Startseite | Predigten
Boxbild
  Druckversion   Seite versenden

Predigten

Übersicht

Lesejahr B 2017/12 bis 2018/11

Predigtthema - 
Wie geht der Auferstandene Jesus mit seinen Jüngern um?

Klicken Sie auf die unten stehenden Überschriften, um zu den Texten zu gelangen
===>> Zur den liturgischen und biblischen Texten des Tages
===>> Gottesdienst Vorlage zum ansehen oder herunterladen
===>> Predigt im Orginalformat lesen oder herunterladen
===>> Predigt als Podcast anhören oder herunterladen

Wie geht der Auferstandene Jesus mit seinen Jüngern um?
1 Die Emmaus-Geschichte neu hören
2 Jesus ist bei uns in den Tagesereignissen
3 Jesus stellt uns Fragen
4 Jesus hört zu
5 Jesus stellt Fragen, die uns weiterbringen
6 Jesus öffnet uns die Augen für sie Anwesenheit Gottes in unserem Leben
7 Jesus schenkt sich uns im Heiligen Mahl

Wie geht der auferstandene Jesus mit seinen Jüngern um?
1 Die Emmaus-Geschichte neu hören

Dieses Evangelium gehört für uns zum Osterfest. Es ist uns von früher Kindheit an vertraut. Da ist die Gefahr groß, dass man gar nicht mehr genau hinhört, weil man den Ausgang der Geschichte schon kennt.

Es ist wie in einer Ehe. Zwei Menschen glauben einander genau zu kennen. Sie machen sich nicht mehr die Mühe dem Partner genau zuzuhören, ihn mit Liebe anzuschauen. Sie sind sich äußerlich sehr nahe und doch innerlich fremd geworden.

Im heutigen Evangelium erleben wir, wie Jesus, der Auferstandene mit den beiden Jüngern umgeht. Das könnte auch unserem Leben mit ihm und miteinander neue Impulse geben.

Einen Grund zum Jubeln haben wir nur, wenn unser Leben mit Gott und mit unseren Mitmenschen gelingt und zur Reife kommt.

Ein Leben lang müssen wir bei Jesus in die Schule gehen. Daraus werden wir erst entlassen, wenn wir mit dem Auferstandenen beim Vater im Himmel sind.

2 Jesus ist bei uns in den Tagesereignissen
 Die beiden Jünger sprechen miteinander über die schrecklichen Ereignisse in Jerusalem, als sich Jesus ihnen unerkannt anschließt und mit ihnen geht. Er sagt offenbar zunächst nichts. Er hört nur zu.

So geht Jesus auch mit uns um. Wenn wir miteinander über unsere Enttäuschungen und unsere Trauer sprechen, über die Tagesereignisse, die uns beschäftigen, über den weltweiten Terror, über die schrecklichen Ereignisse, die Zeitung und Fernsehen berichten, dann ist Jesus schon da, geht er mit uns. hört uns zu.

Er weiß nicht alles besser. Er fällt nicht über uns her mit Vorwürfen oder Vorschlägen. Es interessiert ihn wirklich, wie es uns geht, womit wir uns beschäftigen, was uns interessiert, was uns umtreibt. Er nimmt Anteil an unserem Leben. Er möchte uns verstehen. Jesus ist bei uns mitten in den Tagesereignissen.

3 Jesus stellt uns Fragen
Sein erstes Wort ist eine Frage: Was sind das für Dinge, die euch beschäftigen? Sein Interesse an den beiden Jüngern schafft einen Raum des Vertrauens, in dem sie sich aussprechen können.

 Sie reden dann nicht nur über die Ereignisse, sondern was diese Ereignisse für sie bedeuten, über ihre Betroffenheit, über ihre Trauer, über ihre enttäuschte Hoffnung.

Die heutige Psychologie sagt uns, es sei wichtig nicht nur über irgend etwas reden, sondern was das Geschehene mit uns macht, über unsere Empfindungen und Gefühle.

Sonst kann man herrlich streiten über dies und das, aber wir selbst bleiben aus dem Spiel. Wie viele Gespräche, Diskussionen, Talkshows bleiben auf dieser oberflächlichen Ebene, gehen nicht in die Tiefe und helfen deswegen so wenig!

Jesus schafft durch sein Nachfragen einen Raum des Vertrauens. Die beiden Jünger nehmen es ihm offenbar ab, dass er sich wirklich für das interessiert, was sie beschäftigt. Deswegen können sie reden. Ja, mit Jesus können sie alles besprechen. Es interessiert ihn.

Aber wie ist es mit uns? Wenn wir fragen: "Wie geht es dir? Wollen wir es wirklich wissen? Haben wir Zeit zuzuhören? Wir sind oft so mit uns selbst beschäftigt, mit dem, was wir vorhaben, dass kaum Raum bleibt, dem anderen wirklich zuzuhören.

Jesus stellt uns Fragen. Wir dürfen ihm alles sagen. Wann hast du dies das letzte Mal getan? Hast die den Mut dazu? Nimmst du dir Zeit dafür?

