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Die Weihnachtsbotschaft

überliefert im Evangelium nach Lukas

[Lk 2,1-14; in der Einheitsübersetzung der Bibel]
Weihnachten 2010

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen.

Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.

Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.

So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.

Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.

Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.

Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.

In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.

Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie.

Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen:

Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.

Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.

Predigt in der Heiligen Nacht

Freitag, 24.12.2009, 22.00 Uhr, Maria Heimsuchung, Bubenreuth

Gott hat Sehnsucht nach uns

Liebe Schwestern und liebe Brüder!

Ganz am Beginn dieser Feier, als die Kirche noch wenig erhellt war, haben Ministrantinnen und Ministranten das Jesuskind und die Krippe nach vorn getragen.

Dazu kam das kostbare Evangeliar, in dem die Weihnachtsgeschichte zu finden ist.

Und dann wurden am Friedenslicht aus Betlehem die vier Kerzen des Adventskranzes entzündet und zum Jesuskind in der Krippe gestellt.

Könnten diese vier Kerzen reden, dann würden sie berichten, was sie in den zurückliegenden Wochen hier in der Kirche erlebt haben:

Sie könnten erzählen von den Menschen, die ihrem Advent ganz bewusst eine besondere Prägung gegeben haben: beispielsweise durch den Besuch der Gottesdienste und der Konzerte hier in der Kirche.

Sie könnten berichten von den vielen Kindern, die mit Energie und Vorfreude das Krippenspiel für die Kindermette eingeübt haben; von all denen, die tagsüber hier in die Kirche gekommen sind, um in aller Stille zu beten und in ihren Anliegen ein kleines Licht zu entzünden.

Die Kerzen könnten Zeugnis geben von den Trauernden, die beim Gottesdienst zum Gedenken an ihre lieben Verstorbenen zusammen waren; von den Gesängen und Gebeten, von den alten Texten der Bibel und unseren gemeinsamen Überlegungen, die hier zuletzt zur Sprache kamen;

von den Fragen, die uns umtreiben, von den Hoffnungen, die wir hegen, und von der Erwartung, dass dieser Gott, auf den wir setzen, auch von uns nicht lassen kann.

Von Sehnsucht war oft die Rede: Von der Sehnsucht, dass auch wir in unserem Alltag Begegnungen erleben, die uns gut tun, dass auch wir gute Botschaften zu hören bekommen, die uns weiter helfen in unserer Ratlosigkeit, dass auch uns in den Finsternissen unseres Daseins, nach Tiefschlägen und Enttäuschungen ein Licht aufleuchtet, und dass wir die Chance zu neuen Anfängen erhalten.

Wir haben unsere Sehnsüchte zum Thema gemacht: Dass wir wieder die Spuren des Göttlichen in unserem Leben entdecken möchten, dass wir unserem Gott tatsächlich trauen – vertrauen können, und dass wir einfach wollen, dass uns unser Leben gelingt, so wie wir es Tag für Tag angehen und gestalten, dass der Traum von einer besseren Welt eben nicht ausgeträumt ist, sondern weiter geht.

Nun ist es endlich da, das Weihnachtsfest: Von den Kindern heiß erwartet, von den Eltern mit viel Energie und manchem Trubel vorbereitet, von manch Größerem auch gefürchtet.

Wir begehen dieses Fest mit all den familiären Traditionen und den Ritualen, die uns vertraut sind. Wir feiern daheim, in der Familie, mit Freunden, vielleicht allein und hier in der Kirche im Gottesdienst.

Die geschmückten Christbäume künden mit ihrem Grün vom Leben, die Kerzen und Sterne leuchten und sie erinnern an die Botschaft, dass das Licht von Betlehem die Finsternis erhellt, und die Krippen sind aufgestellt. Sie versuchen bildlich das einzufangen, was ein Geheimnis ist und bleibt: Dass Gott in einem kleinen Kind zu uns Menschen kommt.

Da stehen sie wieder Maria und Josef. Zwischen den Beiden das Jesuskind in Windeln in einer Krippe liegend, so wie wir es gerade wieder aus dem Lukasevangelium gehört haben.

In unseren Krippen sind selbstverständlich die Hirten zusammen mit ihren Schafen ebenso vor Ort. Sie lassen sich von den Engeln zum Gang zum Stall anstiften. So, wie sie sind, laufen sie los. Ohne jede Vorbereitung treffen sie bei der Heiligen Familie ein.

Realistisch betrachtet ist das Bild, das sich ihnen im Stall von Bethlehem bietet, ernüchternd und jämmerlich – auch wenn wir es heute als anheimelnd und idyllisch nachstellen. Die Eltern Jesu befinden inmitten der Fremde, fernab jeder familiären und heimatlichen Geborgenheit. Sie müssen schlicht mit dem Vorlieb nehmen, was sie gerade so erbetteln können.

