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Lesejahr B 2017/12 - 2018/11

Predigtthema: Zusage  des Heils  in Bedrohung

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Zusage  des Heils  in Bedrohung
1 BEDROHTES LEBEN
2 BILDER, UND WAS SIE MEINEN
2.1 Die Zeichen des nahenden Endes wahrnehmen
2.1.1 Es ist als würden die Sterne vom Himmel fallen
2.1.2 Die ganze Menschheit und die gesamte Schöpfung ist bedroht
2.2 Gibt es Befreiung aus der Bedrohung?
3 Leben durch Sterben
3.1 Veränderungen und Abschiede verlangen ein Neuwerden
3.2 Wie mit den Unsichertheiten des Lebens umgehen?
3.3 lernen, uns loszulassen hinein in die liebenden und starken Arme des Menschensohnes
4. Statt Wunschbilder lieber Hoffnungsbilder

Zusage  des Heils  in Bedrohung1]
1 BEDROHTES LEBEN
In vielen Bereichen erlebt der Mensch fast täglich, wie bedroht sein Leben ist.
Es mögen ganz einfache Erfahrungen von Enttäuschungen sein, wie das Zerbrechen einer Freundschaft, das Scheitern einer Ehe; es kann aber auch ein Verkehrsunfall, eine schwere Krankheit, der Tod eines nahestehenden Menschen oder eine Naturkatastrophe zum Anlass werden, dass wir das sichere Vertrauen in die natürlichen Bedingungen des Lebens verlieren.
Die Waldbrände in Kalifornien legten die Kleinstadt Paradise mit seinen 27.000 Einwohnern  in Schutt und Asche. Sie gleicht einer Geisterstadt. Immer wieder erfahren Menschen wie wenig verlässlich unsere Wirklichkeit  ist. – Oft durch die Schuld des Menschen verursacht.
2 BILDER, UND WAS SIE MEINEN
Vielleicht können uns solche oder andere Erfahrungen den Zugang zu den Aussagen des Textes freilegen, den wir gerade im Evangelium hörten. So unwahrscheinlich sind die dargestellten Vorgänge gar nicht!
Die Welt und ihre Ordnung sind in der Tat nicht so absolut fest, wie wir immer annehmen.
Als Christen werden wir
2.1 Die Zeichen des nahenden Endes wahrnehmen
Der Text des Evangeliums erschießt sich noch deutlicher, wenn wir bedenken, die geschilderten Ereignisse wollen als Bilder verstanden werden, die bedeutsame Lebensvorgänge verschlüsselt darstellen und deren Bedeutung wir in unserem Lebensalltag wiederfinden können.
Die Sonne verfinstert sich auch für uns, wenn wir durch innere oder äußere Katastrophen in Existenzangst geraten. Unsere Gedanken und Gefühle geraten durcheinander.
2.1.1 Es ist als würden die Sterne vom Himmel fallen.
Dies geschieht, wo Werte nicht mehr gelten und keine innere Ordnung mehr möglich ist.
Ich denke heute am Volkstrauertag an die schrecklichen Bilder aus dem 2.Weltkrieg und der Naziherrschaft, wie Menschen in den eroberten Gebieten zusammengetrieben und einfach abgeknallt wurden; wie Juden, Sintis und Romas, und Geisteskranke systematisch umgebracht wurden.
Die Bilder barbarischer Unmenschlichkeit an unseren Glaubensgeschwistern im Nahen Osten und in Afrika sind so schlimm und grausam, dass sie uns in der Tiefe unserer Seele verwunden. Wir fragen uns: wie können Menschen so etwas tun? Wir können die Verzweiflung und Angst der Opfer nachempfiden.
Jeder kann die Bilder des Evangeliums, von der Sonne, die sich verfinstert, und von den Sternen, die vom Himmel fallen, für sich mit Inhalt füllen und dem nachgehen, wo seine persönlichen Sicherheiten erschüttert werden, und was dies für ihn bedeutet.
2.1.2 Die ganze Menschheit und die gesamte Schöpfung ist bedroht
Nicht nur für den einzelnen Menschen auch für die Gesamtheit des Daseins hat der Text Bedeutung: Wie der einzelne, so ist auch die ganze Menschheit, ja die gesamte Schöpfung bedroht, der Vorläufigkeit preisgegeben. Ja, der Mensch und die Menschheit gefährden durch verantwortungsloses Verhalten eigene Lebensgrundlage. Die Gegebenheiten dieser Welt tragen nicht endgültig und nicht unbegrenzt, sie werden erschüttert. Nicht erst am Ende der Zeiten, sondern schon heute.
Dies ist zunächst einmal eine furchtbare Erkenntnis. Kein Wunder, der Mensch sucht sich mit allen Mitteln gegen diese Bedrohung abzusichern. Gibt es einen Ausweg?
2.2 Gibt es Befreiung aus der Bedrohung?
Wer mit den Augen des Glaubens der Wirklichkeit begegnet, der weiß, die Bedrohung ist nicht das Letzte - was ihrer Schrecklichkeit freilich keinen Abbruch tut. Nach unserem Glauben sind die Welt und unser Dasein vorläufig. Zwar sind wir abhängig von den Bedingungen der sichtbaren Welt, aber wir sind ihnen nicht absolut preisgegeben.
