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Leisner, Karl
Oskar Bühler (2014)

Karl Leisner ist geboren am 28. Februar 1915 in Rees; er ist in einer katholischen Familie in Kleve am Niederrhein mit vier weiteren Geschwistern aufgewachsen. Hier bekommt er die Grundlage für sein Leben, das gekennzeichnet ist von einer großen Begeisterung für Christus und einer innigen Liebe zur Gottesmutter Maria.
In der katholischen Jugendbewegung findet er eine erste geistige Heimat. Karl übernimmt schon früh Verantwortung und wird ein fähiger und begeisterter Jugendführer. Der Umgang mit Jugendlichen gibt ihm Gelegenheit, seine Begeisterung für Christus und Kirche zu bezeugen und weiter zu geben.
Der Nationalsozialismus fordert den jungen Gymnasiums-Schüler zur geistigen Auseinandersetzung heraus. Mit erstaunlicher Klarheit erkennt er die Gefährlichkeit dieser Bewegung. Deswegen wird die Geheime Staatspolizei auf ihn aufmerksam.
Von entscheidender Bedeutung für sein weiteres Leben wird sein erster Besuch in >>Schönstatt. Zu Beginn der Karwoche 1933 nimmt er dort an einer Tagung mit Exerzitien teil. Später stellt er fest, dass sein Leben dabei eine „Wende zum Apostolat in der Jugend“ erfahren hat. Bald wird er zum Bezirksjungscharführer, ein halbes Jahr später zum Diözesanjungscharführer berufen, eine Aufgabe, die ihn zusätzlich zum Studium sehr stark in Anspruch nimmt und die er mit starkem Einsatz und großer Begeisterung ausübt.
Er entscheidet sich für den Priesterberuf, tritt im Mai 1934 in das Collegium Borromaeum in Münster ein und beginnt sein Theologiestudium. Dort schließt er sich einer Schönstattgruppe an, der er bis zu seinem Lebensende angehören wird. In seinem Ringen um den Priesterberuf – besonders auch um die ehelose Lebensform - ist ihm die Verbindung zur Schönstattbewegung, ihrer Spiritualität und ihrem Gnadenort eine wesentliche Hilfe.
Am 25. März 1939 wird er zum Diakon geweiht; seine Priesterweihe sollte Ende des Jahres stattfinden. Wegen einer gefährlichen Lungenkrankheit muss er ab Juni 1939 längere Zeit in einem Sanatorium in St. Blasien/Schwarzwald behandelt werden. Eine kritische Äußerung über den Diktator Adolf Hitler hat zur Folge, dass er am 9. November 1939 verhaftet und ins Gefängnis in Freiburg gebracht wird, wo er bis Februar 1940 sein wird. Er nimmt diese neue Situation an im Geiste der Ganzhingabe an Gottes Willen und weiß sich von der damaligen >>Blankovollmacht-Strömung der Schönstattfamilie getragen. Auch ist er bestrebt, den Hass seiner Gegner nicht in derselben Weise zu beantworten. Er notiert im Gefängnis: „Von Herzen bitte ich Dich für alle, die mir nicht gut gesinnt sind, und bitte Dich um Verzeihung für sie.“
Über das Gefängnis-Krankenhaus Mannheim kommt er im März 1940 ins Konzentrationslager (KZ), zunächst nach Sachsenhausen, dann im Dezember 1940 nach >>Dachau. Hier beginnt er zusammen mit Pater Josef Fischer unter den inhaftierten Priestern eine Schönstattgruppe aufzubauen. Im Frühjahr 1943 bricht seine Lungenkrankheit wieder aus. Er kommt deswegen ins Krankenrevier und ist dort weitgehend von seinen Mitbrüdern isoliert. Später gehört er im KZ zur Gruppe „Victor in vinculis Mariae – Sieger in den Fesseln Mariens“, die mit dem ebenfalls inhaftierten Gründer der Bewegung, Pater >>Josef Kentenich, in lebendigem Kontakt steht. Über illegalen Briefverkehr und ebenso illegale lebensgefährliche Besuche hält er vom Krankenrevier aus Kontakt mit dieser Gruppe. Seinen kranken Mithäftlingen wendet er sich in brüderlicher Sorge zu. Durch seinen priesterlichen Freund, Pater Otto Pies SJ, der Pfleger im Krankenrevier war, erhält er konsekrierte Hostien, so dass er ihnen die hl. Kommunion spenden kann.
Die Briefe, die Karl Leisner alle zwei Wochen vom KZ aus an seine Angehörigen und über diese an andere Verwandte und Bekannte schreiben darf, zeugen von der Weite seines Herzens. Nach vielen erkundigt er sich und erwähnt ihre Gedenktage. Mit dem Führer der Münsteraner Schönstattgruppe, >>Heinrich Tenhumberg, der Marine-Soldat war, kann er eigenen Briefkontakt halten und am Leben dieser Gruppe teilnehmen. (Diese Briefe sind in den Nachkriegswirren verloren gegangen.)
Er erfährt es als ein großes Gnadengeschenk, dass in der Unfreiheit des KZ die große Sehnsucht seines Lebens in Erfüllung geht: am Dritten Adventssonntag, 17. Dezember 1944 legt der französische Bischof Gabriel Piguet – ebenfalls KZ-Häftling – dem deutschen Diakon Karl Leisner die Hände auf und weiht ihn zum Priester - für die mitgefangenen Priester ein Zeichen sieghaften Glaubens und starker Hoffnung, für viele Menschen heute – besonders in Frankreich - ein deutliches Zeichen der Versöhnung. Am 26. Dezember feiert er Primiz; dies sollte die einzige Hl. Messe sein, die er feiern konnte. Beide Feiern hat der todkranke Neupriester mit letzter Kraft durchgestanden.
Nach der Befreiung des KZ Dachau wird Karl Leisner am 4. Mai 1945 schwer krank in ein Sanatorium in >>Planegg bei München gebracht. Hier erfährt er die aufopfernde Pflege der Schwestern und die medizinische Hilfe der Ärzte. Doch die Krankheit war schon zu weit fortgeschritten. Seiner Mutter vertraut er an, wie es um ihn steht: „Ich weiß, dass ich bald sterben werde, doch ich bin froh dabei!“ Am 12. August 1945 gibt er sein Leben in Gottes Hand zurück. Drei Wochen vorher hatte er als seinen letzten Eintrag ins Tagebuch geschrieben: „Segne auch, Höchster, meine Feinde.“
Sein Leichnam konnte trotz der schwierigen Nachkriegsverhältnisse umgehend nach Kleve überführt werden, wo er am 20. August unter großer Beteiligung der Bevölkerung beigesetzt wurde. „Ich glaube sicher, Sie haben dem Himmel einen Heiligen geschenkt!“ schreibt sein Bischof Clemens August Graf von Galen an seine Eltern.
Papst Johannes Paul II. hat Karl Leisner – zusammen mit Bernhard Lichtenberg – am 23. Juni 1996 im Olympiastadion in Berlin selig gesprochen. Karl Leisners Grab befindet sich seit 1966 in der Krypta im Dom zu Xanten.