Da hinzu treten die Hirten, gesellschaftliche Außenseiter, derbe Gesellen, mit einem Geruch nach Schaf und der Rauheit des Lebens unter freiem Himmel.

Und dieses Szenario reichte den Weihnachtsbegeisterten schon seit dem vierten Jahrhundert nicht mehr: Seit dieser Zeit gibt es Bilder, Reliefs und später figürliche Darstellungen vom Stall in Betlehem, in dem ganz selbstverständlich am Geschehen der Heiligen Nacht auch Ochs und Esel teilnehmen, so als wäre es normal, einen Säugling der unmittelbaren Nähe dieser Tiere auszusetzen.

Ochs und Esel: Arbeitstiere sind sie, dafür da, um Lasten zu schleppen, Wägen oder den Pflug zu ziehen. Sie leben, um zu arbeiten. Sie stehen nun seit Jahrhunderten mit bei der Krippe.

In diesem wenig gastlichen, heruntergekommenen, ganz und gar nicht bequemen Umfeld erblickt der Gottessohn das Licht der Welt. Niemand und nichts scheint vorbereitet, präpariert oder gar dekoriert.

So und nicht anders drückt sich der Wille Gottes aus. So und nicht anders schafft er die Fakten seiner Heilsgeschichte!

Wenn Gott so und nicht anders handelt, wenn er dieses Geschehen der Weihnacht so und nicht anders arrangiert, dann kann das nur bedeuten, dass Gott angesichts unserer menschlichen Sehnsüchte eine unendliche Sehnsucht nach uns Menschen hat.

Er will uns nahe sein, ganz gleich, wie wir disponiert sind: ob wir zu den Erfolgreichen zählen oder ob wir mit unseren Lebensplänen am Scheitern sind, ob wir zu den ganz Frommen gehören oder an Gott, seiner Kirche, den Christen zweifeln, ob wir uns innerlich auf ihn eingestellt haben oder ob wir in dieser Nacht in den Weihnachtszauber eher hineinstolpern.

Wie damals so schallt es nun uns entgegen: „Kommt! Eilt zu ihm, so wie ihr seid! Er ist da!“

Dieses kleine Kind, Jesus, der Gottessohn, inmitten dieses Umfelds:

Das ist das eindrückliche und einprägsame Bild für die Sehnsucht, die Gott nach uns hat, so wie wir sind.

Ganz offensichtlich hat er jedes seiner Kinder fest in sein Herz geschlossen.

Eine unvorstellbar wohltuende Botschaft: Für diesen Heiligen Abend und für alle Tage, die ihm folgen werden.

Dieser Tage ist mir eine Begebenheit wieder eingefallen: Als Kind mit sieben oder acht Jahren hatte ich die Gelegenheit, für meine Eltern aus Ton etwas zu basteln. Ich modellierte eine Krippenfigur: einen Hirten. Der rote Umhang ist blau abgesetzt, mein Hirte trägt einen riesigen Schlapphurt, und nur wenn man weiß, dass es ein Hirte ist, erkennt man, dass er auf seinen Armen ein graues Schaf trägt. Schön schaut er nicht aus.

Seit es diesen Hirten gibt, stand er alle Jahre wieder inmitten der Krippe, die zu Weihnachten daheim im Wohnzimmer aufgebaut wird, obwohl er weder von der Art, noch von der Farbe und schon gar nicht von der Qualität her dazu passt.

Jahre später – ich war nun ein Jugendlicher – sollte ich die Familien-Krippe am Vormittag des Heiligen Abends aufstellen. Irgendwie gefiel mir mein in Kindertagen fabrizierter Hirte nicht mehr. Er passte nach meinen Vorstellungen einfach nicht in diesen Stall und zu den anderen Figuren. Ich wollte ihn in der Schachtel lassen. Das sagte ich meiner Mutter.

„Nein, der Hirte kommt zu den anderen Figuren in den Stall. Der gehört dazu, so wie er ist!“ – so die Reaktion meiner Mutter.

Dieser schäbige Hirte darf nicht fehlen.

Jede und jeder ist angesprochen, wenn der Ruf in dieser Nacht und in allen Nächten unseres Lebens erschallt: „Kommt! Eilt zu ihm, so wie ihr seid! Er ist da!“

Amen.

Liebe Schwestern, liebe Brüder!
Ihnen allen wünsche ich, gesegnete Weihnachten.
Mit all seinen Traditionen ist dieses Fest für viele nahezu ein Selbstläufer.
Lassen Sie sich überraschen, ganz neu vom Altvertrauten:
Gott kommt uns auf geheimnisvolle Weise nahe.
Wenn das kein Grund zum Feiern ist!
Genießen Sie diese besondere Zeit.
Das Geheimnis der Weihnacht möge Sie in Ihrem Inneren berühren.

Ihr Pfarrer M. Bambynek
Weihnachten 2010