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2008 Kirchweih (A)

Homilie zum Jahresgedächtnis der Kirchweih in der Heiulig Grab Kapelle Neunkirchen/Br. und Orgelweihe

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Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben

Wenn ich eine Predigt vorbereite, dann lese ich als erstes die Texte der Heiligen Schrift, die auf den Sonntag oder wie heute auf das Fest der Kirchweihe unserer Heilig Grab Kapelle treffen. Beim Lesen der heutigen Texte bin ich in der ersten Lesung gleich am dem Gebet des Salomo hängen geblieben. Salomo hatte es bei der Einweihung des Tempels in Jerusalem mit hoch erhobenen Händen vor dem Altar des Herrn stehend gesprochen.
  • Der Anfang dieses Gebetes fasziniert mich. Ich spüre, hier wird etwas angesprochen, das mich in der Tiefe meines Herzens anrührt, das mich betrifft.
"Herr, Gott Israels, im Himmel oben und auf der Erde unten gibt es keinen Gott, der so wie du Bund und Huld seinen Knechten bewahrt, die mit ungeteiltem Herzen vor ihm leben."[1]
  • Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben! Ich spüre: das ist es, was Gottes würdig wäre. Aber das ist doch etwas für Ordenschristen, für Priester, Bischöfe und Papst, wird mancher denken; aber doch nicht für Menschen, die mitten in der Welt, in den alltäglichen Sorgen leben und sich abstrampeln müssen. Wie sollen die mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben?

1 Nur etwas für Ordensleute?

  • Für Christen, die ihre christliche Berufung nach dem dreifachen Rat, den das Evangelium und das Beispiel Jesu gibt, versuchen zu leben: Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Man nennt dies die drei evangelischen Räte. Der Verzicht auf persönliches Eigentum, auf einen Ehepartner und Kinder, der Gehorsam gegenüber dem Oberen wollen die Haltung Jesu in unserer Zeit sichtbar werden lassen. Durch alle Jahrhunderte hindurch haben die Orden Großes geleistet als Missionare und Kulturträger.
  • Stand der Vollkommenheit nannte man früher den Ordensstand. Das klang so, als gäbe es in einem anderen Lebensstand keine vollkommene Verwirklichung christlichen Lebens. Heute sprechen wir von einer besonderen Berufung in der Nachfolge Jesu.
  • Wir verstehen diese Form der Berufung als eschatologisches Zeichen, als eine Lebensform, die auf die Wiederkunft des Herrn hinweist. Zugleich wird ein Zeichen gesetzt, daß Besitz, sexuelle Betätigung, menschliche Erfüllung in der Ehe, Selbstbestimmung nicht letzte Werte sind, sondern daß der Mensch selig zu preisen ist, der arm ist vor Gott, der seine Erfüllung von ihm erwartet, der ihm gehorsam ist bis zum Tod, wie es Jesus uns vorgelebt hat. Dies ist nur in der Gemeinschaft Gleichgesinnter zu leben. Deshalb gibt es die Ordensgemeinschaften.
  • Die erste Heilig Grab Kapelle verdankt ihre Entstehung einer solchen Gemeinschaft von Gleichgesinnten in der Nachfolge Jesu: den Augustinerchorherrn, die 240 Jahre lang in Neunkirchen und Umgebung seelsorglich wirkten und den Menschen die frohe Botschaft von der Auferweckung Jesu von den Toten verkündeten.
    Wie in Jerusalem die Grabeskirche der Ort der Auferstehung des Herrn ist, so sollte die Heilig Grabkapelle in Neukirchen die Christen an dieses zentrale Geheimnis unseres christlichen Glaubens erinnern:

    Heilig Grab Kapelle - eine österliche Kirche
    Heilig Grab Kapelle - eine österliche Kirche
„Heil uns, Heil! Alleluja! Im Triumpf steht Jesus da. Seht sein heilges Grab ist leer, ewig Ruhm ihm, ewig Ehr. Sünd und Tod schlug er darnieder; kommt und singt ihm Siegeslieder, Jesus steht verherrlicht da! Heil uns, Heil! Alleluja!“ GL 883/3
 
Bis 1995 lebte, betete und wirkte die Gemeinschaft der Niederbronner Schwestern in unserer Mitte, deren Gebet und Dienst für uns ein großes Geschenk war. Deren Nachwuchsmangel und die Auflösung der Schwesternstation haben uns um vieles ärmer gemacht.

Was aber ist mit uns den ganz normalen Christen, die sich abstrampeln in Familie und Beruf, ausgesetzt vielen heidnischen Einflüssen? Können wir vor Gott mit ungeteiltem Herzen leben?

