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Ein Platz für still geborene Kinder
Bamberg und Coburg bieten Grabstätten für Frühgeburten

Bereits im September 2002 hat sich eine Projektgruppe in Bamberg, bestehend aus dem damaligen Chefarzt der Frauenklinik, Prof. Dr. Rene von Hugo, Dr. Henrik Schlüter, ebenfalls Arzt der Frauenklinik, der frühere ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Dr. Hans Weis, die Klinikseelsorgerin Angelika Ernst-Zwosta sowie Brigitte Dippold, Qualitätsbeauftragte des Krankenhauses am Bruderwald, zusammengesetzt, um "zum Wohl der Betroffenen", so Pastoralreferentin Loni Meyer, also für die Eltern von Früh- oder Totgeburten, einen Ort der Trauer zu schaffen.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren laut Gesetz nur Geburten mit mehr als 500 Gramm meldepflichtig und durften auch nur dann bestattet werden. Bis dahin wurden sie, dem Landesbestattungsgesetz, Paragraph 30, Absatz 2, folgend, "hygienisch einwandfrei und dem sittlichen Empfinden entsprechend befördert und beseitigt.....

..Obwohl rechtlich einwandfrei, war mit der Lösung niemand zufrieden", erklärte der damalige Oberbürgermeister Herbert Lauer bei der Einweihungsfeier auf dem Bamberger Friedhof. Klinikpersonal, Hebammen und Seelsorger wurden immer wieder mit dem Leid und der Trauer der Eltern konfrontiert, die ihr Kind verloren haben. Da sich alle einig waren, dass Trauer nichts mit dem Geburtsgewicht des Kindes zu tun hat, und den Eltern die Möglichkeit gegeben werden soll, einen Ort der Trauer zu haben, hat sich die Projektgruppe um eine Verbesserung der Situation bemüht.

Am 28. März 2003 zeigte die Initiative der Arbeitsgruppe Erfolg und auf dem Hauptfriedhof in Bamberg wurde eine besondere Grabstätte für Fehl- und Totgeburten mit dem damaligen OB feierlich eingeweiht. Im Juli desselben Jahres konnte auch in Coburg ein Teil des Friedhofs für still geborene Kinder reserviert werden.

Hier erinnert das Möbiusband als Zeichen der Unendlichkeit an die kleinsten Verstorbenen. Den Brauch, für das verstorbene Kind einen Baum zu pflanzen, kann man im Regenbogenwald auf dem Himmelsacker nachkommen, der aus einer Idee der Initiative Verwaiste Eltern Coburg bereits im Jahr 2000 entstand. "Die Bäume erinnern ebenfalls an alle verstorbene Kinder", erzählt Helga Knirsch von der Selbshilfegruppe Verwaiste Eltern Coburg. Damit sind Bamberg und Coburg Vorreiter, was sich die Bestattung von Tot- und Frühgeburten anbelangt. Durch die Stadtverwaltung, die die Rasenfläche kostenlos und unbefristet zur Verfügung stellt, sowie der drei Bamberger Bestattungsunternehmen Friede, Metzner und Pietät, die abwechselnd die Särge samt Ausstattung spenden und auch den Transport übernehmen - ist es überhaupt erst möglich geworden, das Projekt ins Leben zu rufen.

Der Gedenkstein für Bamberg bildet ein abstraktes Kreuz, das von einer Kugel gekrönt ist. Er enthält die Inschrift "Allem Leben ist ewiges Sein gewiss" und lädt zum Beten und Trauern um das verstorbene Kind ein. Der Grabstein aus weißem Kalkstein in Coburg, das so genannte Möbiusband, bildet als Hoffnungsträger das Zentrum des Gräberfeldes und wurde vom Klinikum Coburg  gestiftet. Zum 1. Januar 2006 wurde das Gesetz, das bis dahin ein Mindestgeburtsgewicht von 500 Gramm für eine Bestattung vorsah, dahingehend geändert, dass nun, gemäß Artikel 6, Satz 2 ff. Fehlgeburten, "sofern sie nicht bestattet werden, durch einen Verfügungsberechtigten (in der Regel die Eltern) auf einem Grabfeld zur Ruhe gebettet werden. Wenn dies nicht möglich oder zumutbar ist, muss das Krankenhaus die Fehlgeburten unter geeigneten Bedingungen sammeln und in bestimmten zeitlichen Abständen auf einem Grabfeld zur Ruhe betten."

Heute gibt es in Bamberg  jährlich drei Termine für Sammelbestattungen von Früh- oder Totgeburten am Hauptfriedhof. Im März, Juli und im November haben die Eltern und auch weitere Angehörige des verstorbenen Kindes die Möglichkeit. sich bei einem anonymen ökumenischen Gottesdienst, der von der Pastoralreferentin und katholischen Seelsorgerin Loni Meyer und Pfarrer Mathias Spaeter gehalten wird, zu verabschieden.  

In Coburg ist für eine Sammelbestattung nur ein Termin - der vierte Freitag im Oktober, 15 Uhr - vorgesehen. Die Embryonen werden bis zu den Feierlichkeiten im pathologischen Institut der Klinik aufbewahrt. In Bamberg werden sie abwechselnd von mittlerweile fünf Bestattungsunternehmen - Friede, Metzner, Pietät, Melzer und Fischer - , in Coburg nur vom Bestattungsinstitut Kahl in Kindersärgen kostenlos bestattet. Rings um die Kreuz-Plastik aus Kleinziegenfelder Dolomit in Bamberg und dem Gedenkstein aus Kalk in Coburg reihen sich nun kleine Sammelgräber ohne Grabsteine bzw. in Coburg auch einzelne Gräber, an denen die Eltern, Großeltern und Geschwistern um das Familienmitglied. das sie leider nicht kennen lernen durften, trauern und Blumen ablegen können.

Autor: Johanna Weyrauther. "Vergiss mein nicht" Ihr Trauer-Ratgeber in Franken. Ausgabe Juni 2011

Ansprechpartner:
In Coburg: www.verwaiste-eltern-coburg.de
In Bamberg: Klinikseelsorge, Tel. 0951/5031041

Datum: 16.06.2011
Erwachsenenpastoral - Fachbereich Ehe und Familie
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