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Zum 100. Geburtstag des Widerstandskämpfers Josef-Mayr-Nusser dem Projekt „Schule gegen Rassismus“ beigetreten
Fachakademie für Sozialpädagogik in Erlangen gedachte ihres Namensgebers
Die Schülerinnen Ines Auerbeck und Lena Schmidt hatten eine Stellwand mit Informationen über Josef Mayr-Nusser gestaltet.

Den 100. Geburtstag ihres Namensgebers am 27. Dezember nahm die Josef-Mayr-Nusser-Fachakademie für Sozialpädagogik in Erlangen zum Anlass, in das Projekt „Schule gegen Rassismus“ einzusteigen. Das Projekt verfolge die Idee des Zusammenschlusses vieler Schulen zu einem Netzwerk unter der Selbstverpflichtung, gegen Rassismus vorzugehen, erläuterte Hermann Kaiser. Sowohl als Ausbildungsstätte für Erzieher als auch in der Verpflichtung gegenüber dem Namensgeber, so der Schulrektor, sei der Entschluss der Fachakademie gereift, sich aktiv an diesem Projekt zu beteiligen. In den nächsten Monaten gelte es, verschiedene Vorhaben zu entwickeln, damit die Schule vielleicht schon im nächsten Jahr die Plakette „Schule gegen Rassismus“ verliehen bekomme. Deshalb, ergänzte Deutschlehrerin Ulla Barta, seien auch die Schülerinnen und Schüler aufgerufen, sich mit ihrer Unterschrift hinter die Aktion zu stellen.

Zu einer Gedenkfeier für Josef Mayr-Nusser, die bereits am 23. Dezember in der Fachakademie stattfand, schickte dessen Sohn Albert Mayr, der heute als Komponist in Florenz lebt, ein Grußwort. In ihm spricht er vom „heldenmütigen Akt des Widerstands“ seines Vaters gegen das nationalsozialistische Regime sowie von dessen Tod in Erlangen. Nach langen Jahren der Unterdrückung durch den italienischen Faschismus, so Albert Mayr, seien viele Südtiroler nur zu bereitwillig der nationalsozialistischen Ideologie erlegen. Im Unterschied zu seinen Kameraden sei sich Josef Mayr-Nusser der religiösen und gesellschaftspolitischen Tragweite der Entscheidung, den der SS-Eid darstellte, vollkommen im Klaren gewesen. „Allein, konsequent bis zum Ende“ sei er seinen Weg weiter gegangen und habe den SS-Eid verweigert. „Die Fähigkeit und der Wille, sich eine eigene Meinung zu bilden, zu einer eigenen Überzeugung zu gelangen und bei dieser zu bleiben, darin kann mein Vater sicher auch in unserer Zeit als Vorbild gelten“, schließt Albert Mayr sein Grußwort. Er freue sich, dass zugleich mit dem Gedenken an den 100-jährigen Geburtstag seines Vaters in der Fachakademie das Projekt „Schule gegen Rassismus“ angestoßen werde.

Auch der Mayr-Nusser-Biograf Josef Innerhofer, der gerade einen Band mit sämtlichen Vorträgen, Zeitungsbeiträgen und Briefen Mayr-Nussers herausgegeben hat, meldete sich in einem Brief an die Fachakademie zu Wort. In ihm verleiht er seiner Hoffnung Ausdruck, die Seligsprechung Mayr-Nussers möge rasch voranschreiten. Denn diese wecke das öffentliche Interesse an der Person des Widerstandskämpfers und bewirke, dass sich die Menschen mit ihm, seinen Werten und seiner Zeit beschäftigten.

„Einzustehen für die eigene Meinung, auch wenn der Zeitgeist ihr entgegen steht, das ist unsere Aufgabe heute“, sagte eine Schülerin anlässlich der Vorstellung des Lebenslaufs des Widerstandskämpfers Mayr-Nussers im Weihnachtsgottesdienst der Fachakademie in der Kapelle des Roncallistifts. Die Schülerinnen Ines Auerbeck und Lena Schmidt hatten zudem eine Stellwand über Mayr-Nusser gestaltet. Mayr-Nusser, erläuterten die Schülerinnen, wurde am 27. Dezember 1910 am Nusserhof Bozner Boden als viertes von sieben Kindern geboren. Er besuchte die Grund-, Bürger- und Handelsschule in Bozen und arbeitete bis 1944 als Buchhalter und Kassier. 1934 wurde er zum Diözesanführer der männlichen Jugend des „deutschen Anteils von Trient“ ernannt. In Piemont bei der Gebirgsartillerie leistete er 1931 einen 18-monatigen und in Sardinien 1939 einen zweimonatigen Militärdienst ab. Im Herbst des gleichen Jahres entschied er sich, Zivilist zu bleiben, und trat dem „Andreas-Hofer-Bund“ zur Unterstützung Gleichgesinnter bei. Im Mai 1942 heiratete er Hildegard Straub aus Bozen, und im August 1943 wird sein Sohn Albert geboren. 1944 wird Mayr-Nusser zur Waffen-SS einberufen und in Konitz bei Danzig ausgebildet. Am 4. Oktober 1945 verweigert er aus religiösen Gründen den SS-Eid und wird verhaftet. Am 24. November 1945 stirbt er an einer Lungenentzündung auf dem Erlanger Bahnhof. Bevor seine Gebeine 1958 nach Bozen überführt und in Lichtenstern/Ritten beigesetzt wurden, ruhten sie dreizehn Jahre lang auf dem Soldatenfriedhof in Erlangen. 1978 benennt die Caritas Erlangen ihre fünf Jahre zuvor gegründete Fachakademie für Sozialpädagogik nach dem Widerstandskämpfer. Zum Schuljahresbeginn 2009/2010 hat der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg als Träger die Josef-Mayr-Nusser-Fachakademie übernommen.

Datum: 29.12.2010
Klaus-Stefan Krieger
Weiterführende Links:
Homepage der Fachakademie für Sozialpädagogik in Erlangen
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