Das 2. Vatikanische Konzil hat vor 40 Jahren in der Konstitution über die Kirche klar herausgestellt:


2 Alle Christen sind zur Heiligkeit berufen

oder um es mit den Worten des Königs Salomo zu sagen: das ganze Volk Gottes ist berufen, mit ungeteiltem Herzen vor Gott zu leben.
  • Das bedeutet zu allererst für uns als von Gott geschaffene Wesen, dass jeder berufen ist, Ebenbild Gottes zu sein. Das macht die Größe und Würde von uns Menschen aus, daß wir etwas von Gott durch unser Sein und Leben, als Mann und Frau, sichtbar machen dürfen.
  • Das bedeutet für das erste, wie für die Kirche als das neue Gottesvolk, daß Gott mit uns einen ewigen Bund geschlossen hat. In Christus hat er diesen Bund erneuert und ausgedehnt auf die Menschen aus allen Völkern und Nationen, die in Christus das Heil Gottes annehmen und vor ihm mit ungeteiltem Herzen leben. Diesen Menschen bewahrt Gott seinen Bund und seine Huld.
  • Aber kann ich das? Mache ich nicht immer wieder die Erfahrung, daß mein Herz sich von vielen Dingen gefangen nehmen lässt?
Gieses mit ungeteiltem Herzen vor ihm Leben, ist aber nicht zuerst eine menschliche Leistung, sondern es ist


3 Das Geschenk des Herrn an seine Kirche.

Er ruft und beruft jeden von uns zur Heiligkeit.
  • Das Konzil sagt klar und deutlich: „Der Herr Jesus, göttlicher Lehrer und Urbild jeder Vollkommenheit, hat die Heiligkeit des Lebens, deren Urheber und Vollender er selbst ist, allen und jedem einzelnen seiner Jünger in jedweden Lebensverhältnissen gepredigt: "Seid also vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist."1

Jesus, der Herr, schenkt uns Anteil an seiner Heiligkeit.

  • Das Konzil bekennt: Daß die Kirche unzerstörbar heilig ist, denn Christus "hat die Kirche als seine Braut geliebt und sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen, er hat sie als seinen Leib mit sich verbunden und mit der Gabe des Heiligen Geistes reich beschenkt zur Ehre Gottes. Daher sind in der Kirche alle.....zur Heiligkeit berufen.[2]
  • Es kommt also darauf an, daß wir die Heiligkeit, die wir in der Taufe und Firmung von Christus empfangen haben, "mit der Gnade Gottes im Leben bewahren und zur Entfaltung bringen."[3]
  • Dass wir darin oft versagen und hinter unserer Berufung zurückbleiben, wussten auch die Konzilsväter, deshalb "bedürfen wir auch ständig der Barmherzigkeit Gottes und werden täglich beten: Und vergib uns unsere Schuld".[4]

4 Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben, wie geht das?

  • Die Freundschaft und intensive Beziehung zu Jesus macht dies möglich. Seinen Spuren folgend sollen wir seinem Bild gleichgestaltet werden. Er hat mit ungeteiltem Herzen vor Gott gelebt: in allem dem Willen des Vaters folgsam, mit ganzem Herzen die Ehre Gottes suchend, und dem Dienst am Nächsten ganz hingegeben.
"In den verschiedenen Verhältnissen und Aufgaben des Lebens wird die eine Heiligkeit von allen entfaltet, die sich vom Geist Gottes leiten lassen und, der Stimme des Vaters gehorsam, Gott den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten und dem armen, demütigen, das Kreuz tragenden Christus folgen und so der Teilnahme an seiner Herrlichkeit würdig werden." [5]
  • Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben, kann ich nur, wenn ich mir jeden Tag Zeit nehme, um auf Jesus zu schauen. Ich werde früh damit anfangen. Wenn ich langsam und bewusst das Kreuz über mir mache und mich dabei erinnere, daß ich Gott gehöre, Jesus mich liebt und mit mir geht, daß der Heilige Geist in mir wohnt und in mir betet und durch ihn die Liebe Gottes in mir anwesend ist.
  • Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben, werde ich, wenn ich mir jeden Tag wenigstens fünf Minuten Zeit nehme, um vor ihm still zu sein, meine Seele ihm hinzuhalten. Ich werde also die Apparate abschalten, einen stillen Platz aufsuchen daheim, oder in der Kirche, oder draußen im Garten, oder bei einem Spaziergang. "Herr, da bin ich mit meinen Gedanken, Sorgen, Freuden, Hoffnungen und Befürchtungen. Ich gebe sie dir. Mache du Gutes daraus. Dir gehöre ich."

5 Mit ungeteiltem Herzen vor Gott leben, was bringt es?

  • Denken wir daran, Gott ist es, der uns von Generation zu Generation durch die Zeit bis in Ewigkeit trägt. Durch ihn bist du wertvoll, seit Ewigkeit gewollt und bis in Ewigkeit geliebt. Wir wissen, wem wir glauben. Jesus Christus, der Tod und Grab besiegt, eröffnet uns eine ewige Zukunft in der Fülle des Lebens und der Seligkeit bei Gott. Das Ziel unseres Lebens ist die Auferstehung mit Christus und das ewige Leben im Reiche Gottes.
    Er wird zu uns halten und seine Huld wird nie aufhören, wenn wir vor ihm mit ungeteiltem Herzen leben.



[1] 1 Kön 8,23
1 Kirche 40, Mt 5,48
[2] (Kirche 39)
[3] (Kirche 40)
[4] (Mt 6,12) (Kirche 40)
[5] Kirche 41

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