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Predigten

2005

Homilie zu 1Kor 3,9c-11.16-17; Joh 2,13-22 Weihe der Lateranbasilika 9. Nov. 2005

Die Lateranbasilika - eine Kirche mit einer langen Geschichte. Im Jahr 324 wurde sie eingeweiht. Brand, Erdbeben und Plünderungen hat sie erlebt und musste im Lauf der Jahrhunderte immer wieder restauriert werden. "Ecclesia semper reformanda" (die Kirche muss immer wieder erneuert werden) - so heißt ein altes Wort, an das ich heute besonders denke. Die Kraft zu dieser Erneuerung kommt aus dem Evangelium Jesu Christi. Solange er, er Auferstandene, der Herr der Kirche und ihre Mitte ist, wird die Kirche leben. Seit fast 2000 Jahren ist dies in Rom der Fall.

Unsere Kirche hat auch als Glaubensgemeinschaft eine Geschichte, auch sie hat Erschütterungen und Katastrophen erlebt und erlebt sie noch. Es macht mir Mut, dass es die Kirche immer noch gibt, weil der Herr selbst sie leitet und mit ihr unterwegs ist, der vom Niederreißen und Neubau des Tempels sprach. Menschen, oft auch Menschen in der Kirche, die der Herrsch- oder der Habsucht nachgeben, die nicht Gott und den Menschen, sondern sich selber dienen, setzen solch zerstörerische die Kirche gefährdenden Kräfte frei und verderben den Bau der Kirche. Sie müssen sich von Paulus sagen lassen: "Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben."

Dabei geht es nicht zuerst um die Institution Kirche oder um die Kirchengebäude, sondern um jeden einzelnen Christen. Darum sagt Paulus: "Denn der Tempel Gottes ist heilig,und der seid ihr." Die Institution und die Gebäude werden Bestand haben, wenn die Christen dem entsprechen, was Gott von sich selber in sie hineingelegt hat; wenn sie heilig sind, wie er heilig ist. D.h. wenn wir als Christen immer mehr seinem Messias Jesus Christus gleichgestaltet werden.

Wenn aber auch bei den Christen Geld und Profit wichtiger werden als die Anbetung Gottes; wenn die weltlichen Gesschäfte und Interessen, wenn Gier und Leidenschaften den Zugang zum Tempel, zum Haus Gottes, verstellen oder erschweren, dann tritt wie der von den Nazis hingerichtete Pater Alfred Delp sagte das Schlimmste ein, dass die Anbetung verraten wird. Christus selber "verzehrt sich im Eifer für den Tempel," für das Haus Gottes, damit es nicht zur Markthalle wird." Dafür setzt er sein Leben ein. Dafür werden sie ihn umbringen.

Zum Glück erweckt der Herr in seiner Kirche immer wieder Menschen, die sich auf den einzigen Grund, auf dem die Kirche steht, besinnen: auf Jesus Christus. Den Tempel seines Leibes haben sie eingerissen. In seiner Auferstehung von den Toten hat er ihn nach drei Tagen wieder aufgerichtet. Die Kirche ist nicht Eigentum der Menschen, nicht unser Eigentum. Sie und wir alle sind Eigentum Gottes, gehören dem Herrn, der sich für uns hingegeben und den Gott auferweckt hat. Der Auferstandene ist ihr Fundament und ihre Zukunft.

Es ermutigt mich, dass an bestimmten Stationen dieser Geschichte Veränderungen und Erneuerungen geschahen, damit die Kirche ihrem Ursprung treu bleiben konnte. Aber auch in unserer persönlichen Lebensgeschichte, im Haus Gottes, das ich selber, das du selber bist, sind Erneuerung, Veränderung zum Guten, zum Besseren, zur Anbetung nötig, soll die Kirche bei uns Zukunft haben.

Der heutige Weihetag der Lateranbasilika ist ein Tag, an dem wir uns das neu ins Bewusstsein rufen und für unsere Kirche und für ihre Glieder, für jeden von uns, danken und beten dürfen.