Mutter wird die >>Frau durch Weitergabe des >>Lebens, zunächst des biologischen Lebens, aber auch durch Förderung des Lebens im Sozialisationsprozess. Die schon pränatale Verbundenheit zwischen Mutter und Kind hat einen das ganze Leben prägenden Einfluss auf den werdenden und heranwachsenden Menschen. Von "Mütterlichkeit" spricht Pater Kentenich in Anlehnung an den natürlichen Vorgang, wenn es sich um >>Lebensübertragung handelt und um Förderung eigenständigen, originellen Lebens. Mütterlichkeit ist daher nicht an Mutterschaft im biologischen Sinn gebunden, sondern ist auch zu verstehen in psychisch-geistigem Sinn. Zur Mütterlichkeit ist jede Frau berufen, Frausein vollendet sich im Muttersein. Voraussetzung für Mütterlichkeit ist einerseits Reife des geistigen Lebens, denn nur vorgelebtes Leben wirkt Leben weckend im Gegenüber, andererseits die Bereitschaft zu selbstlosem Dienst am Du. In Analogie zum Organismus typisiert Pater Kentenich im Familiengebilde die Mutter als Herz. Wegen der natürlichen Nähe der Mutter zum Kind fällt ihr auch die Aufgabe zu, die Verbundenheit des Kindes mit dem Vater herzustellen. Prototyp für menschliche Mutterschaft ist die Gottesmutter >>Maria. Die Frau als Mutter repräsentiert in besonderer Weise das Mütterliche in Gott, das Bergende, Nährende, Barmherzige. Menschliche Mütterlichkeit wird transparent auf Gott hin. Überall, wo Mütterlichkeit sich entfaltet, macht sie die Liebe Gottes zu seiner Schöpfung erfahrbar. Dabei denkt Pater Kentenich nicht nur an biologische oder geistige Mütterlichkeit in personalen Beziehungen, sondern sieht darin die Modalität fraulichen Einsatzes überhaupt, den schöpferischen Dienst am Leben, im Beruf, in der Gestaltung der Gesellschaft und Kultur. Weil damit allen Bereichen der Welt Gottes Liebe und "ewige Werte" vermittelt werden, spricht er von "priesterlicher" Mütterlichkeit. Priesterlich betont den Vermittlungsvorgang. Die Wurzel von Mutterschaft ist Kindsein vor Gott (>>Kindlichkeit). Nach Pater Kentenich gehört zum ganzheitlichen Menschen bleibend das Kindsein vor Gott, was auch für den >>Mann gilt. Gerade weil das so ist, hält Pater Kentenich die Erfahrung der Mutter Kind Beziehung für eine existentiell bedeutsame Voraussetzung der Gottesbeziehung. Dies ist für die Weitergabe des Glaubens von besonderer Bedeutung. Denn >>Gotteskindschaft als Geschenk Gottes zeigt als wichtigste Auswirkungen dieses Geschenkes für den einzelnen Menschen Geborgenheit und Freiheit. Literatur: J. Kentenich, Ethos und Ideal in der Erziehung. Vorträge der Jugendpädagogischen Tagung (28.-31. Mai 1931), Vallendar 1972, 379 S., 109-181 KMB 1946, 69 J. Kentenich, Studie aus dem Jahr 1949. Brief vom 31. Mai 1949. 'Antwort auf den Bericht', verv.W, A 5, 421 S., 324 ff. J. Kentenich, Daß neue Menschen werden. Eine pädagogische Religionspsychologie. Vorträge der Pädagogische Tagung 1951. Bearbeitete Nachschrift, Vallendar-Schönstatt 1971, 264 S., 92 ff. J. Kentenich, What is my philosophy of education?, in: Philosophie der Erziehung. Prinzipien zur Formung eines neuen Menschen und Gemeinschaftstyps. Bearbeitet von Herta Schlosser, Vallendar 1991, 39-89, 82 ff. J. Kentenich, Rom-Vorträge. Vorträge für die Leitungen der Schönstätter Verbände in Rom (17. November 1965 - 2. Februar 1966), verv., A 5, vier Bände, 237+321+283+308 S. 1965 III, 53-61. Herta Schlosser Schönstatt-Lexikon: Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF) Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt - All rights by Patris-Verlag - www.patris-verlag.de Online-Präsentation: Priester- und Bildungshaus Berg Moriah, Simmern, in Zusammenarbeit mit dem Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI) |