4 Jesus hört zu
Es ist ja oft schon hilfreich, wenn jemand da ist, der uns zuhört. Die Telefonseelsorge weiß davon zu berichten, aber auch unsere eigene Erfahrung. Wenn wir traurig sind, wenn uns etwas aufgeregt hat, dann brauchen wir einen Menschen, der einfach da ist und zuhört.

Aber oft trauen wir den anderen nicht oder meinen, sie hätten keine Zeit. So bleibt vieles Wichtige ungesagt, auch unter Freundinnen und Freunden, auch unter Ehepartnern.

Jesus sagt uns, ich -  der Menschgewordene, Gekreuzigte und Auferstandene habe jederzeit ein hörbereites Herz für dich.

5 Jesus stellt Fragen, die uns weiterbringen
Nachdem Jesus zugehört hat, fragt er nach, aber seine Fragen zielen nicht nur auf das, was sie niederdrückt. Er will sie zu weiterem Nachdenken anregen: „Begreift ihr denn nicht? Wie schwer fällt es euch zu glauben? Musste der Messias nicht dies alles leiden?“ Vielleicht war nach diesen Fragen erst einmal Stille auf dem Weg nach diesem Hinweis auf das göttliche Muß.

Auch in unserem und unserer Mitmenschen Leben geschieht so manches Schwere: Leiden und Krankheit, Unfälle und Schicksalsschläge, Verwundungen und Enttäuschungen suchen uns heim. Anfangs ist es schwer, darin etwas Gutes oder die Zulassung Gottes zu entdecken.

Begeben wir uns aber in die Nähe Jesu, dann kann es sein, dass uns auf einmal der geheime Sinn aufgeht, oder wenn nicht, stellen wir vielleicht fest, dass wir dadurch für etwas offen geworden sind, wofür wir sonst keine Antenne gehabt hätten.

Jesus stellt Fragen, die uns weiterbringen wollen in unserem Leben. „Musste der Messias das alles erleiden?“ Kreuz und Leiden haben oft einen geheimnisvollen Sinn, der sich erst im Nachhinein erschließt.

6 Jesus öffnet uns die Augen für sie Anwesenheit Gottes in unserem Leben.

Durch sein Interesse, sein Zuhören und Fragen, hat Jesus den Raum geöffnet, wo die Jünger das aufnehmen können, was Jesus zu sagen hat. Wäre er früher damit gekommen, hätten

sie sich dagegen gewehrt, es wie eine Bevormundung verstanden, als nicht Ernstnehmen ihrer Trauer. Jetzt merken sie, wie wichtig Jesus ihnen schon auf dem ganzen Weg gewesen ist, und wollen ihn nicht ziehen lassen: „Herr, bleibe bei uns!“

Der Herr muss schon die meiste Strecke unseres Lebensweges mit uns gegangen sein, bis wir merken, wie lebenswichtig sein Bei-Uns-Sein ist. Manchem geht es erst bei der Jubelkommunion so richtig auf, was er damals gesungen hat: „Meinen Jesus lass ich nicht.“  Oder „Wir sind getauft, Christus, wir gehören zu dir.“

Es ist unser aller Jesus, zu dem wir sagen dürfen: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag meines Lebens hat sich schon geneigt.“

Glücklich, wenn ich ihn erkenne, den Gott aus den Wehen des Todes befreit und auferweckt hat. Der Auferstandene zeigt uns, dass Gott in unserem Leben und in der Geschichte der Menschheit anwesend ist - und die rettet, die ihm vertrauen.

Aber Jesus belässt es nicht beim Reden. Das Sprechen allein genügt nicht.

7 Jesus schenkt sich uns im Heiligen Mahl

Das Miteinander-Essen besiegelt das Miteinander-Reden. Da erst erkennen sie den Herrn. Nun ist seine leibhaftige Gegenwart nicht mehr nötig. Er entzieht sich ihren Blicken.

Die beiden Jünger laufen zurück, um den anderen von ihren Erfahrungen zu berichten. Sie wissen jetzt nicht mehr als vorher. Die Frauen hatten es ihnen ja schon alles gesagt. Aber jetzt sind sie leibhaftig Zeugen geworden und persönlich überzeugt.

Kommunizieren heißt ganz mit Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen eins werden. Seine Lebenskraft in mein Fleisch und in meinen Geist aufzunehmen. Von den Jünger heißt es „und sie erkannten ihn.“

Es ist das gleiche Wort, das die Bibel für das ganzheitliche Einswerden von Mann und Frau verwendet. Wenn ich kommuniziere, erfahre ich mit Leib und Seele, wer Jesus für mich ist: Leben, ewiges Leben. Das gibt mir die Kraft ihn, die Hoffnung, die er gebracht hat, durch mein Leben zu bezeugen.

Das geht nicht im Alleingang. dazu brauche ich die Jüngergemeinschaft, die Kirche. Darum brechen sie noch in derselben Stunde auf und kehren nach Jerusalem in die Gemeinschaft der Jünger zurück. Im gegenseitigen Bekenntnis des Glaubens gehen sie den Weg in die Zukunft, die der Auferstandene durch seinen Geist schenkt.

Unsere Gemeinde sollte eine Gemeinschaft sein, wo wir so miteinander umgehen, wie Jesus mit den Emmaus-Jüngern umging. Dann wären wir in der Tat eine österliche Gemeinde!