„Menschen mit Migrationshintergrund“ werden von der Sozialpolitik zunehmend in den Blick genommen. In der Praxis sind die Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände seit Jahren gefordert, angemessen auf die Bedürfnisse ausländischer Klienten einzugehen. Die Erziehungsberatung der Nürnberger Caritas zum Beispiel hat die Beratung und Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Eltern aus Polen, Russland und den ehemaligen GUS-Staaten zu einer Schwerpunktaufgabe gemacht. Wenn Hilfe- und Ratsuchende aus diesen Ländern in die Tucherstraße 15 in der Nürnberger Innenstadt kommen, kann Stellenleiter Wolfgang Oslislo in seinem achtköpfigen Team auf Muttersprachlerinnen zurückgreifen: Diplom-Psychologin Ilona Jankowiak, selbst eine Spätaussiedlerin aus Polen, kann speziell auf polnische Klienten eingehen und berät auch auf russisch. Ihre neue Kollegin, Diplom-Sozialpädagogin Veranika Madorskaya, stammt aus Weißrussland.
Seit November 2008 betreut Frau Madorskaya die Sprechstunde für russischsprachige Eltern, Kinder und Jugendliche. Ein städtischer Zuschuss über 20.000 Euro ermöglichte die Teilzeitstelle mit zwölf Wochenstunden. Im Kinder- und Jugendhaus Stapf im Stadtteil St. Leonhard, wo auch der Jugendmigrationsdienst des Caritasverbandes Nürnberg untergebracht ist, hält die Mitarbeiterin an einem Nachmittag eine Außensprechstunde ab. Außerdem will sie das von der Caritas-Erziehungsberatung entwickelte „Nürnberger Eltern Training (N.E.T)“ muttersprachlich anbieten. Für Stellenleiter Oslislo geht es aber nicht nur um eine „Übersetzungsarbeit“. Vielmehr zielt der Diplom-Psychologe darauf, die Klienten mit Migrationshintergrund dort abzuholen, wo sie stehen. „Die entsprechende Kenntnis und Erfahrung bezüglich Sprache, Mentalität und heimatlicher Lebensbedingungen sind dafür Voraussetzung.“ Nicht zuletzt sei die Hemmschwelle, eine Beratungsstelle aufzusuchen, gerade bei Menschen aus Osteuropa besonders hoch. „In der ersten Zeit war ich vor allem mit Kontaktaufnahme und Multiplikatorenarbeit beschäftigt“, berichtet die Sozialpädagogin. Konkret heißt dies: Vernetzung mit anderen Wohlfahrtsverbänden wie der Stadtmission und der Arbeiterwohlfahrt, Information über die Arbeit der Erziehungsberatung bei Migrantenorganisationen und in deren bevorzugten Treffpunkten, zum Beispiel im Nachbarschaftshaus Gostenhof oder beim Russisch-Deutschen Kulturzentrum im Kulturladen Röthenbach, letztlich Vertrauen gewinnen. Zwei Familien aus der Ukraine begleitet Frau Madorskaya mittlerweile und unterstützt Kollegen in weiteren „Fällen“. 519 Klienten führt der Jahresbericht der Caritas-Erziehungsberatung für 2008 insgesamt auf. Fast die Hälfte, nämlich 214 Personen sind Migranten. 21 Prozent von diesen stammen aus Polen, 17 Prozent aus Russland. Info: Erziehungsberatung, Beratung und Behandlung für Kinder, Jugendliche und Eltern des Caritasverbandes Nürnberg e.V., Tucherstraße 15, 90403 Nürnberg, Tel. 0911/2354-241, Fax 0911/2354-239, e-mail: erziehungsberatung@caritas-nuernberg.de; www.caritas-nuernberg.de
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