Bamberg - Diözesanmuseum

Seinem Kunstwerk für das Diözesanmuseum Bamberg gab der 1959 geborene, deutsche Lichtkünstler Mischa Kuball den Titel Tood – Taboo – Trance. Die Installation spielt mit den drei Farben Rot, Grün und Blau; die zu erkennenden Himmelskörper verweisen auf den Kosmos, die ewig sich bewegende und doch in Ruhe befindliche Schöpfung. Gleichzeitig können die Lichtkörper mit ihren Sternen, Sonnen und Monden aber auch als Anspielung auf den Bamberger Sternenmantel gedeutet werden.

"Das Licht und das Wort stehen für das Projekt der Beschreibbarkeit von Welt. Wenn Sprache und Licht zusammenkommen, sind die Grundelement der Erkenntnis gegeben", beschreibt Mischa Kuball Motivation und Konzeption seiner Auseinandersetzung mit dem Medium Licht. "Dabei bezieht sich Kuball ganz bewusst auf die Jahrhunderte alte Kulturgeschichte des Lichts: In seiner natürlichen Form gilt es seit dem frühen Christentum als Symbol der Erkenntnis und des Wissens, in seiner künstlichen Form dagegen ist das Licht seit dem 18. Jahrhundert universelles Sinnbild der Aufklärung", erklärt Florian Matzner, Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste München, die Intention des Künstlers Kuball.

"Tood, Taboo, Trance" ist der Titel der Installation im Bamberger Diözesanmuseum. "In einem abgedunkelten Raum werden diese drei rätselhaften Worte in verschiedenen Farben (rot, blau, grün) auf sich drehende Kugeln projiziert", fährt Matzner fort. Auch bei diesem Lichtkunstwerk bediente sich Mischa Kuball einfachster technischer Möglichkeiten, um diese optisch und skulptural bemerkenswert vielschichtige Rauminstallation zu realisieren, die aus drei Spiegelkugeln mit Drehmotoren besteht.

Florian Matzner beschreibt (siehe nächste Spalte) im Dokumentationsband über den Internationalen Skulpturenweg den 1959 in Düsseldorf geborenen Künstler Mischa Kuball: "Seine Lichtkunstwerke, die sich immer an den Schnittstellen zwischen Skulptur und Installation auf der einen Seite und Performance und Intervention auf der anderen Seite bewegen, beschäftigen sich oft mit religiösen oder philosophischen oder allgemein gesellschaftlichen und mentalitätsgeschichtlichen Themen und Personen."

 

 

Mischa Kuball         Tood-Taboo-Trance        

 

„Das Licht und das Wort stehen für das Projekt der Beschreibbarkeit

von Welt. Wenn Sprache und Licht zusammenkommen, sind die Grundelement der Erkenntnis gegeben.“ (Mischa Kuball)Auf drei Kugeln werden in den Farben Rot, Blau und Grün die drei Worte Tood, Taboo und Trance projiziert, deren Spiegelungen an den Wänden den Ausstellungsraum in einen dynamischen, sich rhythmisch vor und zurück schwingenden Farbraum verwandeln. Scheinbar zufällig bilden die Schatten der drei Farbkugeln darüber hinaus Umrissformen, die an eine Mondsichel, an Vollmond oder an eine Sonnenfinsternis erinnern – ein Schwebezustand zwischen Tag und Nacht, zwischen Leben und Tod?Während die Worte Taboo und Trance die Assoziationswelt des Betrachters in die Richtung des Traums und des Unterbewussten, aber auch des Verbotenen und Triebhaften lenken, bleibt das Wort Tood auf den ersten Blick unverständlich, entschlüsselt sich aber als ahnungsvoll lang gezogene Variation des Wortes „Tod“: Kuball greift mit dieser Installation auf den französischen Philosophen und Psychoanalytiker Jacques Lacan zurück, der den Tod nicht als kurzen, prägnanten Zeitpunkt begriff, sondern als Zwischenraum, als langsames Taumeln, als fließender Übergang vom Diesseits zum Jenseits – der Tod wird so zum lang gezogenen Tood. 

Zusätzlich zu den Worten Tood, Taboo, Trance hat Mischa Kuball das reine weiße Licht in die bunten Spektralfarben Rot, Grün und Blau zerlegt. Sie werden auch als Primärfarben bezeichnet und sind damit die Ausgangsfarben eines gedachten oder tatsächlichen Mischprozesses.

Florian Matzner

 

 

 

"Tood-Taboo-Trance"

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