Literatur:

Pies, Otto, Stephanus heute, Karl Leisner, Priester und Opfer, Kevelaer 1950, 1951, 1953, 1958, 1962 - 7. Auflage 2008 kommentiert von Hans-Karl Seeger

Haas, Wilhelm, Karl Leisner, Mit Christus leben, Gedanken für jeden Tag, Aus den Tagebüchern entnommen, Kevelaer 1979

Lejeune, René, Comme l’or passé au feu – Carl Leisner, 1915–1945, Hauteville 1989
Übersetzung ins Deutsche:
Wie Gold im Feuer geläutert – Karl Leisner, 1915–1945, Hauteville 1991

Catoggio, Juan Pablo, Karl Leisner Sacerdote y Martir – Cristo, mi pasión [Priester und Martyrer – Christus, meine Leidenschaft], Santiago (Chile) 1996

Schmiedl, Joachim, Karl Leisner – Leben für die Jugend, Vallendar-Schönstatt 1996

Schmiedl, Joachim, Mit letzter Konsequenz, Karl Leisner 1915–1945, Münster 1999

Gebert, Hermann, Geschichte einer Berufung – Karl Leisner (1915–1945), Vallendar-Schönstatt 2001

Seeger, Hans-Karl; Latzel, Gabriele (Hg.), Karl Leisner – Priesterweihe und Primiz im KZ Dachau, Münster 2004, Berlin 2. erweiterte Auflage 2006

Seeger, Hans-Karl, Karl Leisner – Visionär eines geeinten Europas, Kevelaer 2006, 2012

Seeger, Hans-Karl, Karl Leisners letztes Tagebuch, Münster 2000, Neuausgabe Kevelaer 2007

Join-Lambert, Arnaud, Prier 15 jours avec Karl Leisner, Nouvelle Cité, Bruyères-le-Châtel 2009
Übersetzung ins Deutsche:
Ganz und ungeteilt - 15 Tage mit Karl Leisner, Vallendar 2010

Bühler, Oskar, Das Schönstatt-Heiligtum „Wiege der Heiligkeit“ für den seligen Karl Leisner, Vallendar 2012

Seeger, Hans-Karl; Latzel, Gabriele (Hg.), Karl Leisner - Tagebücher und Briefe - Eine Lebens-Chronik, 5 Bände, Kevelaer 2014

Eine umfangreiche Bibliographie über Karl Leisner finden Sie auf der Homepage des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK): http://www.karl-leisner.de/bilbiograhie-zu-karl-leisner/

Oskar Bühler

 

Schönstatt-Lexikon:
Herausgeber: Internationales Josef-Kentenich-Institut für Forschung und Lehre e.V. (IKF)
Verlag: Patris-Verlag, Vallendar-Schönstatt - All rights by Patris-Verlag -
www.patris-verlag.de
Online-Präsentation: Josef-Kentenich-Institut e.V. (JKI) - www.josef-kentenich-institut.de

 

Eingestellt von
O. B.
BM
Eingestellt am: 03.09.2014 11:24
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