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Predigten

2005

Die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal[1]

Zu spät?

Ein böses Erwachen war das für die Menschen in Kaschmir als die Erde bebte und die Häuser einstürzten. Für über 70.000 war es das Ende ihres irdischen Lebens. So schnell kann das Ende kommen. Was zählt dann noch?

Dem Bräutigam entgegen

Das Evangelium legt heute eine fiktive Lehrgeschichte vor. Mit ihr will es dem Leser oder Hörer eine bestimmte und zugleich eine sehr ernste Botschaft nahe bringen. Es gibt auch die Möglichkeit des bösen Erwachens und des "zu spät".

Wie an der Hochzeitspforte der Oberen Pfarre in Bamberg so stellt Jesus die törichten und die klugen Jungfrauen einander gegenüber.

Sie sind in Erwartung einer Hochzeit. Mit der Braut ziehen sie dem abholenden Bräutigam entgegen. Gemeinsam werden sie im Haus des Bräutigams ein mehrtägiges Fest feiern. Da der Festzug oft am Abend war, brauchte man Lampen, um den Weg auszuleuchten und dem Zug eine festliche Note zu geben.

Urgemeinde wendet das Gleichnis auf die Wiederkunft Christi an.

Die Bildrede vom ”Ehebund Jahwes mit seinem Volk” entstammt der Tradition des Judentum: Messiaszeit war für die Juden der Zeit Jesu Hochzeitsmahl und Hochzeitsfeier Gottes mit seinem geretteten und erneuerten Volk. Der zugehörige ”Hochzeitszug” bildet den volkstümlichen Hintergrund des Gleichnisses.

Das längere Ausbleiben des Bräutigams und das Einschlafen der Wartenden weist uns auf die Situation der Urgemeinde hin. Man hatte noch zu Lebzeiten mit der Wiederkunft Christi gerechnet. Als diese ausbleibt, lässt der Schwung des Glaubens nach. Das Gleichnis soll wohl den Glauben der Gemeinde und ihre Hoffnung erneuern.

Der springende Punkt dieser Geschichte

Der springende Punkt dieser Geschichte ist bei Jesus nicht das Schlafen oder Wachen der Wartenden. Ihm ist geht es um die vorhandene oder fehlende Ausrüstung für eine längere Wartezeit und um die Forderung, für das Kommen des Gottesreiches jede erdenkliche Vorsorge zu treffen.

Es gibt zwar auch ein "zu spät" und "die zugeschlossene Tür", aber wir dürfen dabei nicht das riesige Angebot Gottes zum Heil übersehen.

Chancen, die Gott uns eröffnet

In den Lesungen und im Evangelium leuchten die Chancen auf, die Gott uns eröffnet, um am Fest der Hochzeit seines Sohnes, dem ewigen Fest des Lebens bei ihm, teilzuhaben.

In der Lesung aus dem Buch der Weisheit kommt uns diese wie eine liebe Freundin am Morgen freundlich entgegen, wenn wir an sie denken. "Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen."

Der menschliche Geist strebt nach Weisheit. Er will wissen, was die Welt, was unser Leben im Innersten zusammenhält.

Ich habe es da gut. Jeden Morgen beten wir miteinander die Laudes, lesen den in der ökumenischen Bibellese vorgesehenen Text der Heiligen Schrift und die dazu gehörende Meditation. Im Lobpreis Gottes und in der Begegnung mit seinem Wort lebt die Seele auf. Der Tag fängt gut an, auch wenn ich vielleicht schlecht geschlafen habe.

Einfache geistliche Dinge, die jeder praktizieren kann.

Wenn sie solches nicht können. Es gibt ganz einfache geistliche Dinge, die jeder praktizieren kann.

Wenn sie aufstehen oder gewaschen und angezogen sind, stellen sie sich ein paar Augenblicke vor das Kreuz oder eine Jesusikone. Denn der Gekreuzigte und Auferstandene ist für uns Gottes Weisheit und Kraft. Halten sie einen Augenblick inne. Dann legen sie die Hand auf die Stirn und sprechen: "Im Namen des Vaters..." Bleiben sie mit der Hand dort und sagen sie, was sie empfinden: Gott du bist mein guter Vater, du liebst mich mehr als meine Mutter mich lieben konnte. Ich bin dein Eigentum. Zu Deiner Ehre will ich heute leben.

