PredigtenÜbersichtLesejahr B 2018/12 - 2019/11Predigtthema "Welcher Geist weht bei uns? Auferstehung im Heiligen Geist.
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WELCHER GEIST WEHT BEI UNS? 1 Geschichte im Auf und Ab geistlichen Klimawandels 1.1 Unsere heutige Stimmungslage 1.2 Das Klima, wie wir Menschen miteinander umgehen Pfingsten lehrt uns - Es gibt einen positiven geistlichen Klimawandel 2 Die Auferstehung im Heiligen Geist 2.1 Ein Blick in die Geschichte 2.2 Wir sind vom Heiligen Geist erfüllte Söhne und Töchter Gottes 2.3 Wir werden vom Geist erfüllt leben 2.4 Welcher Geist weht heute bei uns 2.4.1 Was habe ich davon? Wie kann ich mich selbst verwirklichen 2.4.2 Die Folgen für die Zukunft sind verheerend, wenn das Ich sich rücksichtslos durchsetzt 2.5 Gottes Geist bewirkt eine neue Kultur des Individuums 2.5.1 Beim ersten Pfingstfest der Christen entsteht diese neue Kultur 2.5.2 Diese macht den Einzelnen nicht schwach, sondern stark 2.5.3 Alles auf die eine Karte des sich verschenkenden Gottes setzen 3 Die pfingstliche Kirche ermutigt in der Gegenwart zur Zukunft
Welcher Geist weht bei uns?[1] 1 Geschichte im Auf und Ab geistlichen Klimawandels In der Geschichte eines jeden Volkes wie auch eines jeden einzelnen Menschen gibt es Zeiten guter religiöser und moralischer Entwicklung aber auch Zeiten der Stagnation und des Niedergangs. Es gibt Zeiten klimatischer Schwankungen und Zeiten relativer Ruhe. Es gibt Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen und Zeiten des Frieden. Beides haben wir die letzten hundert Jahre erlebt. 1.1 Unsere heutige Stimmungslage Der Zusammenbruch der Kommunistischen Herrschaft in Osteuropa und die unblutige Wiedervereinigung Deutschlands 1989 erzeugten ein großes Aufatmen, ja eine euphorische Stimmung. Aber die ist inzwischen verflogen. Heute fragen viele: Wohin driftet unsere Welt wirklich? Wie werden wir mit dem Terror, mit dem Zustrom von Migranten und dem Klimawandel fertig? So wichtig diese Fragen sind, genauso wichtig ist für unsere Zukunft 1.2 Das Klima, wie wir Menschen miteinander umgehen Schon der Papst aus Polen hatte die „Kultur des Todes“ entlarvt, die dem kommunistischen wie dem kapitalistischen Materialismus innewohnt. Nun sprach Franziskus bei seiner Pastoralreise in Rumänien im Kontext der Seligsprechung von 6 griechisch-katholischer Märtyrer-Bischöfen von einer „ideologischen Kolonisation“ – einer geistigen Klimaverschlechterung unserer Tage, „die den Wert der menschlichen Person, des Lebens, der Ehe und der Familie verachtet“. Diese schade „mit ihren entfremdenden Lebensentwürfen, die genauso atheistisch – gottlos - sind wie eh und je“ den Kindern und Jugendlichen. Pfingsten lehrt uns - Es gibt einen positiven geistlichen Klimawandel 2 Die Auferstehung im Heiligen Geist 2.1 Ein Blick in die Geschichte zeigt uns: Keine Situation kann so trostlos sein, dass es daraus keine Auferstehung geben könnte. Ja, für die an die Auferstehung der Toten Glaubenden verliert sogar der eigene Tod, das physische Ausgelöscht-werden, seinen Schrecken, weil - wie an Jesus geschehen - Gott die Toten auferweckt. Darum brauche ich als Christ trotz vieler Sorgen und Katastrophen weder zu resignieren noch zu verzweifeln. Die Taufe schenkt uns das geistliche Wissen: 2.2 Wir sind vom Heiligen Geist erfüllte Söhne und Töchter Gottes Wie ein guter Vater, wie eine liebende Mutter ist Gott für uns da. Darum dürfen wir ihn vertrauensvoll »Abba«[2] nennen, was unserem Papa und Mama entspricht. Selbst wenn man uns auf Erden alles nimmt - den Reichtum Gottes und die Fülle seines Lebens kann uns niemand nehmen. Denn in der Taufe sind wir zu Erben Gottes, zu Miterben mit Christus geworden.[3] Der Christ hält sich daher in dunklen Zeiten der Angst, in Zeiten des Niedergangs, ja des Untergangs an den Sohn Gottes, den Gott in diese oft so grausame Welt hineingeschenkt hat. Er ist das Licht, in dem uns die wahre Zukunft aufleuchtet. 2.3 Wir werden vom Geist erfüllt leben Was heißt es, heute in Deutschland, in Europa geisterfüllt leben? Auf der ersten Seite der Pfingstausgabe einer großen Wochenzeitung stand[4] »Plädoyer für eine Kultur der Hingabe« : Die Zukunft gehört dem Opfer-Tun. Was der nächsten Generation zugute kommt, das ist heute gefragt. Die Gegenwart brauche ein neues Leitbild, das eigene Wünsche zurückstellt. In Johannesevangelium sagt es Jesus so: ”Wer die Wahrheit tut kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott getan sind.