallen."[9]

3.2 Dieser Berufung werden wir gerecht, wenn wir im Alltag alles zur Ehre Gottes tun.
  • So legt es uns das Lied "Alles meinem Gott zu Ehren" nahe.
  • Dazu gehört aber auch, dass wir einen Teil der von Gott geschenkten Lebenszeit IHM opfern, um auf Jesu Wort zu hören und durch Christus, mit ihm und in ihm Gott anzubeten und zu verherrlichen.
  • Vor vielen Jahren haben wir am Patronatsfest unserer Pfarrkirche die heilige Messe im Ritus der orthodoxen Kirche gefeiert. Eine der Chorsängerinnen sagte nachher zu mir: "Und wenn es vier Stunden dauert, wird es mir nicht zu lang. Ich bringe Gott das Opfer meiner Zeit und das verwandelt mich."
  • Wir sind der sichtbare Tempel Gottes und der Leib Christi, deshalb sind wir auch mitverantwortlich für das Leben und den Aufbau dieses lebendigen Tempels Gottes.
  • Es ist eine schlimme Sünde, wenn wir diesen Tempel durch Zwiespalt und Irrlehre, durch Leugnung der Gottessohnschaft Jesu Christi oder durch ein gottloses Leben zerstören.
  • Der heilige Paulus fragt deshalb die zu Parteiungen und zu einem zügellosen Leben neigenden Christen in Korinth: "Wißt ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn einer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott verderben. Der Tempel Gottes ist heilig und der seid ihr."[10]
  • Wir sind aber nicht nur als Gemeinschaft der Glaubenden gemeint, sondern auch ganz persönlich.
3.3 Als Getaufter bin ich Tempel Gottes und Ort der Anbetung
 Paulus fragt deshalb die Christen von Korinth:
  • "Wißt ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr seid nicht euer Eigentum; denn für Lösegeld (d.h. durch das Blut Christi) seid ihr freigekauft worden. Verherrlicht also Gott in euerem Leib!"[11]
  • Er meint konkret, dass der Christ als Glied am Leibe Christi und als Ort der Anbetung Gottes seinen Leib nicht durch Unzucht und Unkeuschheit, durch Gewalttätigkeit und zügelloses Leben, entweihen darf, denn dadurch zerstört er den Tempel Gottes, der er selber ist.
4 Die Gegenwart Gottes in unseren Gotteshäusern.

  • Wenn wir Tempel Gottes sind, dann haben auch unsere steinernen Gotteshäuser ihren Sinn. Sie sind - als Werke des Glaubens und der christlichen Kunst - bergendes Haus, Symbol, Zeichen und Ausdruck für den lebendigen Tempel, der die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden ist.
  • Hier soll sich der lebendige Tempel immer wieder versammeln zur Feier des Neuen Bundes, zu Feier des Gottesdienstes, dessen Höhepunkt und innerste Mitte die heilige Messe ist. In ihr wird der Auferstandene gegenwärtig. Sein göttliches Leben strömt durch sein Wort und die Teilhabe an seinem sakramentalen Leib in uns ein.  So werden wir mehr und mehr lebendiger Tempel Gottes in dieser Welt.
  • Hier im  Tempel Gottes aus Stein, bleibt der Herr gegenwärtig unter der Gestalt des eucharistischen Brotes. Es dient zur Wegzehrung für die Kranken und Sterbenden. Zugleich aber lädt der Herr uns ein, gerne betend und anbetend vor ihm zu verweilen. Deshalb sollen Kirchen, in denen das Allerheiligste gegenwärtig ist, tagsüber immer zu Anbetung offen sein.
  • Eine Gemeinde, die sich als lebendiger Tempel Gottes versteht und lebt, wird auch ihr steinernes Gotteshaus nicht verfallen lassen. Es wird ihr so wichtig sein, wie ihr eigenes Haus. Kirchweih feiern heißt daher zuerst, auf Gott hören und ihn durch Jesus anbeten; dann erst das Feiern der Kirchweih außerhalb dieses heiligen Hauses erst seinen Sinn und seine Berechtigung.
  • Freilich wir werden uns nur dann mit dieser Kirche identifizieren können, wenn wir uns als lebendiger Tempel des Herrn in ihr versammeln, um durch Jesus Christus vor Gott hinzutreten.
  • Sie wird uns nur dann das liebe Haus Gottes sein, wenn wir selber lebendiger Tempel sind und uns hier vom Herrn immer neu dazu bereiten lassen.


[1] Vgl. Guardini, Der Gegensatz S. 60 Fußnote 20
[2] Ps 69,10
[3] Joh 1,14
[4] Joh 4,24
[5] Kol 2,9
[6] Joh 14,8f.
[7] Hebr 9,11
[8] Hebr 7,25
[9] 1 Petr 2,5
[10] 1 Kor 3,16f
[11] 1 Kor 6,19