Dann gehen sie mit der Hand zur Brust, so dass der Handballen auf dem Sonnengeflecht liegt und die Finger zum Herzen zeigen. Und sprechen sie: "...und des Sohnes." Bleiben sie mit der Hand an dieser Stelle und fühlen Sie was dies bedeutet: Jesus, du bist mein Heiland und Erlöser. Du liebst mich. Du hast dein Leben für mich hingegeben. Sei du heute mein Begleiter. Liebe du in mir. Lass mich in den Menschen Deine Brüder und Schwestern erkennen und lieben.

Dann schlagen sie den Bogen von der linken zur rechten Schulter und sprechen: "...und des heiligen Geistes." Verschränken Sie die Arme vor der Brust. Fühlen sie nach, was das bedeutet: Heiliger Geist, Du wohnst in mir. Ich bin ein Tempel Gottes. Durch dich ist Gottes Leben und die Auferstehung in mir. Ich gehe ohne Angst und fröhlich in den Tag.

Gott zu suchen

Der Antwortgesang ermutigt uns Gott zu suchen und über ihn nachzusinnen nicht nur im Heiligtum, sondern auch »auf nächtlichem Lager und wenn wir wachen«. Das Ergebnis solch geistlichen Tuns bestätigt der Beter so: " Ja, du wurdest meine Hilfe; jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel."

Hoffnung angesichts der irdischen Verluste

Paulus gibt uns in der 2. Lesung Hoffnung angesichts der irdischen Verluste, vor allem lieber Menschen, indem er uns an das Fundament unseres Glaubens erinnert: "Wenn Jesus gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen."

Und ganz gleich wie diese letzten Dinge aussehen, am Ende steht als tröstende Botschaft: "Dann werden wir immer beim Herrn sein." Wir werden beim Herrn sein zusammen mit allen, die in liebender Bereitschaft für sein Kommen sich bereitet haben.

Und auch im Evangelium steht nicht zuerst das Zuspät, sondern zuerst heißt es: "die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal." Dann erst wird die Tür zugeschlossen.

Was ist mit dem Öl gemeint?

Mit dem Franziskaner Siegfried Grän, der mit mir zusammen zum Priester geweiht wurde, fragen wir: Was ist mit dem Öl gemeint? - Diese Frage hat in der Auslegungsgeschichte unseres Textes viele Antworten gefunden. Die klassisch-katholische Interpretation, die den Absichten des Evangelist Mt ziemlich nahe kommen dürfte, besagt:

Die zehn Jungfrauen verkörpern die Gesamtheit der getauften Christen. Das Öl symbolisiert ihre Liebe und ihre guten Werke. Die Klugen haben Glauben und Werke, die Törichten bekennen zwar ihren Heiland und Herrn, vernachlässigen aber die praktische Seite ihres Glaubens, die Werke der Liebe. Christliche Frömmigkeit darf aber nicht ”nackt, leer und dunkel” sein, sondern muss im ”Glanz der Liebe” leuchten. Nur dann führt sie in die Lebensgemeinschaft mit Jesus.[2]

"Siehe, Herr, ich komme."

Am Freitag feierten wir den Gedenktag des großen heiligen Kardinals Karl Borromäus, Bischof in Mailand in der Zeit der Gegenreformation. Im Gegensatz zu vielen hohen Klerikern in Rom und anderswo ging es ihm nicht um Geld und Ansehen, auch nicht um ein bequemes Leben, sondern unermüdlich setzte er sich für die religiöse Unterweisung der Menschen ein. Denn wie seinem Herrn lagen ihm die Menschen am Herzen.

Als Karl Borromäus von seiner Hirtensorge aufgezehrt am 3. November 1584 starb, vertraute er sich in seinen letzten Worten dem ewigen guten Hirten Jesus Christus an: "Siehe, Herr, ich komme." Wenn wir so aus dieser Welt gehen könnten, wäre das ein großes Glück.

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[1] Lesungen: L Weish 6,12-16; 2. L 1Thess 4,13-18; Ev Mt 25,1-13

[2] Siefried Grän in „Die Botschaft heute“ 2002

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