“ [5] Wie sehen nun die Taten aus, die in Gott getan sind? Zunächst gilt es, zu erkennen: 2.4 Welcher Geist weht heute bei uns? In den Wohlstandsländern herrscht bis heute der Geist, der fragt: 2.4.1 Was habe ich davon? Wie kann ich mich selbst verwirklichen? Das Ich steht im Mittelpunkt. In den Jahren der Sättigung traten die Rechte und Ansprüche des Einzelnen in den Vordergrund. Man lehrte die Jungen und Mädchen, "ich" zu sagen, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und durchzusetzen. Natürlich soll jeder sein eigenes Ich entdecken, darf er seine eigenen Bedürfnisse wahrnehmen. Aber nicht auf Kosten anderer. Nicht auf Kosten der Schöpfung Gottes. Nicht auf Kosten eines guten menschlichen Zusammenlebens. Bei aller Selbstverwirklichung darf das Du und das Wir nicht auf der Strecke bleiben. 2.4.2 Die Folgen für die Zukunft sind verheerend, wenn das Ich sich rücksichtslos durchsetzt Die Jungen gegen die Alten, die Inländer gegen die Immigranten, die Reichen gegen die Armen, die Gesunden gegen die Kranken, die Arbeit Besitzenden gegen die Arbeitslosen, die Lebenden gegen das ungeborene menschliche Leben und die Sterbenden. Solches Denken und Verhalten rächt sich an denen, die es in die Welt setzen und danach handeln. Der Geist des Ich-Sagens allein schafft keine Lebensgrundlage: Wer jetzt jung ist, wird einmal alt sein. Der Lebende wird einmal ein Sterbender, jeder Starke wird einmal schwach werden. 2.5 Gottes Geist bewirkt eine neue Kultur des Individuums 2.5.1 Beim ersten Pfingstfest der Christen entsteht diese neue Kultur Jeder vom Geist Erfüllte, verbindet sich mit den anderen, ohne dazu genötigt oder gar gezwungen zu werden. Dafür steht das sinnfällige Bild der »Zungen wie von Feuer«: Die Kraft, die aus dem Feuer der Liebe Gottes, das von oben kommt und sich »auf jeden von ihnen« niederlässt, bewirkt diese neue Kultur der Gemeinschaft. 2.5.2 Diese macht den Einzelnen nicht schwach, sondern stark. Sie nimmt den anderen wahr, achtet und beachtet ihn. Ihr Grundgesetz ist die Goldene Regel: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“[6] Es entsteht ein gewaltiger Kraftschub: Die vom Heiligen Geist Erfüllten ergreifen das Wort, und jeder hört ihre Botschaft in seiner eigenen Sprache. Der Heilige Geist schert die Menschen nicht über einen Kamm. Er nimmt vielmehr die Individualität, die Einmaligkeit eines jeden wahr und wird ihr gerecht. Und gerade dadurch werden die Menschen zu einer lebendigen Gemeinschaft. 2.5.3 Alles auf die eine Karte des sich verschenkenden Gottes setzen Am Pfingsttag beginnt die lange Nachwirkung jenes Menschen, der alles auf eine Karte setzte, auf die Karte des sich verschenkenden Gottes. Jesus wurde das sich bis zum letzten Atemzug verschenkende Osterlamm. Er errang einen Sieg, den er nicht selber, sondern nur Gott in seiner Macht herbeiführen konnte. Nach der von politisch denkenden und handelnden Menschen herbeigeführten Katastrophe der physischen Vernichtung Jesu geschah dieses Neue. Nicht der Leichnam selber, sondern ein anderer, der alles erschaffende, erlösende Gott und Vater Jesu Christi, der Gott Israels, Jahwe, der ICH-BIN-DA, gab dem Getöteten das neue Leben. In dieser Feier, die wir nach seinem Willen jetzt zu seinem Gedenken feiern, teilt er sich uns mit. Er macht uns, die wir ihn empfangen, groß. Er macht es möglich, dass wir über uns hinauswachsen. Er befähigt unser geläutertes Ich, sich global zusammen zu schließen zur Gemeinschaft der Erlösten aus allen Völkern und Sprachen. 3 Die pfingstliche Kirche ermutigt in der Gegenwart zur Zukunft Wir Christen sind eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gegenseitig ermutigen und aufmuntern zum Einsatz für andere, für die Zukunft der kommenden Generationen, für ihren Glauben an den dreifaltigen Gott, für ihr Wohlergehen, für die Bewahrung der Schöpfung, damit sie friedvoll und hoffend leben können. Welcher Geist in Deutschland und Europa wehen wird, hängt wesentlich auch von uns Christen ab. Christ sein bedeutet, anerkennen, dass ich mich selbst als Gabe empfangen habe, und daher zu einer Gabe werde, die sich selber gibt. In diese Haltung will uns Jesus bei Feier seines Opfers mit hineinnehmen. Den anderen höher zu achten als sich selbst, das ist die Kunst, die heute und morgen ihren Meister sucht. Die Zukunft gehört dem Opfer, der sich verschenkenden Liebe. Wenn dieser Geist in Deutschland und Europa weht, dann gibt es eine gute Zukunft für uns und die kommenden Generationen, ist ein hoffnungsvoller alle Lebensbereiche umfassender Klimawandel möglich. Zugleich wird solches Auferstehen zum Bild für die kommende Auferstehung der Toten hinein in die Herrlichkeit und die Fülle des Lebens bei Gott. Wenn wir nachher im Lied gefragt werden: „Welch Geistes Kind seid ihr?“[7] Was wird unser Herz und unser Verstand darauf antworten?
[1] 1. Lesung: Ez 37,1-14; 2 Lesung: Röm 8,14-17; Joh 3,16-21 [2] Röm 6,15 [3] Röm 6,17 [4] »Rheinischer Merkur - Christ und Welt« Josef Herberg 2004 [5] Joh 3,21 [6] Mt 7,12 [7] GL 991
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