Hier liegt die befreiende Botschaft des Evangeliums: Im Zerbrechen irdischer Wirklichkeiten kommt nicht das chaotische Nichts, sondern Gottes Macht zum Vorschein. Der Text sagt: "der Menschensohn wird kommen mit großer Macht und Herrlichkeit.“ Gottes richtende und Leben schaffende Macht und Größe wird in dem auferstandenen und erhöhten Christus offenbar.
 Was unseren Augen als schmerzliche Enttäuschung, als Tod, als katastrophaler Untergang erscheint, ist in Wirklichkeit der Durchbruch göttlicher Mächtigkeit. Diesseits eingestellten Menschen mag es wie Hohn klingen, wenn wir verkünden, was uns die Märtyrer der Kirche bis herauf in unsere Tage vorgelebt haben:
3 Leben durch Sterben
Vielleicht helfen uns drei Hinweise, diese Zusage in unserem Alltag wiederzufinden:
3.1 Veränderungen und Abschiede verlangen ein Neuwerden
Wieviel muss in einem Menschen und um ihn herum zerbrechen, sich verändern, bis aus einem Kind ein Erwachsener wird? Ist nicht jede Veränderung, jeder Abschied mit einer Art Tod verbunden?
Offenbar ist es ein Grundgesetz des Lebens, es wacht durch die Bedrohung auf, neue ungeheure Kräfte werden frei. Zugleich gibt es die Erfahrung, das Leben kann auch durch Sterben und Tod hindurch fruchtbar werden und lebendig bleiben.
Michael der Engelsfürst, sagt das Buch Daniel, kommt denen zu Hilfe, die zu Gott gehören und „die im Buch des Lebens stehen, werden gerettet.“[2]
3.2 Wie mit den Unsichertheiten des Lebens umgehen?
So beängstigend die Erfahrung der grundsätzlichen Unsichertheit unseres Lebens zunächst ist, für den Glaubenden ist diese Erfahrung aufgefangen im Vertrauen auf die größere Macht Gottes.
Jesus fügt in diese Aussage der endzeitlichen Sammlung und Ernte der Menschheit, das Bild vom Feigenbaum ein, dessen Blätter treiben und wachsen.
Damit sagt er uns: Jetzt, solange du lebst, solange das Gefüge der Welt hält, ist die kostbare Zeit des Wachsens und Reifens auf Gott hin. Jeder Tag ist wichtig. Nütze deine Tage. Der Tag der Ernte kommt unaufhaltsam, wie der Sommer auf den Frühling.
Ich kann versuchen, mich gegen das Zerbrechen meiner Lebensbedingungen abzusichern, das ist in gewissem Maß notwendig und hilfreich. Aber ich weiß, es gibt keine letzte Sicherheit und es kommt einmal der Augenblick, wo alle Sicherungen nichts mehr nützen. Rechtzeitig werden wir
3.3 lernen, uns loszulassen hinein in die liebenden und starken Arme des Menschensohnes.
Ich kann mich dem Lebensstrom überlassen in der Hoffnung, eine neue Sonne wird aufgehen, wenn die alte sich verfinstert;  neue Sterne werden leuchten und eine neue Ordnung wird sich durchsetzen, wenn bisher Gültiges  an seine Grenze gekommen ist. Ja, der Tod wird das Tor zu neuem, unvorstellbarem Leben.
In jeder heiligen Messe wird Jesu Opfer am Kreuz, sein Tod und seine Auferstehung für uns gegenwärtig und fruchtbar.
„Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt.“[3]
4. Statt Wunschbilder lieber Hoffnungsbilder
Für den Ungläubigen sind diese Aussagen Wunschbilder, unwirkliche, sich nie erfüllende Vertröstungen auf ein eingebildetes Jenseits.
Für die an Jesus Christus Glaubenden sind es Hoffnungsbilder. In ihnen erkennen wir unsere eigene gegenwärtige Situation wieder. Schon Daniel schaut die Erfüllung und Verklärung der Glaubenden: „Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt. Und jene, die viele zum rechten Tun geführt haben, werden immer und ewig wie die Sterne leuchten.“[4]
Manchmal sind es ganz einfache Vorgänge und Bilder, die zum Gleichnis werden für Größeres.
Wenn sich in München jemand gar nicht auskennt und der Stadtplan auch nicht mehr hilft, sagt man: Geh oder fahre - grobe Richtung Frauenkirche oder Richtung Olympiaturm. Es sind immer die höchsten Bauwerke, an denen man sich orientiert.
Gibt es inmitten aller Lebensangst und -bedrohung einen höheren und besseren Orientierungspunkt als den auferstandenen und wiederkommenden Herrn, den Menschensohn?

[1] 1. L Dan 12,1–3M; 2. L Hebr 10,11–14.18; Ev Mk 13,24–32
[2] Dan 12,1
[3] Hebr 10,14
[4] Dan 12,3